- Gandain
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Tibetische Bezeichnung Tibetische Schrift: དགའ་ལྡན་Wylie-Transliteration: dga’ ldanAussprache in IPA: [kantɛn]Offizielle Transkription der VRCh: GandainTHDL-Transkription: GandenAndere Schreibweisen: Gaden, GandänChinesische Bezeichnung Traditionell: 甘丹寺Vereinfacht: 甘丹寺Pinyin: Gāndān SìGandain ist eines der Drei Großen Klöster (dainsa sum / gdan-sa gsum) des Gêlug-Ordens des tibetischen Buddhismus. Es liegt auf dem Berg Zhog Riwoqê (’brog ri bo che) im Kreis Dagzê, ca. 50 Kilometer östlich von Lhasa im Autonomen Gebiet Tibet der Volksrepublik China.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Gandain (voller Name: Gandain Nambar Gyaibai Ling Goinba / dga’ ldan rnam par rgyal ba’i gling dgon pa, »Kontinent vollkommen siegreichen Glückes«[1]) wurde 1409 von Zongkaba gegründet; es galt als traditioneller Sitz politischer Macht des Gêlug-Ordens, und der Abt von Gandain (Gandain Chiba / dga’ ldan khri pa) ist das Oberhaupt des Gêlug-Ordens.
Der Legende nach wurde die Gründung von Gandain von Buddha Shakyamuni prophezeit. Zongkaba (tsong kha pa) soll in einem früheren Leben von Buddha ein Muschelhorn erhalten haben, das Maudgalyayana in Tibet vergrub. 1409 begründete Zongkaba das Große Gebetsfest (Moinlam Qênmo / smon lam chen mo) im Jokang-Tempel von Lhasa. Seine Schüler schlugen vor, ein Kloster zu bauen; er suchte den Berg Zhog Riwoqê als Ort aus, weihte das Kloster ein und nannte es Gandain (Sanskrit: Tushita), nach dem Reinen Land des Buddhas der Zukunft, Maitreya. Der Haupttempel und über siebzig weitere Gebäude sollen noch im selben Jahr fertig gestellt worden sein, und im darauf folgenden Jahr soll Zongkaba auf einem Hügel hinter dem Kloster das Muschelhorn gefunden haben, womit sich die Prophezeiung über Gandain erfüllte.
Im Jahr 1416 gab Zongkaba das Muschelhorn seinem Schüler Jamjang Qoijê Zhaxi Paidain (’jam dbyangs chos rje bkra shis dpal ldan), der darauf in diesem Jahr das Kloster Zhaibung gründete. Seitdem wird das Muschelhorn in Zhaibung aufbewahrt. Ein weiterer Schüler von Zongkaba, Jamqên Qoijê Xagya Yêxê (byams chen chos rje shakya ye shes) gründete 1419, als Zongkaba starb, das dritte der drei großen Klöster: Sêra.
Zongkaba hielt sich oft in Gandain auf; er starb in diesem Kloster und wurde dort begraben. Von seinen Überresten ist nur der Schädel erhalten. Er ist die wichtigste Reliquie des Klosters. Die Errichtung des Haupttempels von Gandain gilt als vierte große Tat seines Lebens. Gandain ist bis heute der Hauptsitz des Gêlug-Ordens, der ursprünglich Gandain-Orden (Gandainlug / dga’ ldan lugs) genannt wurde. Der erste Abt von Gandain war Gyaicab Jê (rgyal tshab rje dar ma rin chen, 1364–1432), dem Zongkaba vor seinem Tod seinen Mantel und Stab überreichte. Auf ihn folgte Kaizhub Jê (mkhas grub rje dge legs dpal bzang, 1385–1438). Seit dem 8. Abt wechselt die Stelle zwischen Mönchen der Jangzê- und der Xarzê-Fakultät.
Im Jahr 1959 lebten in Gandain ca. 7.500 Mönche. Das Kloster wurde während der Kulturrevolution weitgehend zerstört. Seit den 1980er Jahren wurde ein großer Teil wieder aufgebaut.
