Gekiga

Gekiga

Als Gekiga (jap. 劇画, dt. „Bilderdrama“ oder „dramatische Bilder“) wird eine Bewegung des Comics in Japan bezeichnet, die sich in den 1950er Jahren als Gegenstück zu den populären Mangas für Kinder herausbildete.

Geschichte

Der Begriff geht auf den Manga-Zeichner Yoshihiro Tatsumi zurück. Dieser zeichnete ursprünglich Comics für Kinder, wollte sich jedoch auch einer erwachsenen Leserschaft widmen. Deshalb begann er ab 1957, seit der Veröffentlichung seines Mangas Yūrei Takushi (dt. „Das Geistertaxi“), seine Comics nicht mehr manga (dt. „zwanglose/ungezügelte Bilder“) zu nennen, sondern gekiga.[1] Diese waren, im Gegensatz zu den zu der Zeit populären Kindercomics von beispielsweise Osamu Tezuka, aber auch zu den bei Erwachsenen beliebten lustigen Yonkoma-Zeitungsstrips, realistischer gezeichnet, waren vom Handlungsaufbau dramatischer und beinhalteten Gesellschaftskritik, teilweise verbunden mit Gewalt und Erotik.

Fast alle Zeichner, die ihre Werke als Gekiga betitelten, waren in den späten 1950er und frühen 1960er Jahren für Leihbüchereien (Kashibonya) tätig, die ihren Künstlern mehr künstlerische Freiheiten boten als die Kindermagazine des Mainstreams. Für die Leihbücherein wurden sowohl Bücher als auch Anthologien eigens hergestellt. Die zwei bekanntesten Kashihonya-Comicmagazine waren Kage (, dt. „Schatten“, 1956 in Ōsaka gegründet) und Machi (, dt. „Stadtviertel“, 1957 in Nagoya gegründet).[2] Diese „konzentrierten sich auf düstere Großstadtgeschichten, beeinflusst vom zeitgenössischen japanischen Kino und vom Film noir.“[3] Der Höhepunkt der Gekiga in den Leihbüchereien war die von 1959 bis 1962 in 17 Büchern veröffentlichte Serie Ninja Bugeichō von Sanpei Shirato[2], in der Themen wie Revolution und Klassenkampf vor dem Szenario eines Ninja-Dramas behandelt werden.

Als die japanische Wirtschaft stark anzog und die Leihbüchereien dadurch, dass immer mehr Leser Bücher direkt kauften anstatt sie auszuleihen, an Bedeutung verloren, gründete Sanpei Shirato 1964 gemeinsam mit Katsuichi Nagai ein Magazin für Gekiga, das Garo.[3] In diesem wurden die Zeichner publiziert, die ihre oft düsteren Werke zuvor in den Leihbüchereien herausgebracht hatten, darunter Yoshiharu Tsuge. Garo gewann mit der Zeit an starker Bedeutung – vor allem unter Studenten wurde das Magazin populär –, sodass es auch einen Einfluss auf den Mainstream hatte. Der bis dahin vor allem auf Gekiga spezialisierte Shigeru Mizuki fand mit der Veröffentlichung von Shōnen-Manga in Magazinen großer Verlage neue Plattformen und Osamu Tezuka nahm sich die Gekiga als Vorbild für das Finden innovativerer Geschichten und reiferer Zeichnungen.

Auch große Verlage gründeten ab 1967 Magazine wie Big Comic und Manga Action für erwachsene Leser, „die comichafte Wirklichkeitsflucht des shônen manga mit dem erwachsenen Inhalt und den detaillierten Zeichnungen des gekiga kombinierend“.[4] Diese sogenannten Seinen-Manga ersetzten mit der Zeit die Gekiga und führten auch dazu, dass dieser Begriff seitdem immer weniger gebräuchlich ist. Nur noch wenige Zeichner, wie Takao Saitō (Golgo 13), bezeichnen ihre Werke als Gekiga.[3]

Einzelnachweise

  1. Jaqueline Berndt: Phänomen Manga. edition q, Berlin 1995. S. 56. ISBN 3-86124-289-3.
  2. a b Sharon Kinsella: Adult Manga. Culture & Power in Contemporary Japanese Society. London 2000, Curzon Press, ISBN 0-7007-1004-3, S. 24ff. (Englisch)
  3. a b c Jason Thompson: Manga. The Complete Guide. New York 2007, Del Rey, ISBN 978-0-345-48590-8, S. 380. (Englisch)
  4. Jason Thompson, S. 327.

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