Geithayn

Geithayn
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Geithain
Geithain
Deutschlandkarte, Position der Stadt Geithain hervorgehoben
51.0512.683333333333225Koordinaten: 51° 3′ N, 12° 41′ O
Basisdaten
Bundesland: Sachsen
Direktionsbezirk: Leipzig
Landkreis: Leipzig
Verwaltungs-
gemeinschaft:
Geithain
Höhe: 225 m ü. NN
Fläche: 30,18 km²
Einwohner: 6101 (31. Dez. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte: 202 Einwohner je km²
Postleitzahl: 04643
Vorwahl: 034341
Kfz-Kennzeichen: L (alt: GHA)
Gemeindeschlüssel: 14 7 29 150
Stadtgliederung: 6 Ortsteile
Adresse der Stadtverwaltung: Markt 11
04643 Geithain
Webpräsenz:
Bürgermeister: Romy Bauer (CDU)

Geithain ist eine Kleinstadt im Süden vom Landkreis Leipzig. Sie ist Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Geithain.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geithain liegt im Sächsischen Hügelland an dem im nahe gelegenen Waldstück Wickershain entspringenden Bach Eula .

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte der Stadt Geithain

Aus ur- und frühgeschichtlicher Zeit ist lediglich eine Siedlung der Kultur mit Stichbandkeramik bekannt. In der Bronze- und Eisenzeit war das weitere Umland offenbar unbesiedelt.

Die Marienkirche in Wickershain

Ins Licht der schriftlichen Überlieferung tritt Geithain im Jahr 1186 in einer Urkunde, welche die Schenkung der Einkünfte der Wickershainer Marienkirche durch den Grafen Dedo von Rochlitz an den Merseburger Bischof festschrieb, zu dessen Sprengel sie gehörte. Der Name Geithain hat seine Wurzeln im altsorbischen *Chyten (Chytan) und bezeichnet den Ort einer Person namens *Chyt (Chit).

Die Nikolaikirche in Geithain

Die älteste frühstädtische Ansiedlung im Stadtgebiet war wahrscheinlich eine Kaufmannssiedlung unterhalb der Nikolaikirche, wie sie beispielsweise auch in Rochlitz und anderen sächsischen Städten bestand. Sie lag ein einer von Altenburg über Colditz nach Leisnig führenden Handelsstraße.

1209 wurden Ort und Nikolaikirche erneut in einer Urkunde genannt, als Markgraf Konrad II. von Landsberg die Schaffung eines Hospitals und einer Jakobuskapelle in der Stadt anordnete. Die Anlage der Rechtsstadt um den langgestreckten Straßenmarkt, der wiederum eine Parallele im unweit liegenden, etwa gleich alten Städtchen Rochlitz besitzt, muss demnach schon in den Jahren um 1200 erfolgt sein. Eine Ratsverfassung ist jedoch erst für das Jahr 1335 nachweisbar.

In der Mitte und zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erlebte die Stadt und das Umland unter Markgraf Wilhelm I. dem Einäugigen eine Blüte. Verwaltet wurde Geithain im Mittelalter durch einen Vogt, der seinen Sitz im 1349 erstmals erwähnten Freihof hatte. Der Geithainer Pulverturm, heute eine der Sehenswürdigkeiten der Stadt, war Teil des Freihofes und fügte sich zusammen mit diesem in die Stadtbefestigung ein.

Der Geithainer Pulverturm

Um 1349/50 ist im Zusammenhang mit der Stadt von einer „curia et castrum“, einem Hof und einer Burg, die Rede. 1357 erhielt Geithain das Privileg für die Leinwandproduktion. 1392 erwarb Geithain die niedere und 1467 die obere Gerichtsbarkeit. Das älteste Stadtsiegel Geithains stammt aus dem Jahr 1416 und wurde 1904 zur Grundlage für das noch heute gebräuchliche Stadtwappen. Vor 1377 wurde in Geithain ein überregionaler Schöffenstuhl eingerichtet, der auch Urteile für benachbarte Städte fällte. Dieses Recht wurde den Geithainer Geschworenen 1432 vom Landesherrn bestätigt.

Ab 1499 wurden jährlich drei Jahrmärkte abgehalten. In der zweiten Hälfte des 15. und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden mehrere Innungen erstmals schriftlich genannt und mit Privilegien ausgestattet. Nachdem bereits 1529 ein Brauhaus errichtet worden war, verlieh 1553 Kurfürst Moritz der Stadt das Braurecht.

