Gemeiner Holzwurm

Gemeiner Holzwurm
Gemeiner Nagekäfer
Nagekäfer kurz vor dem Verlassen eines Lochs

Nagekäfer kurz vor dem Verlassen eines Lochs

Systematik
Unterstamm: Tracheentiere (Tracheata)
Überklasse: Sechsfüßer (Hexapoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Familie: Nagekäfer (Anobiidae)
Art: Gemeiner Nagekäfer
Wissenschaftlicher Name
Anobium punctatum
(De Geer, 1774)

Der Gemeine oder Gewöhnliche Nagekäfer (Anobium punctatum), umgangssprachlich wegen der Aktivität der Larven auch Holzwurm genannt, ist eine Art der Nagekäfer (Anobiidae).

Die ausgewachsenen Käfer werden etwa 2,5 bis 5 Millimeter lang. In der freien Natur findet man sie sehr selten, dann vor allem an trockenem Laub- und Nadelholz, häufig unter Efeu.

Inhaltsverzeichnis

Der Lebenszyklus des Nagekäfers

Die Larve des Gemeinen Nagekäfers
Von „Holzwürmern“ befallener Hackklotz
Nahaufnahme der Holzwurm-Löcher. Durchmesser der Löcher: 1 bis 2 mm
Fraßbild im Inneren des Holzklotzes

Die Larven des Nagekäfers befallen verbautes, also kein frisches Holz (Trockenholzschädling). Aus den in Holzspalten oder Rissen abgelegten Eiern schlüpfen die Larven, diese fressen sich durch das Frühholz. Das Spätholz wird verschont und bleibt lamellenartig stehen.

Nach mehreren Wachstumszyklen verpuppt sich die ausgewachsene Larve. Nach seiner Wandlung (Metamorphose) schlüpft ein geschlechtsreifer Käfer aus der Puppe, der einen Kopulationspartner sucht. Die Ausfluglöcher sind rund und haben einen Durchmesser von ein bis zwei Millimetern. Nach erfolgter Befruchtung legt das Nagekäferweibchen seine Eier in Ritzen, Spalten und Gänge des Holzes. Hier setzt sich dann der Zyklus weiter fort. Die Entwicklungszeit der Larve dauert unter günstigen Bedingungen ein Jahr, bei ungünstigen Bedingungen bis zu acht Jahre; der schlüpfende Käfer legt seine Eier gern in das Holz, in dem er selbst aufgewachsen ist.

Der Nagekäfer ist grundsätzlich flugfähig und kann sich fliegend neue Eiablageplätze suchen. Der Fraß konzentriert sich auf das Splintholz, Kernholz wird nur selten angegriffen. Sind die Larven aktiv, erkennt man das an herausquellendem Holzmehl. Legt man schwarzes Papier oder Ähnliches unter die betroffenen Stelle, sieht man bei Befallsaktivität nach wenigen Tagen Holzmehl auf dem Papier (Fraßpausen berücksichtigen).

Die Larve des Nagekäfers benötigt eine Mindestholzfeuchtigkeit von mehr als 10 % und bevorzugt kühlere Orte — deshalb tritt er in zentralbeheizten Räumen nur selten auf. Kritische Bereiche sind feuchte Räume oder dort, wo Bodenkühle/-feuchte auftreten kann. Der Befall ist nicht an ein Maximalalter des Holzes gebunden. Der Gemeine Nagekäfer kann also durchaus auch jahrhundertealtes Holz befallen.

Literatur

  • H. Freude, K. W. Harde, G. A. Lohse: Die Käfer Mitteleuropas. Bd. 9. Spektrum Akademischer Verlag, Elsevier 1966, ISBN 3-827-40683-8
  • Jochen Müller: Holzschutz im Hochbau. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-8167-6647-1
  • Achim Unger: Holzkonservierung, Schutz und Festigung von Holzobjekten. München ca. 1990
  • Dietger Grosser: Pflanzliche und tierische Bau- und Werkholzschädlinge.
  • Hans-Peter Sutter: Holzschädlinge an Kulturgütern erkennen und bekämpfen. Stuttgart
  • Bayer (Hrsg.): Hygiene-Schädlinge, Lästlinge, Vorratsschädlinge, Materialschädlinge. Leverkusen ca. 1990
  • G. Becker: Beobachtungen über Schädlichkeit, Fraß und Entwicklungsdauer von Anobium punctatum De Geer (Totenuhr). Z. Pfl. Krank., 50: 1940, S.159-172.
  • G. Becker: Ökologische und physiologische Untersuchungen über holzzerstörende Larven von Anobium punctatum De Geer. Z. Morph. Ökol. Tiere, 39. 1942, S. 98-152.
  • G. Becker: Räuber und Parasiten holzzerstörender Insekten in Gebäuden. Verhandlungen der dtsch. Ges. f. angew. Entomol., 1954, S. 76-86.
  • S. Cymorek: Methoden und Erfahrungen bei der Zucht von Anobium punctatum (De Geer). Holz als Roh- und Werkstoff 33. 1975, S. 239-246.
  • S. Cymorek: Schadinsekten in Kunstwerken und Antiquitäten aus Holz in Europa. In: Holzschutz- Forschung und Praxis. Hrsg. Holzzentralblatt, 1982, S. 37-56.
  • P. Francke: Holzwurmbefall: Tot oder lebend? – Bemerkungen zum Auftreten von Bohrmehl nach Kirchenbegasungen. Der praktische Schädlingsbekämpfer, 53. 6/2001, S. 15-21.
  • N. A. Kemner: De ekonomiskt viktiga vedgnagande anobierna. Med. Nr. 108 Stockholm Entom. Avdeln. 1915, Nr. 19. 44 S.
  • W. Madel: Schädlinge im Bauholz. 1952, 103 S.
  • U. Noldt, T. Schönhoff, H. Michels: Beispiele und Anforderungen zum Monitoring von Schadinsekten. In: DGfH Holzschutz-Tagung 2003 Augsburg, S. 71-81
  • R. Pospischil: Buntkäfer Teil 1. Der praktische Schädlingsbekämpfer, 52, 1/2000. S. 4-6.
  • R. Pospischil: Buntkäfer Teil 2. Der praktische Schädlingsbekämpfer, 52, 2/2000. S. 4-6.
  • R. Pospischil: Der Gewöhnliche Nagekäfer. Der praktische Schädlingsbekämpfer, 52, 11/2000. S. 4-5.
  • B. Ridout: Timber Decay in Buildings, The conservation approach to treatment. English Heritage 2000, 232 S.
  • M. J. Simmonds, S. R. Belmain, W. Blaney: Integrated pest management for the control of deathwatch beetles. In: English Heritage, Timber, The EC Woodcare Project: Studies of the behaviour, interrelationships and management of deathwatch beetles in historic buildings. 2001, 114 S.
  • J. P. Vite: Die holzzerstörenden Insekten Mitteleuropas. 1952, 156 S.

Siehe auch

Weblinks


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