Metternich-Winneburg

Metternich-Winneburg

Die Familie Metternich war eine weitverzweigte Adelsfamilie aus dem Rheinland. Sie brachte unter anderem eine Reihe von Bischöfen und Erzbischöfen hervor. Bekanntester Vertreter der Familie war der österreichische Staatsmann Klemens Wenzel Lothar von Metternich.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Familie war ursprünglich ein Zweig des mittelrheinischen Adelsgeschlechts Hemberg. Deren Stammsitz war das heutige Hemmerich bei Bonn. Dieses hatte seinen Ursprung in der Ministeralität und hatte schließlich das Erbkämmereramt des Erzstiftes Köln inne.

Ein Zweig nannte sich seit dem 13. Jahrhundert nach dem gleichnamigen Ort Metternich. Ihr Sitz war die dortige Burg Metternich. Später hat sich das Geschlecht Metternich in verschiedene Linien verzweigt.

Nachdem bereits zuvor verschiedene Linien erloschen waren, gab es im 16. Jahrhundert noch sieben Linien. Dazu gehörten:

Von den Linien blieb schließlich nur die Winneburgische Linie über.

Nicht dazu gehörte die Familie Wolff-Metternich (zur Gracht).

Burscheider Linie

Lothar Friedrich von Metternich-Burscheid

Dieter zu Zievel Metternich kam durch Heirat 1494 in den Besitz der Herrschaft Bourscheid in Luxemburg. Sein gleichnamiger Enkel († 1600) war auch Herr von Mersch und Esch-sur-Sure. Dessen Enkel Wolfgang Heinrich († 1699) erwarb Dodenburg, Neckarsteinbach und Densborn. Damit verbunden war das Erbmarschallamt des Herzogtums Luxemburg. Dessen Bruder Lothar Friedrich war (1617-1675) Fürstbischof von Speyer und Worms sowie Erzbischof und Kurfürst von Mainz. Durch diesen war die Familie Metternich seither im Besitz des Erbkämmereramtes des Kurfürstentum Mainz.

Churdorfer Linie

Begründer der Churdorfer Linie in Brandenburg war Johann Reinhard Freiherr von Metternich. Dieser trat zum protestantischen Glauben über und war Administrator des Stifts Halberstadt. Von seinen Söhnen sind zwei als Soldaten gefallen. Ernst von Metternich, seit 1697 Graf, war ein preußischer Geheimer Staatsrat und Reichstagsgesandter. Er verhandelte am Kaiserhof über die Verleihung der Königswürde an Friedrich I. sowie über den Erwerb des Fürstentums Neuenburg. Außerdem war er Gesandter bei den Friedensverhandlungen in Utrecht. Ein weiterer Bruder, mit dem die Linie ausstarb, war ansbachischer und bayreuther Geheimer Rat und Reichstagsgesandter und ab 1726 Kanzler im Fürstentum Schwarzburg. Außerdem trat er als theosophisch-alchemistischer Autor hervor.

Linie Winneburg-Beilstein

Lothar von Metternich

Der Trierer Erzbischof Lothar von Metternich hatte den Erwerb der Herrschaften Winneburg und Beilstein an der Mosel ermöglicht. Ihr Besitz führte 1635 zur Verleihung des Freiherren- und 1679 des Grafentitel mit Sitz und Stimme im niederrheinisch-westfälischen Reichsgrafenkollegium.

Die Neffen von Lothar Johann Reinhard von Metternich, Karl von Metternich sowie Emmerich von Metternich allesamt in hohen kirchlichen Ämtern waren als Anhänger Habsburgs Gegner des französisch gesinnten Erzbischof von Trier Philipp Christoph von Sötern.

Der kaiserliche Generalquartiermeister Lothar von Metternich und sein Bruder Wilhelm erwarben 1623/30 die Herrschaft Königswart in Böhmen. Diese kauften auch den Metternichschen Hof in Koblenz.

Der älteste Sohn Wilhelms Karl Heinrich von Metternich-Winneburg wurde 1679 Erzbischof in Mainz und Fürstbischof von Worms. Der jüngere Sohn Philipp Emmerich († 1698) wurde in den Grafenstand erhoben.

Klemens Wenzel Lothar von Metternich

Für den an Frankreich gefallenen linksrheinischen Besitz erhielt die Familie 1803 als Entschädigung die Abtei Ochsenhausen und den Fürstentitel. Die Abtei wurde 1825 an das Königreich Württemberg verkauft. Das von Kaiser Franz II. 1816 an Clemens Wenzelaus Lothar Fürst von Metternich-Winneburg verliehene Schloss Johannisberg im Rheingau war Ersatz für die verloren gegangenen böhmischen Besitzungen und wurde nun Sitz der Familie Metternich-Winneburg. Der zum Herzog erhobene Metternich kaufte 1826 auch das aufgehobene Kloster Plaß bei Pilsen. Dort wurde eine Familiengruft errichtet und das Familienarchiv untergebracht. Richard 3. Fürst von Metternich-Winneburg war ab 1861 erbliches Mitglied des Herrenhauses im österreichischen Reichsrat. Verheiratet war er mit seiner Stiftnichte Pauline von Metternich. Da die Ehe kinderlos blieb, ging das Erbe auf Paul von Metternich (1834-1906) über. Ihm folgte als Fürst dessen Sohn Klemens Wenzel (1869-1930). Sein Sohn war Paul Alfons (1917-1992). Dieser war unter anderem Großbailli der Großballei Deutschland des Lazarus-Ordens, Rennfahrer, Präsident und später Ehrenpräsident des Automobilclubs von Deutschland. Mit ihm ist das Geschlecht im Mannesstamm ausgestorben. Seine Frau Tatiana von Metternich-Winneburg war Mäzenin, Malerin und Schriftstellerin.