Unter Herzog Heinrich dem Frommen wandte sich das albertinische Sachsen in den Jahren 1539 und 1540 der Lehre Luthers zu. Auch in Geithain wurde daher am 1. Advent 1539 die Reformation eingeführt. Im Jahr 1551 ist für die Stadt eine „Geistige Vorsteherei“ bezeugt, zu der neun Gemeinden gehörten.

Der Dreißigjährige Krieg wirkte sich auch auf Geithain aus. Insgesamt siebzehnmal wurde die Stadt in diesem Krieg geplündert. 1641 wurde die Polizeiordnung des Rates der Stadt als Norm des städtischen Strafrechts mit 48 Geboten und Verboten eingeführt.

Nachdem Kurfürst Johann Georg III. 1683 im Kurfürstentum Sachsen ein stehendes Heer einführte, wurde die Stadt zum Garnisonsort (ständig erst ab 1690). Im Zuge der Vermessung des Kurfürstentum Sachsen unter August dem Starken wurden in Geithain 1727 zwei Postmeilensäulen aufgestellt.

Das Geithainer Rathaus am Markt

1833 wurde in Geithain eine bürgerliche Städteordnung eingeführt. Die Stadt zählte zu dieser Zeit rund 3000 Einwohner, davon 64 Leineweber, 26 Schneider, 146 Tagelöhner und Handwerker. 1861 wurde im Königreich Sachsen die Gewerbefreiheit erlassen. Daraufhin lösten sich in Geithain die alten Innungen der Leineweber, Gerber, Seiler, Kürschner und Böttcher auf. Im gleichen Jahr erschien die erste Ausgabe der Zeitung „Geithainer Wochenblatt“, die bis 1943 herausgegeben wurde.

Das Kriegerdenkmal

Nachdem 1869 mit dem Bau des Bahnhofsgebäudes begonnen wurde, erfolgte am 8. April 1872 mit der Eröffnung der Bahnstrecke Neukieritzsch–Chemnitz der Anschluss an das sächsisch-bayerische Eisenbahnnetz. Schließlich wurde 1887 die Bahnstrecke Leipzig–Geithain-Chemnitz eröffnet. Mit dem Abzug des 2. Königlich-Sächsischen Ulanenregimentes Nr. 18 nach Leipzig endete 1897 die über 200 Jahre währende Garnisonszeit der Stadt. In der ehemaligen Reithalle der Geithainer Garnison wurde 1898 das Geithainer Emaillierwerk errichtet.

Die Geithainer Paul-Guenther-Schule

Am 29. Oktober 1925 wurde die Paul-Guenther-Schule eingeweiht. Mit ihrem 36 m hohen Turm ist sie heute einer der markantesten Punkte in der Silhouette dieser Stadt. Der Schulbau erfolgte auf Anregung des Schuldirektors Louis Petermann (Ehrenbürger der Stadt, * 13. August 1870, † 22. März 1964), der sich angesichts der schlechten räumlichen und baulichen Verhältnisse im alten Schulgebäude an Paul Guenther, mit der Bitte um Stiftung einer Schule wandte.

Im Zweiten Weltkrieg hatte die Stadt 219 Tote zu beklagen. 13 Personen kamen am 13. April 1945 beim einzigen Luftangriff auf die Stadt ums Leben. Das Ziel der Tiefflieger bei diesem Angriff war der Bahnhof. Am 14. April 1945 endete für Geithain mit dem Einzug der amerikanischen Truppen der Zweite Weltkrieg.

Im Verlauf der Verwaltungsreform in der DDR wurde Geithain 1952 Kreisstadt. 1969 erfolgte nach zweijähriger Bauzeit die Eröffnung des städtischen Freibades. Im selben Jahr wurde auch die Poliklinik eingeweiht. 1986 begingen die Bürger Geithains die 800-Jahrfeier der Stadt. Mit dem Reformationsgottesdienst am 31. Oktober 1989 und der im Anschluss stattfindenden Demonstration begann auch in Geithain die politische Wende.

1994 erfolgte die Eingemeindung von Syhra und Niedergräfenhain. Im selben Jahr, am 1. August 1994, verlor Geithain mit der Schaffung des Landkreises Leipziger Land den Status als Kreisstadt. 1995 wurde der Ort Nauenhain eingemeindet.

