- Gemeinschaft des heiligen Johannes
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Die Gemeinschaft vom heiligen Johannes oder Johannesgemeinschaft („Fratres Joannis“, abgekürzt fj; franz. „Communauté Saint Jean“) ist eine Ordensgemeinschaft des diözesanen Rechts in der katholischen Kirche, sie untersteht einem Diözesanbischof.
Inhaltsverzeichnis
Gründung
Im Sommer 1975 wollten einige französische Studenten der Universität Freiburg (Schweiz) in einer religiösen Gemeinschaft zusammenleben und baten den Dominikanerpater und Universitätsprofessor Marie-Dominique Philippe (1912–2006) um spirituelle Begleitung. Dieser holte sich Rat bei der französischen Mystikerin Marthe Robin, die ihn ermutigte, die Bitte dieser Studenten nicht abzulehnen. Als Gründungstag gilt der 8. Dezember 1975, als sechs Studenten gemeinsam mit Marie-Dominique Philippe auf der Insel Lérins bei Cannes die Weihe an Maria ablegten.
P. Philippe wollte anfangs diese Gemeinschaft einem anderen Orden angliedern. Die Zisterzienserabtei Lérins war bereit, die Gruppe als Oblaten aufzunehmen. Am 28. April 1978 wurde diese Angliederung genehmigt. Die neue Gemeinschaft gab sich den Namen „Congrégation Saint Jean“ nach dem Apostel Johannes.
Philippe leitete die Neugründung, trat ihr selber aber nicht bei, sondern blieb bis 1982 Universitätsprofessor in Freiburg. Danach übersiedelte die Gemeinschaft, die inzwischen auf etwa 80 Brüder angewachsen war, nach Rimont bei Chalon-sur-Saône in Frankreich und gründete 1983 ein Noviziat in Saint Jodard bei Roanne (Département Loire). 1986 wurde sie als Kongregation diözesanen Rechts anerkannt und dem Bischof von Autun unterstellt.
Am 8. Dezember 1982 wurde eine Schwesterngemeinschaft gegründet, die im September 1983 ihre endgültigen rein kontemplativen Regeln erhielt. Sie wurde am 25. Januar 1987 kirchlich anerkannt und erhielt 1994 den Status einer Kongregation diözesanen Rechts.
Da einige Schwestern ein apostolisches Leben führen wollten, wurde am 8. September 1984 in Rimont der apostolische Zweig des Schwesternordens gegründet, der am 7. Oktober 1993 den Status einer Kongregation diözesanen Rechts erhielt.
Die Brüder und Schwestern beider Zweige tragen ein graues Habit mit ebensolchem Skapulier. Die apostolischen Schwestern tragen zudem einen grauen, die kontemplativen einen weißen Schleier.
Niederlassungen
- Brüder
- Generalvikariat (4 Niederlassungen in Frankreich)
- Vikariat Afrika (8 Niederlassungen in Kamerun, Elfenbeinküste, Guinea, Senegal und Togo)
- Vikariat Amerika (7 Niederlassungen in Brasilien, Kanada, Mexiko und USA)
- Vikariat Asien (4 Niederlassungen in Südkorea, Philippinen, Indien und Taiwan)
- Vikariat Europa (10 Niederlassungen in Belgien, Italien, Litauen, Niederlande, Österreich, Rumänien, Russland und Schweiz)
- Vikariat Zentralfrankreich (8 Niederlassungen)
- Vikariat Nordfrankreich (7 Niederlassungen)
- Vikariat Südfrankreich (5 Niederlassungen)
- Kontemplative Schwestern (24 Niederlassungen in Belgien, Frankreich, Brasilien, Canada, Kamerun, Litauen, Mexiko, Niederlande, Österreich, Philippinen, Rumänien, Schweiz, Taiwan und USA)
- Apostolische Schwestern (15 Niederlassungen in Belgien, Frankreich, Guinea, Kamerun, Philippinen und Togo)
Apostolat
Die Brüder sind als Seelsorger in Pfarren, Schulen und Universitäten tätig, außerhalb Europas auch als Missionare. Mittlerweile (Stand Dezember 2005) gibt es etwa 500 Brüder, 280 kontemplative und 150 apostolische Schwestern. Ungefähr 200 Brüder sind zu Priestern geweiht.
Die einzigen Niederlassungen im deutschsprachigen Raum befinden sich in Marchegg, Niederösterreich. 1994 wurde dort ein Priorat der Brüder errichtet, das 2000 durch ein Priorat der kontemplativen Schwestern ergänzt wurde.
Kritik
In Frankreich werden der Gemeinschaft vom Heiligen Johannes sektenähnliche Tendenzen vorgeworfen.[1]
„(…)Der Vereinigung wurde unter anderem vorgeworfen, moralischen Druck auf ihre Mitglieder ausgeübt zu haben. So sei Mitgliedern etwa der Kontakt zu ihren Eltern untersagt worden. 1997 entzog der damalige Pariser Kardinal Jean-Marie Lustiger der Johannes-Gemeinschaft die Seelsorge für die renommierte Privatschule Collège Stanislas. Papst Benedikt XVI. hat die innerkirchlich umstrittene Gemeinschaft vom heiligen Johannes zu Beginn des Jahres zu mehr Sorgfalt bei der Aufnahme neuer Mitglieder ermahnt.“[2]
Quellen
Literatur
- Gemeinschaft vom heiligen Johannes (Hrsg.): 30 Jahre Gemeinschaft vom heiligen Johannes. Marchegg-Stadt 2005
- St. Johannes Gemeinschaft Marchegg (Hrsg.): Die Gemeinschaft des heiligen Johannes. (Informationsbroschüre)
- Lettre aux Amis de la Famille Saint-Jean. (Zeitschrift, 3 Ausgaben pro Jahr) ISSN 1266-5452
Siehe auch
Trotz ähnlichem Namen hat die Gemeinschaft vom heiligen Johannes nichts mit der Johannesgemeinschaft (Säkularinstitut), die wesentlich früher (1944) gegründet wurde, zu tun.
Weblinks
- Brüder
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