Genovefa von Brabant

Genovefa von Brabant

Genoveva von Brabant (angeblich * um 730; † um 750), auch: Genovefa, ist der Sage bzw. Legende nach die Tochter eines Herzogs von Brabant und die Gemahlin eines vermeintlichen Pfalzgrafen Siegfried. Dass es sie tatsächlich als historische Person gegeben hat, ist höchst unwahrscheinlich. Die entsprechenden Schilderungen folgen in weiten Teilen immer wieder anzutreffenden Grundmotiven (Archetypen) und erscheinen so als über jahrhundertelange Erzähltradition entwickeltes Arrangement, wobei auch typische Namen für typische Charaktere auffallen. So stellt Siegfried den Grundtypus eines adligen Hausherren der frühen deutschen Geschichte dar, während bei Genoveva das Motiv des Zwiespaltes zwischen "männlicher" Gerechtigkeit und "weiblicher" Rettung erkennbar ist, das auch in der Legende der Heiligen Genoveva vorliegt.

Altar der Fraukirch (17. Jh.) mit Darstellung der Legende

Inhaltsverzeichnis

Inhalt der Sage

Als Siegfried (als Gefolgsmann des Königs, ggf. Karl Martells) in den Krieg zog, wurde Genoveva durch Siegfrieds Statthalter Golo begehrt, dessen Werben von der treuen Genoveva verschmäht wurde. Daraufhin beschuldigte er Genoveva fälschlicherweise des Ehebruchs und verurteilte sie zum Tode. Vom Henker wurde sie jedoch verschont und frei gelassen. Darauf lebte sie mit ihrem neugeborenen Sohn sechs Jahre lang in einer Höhle, in welcher die Gottesmutter Maria sie mittels einer Hirschkuh versorgte. Schließlich fand ihr Ehemann Siegfried, der stets an ihre Unschuld glaubte, sie wieder und errichtete zum Dank für Genovevas Errettung die Wallfahrtskirche zu Fraukirch.

Genoveva (Radierung von Hugo Bürkner, 1854, nach einer Zeichnung von Julius Hübner, 1837)

Verbreitung/Rezeption

Weite Verbreitung und Bekanntheit fand die Sage durch eine Erzählung von Christoph von Schmid. Im 19. Jahrhundert kam es zu zahlreichen Rezeptionszeugnissen, beispielsweise das Theaterstück Genoveva von Friedrich Hebbel, das Robert Schumann als Grundlage für seine gleichnamige Oper diente. Ebenso schrieb Jacques Offenbach eine Operette mit gleichem Titel. Auch als Stück für die Puppentheater-Bühne war die Legende sehr populär. Gustav Schwab nahm den Stoff in seine Deutschen Volksbücher auf. Eine Nacherzählung der Sage in Romanform durch Günter Ruch wurde 2002 unter dem Titel "Genovefa" veröffentlicht und 2006 auch als Hörbuch publiziert.

Regionale Zuordnung

Für die regionale Tradition der Pellenz wird neben den sehr eindeutigen Erklärungen im Werk von Marquard Freher (1612/13) (s.u.) von Heimatforschern angeführt, dass in dieser Landschaft eine Reihe von Örtlichkeiten zu Namen und Inhalten der Legende passen – vorrangig Fraukirch als wichtiger Angelpunkt der Sage seit 400 Jahren, aber auch die Genovevahöhle bei Ettringen, die Genovevaburg in Mayen mit Goloturm und das Golokreuz bei Thür. Zahlreiche Straßen der Orte der Region tragen Namen aus der Sage. Da diese Benennungen sicher alle dem 19. oder 20. Jahrhundert entstammen, drücken sie jedoch mehr eine auch noch heute in der Bevölkerung erkennbare Verbundenheit aus, als einen Beweiswert. Ein wichtiges regionales Bildzeugnis ist der Hochaltar der Fraukirch aus dem 17. Jahrhundert.

Andererseits findet sich jedoch auch eine Genovevahöhle bei Butzweiler (Lage49.8107305555566.65108611111117), also mit deutlich entfernter Lage.

Katholiken verehren mitunter Genoveva von Brabant als Heilige mit dem Gedächtnistag 3. April.

Literatur

Weblinks


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