- Fürstentum Öls
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Das Fürstentum Oels war ein Herzogtum in Niederschlesien, das den Namen seiner Residenzstadt Oels trug. Das Herzogtum entstand durch eine Landesteilung unter den Piasten von Glogau. 1647 ging die Landeshoheit von Oels verloren. Das Herzogtum existierte aber als Mediatfürstentum noch bis 1884.
Inhaltsverzeichnis
Herzogtum unter den Piasten (1312–1492)
Nach dem Tod des Herzogs Heinrichs des Treuen von Glogau wurde das Herzogtum für dessen Sohn Konrad I. geschaffen. Er wandte sich politisch Böhmen zu und trennte die Verbindungen zu Polen. Nach dem Tod von Konrads I. übernahm dessen gleichnamiger Sohn Konrad II. die Herrschaft und erhielt zusätzlich als mütterliches Erbe die Herrschaft Cosel. Im Jahr 1492 starb mit Konrad X. der letzte Piastenherrscher auf dem Herzogsthron von Oels. Das Herzogtum fiel an die Krone Böhmen zurück.
Herzogtum Oels unter den Podiebrads (1495–1647)
Nachdem es ab 1492 zwischen dem böhmischen König Vladislav II. und Heinrich d. Ä., einem Sohn Georg von Podiebrads, zu Streitigkeiten um die böhmischen Herrschaften Podiebrad und Kostomlat kam, die der König nach dem Tod von Heinrichs gleichnamigem Bruder Heinrich d. J. für sich beanspruchte, obwohl sie testamentarisch für Heinrich d. Ä. bestimmt waren, gelangte das Herzogtum 1495 an Heinrich d. Ä. Er musste auf Podiebrad verzichten und erhielt mit einem am 28. April 1495 in Bautzen abgeschlossenen Vertrag, der auch für Heinrichs Söhne galt, als erbliches Lehen das Herzogtum Oels. Nach Heinrichs Tod 1498 regierten dessen Söhne Albrecht I. († 1511), Georg I. († 1501) und Karl I. gemeinsam. Der Letztere regierte nach dem Tod seiner Brüder ab 1511 bis 1536 allein. Mit Karls Enkel Herzog Karl Friedrich starb 1647 die männliche Linie des schlesischen Zweigs der Podiebrad aus.
Fürstentum Oels unter den Württembergern (1649–1792)
1649 gelangte das Herzogtum an den Schwiegersohn des letzten Oelser Podiebrad, Herzog Silvius Nimrod von Württemberg-Weiltingen, der dafür die Herrschaft Jaispitz an den Kaiser abtreten musste. Nimrod erhielt allerdings nicht die volle Souveränität, sondern mit Vertrag vom 16. Januar 1649 lediglich die Belehnung als Mediatfürstentum. Nach dem Ersten Schlesischen Krieg fiel 1742 die Lehnsherrschaft über das Herzogtum an Preußen. Nachfolgend verloren die Fürsten jede politische Bedeutung und waren fortan lediglich noch Grundbesitzer.
1744 übergab der Württemberger Karl Friedrich II. Oels an seinen Neffen Karl Christian Erdmann. Nach dessen Tod 1792 wurde sein Schwiegersohn, Friedrich August, Herzog zu Braunschweig-Lüneburg und Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel, mit Oels belehnt. Damit kam Oels an einen Zweig der Familie der Welfen.
Fürstentum Oels unter den Welfen (1792–1884)
Nachdem Friedrich August kinderlos gestorben war, fiel Oels an dessen Neffen, den Fürsten Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg. Als Folge der 1807 durchgeführten preußischen Verwaltungsreform war der Herzog von Oels nur noch Titularherzog. Im Jahr 1809 beteiligte sich der Herzog an einer Erhebung, nach deren Niederschlagung er nach nach England floh. 1813 erhielt er die Herrschaft über Braunschweig zurück, die ihm durch den Einfall Napoleons genommen worden war. Von nun an blieb Oels 70 Jahre lang in Personalunion mit dem Herzogtum Braunschweig.
Nachdem 1884 der Herzog Wilhelm II. von Braunschweig erbenlos (nicht kinderlos) starb, wurde das Herzogtum Oels aufgelöst. Der Privatbesitz wurde von Wilhelm II. testamentarisch dem sächsischen Königshaus vermacht, das Lehen fiel an Preußen zurück und war nachfolgend ein Thronlehen, dessen Besitzer der jeweilige preußische Kronprinz war.
Die Herzöge von Oels
Schlesische Piasten
- 1320–1366 Konrad I.
- 1366–1403 Konrad II.
- 1403–1412 Konrad III.
- 1412–1450 gemeinsam: Konrad IV., Konrad V., Konrad VI. und Konrad VII. gen. der Ältere Weiße
- 1450–1471 gemeinsam: Konrad VIII. gen. der Schwarze und Konrad IX. gen. der Jüngere
- 1471–1492 Konrad X.
Schlesischer Zweig der böhmischen Podiebrad
- 1495–1498 Heinrich I.
- 1498–1502 Georg I.
- 1498–1511 Albrecht I. und
- 1498–1536 Karl I.
- 1536–1565 gemeinsam: Joachim I., Heinrich II., Johann I. und Georg II. (Münsterberg 1542 an Herzog Friedrich II. von Liegnitz)
- 1565–1617 Karl II.
- 1617–1647 Karl Friedrich I.
Das Haus Württemberg-Weiltingen
- 1649–1664 Silvius I. Nimrod, Schwiegersohn Karl Friedrichs I.
- 1664–1668 Karl Ferdinand († 1669), Sohn Silvius Nimrods, in Oels und Bernstadt
- 1668–1697 Silvius II. Friedrich († 1697), Sohn Silvius Nimrods
- 1697–1704 Christian Ulrich I., Sohn Silvius Nimrods, in Oels und Juliusburg, 1668–1697 in Bernstadt
- Julius Siegmund († 1684), Sohn Silvius Nimrods, 1668–1684 in Juliusburg
- Karl († 1745), Sohn Julius Siegmunds, 1684–1697 in Juliusburg, 1697–1745 in Bernstadt
- 1704–1744 Karl Friedrich II. († 1761), Sohn Christian Ulrichs I., in Oels und Juliusburg
- Christian Ulrich II., Sohn Christian Ulrichs I., 1704–1734 in Wilhelminenort
- 1744–1792 Karl Christian Erdmann, † 1792, Sohn Christian Ulrichs II., in Oels und Juliusburg, 1734–1792 in Wilhelminenort, 1745–1792 in Bernstadt
Das Haus der Welfen (Braunschweig-Lüneburg)
- 1792–1805 Friedrich August I.
- 1805–1815 Friedrich Wilhelm I.
- 1815–1824 gemeinsam: Karl IV. (in Braunschweig II.) und Wilhelm I.
- 1824–1884 Wilhelm I.
1884 Auflösung des Herzogtums
Literatur
- Johann Sinapius d. J.: „Olsnographia, Beschreibung des Oelsnitzer Fürstentums“ (Leipzig und Frankfurt 1707), 2 Bände
- Hugo Weczerka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Schlesien, Stuttgart 1977, ISBN 3-520-31601-3
- Norbert Conrads (Hrsg.): Schlesien, Berlin 1994, ISBN 3886802000
- Martin Šandera: Jindřich I. Minsterberkský – První hrabě Kladský a jeho majetková základna. In: Kladský Sborník 6 (2004), S. 14
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