- Fußballweltmeisterschaft 1950
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FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 1950 IV Campeonado Mundial de Futebol Anzahl Nationen 13 (von 34 Bewerbern) Weltmeister Uruguay (2. Titel) Austragungsort Brasilien Eröffnungspiel 24. Juni 1950 Endspiel 16. Juli 1950 Spiele 22 Tore 88 (Ø: 4 pro Spiel) Zuschauer 1.100.000 (Ø: 50.000 pro Spiel) Torschützenkönig Ademir Brasilien 7 Tore Die Endrunde der 4. Fußball-Weltmeisterschaft wurde vom 24. Juni bis zum 16. Juli 1950 in Brasilien ausgetragen. Lediglich 13 Mannschaften nahmen an der ersten Weltmeisterschaft nach dem Zweiten Weltkrieg teil. Der DFB war noch nicht wieder in die FIFA aufgenommen, Österreich zog seine Bewerbung vor Beginn der Qualifikation zurück, die Schweiz scheiterte in der Gruppenrunde. Frankreich, das nach diversen Absagen anderer Verbände nachträglich eingeladen wurde, verzichtete dennoch auf die Teilnahme. Weltmeister wurde zum zweiten Mal Uruguay, das im entscheidenden letzten Spiel der Finalgruppe (in der jeder gegen jeden anzutreten hatte) Brasilien bezwang.
Inhaltsverzeichnis
Der Gastgeber
Brasilien hatte im Gegensatz zur europäischen Konkurrenz kaum unter dem Zweiten Weltkrieg gelitten. Der Fußballbetrieb war praktisch ungestört weitergelaufen, und es konnte auf eine große Anzahl talentierter Spieler zurückgegriffen werden. Brasilien galt daher zusammen mit England als hoher Favorit auf den Turniersieg.
Spielorte waren Belo Horizonte, Porto Alegre, Curitiba, Recife, Rio de Janeiro und São Paulo. Die Brasilianer traten – mit einer Ausnahme – ausschließlich im noch nicht ganz fertiggestellten Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro an, das eigens für diese Weltmeisterschaft errichtet wurde und bis zu 200.000 Zuschauer fasste.
Stadt Stadion-Name* Eröffnet Zustand* Plätze* Spiele Belo Horizonte Estádio Sete de Setembro,
alias Estádio Independência25.06.1950 Neubau 25.000 3 Curitiba Estádio Durival Britto e Silva,
alias Vila Capanema23.01.1947 Neubau 20.000 2 Porto Alegre Estádio Ildo Meneghetti,
alias Estádio dos Eucaliptos15.03.1931 Umbau 25.000 2 Recife Estádio Adelmar da Costa Carvalho,
alias Ilha do Retiro04.07.1937 modernisiert 30.000 1 Rio de Janeiro Estádio Municipal do Maracanã 16.06.1950 Neubau 183.354 8 São Paulo Estadio Municipal do Pacaembu 27.04.1940 Bestand 70.000 6 * zum Zeitpunkt der Weltmeisterschaft, Juni/Juli 1950 Qualifikation
Hauptartikel: Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 1950.
34 Länder meldeten zur vierten Fußball-Weltmeisterschaft, die zum zweiten Mal nach 1930 in Südamerika stattfinden sollte. Gastgeber Brasilien und Titelverteidiger Italien, dessen halbe Mannschaft im Jahr zuvor beim Flugzeugabsturz von Turin ums Leben gekommen war, waren direkt qualifiziert. Die verbleibenden vierzehn Endrundenplätze mussten über Ausscheidungsspiele vergeben werden. Die Verlierermächte des Zweiten Weltkrieges – Deutschland und Japan – waren als FIFA-Nichtmitglieder bereits im Vorfeld von der Teilnahme ausgeschlossen worden und durften keine Mannschaften zu den Qualifikationsturnieren entsenden.
