GSch-6-30

GSch-6-30
Grjasew-Schipunow GSch-6-30

Die Grjasew-Schipunow GSch-6-30 (ГШ-6-30) ist eine russische 30-mm-Maschinenkanone und wurde in den damaligen Sowjetstaaten als Bordbewaffnung von Kampfflugzeugen eingesetzt. Die Waffe wurde in den frühen 1970er Jahren entwickelt und 1975 eingeführt. Der GRAU-Index lautet 9А621. Die GSch-6-30 ist eine Gatling-Kanone mit sechs Rohren und im Aufbau der Grjasew-Schipunow GSch-6-23 ähnlich.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Für die russische Marine wurde in den 1960er Jahren ein leichtes Schiffsgeschütz gesucht. Man kannte das Potenzial einer Gatling-Waffe für extrem hohe Kadenzen und entwickelte ab 1963 eine 30-mm-Gatling-Kanone mit sechs Rohren, die AO-13. Die Waffe wurde in Marine-Gefechtstürmen, z. B. dem AK-630 eingesetzt.

Im Zuge der der angeordneten Vereinheitlichung der Waffen und Munition in der russischen Armee, Luftwaffe und Marine wurde die AO-13 ab 1970 für die Verwendung in Kampfflugzeugen umkonstruiert. Die AO-13 wurde in den Abmessungen etwas verkleinert, die Rohre gekürzt sowie die verwendete Wasserkühlung entfernt. Die so entstandene Waffe wurde als GSch-6-30 bezeichnet.

Die GSch-6-30 wurde zu Testzwecken in eine MiG-23BN im Rumpf hinter dem Bugfahrwerk mittig auf einer absenkbaren Lafette eingebaut, exakt dort wie die zuvor eingesetzte Grjasew-Schipunow GSch-6-23. Jedoch wurde das Rohrbündel nicht verkleidet, was zu einer guten Kühlung und Wartung der Waffe führte. Für den Einsatz der wesentlich stärkeren GSch-6-30 waren strukturelle Verstärkungen in der MiG-23 erforderlich. Regulär eingesetzt wurde die Waffe in der MiG-27 als Bodenangriffswaffe, wo sie in einer Gondel unterhalb des Rumpfes angebracht war. In beiden Flugzeugen zeigten sich zum Teil erhebliche Probleme mit der schweren Waffe und der sehr hohen Rückstoßkraft von 5.500 kp (ca. 54 kN) (vgl. GAU-8 Avenger mit 4.082 kp/40 kN). Beim ersten Testflug mit der Waffe in einer MiG-27 fiel nach den ersten 25 Schuss die komplette Avionik des Flugzeuges aus, bedingt durch die starken Erschütterungen. In späteren Flügen kam es zu strukturellen Beschädigungen der Flugzeugzelle, die Abdeckung des Bugfahrwerkes brach ab und die Munitionszuführung versagte. Außerdem kam es wieder zum Ausfall der Elektronik. Um diesen Auswirkungen entgegen zu wirken, wurde die GSch-6-30 im Winkel um 1° 13' nach unten verstellt. In dieser Ausführung wurde die Waffe 1975 in Dienst gestellt.

Technik

Die GSch-6-30 war eine sechsläufige, gasdruckbetriebene Gatling-Kanone im Kaliber 30 x 165 mm. Im Gegensatz zu den amerikanischen Gatling-Kanonen, wie z. B. der GAU-8/A Avenger, ist die GSch-6-30 demzufolge eigen- und nicht fremdangetrieben. Dies äußert sich in einem geringeren Gewicht der Waffe, in einer höheren Kadenz, vor allem in der ersten Sekunde nach Abfeuern der Waffe sowie verbraucht die GSch-6-30 keine Bordenergie des Flugzeuges. Ein Nachteil ist die sehr komplexe Mechanik des Gasdrucklademechanismus, die einer sehr hohen thermischen und mechanischen Belastung unterliegt. Des Weiteren war Korrosion ein Problem der GSch-6-30. Die Waffe musste sofort nach jedem Abfeuern, nach jedem Flug sowie generell alle 15 bis 20 Tage gereinigt werden.

Einsatz

Trotz der Verbesserungen in der Befestigung der Waffe in der Flugzeugzelle kam es bis 1988 mindestens dreimal zu schweren Zwischenfällen, bei denen eine MiG-27 ohne Bugfahrwerk notlanden musste, da das Abfeuern der GSch-6-30 die Verkleidung des Bugfahrwerkes beschädigte und es nicht mehr auszufahren war. Zusammen mit der enormen Kadenz war die GSch-6-30 eine sehr durchschlagstarke Maschinenkanone. Jedoch war die taktische Einsatzbreite bedingt durch den hohen Munitionsverbrauch sowie der schweren Geschosse eingeschränkt, so dass sie nur in wenigen Flugzeugen eingesetzt wurde.

Technische Daten

  • Typ: sechsläufige Gatling-Kanone
  • Kaliber: 30 mm
  • Antrieb: Gasdrucklader
  • Kadenz: 5.550 - 6.000 Schuss/min (≈ 100 Schuss pro Sekunde)
  • Gewicht: 149 kg
  • Länge: 1878 mm
  • Breite: 252 mm
  • Höhe: 285 mm
  • Munition: 30 x 165 mm
  • Zündung: elektrisch
  • Mündungsgeschwindigkeit: 845 m/s (3042 km/h)
  • Rückstoßkraft: 5.500 kg

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