Wirtschaft

ansässige Unternehmen

  • Geithainer Emaillierwerk GmbH
  • Musikelektronik Geithain GmbH (Studiotechnik, Beschallungstechnik)
  • GETEX, Geithainer Textilpflege GmbH
  • Holzwerke Ladenburger

Verkehr

Straßen

Durch den Ort führt die Bundesstraße 7. Geithain erhält mit dem Autobahnanschluss Niedergräfenhain einen direkten Autobahnanschluss an der in Bau befindlichen Verlängerung A 72 Chemnitz–Leipzig.

Schienenverkehr

Geithain besitzt einen Bahnhof an der Bahnstrecken Neukieritzsch–Chemnitz und Leipzig–Geithain.

Mit der Fertigstellung des City-Tunnel Leipzig, voraussichtlich 2011 und der damit verbundenen Umstrukturierung des S-Bahn Verkehrs erhält Geithain eine Anbindung an die S-Bahn-Linie S 4, sowie an das neustrukturierte Regional- und RegionalExpress-Netz.

Öffentliche Einrichtungen

  • Paul-Günther-Schule (Grund- und Mittelschule)
  • Conrad-Felixmüller-Gymnasium
  • Stadtbibliothek Geithain
  • Heimatmuseum
  • Freibad

Ortsgliederung

Zur Stadt Geithain gehören neben der Stadt Geithain, Mark Ottenhain, Niedergräfenhain, Syhra, Theusdorf und Wickershain.

Sehenswürdigkeiten

Die Nikolaikirche und das untere Stadttor in Geithain
  • Stadtmauer und Stadttor
  • Nikolaikirche
  • Marienkirche
  • Zollhaus
  • Pulverturm (amtlich Freiturm, da er zum Freihof gehört)
  • Pulvermühle
  • Rathaus
  • unterirdische Gänge
  • Kriegerdenkmal
  • Postmeilensäulen und Meilenstein

Söhne und Töchter der Stadt

  • Paul Guenther, deutschstämmiger US-amerikanischer Industrieller
  • Christian Tobias Damm, geboren am 9. Januar 1699 in Geithain, gestorben 27. Mai 1778 in Berlin, bedeutender Philologe, zuletzt Rektor des Gymnasiums in Berlin-Neukölln. Berühmt wurde er durch sein Handbuch der Mythologie der Griechen und Römer sowie weitere klassisch-philologische Arbeiten. [2]
  • Benjamin Hederich, geboren am 12. Dezember 1675 in Geithain, gestorben in Großenhain 19. Juli 1748.
  • Michael Schmelzer (Smeltzer), geboren um 1467 in Geithain, seit 1483 Studium an der Universität Leipzig, am 4. Februar 1492 Promotion zum Doktor der Theologie; ab 1494 Prior des Zisterzienserklosters in Altzelle, maßgeblicher Förderer der geistlichen Musik und Komponist eines „Regelbüchleins für den Chorgesang“; später als Michael Geitanus auch Hochschullehrer in Leipzig, gestorben nach 1519. Sein Vater war ein wohlhabender Bürger, der ein spätgotisches Chorgestühl der hiesigen Nikolaikirche stiftete, welches noch heute an Ort und Stelle vorhanden ist.[3]
  • Nikolaus von Bibra (Nicolaus de Gyten) wurde um 1245 geboren und verstarb nach 1307 in Erfurt. Sein Geburtsort ist umstritten, doch schreibt er selbst über sich: „Du, der Du aus Geithain bist“. Er studierte in Padua und Paris und wurde bisweilen als Occultus Erfordensis (der Verborgene aus Erfurt) bezeichnet, weil er seinen Gedichtzyklus von 2.449 Zeilen anonym verfasst hatte.
  • Henning Frenzel (* 1942 in Geithain, ist ein ehemaliger Fußballnationalspieler in der DDR

Städtepartnerschaften

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Bevölkerungsentwicklung
  2. Gustav Frank, Conrad Bursian: Damm, Christian Tobias. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 718 f.
  3. Zeit und Ewigkeit: 128 Tage in St. Marienstern. Ausstellungskatalog. Halle 1998

Literatur

  • Wolfgang Reuter: Chronik der Stadt Geithain. Teil 1. Von den Anfängen bis 1634. Dedo-Verlag Geithain 2001. ISBN 3-00-008522-X . Teil 2. Von 1635 bis zur Inflation 1923. Dedo-Verlag Geithain 2003. ISBN 3-00-008522-X .

Weblinks


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