Stiftsadel

Die Familie war ein bedeutender Teil des Stiftsadels im Heiligen Römischen Reich. Seit dem 16. Jahrhundert gab es Vertreter der Familie in den Domkapiteln von Mainz, Worms, Speyer, Münster, Lüttich und Bamberg. Nicht vertreten war sie indes im hochadelig-edelfreien Kölner Domkapitel. Sie saßen aber auch in verschiedenen Stiftkapiteln etwa in Bonn, Maastricht, Mainz, Münstereifel und Xanten. Im Trierer Domkapitel war die Familie Metternich zwischen 1547 und 1778 ohne Unterbrechung vertreten. Insgesamt gehörten ab 1648 137 Familienmitglieder als Domherr einem Hochstift an. Hinzu kamen Malteser- und Deutschordensritter sowie Angehörige weiterer Orden. Weibliche Familienmitglieder gehörten einer Reihe von Klöstern und Stiften an. Unter diesen waren mehrere Äbtissinnen und Priorinnen.

Standeserhöhungen

  • Freiherrendiplom vom 14. April 1664 für Wolfgang Heinrich von Metternich
  • Grafendiplom vom 20. März 1667 für Philipp Emmerich Freiherr von Metternich aus der Linie Winneburg.
  • Grafendiplom vom 28. Mai 1696 für Ernst Freiherr von Metternich aus der Chursdorfischen Linie
  • Fürstendiplom vom 20. Juni 1803 für Franz Georg Carl Joseph Reichsgraf von Metternich zu Winneburg und Beilstein
  • Am 20. Oktober 1813 Ausdehnung des erblich österreichischen Fürstenstandes auf die Nachkommen von Fürst Franz Georg Carl Joseph
  • Herzogsdiplom des Königreichs Neapel vom 1. August 1818 für Clemens Wenzelaus Lothar Fürst von Metternich-Winneburg. Vom selben Tag Diplom als Herzog von Portella im Königreich beider Sizilien. Er wurde 1818 auch spanischer Grande.

Stammwappen

In Silber drei, 2 und 1, Seemuscheln

Namensträger

  • Lothar von Metternich (1551–1623), Erzbischof und Kurfürst von Trier
  • Johann Reinhard Freiherr von Metternich protestantischer Administrator des Stifts Halberstadt.
  • Johann Reinhard von Metternich († 1637), Domherr in Trier, Bamberg und Münster, Dompropst in Mainz, Administrator von Magdeburg und Halberstadt sowie Stiftpropst zu St. Bartholomäus in Frankfurt am Main
  • Karl von Metternich († 1635), Domherr in Trier, Lüttich, Eichstätt und Augsburg, Archidiakon von St. Kastor in Karden sowie Propst am Aachener Münster
  • Emmerich von Metternich († 1653) Domherr in Trier, Worms und Paderborn und Dompropst in in Trier
  • Lothar von Metternich († 1663) kaiserlicher Kämmerer, Hofrat, Oberst und Generalquartiermeister
  • Wilhelm von Metternich († 1652) kaiserlicher Kämmerer, Hof- und Kriegsrat
  • Heinrich von Metternich zu Brohl († 1654) zunächst Geistlicher später Soldat, Statthalter der von Bayern besetzten unteren Pfalz und Generalmajor
  • Lothar Friedrich von Metternich-Burscheid (1617–1675), Erzbischof vom Mainz
  • Karl Heinrich von Metternich-Winneburg (1622–1679), Erzbischof von Mainz
  • Ernst von Metternich (1656-1727) preußischer Diplomat
  • Wolfgang von Metternich († 1731) Diplomat, Beamter und alchemistischer Schriftsteller
  • Franz Georg Karl von Metternich (1746–1818), Politiker
  • Klemens Wenzel Lothar von Metternich (1773–1859), österreichischer Staatsmann
  • Richard Klemens von Metternich (1829–1895), österreichischer Politiker und Diplomat
  • Pauline von Metternich (1836–1921), Fürstin, Gründerin eines literarischen Salons in Wien
  • Tatiana von Metternich-Winneburg (1915–2006), Mäzenin

Literatur

  • Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexikon. Bd.6. Leipzig, 1865 S.258-260 Digitalisat
  • Alfred Bruns: Fürsten von Metternich. In: Gerhard Taddey (Hrsg.), Lexikon der Deutschen Geschichte. 2. überarb. Aufl. Stuttgart, 1982, ISBN 3-520-80002-0 S.827
  • Peter Fuchs: Metternich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 17, Duncker & Humblot, Berlin 1994, S. 232–235.

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