Die kontinentalen Qualifikationsturniere selbst wurden in vielen Fällen zu einer einzigen Farce, da viele nationale Verbände ihr Startrecht nicht wahrnahmen. Dadurch konnten sich Länder, wie z. B. Indien, für die Endrunde qualifizieren, ohne ein einziges Spiel absolviert zu haben. Indien selbst sagte später seine Teilnahme am WM-Turnier ab, nachdem es ihnen nicht gestattet wurde, barfuß zu spielen. Auch Schottland und die Türkei, welche ebenfalls die Qualifikation überstanden hatten, traten die Reise nach Brasilien nicht an. Darüber hinaus verzichteten Frankreich und Portugal, denen die frei gewordenen Plätze angeboten wurden. Letztendlich nahmen nur 13 Staaten an der WM-Endrunde teil, dabei entsendete erstmals auch der englische Fußballverband eine Auswahlmannschaft. Die Engländer nahmen den Titel des einzig legitimen Weltmeister für sich in Anspruch und ignorierten bis zu diesem Zeitpunkt sämtliche WM-Turniere.
Folgende Teams waren für die WM-Endrunde 1950 qualifiziert:
6 (8) aus Europa England Italien Jugoslawien Schweden Schweiz Spanien Schottland * Türkei * 5 aus Südamerika Bolivien Brasilien Chile Paraguay Uruguay 2 aus Nord- und Mittelamerika Mexiko USA 0 (1) aus Asien Indien * * auf Start verzichtet
Modus
Zwei Gruppenphasen brachten den neuen Weltmeister hervor. In der ersten Gruppenphase sollte es vier Vierergruppen geben, wobei sich jeweils der Erstplatzierte einer jeden Gruppe für die zweite Gruppenphase qualifizierte. Im Jeder-gegen-Jeden sollte dann in der zweiten Gruppenphase der Weltmeister ausgespielt werden. Dieser Modus war einmalig in der Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaft.
Ursprünglich war, wie bei der WM 1938, ein K.-o.-System geplant. Dieser Plan wurde allerdings nach Protesten des brasilianischen Verbandes fallen gelassen. Der Verband wollte möglichst viele Spiele austragen lassen, da zu dieser Zeit noch die meisten Einnahmen direkt durch den Verkauf von Eintrittskarten erzielt wurden.
Nach dem Rückzug von drei Mannschaften wurden daher auch zwei Vierergruppen beibehalten, obwohl damit auch eine Zweiergruppe übrig blieb; jedoch gab es dadurch immerhin 16 Vorrundenspiele, darunter drei mit der Gastgebermannschaft. Von brasilianischer Seite wurde dann auch bemängelt, dass das entscheidende Spiel gegen Uruguay bereits ihr sechstes war, für den späteren Weltmeister hingegen erst das vierte.
Spielergebnisse
Gruppenspiele
Für Informationen zu den einzelnen Spielen und Kadern der Mannschaften auf den jeweiligen Link klicken.
Gruppe 1 Gruppe 2 Gruppe 3 Gruppe 4 Brasilien Chile Italien Bolivien Jugoslawien England Paraguay Uruguay Mexiko Spanien Schweden Schottland Schweiz Vereinigte Staaten Indien Türkei Die größte Sensation war die Niederlage Englands gegen die USA. Obwohl die Mannschaft von der Insel mit allen ihren Stars antrat, verlor sie gegen die Amateurfußballer aus dem Fußballentwicklungsland USA mit 0:1. Das entscheidende Tor für die US-Amerikaner schoss der aus Haiti stammende Student Joseph Gaetjens. Da das nächste Spiel gegen Spanien ebenfalls verloren wurde, musste der Titelfavorit bereits nach der Vorrunde die Heimreise antreten. Spanien wurde Gruppenerster und damit zum Hauptkonkurrenten Brasiliens.
Brasilien selbst hatte wenig Mühe, seine Gruppe zu gewinnen, lediglich gegen die Schweiz gab es ein schmeichelhaftes Unentschieden für den Gastgeber. Uruguay brauchte aufgrund zahlreicher Absagen nur ein Spiel bestreiten, indem Bolivien deutlich mit 8:0 bezwungen wurde. Etwas überraschend konnte sich Schweden in seiner Gruppe gegen Titelverteidiger Italien durchsetzen.
