Führerschein für Eltern

Führerschein für Eltern

Ein Elternkurs ist ein Bildungsangebot für Eltern mit dem Ziel einer Stärkung der Erziehungskompetenz. Elternkurse haben unterschiedliche Ansätze und wissenschaftliche Hintergründe. Die Zielgruppe variiert zwischen Eltern von Kleinkindern und Eltern von Jugendlichen und Eltern mit oder ohne spezifische Probleme.

Einige Elternkurse werden mit einem Elternführerschein (Führerschein für Eltern) in Verbindung gebracht. Diesem Begriff bezeichnet aber keine einheitliche Qualifikation. Es handelt sich aber nicht um eine Verpflichtung, auch wenn der Begriff „Führerschein“ das Gegenteil nahelegt.

Die Nikolaus-August-Otto-Hauptschule in Berlin-Lichterfelde fordert als erste und bisher einzige Schule in Deutschland verbindliche STEP-Elternkurse, die von der Schule selbst veranstaltet werden.[1]

Inhaltsverzeichnis

Förderung von Elternkursen in Deutschland

In Deutschland wurde 2000 mit dem Gesetz zur Ächtung von Gewalt in der Erziehung die gewaltfreie Erziehung im Bürgerlichen Gesetzbuch verankert; zugleich wurden die Träger der Jugendhilfe aufgefordert, Eltern Wege aufzeigen, wie Konfliktsituationen in der Familie gewaltfrei gelöst werden können, und es wurde eine finanzielle Förderung entsprechender Angebote gewährt.[2][3] Auch einzelne Bundesländer haben eigene Elternkursprogramme entwickelt.[4] Es bestehen auch Angebote für bestimmte Familiensituationen, beispielsweise für Familien mit Migrationshintergrund.

Förderung von Elternbildung in Österreich

Die „Richtlinien zur Förderung der Elternbildung“, die am 1. Januar 2005 in Kraft traten, dienen der Zielsetzung, durch die Gewährleistung qualitativer Elternbildungsangebote die gewaltfreie Erziehung zu fördern, Schwierigkeiten in der alltäglichen Eltern-Kind-Beziehung und Partnerschaftlichkeit vorzubeugen und dabei Mütter und Väter aller Bildungsschichten zu erreichen. Aufgrund dieser Richtlinien können gemeinnützige Einrichtungen eine finanziuelle Förderung für Elternbildungsangebote erhalten.[5]

Zu Spezialthemen können auch Angebote für einen besonderen Personenkreis, etwa Großeltern oder Stiefeltern, oder Bildung für Eltern behinderter Kinder oder Eltern mit interkultureller Herkunft gefördert werden.[5]

Es besteht kein Rechtsanspruch auf eine Förderung.[5]

Ausrichtungen einzelner Elternkurse

Einige der bekannteren Elternkurse sind:

sowie die im Folgenden aufgeführten Programme STEP, „Starke Eltern – Starke Kinder“ und „kess-erziehen“.

Systematic Training for Effective Parenting (STEP)

Systematic Training for Effective Parenting (Systematisches Elterntraining) wurde von den Psychologen Don Dinkmeyer Sr., Gary D. McKay und Don Dinkmeyer Jr. entwickelt und publiziert. [11] Die Publikation wurde durch ein ausführliches Konzept zur Schulung und Verbreitung ergänzt.

STEP basiert auf Alfred Adlers Individualpsychologie und der Arbeit der Psychologen Rudolf Dreikurs und Thomas Gordon. Adlers Anliegen war die Entwicklung kooperationsfähiger Menschen, die das Ideal sozialer Gerechtigkeit und demokratischer Lebensführung verwirklichen können.

Die Evaluation des STEP Programms in Deutschland übernahm Professor Klaus Hurrelmann.

Starke Eltern – Starke Kinder

Starke Eltern – Starke Kinder ist das Elternkursprogramm des Deutschen Kinderschutzbundes.[12] Das Programm orientiert sich an humanistischer Psychologie. [13]

Die Zielgruppe der Kurse sind alle Eltern, eine Ausrichtung auf spezielle Zielgruppen, wie Alleinerzieher, Stieffamilien, bestimmte Altersstufen oder Erzieher ist aber möglich.

Das Kursprogramm basiert auf einem Modell der anleitenden Erziehung, das den Eltern ermöglicht Erlerntes als Hausaufgabe zu erproben. Die Teilnehmer werden angeleitet die Kommunikation zwischen Eltern und Kind zu verbessern, kindliches Selbstvertrauen zu stärken, sich über Erziehungsziele und Werte klar zu werden und Probleme zu erkennen und zu lösen.

kess-erziehen

Alfred Adlers Individualpsychologie und ihre Anwendung durch Rudolf Dreikurs bilden die wissenschaftliche Grundlage für Kess-erziehen. [14] „Kess“ ist die Abkürzung für kooperativ, ermutigend, sozial und situationsorientiert.

