Geoffroi de Charny

Geoffroi de Charny

Geoffroy de Charny (* um 1300; † 19. September 1356 bei Poitiers) war ein französischer Ritter, Herr von Montfort und neben anderen Werken Autor des Ritterspiegels Le livre de Chevalerie.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Frühe Jahre

Wappen der Familie Charny

Er stammte aus einer nicht sehr begüterten Familie und besaß bis zu seinem Tod kein bedeutendes Lehen. Um 1320 wurde Charny zum Ritter geschlagen.

Seither war sein Leben vom Einsatz im hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich geprägt. Im Jahr 1337 diente er König Philippe VI. und kämpfte in der Gascogne gegen die englischen Truppen. Noch im selben Jahr wurde er gefangen genommen, nach der Zahlung eines Lösegeldes wieder freigelassen.

Nach dem Waffenstillstand von 1342 hat er sich 1345 an einem Kreuzzugsunternehmen beteiligt. Als der Krieg mit den Engländern wieder aufflammte, nahm Charny ab 1346 wieder an den Kämpfen teil, war aber persönlich nicht bei der Niederlage der Franzosen in der Schlacht von Crécy anwesend. Stattdessen war er an der Verteidigung von Béthune beteiligt.

Aufstieg im königlichem Dienst

In den folgenden Jahren nahm sein Ansehen in Frankreich zu. So übertrug ihm der König die letztlich ergebnislosen Verhandlungen mit den Engländern. Ihm wurde 1347 die Oriflamme anvertraut. Dieses Feldzeichen trug er dem Herr zum Entsatz von Calais voran. Das Unternehmen misslang und die Stadt fiel den Engländern in die Hände.

Dies wurde nicht Charny angelastet, vielmehr wurde er in den geheimen königlichen Rat aufgenommen. Im Jahr 1349 geriet er erneut in englische Gefangenschaft und wurde nach England gebracht. König Johann II. zahlte 1351 ein Lösegeld und holte ihn nach Frankreich zurück.

Le livre de Chevalerie

König Johann sah in Charny eine geeignete Persönlichkeit um ihn bei der Gründung des Sternenordens zu unterstützen. Für diesen neuen Ritterorden hat Charny die Statuten ausgearbeitet. Der neue Ritterorden sollte nicht zuletzt zur Erneuerung des französischen Rittertums nach den Niederlagen der vergangenen Jahre dienen. Allerdings war seine Existenzdauer gering. Bereits 1356 hörte er faktisch auf zu bestehen, ehe er 1364 offiziell aufgelöst wurde.

Bereits zuvor hat Charny seine Interpretation des Ritterideals schriftlich festgehalten. Das Buch entstand wahrscheinlich in der Zeit der Gefangenschaft 1350 und 1351. Es ist auf französisch verfasst. Es sind nur zwei Exemplare erhalten. Das Buch sollte der praktischen Unterweisung der Ritter dienen. Neben dem Verhalten im Krieg enthielt es auch Hinweise zum höfischen Leben. Darüber hinaus sollte es auch die Ideale des Rittertums propagieren.

In seinem Buch Livre de chevalerie schrieb er zum idealtypischen Ziel eines Ritters: „Was kann ein Ritter mehr verlangen, als was Judas Makkabäus, der Gottesstreiter, erreichte: Ruhm in dieser Welt und Erlösung im Jenseits.“[1] Beeinflusst wurde sein Werk durch vergleichbare Schriften, aber auch die Artussage spielte eine Rolle.

Späte Jahre und Tod

Daneben hat Charny zwei weitere Schriften verfasst.

Nach der Gründung des Sternenordens 1352 hat Charny erneut diplomatische Aufgaben übernommen.

Er fiel als Träger der Oriflamme am 19. September 1356 in der Schlacht von Poitiers gegen die Engländer.

Einzelnachweise

  1. Joachim Ehlers: Die Ritter: Geschichte und Kultur. München, 2006 S.14

Literatur

  • Richard W. Kaeuper, Elspeth Kennedy, Geoffroi de Charny: The Book of Chivalry of Geoffroi de Charny: Text, Context, and Translation. University of Pennsylvania Press 1996, ISBN 0812215796 (eingeschränkte Online-Version (Google Books))
  • Rainer Lenz: Ritterideal und Kriegsideal im Spätmittelalter: Das Herzogtum Burgund und Frankreich. Diss. Zürich, 2005 S.39-50 Digitalisat

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