Gaesdonck

Gaesdonck

Das Collegium Augustinianum Gaesdonck ist ein staatlich anerkanntes bischöfliches Gymnasium des Bistums Münster mit Internat für katholische Mädchen und Jungen. Es liegt am Niederrhein (bei Goch, im Kreis Kleve) und wird seit über 150 Jahren mit der Bildung und Ausbildung junger Menschen betraut.

Die pädagogische Konzeption und Zielsetzung, die auf dem christlich-katholischen Menschenbild beruht, wird in folgendem Motto zusammengefasst: „Christlich leben, sozial handeln, Begabungen entfalten“. Es gibt interne, so genannte „tagesinterne“ und externe Schüler. Im Schuljahr 2006/2007 hat die Schülerzahl erstmals die 800er-Marke überschritten.

Hervorzuheben ist die besondere musische Ausrichtung des Internatsgymnasiums, das eine eigene Kunstsammlung (von barocker Sakralkunst bis Joseph Beuys) besitzt und auf dessen Gelände auch eine eigenständige Musik-, sowie seit Februar 2008 eine ebenfalls eigenständige Kunstschule bestehen. Außer der alten Klosterbibliothek gibt es drei weitere Präsenz- und Leihbibliotheken. Daneben wird auch dem Sport Bedeutung beigemessen, wie etliche Sportstätten (zwei Turnhallen, ein Hallenbad und eine Reithalle, sowie ein Sportplatz und mehrere Fußball- und Tennisplätze) auf dem Schulgelände belegen. Im Sommer 2006 wurde zudem die Junior Business School Gaesdonck eingerichtet, in der Schüler der Oberstufe sich in zusätzlichen Kursen über wirtschaftliche Zusammenhänge unterrichten lassen können. Im Collegium Augustinianum fand bereits mehrfach die Deutsche SchülerAkademie statt. Das Internatsgymnasium pflegt Schulpartnerschaften und Schüleraustausch mit Gymnasien in Frankreich, Irland, den Niederlanden, Polen, sowie Mexiko.

Seit August 2005 ist der ehemalige Schüler und Lehrer OStD i.K. Hans-Georg Steiffert Direktor der Gaesdonck.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Collegium Augustinianum Gaesdonck liegt am Niederrhein zwischen der Stadt Goch (3 km entfernt) und dem niederländischen Ort Siebengewald (Gemeinde Bergen, Limburg) (weniger als 1 km entfernt) auf dem Gebiet des Gocher Ortsteils Hülm, unmittelbar an der Grenze zu den Niederlanden. Das landschaftlich schön gelegene Collegium Augustinianum wird teilweise von dem Bach Kendel, einem Nebenfluss der Niers, umrahmt, zudem wird das ursprüngliche eigentliche Klosterarreal von einem Wassergraben umfasst. Auf dem weitläufigen parkähnlichen Gelände des Internatsgymnasiums befindet sich auch ein kleiner See.

Name und Wappen

Der Name „Gaesdonck“, der von dem schon vor der Klostergründung (siehe Kapitel Geschichte) an derselben Stelle gelegenen Bauernhof übernommen wurde, ist eine Zusammensetzung der beiden niederfränkischen Wörter „Gaes-“ (hochdeutsch: Bach) und „-donck“ (Hügel) und spielt somit auf eine Anhebung des ansonsten sehr flachen Niederrheins an. Lange Zeit wurde fälschlicherweise angenommen, dass der Name mit „Gänsehügel“ zu übersetzen sei. Dies hat sich jedoch auf Grund etymologischer Nachforschungen als falsch erwiesen. Mit dem Attribut „Augustinianum“ sollte die klösterliche Vergangenheit und Tradition des Ortes in Erinnerung gehalten werden, und zugleich wurde auf diese Weise der heilige Augustinus zum Schutzpatron der neuen Einrichtung ernannt.