Ziel des Kurses ist es einen kooperativen, demokratischen Erziehungsstil zu fördern, dazu werden gemeinsame Regeln für das Familienleben aufgestellt und Beschlüsse werden von Allen in einem Familienrat gefasst.

Der Kurs fördert die Fähigkeit der Teilnehmer die sozialen Grundbedürfnisse eines Kindes zu verstehen, deren Missachtung zu unerwünschtem Verhalten führt. Erwachsene und Kinder werden als gleichwertig angesehen und die gegenseitige Anerkennung von Bedürfnissen wird hervorgehoben.

Die Eltern oder Erzieher lernen Entwickeln von Kooperation, Konfliktmanagement und den Kindern Grenzen durch logische Konsequenzen zu vermitteln. Konsequentes, ermutigendes Handeln soll Selbstständigkeit fördern und Kindern erlauben möglichst viel Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.

Die Teilnehmer werden angeleitet situationsorientiert zu handeln, Kindern Wahlmöglichkeiten anzubieten und positives Verhalten zu beachten, anstatt primär auf negatives Verhalten zu reagieren. Dadurch werden Selbstwertgefühl und partnerschaftlich verantwortungsvolles Verhalten gefördert. Zeiträume mit einer besonderen Qualität von Zuwendung in denen Eltern ihren Kindern ungeteilte Aufmerksamkeit schenken und aktiv zuhören werden als Edelsteinmomente bezeichnet. Edelsteinmomente sollen den Kindern besondere Wertschätzung vermitteln.

Der Kurs besteht aus fünf Einheiten, die mit jeweils drei Unterrichtseinheiten (3 * 45 Minuten) angesetzt sind. Die Themen der Kurseinheiten sind:

  1. Das Kind sehen – soziale Grundbedürfnisse achten
  2. Verhaltensweisen verstehen – angemessen reagieren
  3. Kinder ermutigen – die Folgen des eigenen Handelns zumuten
  4. Konflikte entschärfen – Probleme lösen
  5. Selbständigkeit fördern – Kooperation entwickeln

Kess-erziehen-Elternkurse werden u. a. von katholischen Familienbildungsstätten und Bildungswerken, von Kindertagesstätten, Erziehungsberatungsstellen und über regionale wie diözesane Familienreferate in Deutschland angeboten. Die Arbeitsgemeinschaft für katholische Familienbildung hat außerdem Kooperationspartner, die als Multiplikatoren Dritte bei der Planung und Durchführung von Kursen unterstützen.

Quellen

  1. Berliner Hauptschule verlangt Teilnahme an Erziehungskurs
  2. Michael Schnabel: Elternkurs: Starke Eltern - starke Kinder. In: Das Online-Familienhandbuch. Abgerufen am 7. Mai 2008.
  3. EFFEKT – Eltern- und Kinderkurs. Abgerufen am 7. Mai 2008.
  4. Förderung des Elternprogramms "Auf den Anfang kommt es an – Elternkurs für junge Eltern". Abgerufen am 7. Mai 2008. (PDF)
  5. a b c Richtlinien zur Förderung der Elternbildung. Abgerufen am 27. Juli 2008. (PDF)
  6. adler dreikurs Institut: Encouraging-Elterntraining
  7. familienhandbuch.de: „FamilienTeam“-Elterntraining: Mehr Freud' und weniger Leid in der Familie
  8. Institut für präventive Pädagogik: Die FuN-Idee
  9. familienbildung-in-nrw.de: Eltern-staerken – Dialogische Elternseminare (PDF)
  10. eltern-ag.de: [1]
  11. S T E P: Ein System zum Erlernen von Erziehungsfertigkeiten für Eltern
  12. Paula Honkanen-Schoberth: Elternkurse „Starke Eltern – Starke Kinder®” des Deutschen Kinderschutzbundes: Wege zu einer gewaltfreien Erziehung in der Familie. Abgerufen am 7. Mai 2008. (PDF)
  13. Katrin Zimmermann-Kogel: Kundenorientierte Elternarbeit. In: Praxisbuch Sozialpädagogik – Arbeitsmaterialien und Methoden. 1. Auflage. Bildungsverlag EINS, Troisdorf 2006, ISBN 3-427-75410-3. 
  14. Christof Horst, Erika Maaß-Keibel, Rudolf Mazzolla, Regina Raulfs: Erziehen mit Kess – Der Elternkurs. 1. Auflage. Droemer/Knaur, München 2005, ISBN 3-426-66768-1. 

Literatur

  • Sigrid Tschöpe-Scheffler: Konzepte der Elternbildung – eine kritische Übersicht. 1. Auflage. Budrich, Opladen 2005, ISBN 3938094214. 
  • Paula Honkanen-Schoberth: Starke Kinder brauchen starke Eltern: der Elternkurs des Deutschen Kinderschutzbundes. 2. Auflage. Urania, Freiburg 2003, ISBN 3332013467. 

Weblinks


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