Am 14. März 2006 brachen 17 Mönche in eine Kapelle in Gandain ein und zerstörten Statuen von Dorjê Xugdain, einer umstrittenen Schutzgottheit. Der Bürgermeister von Lhasa und andere Politiker warfen dem 14. Dalai Lama daraufhin vor, in dieser Frage einen religiösen Konflikt zu schüren.[2] Auf der anderen Seite werfen Analysten der Volksrepublik China vor, den Konflikt um Dorje Shugden auszunutzen, um den Dalai Lama zu diskreditieren.[3] Thierry Dodin vom Tibet Information Network[4] sagte, dass China die Spaltung unter den Tibtern unterstützt, indem sie Anhänger des Dorje-Shugden-Kults fördern und in hohe Schlüsselpositionen einsetzen.[5]
Studium
Gandain hatte ursprünglich zwei Fakultäten, Jangzê (byang-rtse grwa tshang, „Nordgipfel“) und Xarzê (shar rtse grwa tshang, „Ostgipfel“), die nach der Lage ihrer Gebäude zum Haupttempel benannt sind. Unter Kaizhub Jê wurde Gandain in vier Fakultäten geteilt, doch jeweils zwei der ursprünglichen Fakultäten wurden zusammengelegt: Baidain (dpal ldan grwa tshang) und Yarzhog (yar ’brog grwa tshang) zu Jangzê sowie Bainqên (pan chen sha kya shri grwa tshang) und Qoizhag (chos grags grwa tshang) zu Xarzê. Hordoin Namkai Baisang (hor ston nam mkha’ dpal bzang) gilt als Gründer von Jangzê und Naidain Rinqên Gyaicain (gnas brtan rin chen rgyal mtshan) gilt als Gründer von Xarzê. Eine weitere Fakultät, Sangpu Nyarong (gsang phu nyag rong grwa tshang), wurde später ebenfalls mit Xarzê vereinigt.
Jangzê hatte ursprünglich 13 Abteilungen (kangcain / khang tshan): Lubum (klu ’bum), Cawa (tsha ba), Samlo (bsam blo), Hardong (har gdong), Sêrgong (gser skong), Zhêhor (tre hor), Gyairong (rgyal rong), Badi (sba ti), Ngairi (mnga’ ri), Dora (rdo ra), Chanyi (bra nyi), Kowo (go bo) und Gongbo (kong po). Badi Kangcain und Ngairi Kangcain wurden später aufgelöst, dafür wurde Para Kangcain (pha ra khang tshan) gegründet. Die Mönche wurden je nach ihrer Herkunft einer bestimmten Abteilung zugeordnet. Jede Abteilung war weiter in Häuser (micain / mi tshan) unterteilt, in denen die Mönche lebten – ebenfalls getrennt nach Herkunft.
Xarzê hatte elf Abteilungen: Dokang (rdo khang), Pukang (phu khang), Nyarê (nyag re), Lhoba (lho pa), Sungqu (zung chu), Têbo (the po), Coni (co ni), Da’oin (rta ’on, rta dbon), Ngari (mnga’ ris), Sogpa (sog pa) und Kungru (gung ru).
An beiden Fakultäten von Gandain wurden – im Gegensatz mancher anderer Fakultäten der Drei Großen Klöster – sowohl Sutras als auch Tantra gelehrt. Jangzê nimmt die Lehrbücher (yigqa / yig cha) von Jêzünba Qoigyi Gyaicain (rje btsun pa chos kyi rgyal mtshan, 1469–1544) durch; Xarzê verwendet die Bücher des 5. Abtes von Gandain, Bainqên Soinam Zhaba (pan chen bsod nams grags pa, 1478–1554).
