Genographic-Projekt

Genographic-Projekt

Das Genographic-Projekt wurde im April 2005 von der US-amerikanischen National Geographic Society gestartet und ist eine auf fünf Jahre angelegte anthropologische Studie mit dem Ziel, die historischen Wanderungsbewegungen der Menschheit zu kartieren. Dazu sollen DNA-Proben von über 100.000 Menschen auf allen fünf Kontinenten gesammelt werden.

Einzigartig an diesem Projekt ist, dass auch die Öffentlichkeit daran teilnehmen kann. Für 126 US-Dollar (Preis 2007, zzgl. Zoll und Versandkosten) kann man sich ein Selbsttest-Paket in die ganze Welt liefern lassen und einen selbst entnommenen Abstrich der Mundschleimhaut an National Geographic schicken. Nach der Analyse wird das Ergebnis anonym in einer Internet-Datenbank veröffentlicht. Man nutzt genetische Marker in der mitochondrialen DNA und auf Y-Chromosomen um den Verwandtschaftsgrad zu bestimmen. Jeder Teilnehmer der Studie kann dann seine eigene genetische Herkunft und die Verwandtschaft zu den Völkerstämmen überprüfen. Bis Februar 2006 hatten bereits 115.000 interessierte Menschen teilgenommen.

Das 40-Millionen-US-Dollar-Projekt ist eine privatfinanzierte Kooperation von National Geographic, IBM und der Waitt Family Foundation. Alle Überschüsse aus dem Verkauf der Selbsttest-Pakete sollen einem Fonds für Projekte zum Kulturschutz zugute kommen, die von Ureinwohnern vorgeschlagen werden.

Prominente Mitglieder sind:

  • Spencer Wells - Projektleiter (Wissenschaftler von National Geographic)
  • Himla Soodyall -
  • Ajay Royyuru - Chef der Abteilung Bioinformatik bei IBM

Diese Arbeit entspricht der von Professor Bryan Sykes, einem Vorreiter der Nutzung mitochondrialer DNA bei der Analyse von Verwandtschaftsverhältnissen. Sykes dokumentierte seine Arbeit in seinem Buch The Seven Daughters of Eve: The Science That Reveals Our Genetic Ancestry.

Das Genographic-Projekt wird oft mit dem fehlgeschlagenen Human Genome Diversity Project (HGDP) aus den 1990ern verglichen, welches nach einem Streit über die Verwaltung der DNA-Informationen scheiterte. Die Leiter des neuen Projekts wollen ihre Informationen der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen und versprechen eine umfassende Beratung der Ureinwohner. Einige der führenden Mitglieder des Genographic-Projekt waren auch Mitglieder des HGDP. Der Vorsitzende des Beirates beispielsweise, Luigi Cavalli-Sforza, ist der Genetiker, der das HGDP ursprünglich vorschlug.

Kurz nach der Bekanntgabe des Genographic-Projekt im April 2005 protestierte das Indigenous Peoples Council on Biocolonialism ("Rat der Ureinwohner gegen Biokolonialisierung") gegen das Projekt, seine Verbindungen zum HGDP und rief zum Boykott von IBM, Gateway Computers und National Geographic auf. IPCB-Ratsmitglied Marla Big Boy, ein Stammesangehöriger der Lakota, sagt dazu: "Unsere Schöpfungsgeschichten und Sprachen transportieren die Informationen über unsere Genealogie und unsere Vorfahren. Wir brauchen keine genetischen Tests, um zu wissen, wo wir herkommen". (orig.: "Our creation stories and languages carry information about our genealogy and ancestors. We don’t need genetic testing to tell us where we come from".)

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