Wappen des Collegium Augustinianum Gaesdonck

Das Wappen des Collegium Augustinianum besteht aus einem roten T- oder Franziskuskreuz – der horizontale Balken liegt oben auf dem vertikalen – und drei gelben Sternen – je einer rechts, links und über dem Kreuz – auf blauem Grund. Das Wappen oder zumindest das charakteristische Kreuz daraus findet sich mehrfach in den Wappen ehemaliger Schüler wieder, die zu Bischöfen ernannt wurden (siehe Kapitel Bekannte Schüler), und belegt so deren Verbundenheit mit dem Collegium Augustinianum.

Geschichte

In der Klosterkirche und den anderen Gebäuden der ehemaligen Canonia Beatae Mariae in Gaesdonck prope Goch, einem Kloster der Regulierten Chorherren des hl. Augustinus der Kongregation von Windesheim, das 1406 eingeweiht und im Zuge der Säkularisation 1802 aufgelöst worden war und das dann von 1828 an zwanzig Jahre lang als „Hülfspriesterseminar“ des Bistums Münster gedient hatte, wurde das Collegium Augustinianum Gaesdonck am 16. Oktober 1849 gegründet und eingerichtet. Gründungsrektor war der nachmalige Zentrums-Reichstagsabgeordnete und Münstersche Domdechant Dr. Clemens Perger.

Zweimal führten die politischen Zeitumstände zu einer Schließung der Schule: Zum ersten Mal auf Grund von Bismarcks sogenanntem „Kulturkampf“ im Jahre 1873, die Wiedereröffnung erfolgte 1893. Die zweite Schließung wurde 1942 durch die nationalsozialistische Diktatur erzwungen. Nach dem Ende von Krieg und Gewaltherrschaft konnte bereits im Januar 1946 – trotz der weitgehenden Zerstörung der Gebäude – der Schulbetrieb wieder aufgenommen und mit dem Wiederaufbau des Collegium Augustinianum begonnen werden.

Die Ausrichtung des früheren Jungeninternates wurde im Jahr 2002 von der Seedukation hin zur Koedukation geändert, so dass nun katholische Mädchen und Jungen die Schule besuchen können.

Mit den zum größeren Teil wieder aufgebauten Gebäuden und der umfangreichen Klosterbibliothek Bibliotheca domus presbyterorum Gaesdonck ist das Collegium Augustinianum ein lebendiger Zeuge der Zeit-, Kirchen- und Bildungsgeschichte der letzten 600 Jahre. Auch das Archiv des niederrheinischen Zisterzienserinnenklosters Graefenthal wird in der Bibliothek aufbewahrt.

Bekannte Schüler

Viele bekannte Persönlichkeiten aus Kirche, Kultur, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft waren Schüler der Gaesdonck:

Bekannte Lehrer und Erzieher

Unter den Lehrern und Erziehern der Schulgeschichte sind von überregionaler Bedeutung:

Besonderheiten

Zum Collegium Augustinianum gehört auch die Augustinushütte in Randa (im Schweizer Kanton Wallis, unweit von Zermatt), wo seit Anfang der 1960er Jahre sommers und winters Wander- bzw. Skifreizeiten für die Schüler veranstaltet werden.

Eine pomologische Besonderheit ist die Apfelsorte Gaesdoncker Renette, die im ehemaligen Klostergarten des Collegium Augustinianum gezüchtet und angebaut wurde.

Literatur

Periodikum:

  • Gaesdoncker Blätter. 1/1948 bis 45/1992, N.F. 1/1999ff. (Jahrbuch des Collegium Augustinianum mit zahlreichen schul-, regional- und kunstgeschichtlichen Aufsätzen, insbesondere von den langjährigen Herausgebern Franz Hermes und Franz Joseph van der Grinten, sowie autobiographischen Reminiszenzen ehemaliger Schüler; 1993–1998 nicht erschienen.)