Das Studium beginnt mit einer dreijährigen Einführungsphase; das Studium der fünf wichtigsten Texte dauert elf weitere Jahre. Am Ende jedes Studienjahres müssen die Mönche eine Prüfung (Gyugzhoi / rgyugs sprod) bestehen, um aufsteigen zu können. Das Studium wird nach einer formellen Debatte mit dem Titel Gêxê Cogramba (dge bshes tshogs ram pa) abgeschlossen. Nach weiteren fünf Jahren Studium und einer formellen Debatte vor einer Versammlung von Mönchen aller Drei Großen Klöster während des Großen Gebetsfestes in Lhasa kann der Titel Gêxê Lharamba (dge bshes lha ram pa) erreicht werden. Ohne Gêxê-Ausbildung wird der Titel Gyerimba (bskyed rim pa) verliehen. Im Gegensatz zu Gyerimbas können Gêxê Cogrambas und Gêxê Lharambas weitere tantrische Studien nicht in Gandain betreiben. Nach höherer Tantra-Ausbildung verleiht Jangzê den Titel Gêxê Ngagramba (dge bshes sngags ram pa), Xarzê den Titel Umaxairing (dbu ma bshad ring).
Nach der Kulturrevolution wurde nur die Jangzê-Fakultät wieder belebt.
Rituale und Feste
Der Schutzgott der Versammlung von Gandain (Gandain laji / dga’ ldan bla spyi) ist Qoigyai (chos rgyal, Dharmaraja). Der Schutzgott der Jangzê-Fakultät ist Baidain Lhamo (dpal ldan lha mo), und die Mönche der Fakultät vollziehen täglich ein besonderes Ritual für diese Schutzgottheit. Der Schutzgott der Xarzê-Fakultät ist Sêchab (se khrab). Am 29. und 30. Tag jedes Monats nach dem tibetischen Kalender vollführen die Mönche von Jangzê Tag und Nacht ein großes Ritual für Baidain Lhamo; die Mönche von Xarzê halten ihr Ritual für Sêchab am 28. und 29. jedes Monats ab. Am 15. jedes Monats finden ganztägige Rituale für die Schutzgötter jeder Abteilung statt.
Vom 16. Tag des 6. Monats bis zum 30. Tag des 7. Monats findet das Frühsommer-Konklave (jarna ngama / dbyar gnas snga ma) mit besonderen Unterweisungen statt.
Denkmal
Das Kloster steht seit 1961 auf der Liste der Denkmäler der Volksrepublik China (1-108).
Literatur
- Xióng Wénbīn 熊文彬 (Hg.): Gāndān Sì. 甘丹寺 (Beijing, Wǔzhōu chuánbō chūbǎnshè 五洲传播出版社 1997), ISBN 7-80113-311-0.
Weblinks
- Berzinarchives Artikel: Eine kurze Geschichte des Klosters Ganden
- Gandain Monastery (China Tibet Information Center)
- Das Gandain-Kloster – Hauptkloster der Gelug-Sekte (China Internet Information Center)
- Dga' ldan dgon pa (Tibetan and Himalayan Digital Library)
- Zhou Aiming: Why Is the 14 Dalai Lama Fighting a Buddhist Deity? (Einheitsfront-Abteilung beim Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas)
- Mayor blames Dalai Lama for conflict (Xinhua, 9. Mai 2006)
- Ganden Monastery (engl.)
Fußnoten
- ↑ siehe engl. Wikipedia-Eintrag
- ↑ China says Dalai Lama stirs conflict (International Herald Tribune, 10. Mai 2006);
Mayor blames Dalai Lama for conflict (Xinhua, 9. Mai 2006);
Tibetan Temple Row Highlights Religious Tensions (Reuters / Students for a Free Tibet, 10. Mai 2006);
Der 14. März, der neue Parteisekretär der TAR, ein „letzter verzweifelter Kampf“ und „die Köpfe der Mönche und Nonnen“ (Tibet-Initiative Deutschland, 31. Mai 2006). - ↑ Dalai Lama 'behind Lhasa unrest' (BBC News, 10. Mai 2006)
- ↑ Mary Hennock: Tibet misses out on peak season (BBC, 13. Mai 2003)
- ↑ Dalai Lama 'behind Lhasa unrest' (BBC News, 10. Mai 2006)
29.75891.475Koordinaten: 29° 45′ 28,8″ N, 91° 28′ 30″ O
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