Fürstin Metternich

Fürstin Metternich
Fürstin Pauline Metternich. Gemälde von Franz Xaver Winterhalter, 1860

Pauline Clementine Marie Walburga Fürstin von Metternich-Winneburg zu Beilstein, geborene Gräfin Sándor von Szlavnicza, (* 25. Februar 1836 in Wien; † 18. September 1921 ebenda) war eine österreichische Salonière, die vor allem in Paris und Wien wirkte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Pauline Gräfin von Sándor. Daguerrotypie von Hermann Krone, 31. Dezember 1854
Fürstin Metternich. Gemälde von Edgar Degas, 1865
Fürstin Metternich am Strand. Gemälde von Eugène Boudin, um 1865

Pauline von Metternich war mütterlicherseits eine Enkelin des Staatskanzlers Klemens Wenzel Lothar von Metternich (1773–1859). Sie heiratete 1856 ihren Onkel Richard Klemens Fürst Metternich (1829–1895), wodurch der alte Fürst Klemens zugleich ihr Schwiegervater wurde. Seit 1856 Gesandter in Dresden mit Zuständigkeit für alle sächsischen Staaten, war Richard von 1859 bis 1871 österreichischer Botschafter in Paris, wo seine Frau jeweils eine führende Rolle im gesellschaftlichen Leben spielte. Besonders berühmt und stilbildend wurde ihr Salon im Paris des Zweiten Kaiserreiches, der eine ganze Generation von Salonièren und Salons prägen sollte. 1871 kehrte das Paar nach Wien zurück.

Gesellschaftliche Rolle

Einsatz für Wagner

Als „Botschafterin“ in Paris spielte sie eine große Rolle als Salonière und „grande dame“. Mit Kaiser Napoléon III. und Kaiserin Eugénie war sie eng befreundet. Der Kaiser, den Frauen ebenso körperlich wie intellektuell zugetan, verehrte sie sehr und setzte sich ihr zuliebe für die, in der Pariser Gesellschaft am Vorabend des Deutsch-Französischen Krieges hoch umstrittenen, Werke Richard Wagners ein; auf ihre Initiative hin befahl er 1861 regelrecht die Aufführung des Tannhäuser an der Pariser Oper.[1] Ihr Engagement für Wagner regte den Komponisten im Rückblick zu dem Bonmot an, zwei Kaiser hätten ihn „aus Courteoisie unterstützt“: Napoléon III. wegen der Fürstin Metternich, Kaiser Wilhelm I. wegen der Gräfin Schleinitz.[2]

Philanthropisches Engagement

Doch nicht nur auf künstlerischem Gebiet wirkte Pauline innovativ: Sie initiierte auch den Blumenkorso auf der Hauptallee im Prater und unterstützte den Betrieb der Poliklinik in Wien. Wegen ihres sozialen Engagements und ihrer resoluten Art wurde sie beim Volk sehr beliebt und erhielt den Kosenamen „Fürstin Paulin“; für ihre Klatschlust berühmt, erhielt sie außerdem den Spitznamen „Mauline Petternich“. Zeit ihres Lebens war die Fürstin für ihre Intelligenz und Schönheit berühmt und wurde von Künstlern wie Edgar Degas und Eugène Boudin porträtiert. Nach dem Tod der Kaiserin Elisabeth nahm sie eine quasi-offizielle Stellung als „grande dame“ von Wien ein, eine Position die sie mit der Fürstin Nora Fugger teilte.

In Wien bewohnte sie das Palais Metternich-Sándor im 3. Bezirk, wo sie ihren berühmten Cercle hielt. Seit 1908 ist das Palais Metternich Sitz der Italienischen Botschaft in Wien[3].

Pauline von Metternich und Kaiserin Elisabeth

Die regelrechte Feindschaft zwischen Pauline und der Kaiserin Elisabeth war bei Hof kein Geheimnis und wurde geradezu mit Genugtuung verfolgt. Die Hofgesellschaft nützte jede Gelegenheit aus, um die Kaiserin gegen Pauline Metternich bloßzustellen. Denn Elisabeth stammte nur von einem Nebenzweig der königlichen bayerischen Familie und war dem Hause Habsburg nicht voll ebenbürtig; da aber gerade am österreichischen Hof, wo standesherrliche Familien den Ton angaben, auf Ebenbürtigkeit besonderer Wert gelegt wurde, nützten die Höflinge diese „Schwäche“ gnadenlos aus. Pauline meinte, Elisabeth passe nicht in die Rolle einer Kaiserin, und übernahm kurzerhand deren Pflichten, unter anderem das Organisieren von großen Festen und dem Vorführen der aktuellen Mode.

So wie in Frankreich Kaiserin Eugénie den Ton in fragen Mode angab, war das in Wien Pauline Metternich und nicht die Kaiserin, der das gerade recht war, da sie alle Repräsentationsaufgaben hasste. Pauline führte den Hauptkampf gegen die als immer unbequemer empfundene Krinoline, wurde von der Kaiserin jedoch verhöhnt, weil sie sich überreichlich mit Schminke und „Flitter“ schmückte, was die Monarchin für sich selbst strikt ablehnte. Auch in Gesellschaftsfragen unterschieden sich die beiden Frauen: Während Elisabeth keinen Wert auf gesellschaftlichen Rang legte, umgab sich Pauline Metternich vor allem mit der hohen Aristokratie, öffnete aber ihren Salon auch für die so genannte Zweite Gesellschaft, beispielsweise für Angehörige des Hauses Rothschild, das als Finanzier des Kaiserhauses eine Rolle spielte.[4]

Nachkommen

Pauline und Richard von Metternich hatten drei Töchter:

  • Sophie Prinzessin von Metternich-Winneburg (1857–1941)
  • Antoinette Pascalina Gräfin Metternich Sándor-von Winneburg (1862–1890)
  • Klementina Marie Gräfin Metternich Sándor-von Winneburg (*/† 1870)

Werke

  • Feuerwerk. Das Paris Napoleon III. Amalthea Verlag, Wien 1989, ISBN 3850021130.
  • Erinnerungen. Ueberreuter, Wien 1988, ISBN 3800032635.

Literatur

  • Octave Aubry: L'Impératrice Eugénie. Rentsch, Erlenbach-Zürich 1937.
  • Jules Gesztesi: Pauline Metternich. Ambassadrice aux Tuileries. Flammarion, Paris 1947.
  • Theophila Wassilko: Fürstin Pauline Metternich. Oldenbourg, München 1959.
  • Brigitte Hamann: Elisabeth. Kaiserin wider Willen. Amalthea, Wien 1982, ISBN 3-85002-147-5 .

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Carl Friedrich Glasenapp: Das Leben Richard Wagners. Leipzig 41905, Bd. 3, S. 250.
  2. Vgl. Cosima Wagner: Die Tagebücher. München 1976 f., Bd. 2, S. 347 (10. Mai 1879).
  3. Vgl. Geschichte der italienischen Botschaft in Wien
  4. Vgl. Hamann, S. 194–198.

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