Sachliteratur:

  • Peter Bernhard Bergrath: Das Brüderhaus und die Augustiner-Kanonie in der Stadt Goch. Geschichte und Urkundenbuch. Ein Beitrag zur Spezial-Geschichte des Herzogthums Geldern. Kleve: Knipping 1860.
  • Robert Scholten: Gaesdonck. Geschichte des Klosters der regulierten Chorherren, des Hülfspriesterseminars oder Priesterhauses und des Collegium Augustinianum bis 1873. Münster: Westfälische Vereinsdruckerei 1906.
  • Felix Rütten: Cartae memoriales magistris discipulis amicis Collegii Augustiniani Gaesdonckensis dedicatae anno iubilaeo MDCCCCXXXXIX. Regensburg: Pustet 1949. Auch in: Gaesdoncker Blätter. N.F. 1/1999. Bd. II. S. 8–35.
  • Gregor Hövelmann: Domus beatae Mariae in Gaesdonck prope Gogh (Gaesdonck, Goch). In: Wilhelm Kohl u.a. (Hg.): Monasticon Windeshemense. Teil 2: Deutsches Sprachgebiet. Brüssel: Fondation Universitaire 1977. S. 153-167.
  • Klaus van Eickels: Das Collegium Augustinianum Gaesdonck in der NS-Zeit 1933–1942. Anpassung und Widerstand im Schulalltag des Dritten Reiches. Kleve: Boss 1982. (= Schriftenreihe des Kreises Kleve. 3.) ISBN 3-922384-51-X. (Die Kritik von Zeitzeugen an diesem Buch, ebenso wie die fachlich-methodische Kritik daran ist dokumentiert in: Gaesdoncker Blätter. 36/1983)
  • Jörg Baden und Alois Tack (Hrsg.): Historisches Lesebuch. Gaesdonck: Collegium Augustinianum 1999. (= Gaesdoncker Blätter. N.F. 1/1999. Bd. II.)
  • Arnold Angenendt: Freiheit für die Kirche. Gaesdonck als Beispiel für die Katholikenemanzipation im 19. und 20. Jahrhundert. Festvortrag zum Tag der Ehemaligen am 25. 9. 1999. In: Gaesdoncker Blätter. N.F. 2. 2000. S. 19–30.
  • Arnold Angenendt: Gründung in 1406 - Auftrag für 2006. Rede anläßlich des Klosterjubiläums. In: Gaesdoncker Blätter. N.F. 8. 2006. S. 14-22.


Autobiographien und Reminiszenzen ehemaliger Schüler (Auswahl):

  • Anton von Kersting: Gaesdonck. Jugenderinnerungen eines alten Soldaten. Köln: Bachem o.J. [1917.]
  • Johannes Maria Verweyen: Heimkehr. Eine religiöse Entwicklung. Breslau: Franke 1941. (Das Gaesdonck-Kapitel auch auf der Johannes-Maria-Verweyen-Website.)
  • Johannes Hessen: Geistige Kämpfe der Zeit im Spiegel eines Lebens. Nürnberg: Glock und Lutz 1959. (Der Abschnitt über die Gaesdonck auch hier.)
  • Wilhelm Salberg: Als NS-Verfolgter auf der Gaesdonck. In: Gaesdoncker Blätter. 36. 1983. S. 95–104. Auch in: Gaesdoncker Blätter. N.F. 1. 1999. Bd.II. S. 121–129.
  • Paul Ingendaay: Klostergraben, Bücherburg: Von einem, der auszog und auf Gaesdonck das Lesen lernte. Festvortrag zum 18. 9. 1999. In: Gaesdoncker Blätter. N.F. 2. 2000. S. 10–18.


Romane, in denen das Collegium Augustinianum literarisiert wird:

  • Hermann Wette: Krauskopf. Roman. Zweites Buch [von dreien]: Vom Knaben zum Jüngling. Leipzig: Grunow 1904.
  • Thomas Hesse und Thomas Niermann: Der Rabe. Köln: Emons 1998. (= Niederrhein Krimi. 2.) ISBN 3-89705-109-5.
  • Hermann-Josef Schüren: Tod eines Sofamelkers. Köln: Emons 1999. (= Niederrhein Krimi. 3.) ISBN 3-89705-140-0.
  • Paul Ingendaay: Warum du mich verlassen hast. Roman. München: SchirmerGraf 2006, ISBN 3-86555-025-8.

Weblinks


51.6532222222226.11877777777787Koordinaten: 51° 39′ 12″ N, 6° 7′ 8″ O


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