Genealogische Benennungssysteme

Genealogische Benennungssysteme

Genealogische Benennungssysteme sind in der Genealogie verwendete Methoden zur relativen Verwandtschaftsangabe beliebig weit entfernter Verwandter. Sie finden dort Anwendung, wo der Bereich der nahen Verwandtschaft, für den in einer Sprache ein spezielles Vokabular besteht, überschritten wird.

Das deutsche Benennungs-System

  • Die Bezeichnungen für Vorfahren, die weiter als drei Generationen zurückliegen, werden gebildet, indem man die Vorsilbe "Ur" entsprechend oft wiederholt. Der Vater des Urgroßvaters ist somit der Ur-Urgroßvater etc. Das wird entsprechend auch für deren Geschwister übernommen, also Ur-Urgroßtante etc.
  • Kusine (oder Base) und Vetter (oder Cousin) sind Personen, mit denen man nicht wie bei Geschwistern die Eltern, sondern ein Großeltern-Paar gemeinsam hat. Handelt es sich um ein Urgroßeltern-Paar, so spricht man von einer Kusine oder einem Vetter 2. Grades. Ohne weitere Angaben ist stets der 1. Grad gemeint. Je höher dieser Grad ist, desto weiter zurück liegt das gemeinsame Vorfahren-Paar. Eine Kusine oder ein Vetter gehört stets derselben Generation an, wie die Person, von der aus die Bezeichnung erfolgt.
  • Bei entfernten Verwandten unterschiedlicher Generation wird auf die Vorfahren oder Nachkommen derselben Generation zurückgegriffen. Eine Kusine (1. Grades) des Großvaters ist dann eine Großtante 2. Grades, sein Vetter 2. Grades ein Großonkel 3. Grades etc. Von einer Großtante oder einem Großonkel aus gesehen ist man selbst eine Großnichte oder ein Großneffe des jeweils selben Grades.

Das englische Benennungs-System

  • Vorfahren jenseits der dritten Generation tragen Zahlwörter zur Bezeichnung, die der Anzahl der deutschen Vorsilben "Ur" entsprechen: Ur-Urgroßeltern (second great grandparents) etc.
  • Ist beispielsweise von zwei Personen der um drei Generationen ältere Vorfahre des einen ein Cousin 5. Grades des anderen, so lautet die Verwandtschaftsbeziehung: "fifth cousin three times removed". Die Beziehung zwischen diesen beiden Personen ist symmetrisch, denn dem Ausdruck "three times removed" lässt sich nur entnehmen, dass drei Generationen Unterschied besteht, nicht aber, wer älter ist.

Die Umrechnung zwischen deutschem und englischem System

Folgende Zahlenwerte treten auf:

  • u: so oft ist im Deutschen die Vorsilbe "Ur" zu wiederholen
  • r ist der Generationen-Unterschied
  • v ist der biologische Verwandtschaftsgrad. Das ist die Summe der Generationen-Unterschiede des jüngsten gemeinsamen Vorfahren zu beiden Personen. Zwischen Vorfahren und Nachkommen ist er gleich dem Generationen-Unterschied. Bei Geschwistern ist v = 2 (eine Generation Abstand der Eltern zu jedem der beiden), bei Cousins ist v = 4 (zwei Generationen Abstand der Großeltern zu jedem der beiden). Für Nichte und Tante gilt v = 3 (Die Großeltern der Nichte sind zwei Generationen entfernt. Deren Tochter, die Tante, von ihnen nur eine Generation.)
  • n ist der sprachliche Verwandtschaftsgrad im englischen Ausdruck "nth cousin r times removed" und im deutschen "Cousine/Cousin n. Grades"
  • g ist der sprachliche Verwandtschaftsgrad im deutschen Ausdruck "g. Grades" wenn dabei die Bezeichnungen Tante, Onkel, Nichte oder Neffe vorkommen.

Dann gelten die folgenden Umrechnungs-Formeln:

u = r - 2
g = n + 1
n = g - 1
r = u + 2
v = 2 (n + 1) + r
v = 2 (g + 1) + u

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