Gruppe 1
Rang Land Tore Punkte 1 Brasilien 8:2 5:1 2 Jugoslawien 7:3 4:2 3 Schweiz 4:6 3:3 4 Mexiko 2:10 0:6 Gruppe 2
Rang Land Tore Punkte 1 Spanien 6:1 6:0 2 England 2:2 2:4 3 Chile 5:6 2:4 4 USA 4:8 2:4 Gruppe 3
Rang Land Tore Punkte 1 Schweden 5:4 3:1 2 Italien 4:3 2:2 3 Paraguay 2:4 1:3 Indien zurückgezogen 25. Juni 1950 in São Paulo Schweden – Italien 3:2 (2:1) 29. Juni 1950 in Curitiba Paraguay – Schweden 2:2 (1:2) 2. Juli 1950 in São Paulo Paraguay – Italien 0:2 (0:1) Gruppe 4
Rang Land Tore Punkte 1 Uruguay 8:0 2:0 2 Bolivien 0:8 0:2 Schottland zurückgezogen Türkei zurückgezogen 2. Juli 1950 in Belo Horizonte Uruguay – Bolivien 8:0 (4:0)
Finalrunde
Die Sieger der vier Vorrundengruppen – Brasilien, Spanien, Schweden, Uruguay – spielten in einer Endrunde im Jeder-gegen-jeden-Modus den Titel aus. Brasilien gewann die ersten beiden Spiele hoch (für Schweden und Spanien waren die Niederlagen gegen Brasilien die bisher höchsten Niederlagen bei einem WM-Turnier) und sah bereits wie der neue Weltmeister aus, da im letzten Spiel gegen das bis dahin nicht überzeugende Uruguay ein Unentschieden zum Titel reichen würde.
Das De-facto-Endspiel fand zudem vor 200.000 fanatischen Cariocas im Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro statt. Es ging unter dem Namen Maracanaço in die Geschichte ein. Brasilien ging zunächst mit 1:0 in Führung. Mitte der zweiten Hälfte glich Uruguay aus. Im Stadion herrschte lähmendes Entsetzen. Die Zuschauer verstummten, die brasilianischen Spieler erstarrten. Zehn Minuten vor Schluss gelang Uruguay der entscheidende Treffer zum Sieg und zur Weltmeisterschaft. Die Pokalübergabe an die siegreiche Mannschaft aus Uruguay und ihren Kapitän Obdulio Varela nahm Jules Rimet in den Katakomben des Stadions vor, weil der französische FIFA-Präsident Ausschreitungen von Seiten enttäuschter brasilianischer Zuschauer befürchtete.
Es war die dunkelste Stunde des brasilianischen Fußballs. Niemals vorher oder nachher war die Enttäuschung größer. Wie groß sie war, belegt die Tatsache, dass die bis zu diesem Tag vom brasilianischen Nationalteam getragene weiße Spielkleidung "verbannt" worden ist. Die Hauptschuld wurde den Verteidigern João Bigode und Amanso Juvenal sowie Torhüter Moacir Barbosa gegeben. Barbosa wurde nie verziehen, dass er beim 1:2 von Ghiggia etwas unglücklich ausgesehen hatte. 1993 wollte Barbosa das Training der seleçao besuchen, aber ihm wurde der Zutritt verwehrt aus Angst er könne Pech bringen.
Rang Land Tore Punkte 1 Uruguay 7: 5 5:1 2 Brasilien 14: 4 4:2 3 Schweden 6:11 2:4 4 Spanien 4:11 1:5 Weltmeister Uruguay
Die Weltmeistermannschaft: Roque Máspoli; Mathias Gonzales, Eusebio Tejera, Schubert Gambetta, Obdulio Varela, Victor Andrade, Alcides Ghiggia, Julio Perez, Omar Oscar Míguez, Juan Schiaffino, Ruben Moran.
Statistik
Beste Torschützen
Name Land Tore Ademir Brasilien 7 Omar Oscar Míguez Uruguay 5 Estanislao Basora Spanien 5 Chico Brasilien 4 Telmo Zarra Spanien 4 Alcides Ghiggia Uruguay 4 Siehe auch
Literatur
- Grüne, Hardy: Fußball-WM-Enzyklopädie 1930-2006. AGON-Sportverlag, Kassel 2004, ISBN 3-89784-261-0.
Weblinks
Fußball-Weltmeisterschaften der MännerUruguay 1930 | Italien 1934 | Frankreich 1938 | 1942 | Brasilien 1950 | Schweiz 1954 | Schweden 1958 | Chile 1962 | England 1966 | Mexiko 1970 | Deutschland 1974 | Argentinien 1978 | Spanien 1982 | Mexiko 1986 | Italien 1990 | USA 1994 | Frankreich 1998 | Südkorea/Japan 2002 | Deutschland 2006 | Südafrika 2010 | Brasilien 2014 | 2018 und 2022
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