- Generationen-Konflikt
-
Der Generationenkonflikt ist entweder eine Konfliktsituation in der Jugend mit der Elterngeneration oder eine (mehr abstrahierte) Auseinandersetzung zwischen zwei verschiedenen Generationen, bei dem häufig mit Vorurteilen der anderen Generation gegenüber gehandelt wird. Zunächst wird mit dem Begriff, der nach Meyers Lexikon in vielen oder gar allen Kulturen belegbar ist, eine innerfamiliäre aber in der Gesellschaft verbreitete Auseinandersetzung zwischen Jungen und Alten bezeichnet. Diese ist auch Thema der Entwicklungspsychologie. Oft geht es um Besitz- oder Moralstrukturen, die verteidigt bzw. angegriffen werden. Es gibt zum Beispiel eine Generation „Jugend“, die sich von „den Alten“ nicht respektiert fühlt oder zu diversen Themen eine andere Haltung bzw. Meinung hat. Oder vice versa. In der bürgerlichen Gesellschaft bis nach dem Zweiten Weltkrieg sei es häufig die Auseinandersetzung um ein Erbe als Hauptursache des Generationenkonflikts gegangen. In landwirtschaftlich geprägten Gesellschaften war die Hofübergabe eines der konflikthaftesten Themen zwischen Vater und Söhnen (zum Teil ritualisiert durch eine regional geltende Erbfolge).
Erst im übertragenen Sinn geht es um intergenerationelle Konflikte. Möglicherweise handelt es sich dabei aber auch, historisch betrachtet, um strukturell verschiedene Konfliktthemen und -formen je nach Epoche und Gesellschaft. Es gibt etablierte, ältere Generationen an den Schaltstellen der Macht, die ihre Macht möglichst weiterhin behalten wollen. Diese Generationen geraten mit jüngeren, weniger etablierten Generationen oder bzw. ihren Vertretern in einen Konflikt, wenn es zu keinem Generationswechsel kommt, siehe z.B. Altersstruktur der großen Volksparteien. Die Familienforschung weist dagegen wiederholt darauf hin, dass es zwischen verschiedenen Generationen in einer Familie meistens mehr Verbindendes als Trennendes gibt.
Noch weitergehend versteht man unter dem Generationenkonflikt den kulturellen, sozialen oder wirtschaftlichen Gegensatz zwischen Generationen. Das können Werteunterschiede sein oder Interessensgegensätze zwischen junger und alter Generation; als Beispiel sei genannt der Generationenvertrag, auf dem die gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland seit 1957 beruht. Durch die sich ändernde Altersstruktur der Bevölkerung zahlen immer weniger versicherungspflichtige Arbeitnehmer Beiträge ein - die Zahl der Rentenempfänger, die früher selbst Beitragszahler waren, nimmt quasi zwangsläufig zu. Kritisiert wird, der Staat sei dabei seiner Pflicht und Aufgabe als regulierender Faktor zum Erhalt des sozialen Friedens in einem lange vorhersehbaren Interessenskonflikt nicht nachgekommen.
In einer überspitzten Form wird vereinzelt auch von einem „Kampf der Generationen" gesprochen, bei dem unüberbrückbare Gegensätze vorausgesetzt werden und bei dem es (es handelt sich um die Form der Fiktion) auch zu massivem Einsatz staatlicher Gewalt gegen Ältere kommt.[1]. Dieser Sprachgebrauch wird wiederum als Altersdiskriminierung kritisiert.[2] [3]
Literatur
- Klaus Hurrelmann: Lebensphase Jugend, Weinheim: Juventa, 7. Aufl. 2004.
- Rolf Oerter, Leo Montada (Hrsg.): Entwicklungspsychologie. Lehrbuch. Weinheim: Beltz 2002, 5. A. ISBN 3621274790.
- Frank Schirrmacher: Das Methusalem-Komplott oder: Rassismus gegen die Alten? München, 2004
Quellenangaben
- ↑ R. Gronemeyer: Die Entfernung vom Wolfsrudel. Über den drohenden Krieg der Jungen gegen die Alten. Econ, München 1989, ISBN 3430135303 (2. Auflage 2004 als Kampf der Generationen)
So 2007 das ZDF in einem selbst produzierten Film „2030 – Aufstand der Alten" - ↑ Der Tagesspiegel vom 20. Januar 2007: Wirtschaftsweiser Bert Rürup verurteilt ZDF-Doku „Aufstand der Alten“
- ↑ Spiegel-Online 18. Jan. 2007: ZDF wehrt sich gegen Sozialverband - gemeint war Walter Hirrlinger, Präsident des Sozialverbandes VdK
Wikimedia Foundation.