Gaoreich

Gaoreich

Das Reich von Gao oder Kawkaw, auch Gaoreich, entstand in vorislamischer Zeit am Nigerbogen. Nach Ansicht der frühesten arabischen Geographen war es mächtiger als Ghana im Westen und Kanem im Osten.

Inhaltsverzeichnis

Handel und frühe Islamisierung

Seit dem 9. Jahrhundert berichten arabische Geographen von dem großen Reich Kawkaw, das sie westlich des Ghanareiches lokalisieren. Wichtigster Grund für die Entstehung des Reiches von Gao war die günstige geographische Lage der Stadt am östlichen Nigerbogen weit im Norden der landwirtschaftlichen Nutzfläche des Sahel. Aus Nordafrika wurden Stoffe, Pferde, Waffen, Glas und Perlen, aus der Sahara auch Salz importiert. Exportiert wurden Sklaven und Gold. Die Erhebung von Zöllen besonders auf das wertvolle Salz der Sahara erfolgte zugunsten des Königs. Die lebhaften Handelsbeziehungen mit Tahert im Maghreb könnten zur frühen Einführung des heterodoxen Ibadi-Islam geführt haben.

Gründung der Zaghe-Dynastie ca. 1087

In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts gelangte eine neue Dynastie in Gao an die Macht. Sie hat die Stelen von Gao-Saney hinterlassen, auf denen die hochgepriesenen Namen des Propheten und der ersten beiden Kalifen verzeichnet sind: Muhammad ibn Abd Allah, Umar ibn al-Khattab, Uthman ibn al-Quhafa. Die Inschriften der Stelen liefern für letzteren auch den lokalen Namen Yama ibn Kima, der in der Liste der Za-Könige der Chroniken von Timbuktu an 18. Stelle wiederzufinden ist. Daraus wird ersichtlich, dass die Könige der Stelen und die Za identisch sind. Stammvater aller Könige der Stelen war Zaghe, daher auch der Dynastiename. Die Zaghe betrachteten sich offensichtlich als schwarzafrikanische Fortführer der großen Mission der ersten arabischen Herrscher des Islam. Ihre historische Bedeutung lag in der 1576 erfolgten Einführung des Sunni-Islam in Ghana. Unterstützend wirkte der Druck der Almoraviden unter dem Führer des Südflügels Abu Bakr ibn Umar. Nach dem Tod des Almoravidenführers musste sich Yama ibn Kima vor einer radikalislamischen Bewegung nach Gao zurückziehen. Hier genoss er weiterhin den Schutz der Massufa von Tadmekka, die die Herstellung und Herbeischaffung der Marmorstelen von Gao-Saney aus dem spanischen Almeria organisierten. Die spätere Verknüpfung der Za oder Zaghe mit dem südöstlich von Gao gelegenen Kukiya hängt mit dem dortigen späteren Aufenthalt der gleichfalls aus Ghana stammenden nachfolgenden Sonni-Dynastie zusammen.

Maliherrschaft über den Nigerbogen (1300-1430)

Weit im Süden von Ghana und Gao kam es in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts unter Sunjata am oberen Niger zur Gründung und Islamisierung des Malireiches. Zur Konsolidierung ihrer Herrschaft riefen die Za/Zaghe die Keita-Könige von Mali zu Hilfe. Sie standen unter dem Druck der Sonni, die im Namen des Islam nach der Macht strebten. Aufgrund des Zweckbündnisses zwischen den Za und den Keita, mussten sich die Sonni vor der Übermacht der Verbündeten nach Kukiya Niger-abwärts zurückziehen. Das Bündnis war einerseits auf dem gemeinsamen Ghana-Erbe und andererseits auf der verbindenden Mande-Identität der Za und der Keita gegründet. Dennoch spielten die Za im erweiterten Malireich nur eine untergeordnete Rolle.

Im späten 14. Jahrhundert wurde die innere Stabilität Malis durch dynastische Wirren erschüttert. Ohne die Rückendeckung durch die Keita konnten die Za dem Druck der Sonni nicht standhalten. Mit Unterstützung der Songhai-Reiterkrieger vertrieben die Sonni die Za aus Gao und errichteten ihre eigene Herrschaft. So entstand auf den Trümmern des nordöstlichen Malireiches das Songhaireich.

Siehe auch

Literatur

Schriftquellen:

  • al-Saadi: T. al-Sudan, hgg. und übers. von O. Houdas, Paris 1898, 1900 (engl. Übers. J. O. Hunwick: Timbuktu and the Songhay Empire, 2003)
  • Mahmud al-Kaati/Ibn al-Mukhtar: T. al-Fattash, hgg. und übers. von O. Houdas und M. Delafosse, Paris 1913.
  • Paolo Moraes Farias: Arabic Medieval Inscriptions from the Republik of Mali, Oxford 2003.

Archäologie:

  • Timothy Insoll: Islam, Archaeology and History: Gao Region (Mali) ca. AD 900 - 1250, Oxford 1996.

Ethnographie:

  • Jean Rouch: Religion et magie songhay, Paris 1960.
  • Olivier de Sardan: Concepts et conceptions songhay-zarma, Paris 1982.

Darstellungen:

  • John O. Hunwick: Timbuktu and the Songhay Empire, Leiden 2003.
  • Dierk Lange: Ancient Kingdoms of West Africa, Dettelbach 2004 (hier S. 495-544).
  • Jean Rouch: Contribution à l'histoire songhay, Dakar 1953.

Weblink:


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