Georg Adolph Demmler

Georg Adolph Demmler

Georg Adolf Demmler, auch: Georg Adolph D. (* 22. Dezember 1804 in Berlin; † 2. Januar 1886 in Schwerin) war ein SPD-Politiker und Architekt, dessen Bauten vor allem das Stadtbild Schwerins bis heute prägen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kindheit und Jugend

Demmler wurde als uneheliches Kind des 45-jährigen Güstrower Schornsteinfegermeisters Johann Gottfried Demmler und der sechs Jahre jüngeren, verwitweten Tochter des Brauereibesitzers Mau geboren. Aus diesem Grund siedelte seine Mutter vor der Entbindung nach Berlin um, wo Demmler bis zu einem Alter von neun Jahren bei einer Pflegefamilie lebte. 1813 trennte sich Georg Adolfs Vater von seiner Frau und lebte von diesem Zeitpunkt an mit der Mutter seines Sohnes zusammen. Der Junge wurde nach Güstrow geholt, wo er bis 1819 das Gymnasium besuchte und zusätzlich Privatunterricht bekam. Früh entwickelte er Interesse an der Bautechnik, das von seinem Vater gefördert wurde. Mit 14 Jahren zeichnete er seinen ersten Bauplan für ein Haus.

Studienjahre und Beginn der Architekten-Karriere

Nach Abschluss des Gymnasiums studierte Demmler an der Bauakademie in Berlin, wo er Schüler Karl Friedrich Schinkels und Friedrich Gottlieb Schadows war. Wegen seiner Mitgliedschaft in der geheimen Burschenschaft Arminia wurde er 1823 von der Hochschule verwiesen und fand eine Anstellung als Feldmesser in Potsdam. Nicht zuletzt wegen der Fürsprache Schinkels wurde Demmler 1824 in den mecklenburgischen Staatsdienst aufgenommen, zunächst ohne festes Gehalt und als Gehilfe des Oberlandesbaumeisters Wünsch. 1825 entging er der Einberufung zum Militär mit Hilfe eines Stellvertreters.

In mecklenburgischen Diensten

In mecklenburgischen Diensten wirkte Demmler vor allem in der Landeshauptstadt Schwerin. Ab 1830 war er zudem Lehrer an einer von Freimaurern betriebenen Schweriner Sonntagsschule und unterrichtete dort unentgeltlich Handwerkerlehrlinge. 1832 erfolgte die Ernennung zum Baumeister. Da seine Eltern im gleichen Jahr kurz nacheinander starben und ihm ein großes Vermögen hinterließen, unternahm Demmler in diesem und dem folgenden Jahr mehrere Kunstreisen durch deutsche Städte, unter anderem Frankfurt am Main, Heidelberg und München. 1833 heiratete er Henriette Zickermann, die Tochter eines Schweriner Kriegsrats. Die Ehe blieb nach zwei Fehlgeburten kinderlos. 1835 wurde Demmler zum Landesbaumeister ernannt. 1837 trat Großherzog Paul Friedrich die Regierung an. Er förderte den Architekten, der seine ambitionierten Ausbaupläne für Schwerin umsetzen sollte, und ernannte ihn noch im gleichen Jahr zum Hofbaumeister und 1841, im letzten Jahr seiner nur fünfjährigen Herrschaft, zum Hofbaurat. Unter den Hofbeamten stieß der aus einfachen Verhältnissen stammende Demmler auf Missgunst, zumal der Baumeister direkten Zugang zum Fürsten hatte und dessen persönliches Vertrauen genoss.

Modell der Staatskanzlei Mecklenburg-Vorpommern

Während seiner Dienstzeit entwarf Demmler die Pläne für sämtliche öffentlichen und herrschaftlichen Gebäude in Schwerin. Das erste größere Projekt in mecklenburgischen Diensten war 1824 das Kollegienhaus, das als Sitz der Regierung des Fürstentums diente und heute die Staatskanzlei von Mecklenburg-Vorpommern beherbergt. Glanzpunkte seines Wirkens sind der 1845 begonnene Umbau des Schlosses (heute Sitz des Landtages) und das Arsenal am Pfaffenteich, das heute das Innenministerium beherbergt, außerdem der Marstall (1838 bis 1843, heute Technisches Museum sowie Landessozial- und -bildungsministerium), das 1882 abgebrannte Theater (1836), die Rathausfassade im Tudorstil (1834/35), das Hotel du Nord, der Stadtwall mit seinen klassizistischen Torhäusern und sein eigenes Wohnhaus (heute Mecklenburgstraße 1), das Demmlers Vorliebe für Rundbögen und Turmaufbauten deutlich zeigt. Auf dem Gelände rund um den Pfaffenteich betätigte er sich in seiner zweiten Schaffensphase in den 1860er Jahren auch als Landschaftsplaner und schuf eine Parkanlage. Um das Arsenal am Westufer des Teichs wurde die Paulsstadt als neuer Stadtteil angelegt. Demmlers Wirken beschränkte sich aber nicht nur auf repräsentative Bauten, sondern umfasste auch die Schweriner Infrastruktur. So sorgte er für eine bessere Anbindung der ungeplant entstandenen Vorstadt an den alten Stadtkern. Dieses Bauprogramm fügte sich in die Pläne Paul Friedrichs ein, der die Residenz von Ludwigslust zurück nach Schwerin verlegte. Auch Bauwerke in anderen Städten Mecklenburgs beruhen auf Demmlers Plänen, beispielsweise das Ernst Barlach-Theater in Güstrow.

Schweriner Schloss

Beim Umbau des Schlosses galt es für Demmler vor allem, das auf einer Insel gelegene Gebäudeensemble, das bis zur Verlegung der Residenz 80 Jahre lang keine dauerhafte Fürstenwohnung mehr gewesen war, entsprechend den Erfordernissen und Vorstellungen seiner Zeit umzugestalten. Vor allem musste er die nach und nach entstandene Ansammlung verschiedener Stilrichtungen zu einem einheitlichen Ganzen umformen. Nach einer Studienreise entschied er sich für das französische Loire-Schloss Chambord als Vorbild. Gemeinsam mit seinem Gehilfen Hermann Willebrand, der auch die unmittelbare Bauleitung übernahm und bis zur Fertigstellung 1857 inne hatte, zeichnete er die Entwürfe, unter anderem auch für die Schlossbrücke. Ältere Gebäudeteile wurden abgerissen. Die vorhandenen Elemente aus dem 16. und 17. Jahrhundert bezog Demmler aber bewusst in sein neues Werk ein. 1843 begannen die Arbeiten, an der zeitweilig bis zu 800 Menschen beteiligt waren. 1847 war mit dem Hauptturm an der Seeseite der erste größere Bauabschnitt vollendet.

Der engagierte Bürger

1826 war Demmler in die Schweriner Freimaurerloge Harpokrates zur Morgenröthe eingetreten, die liberales Gedankengut pflegte. Bereits vor der Revolution von 1848 engagierte er sich sozial. Er setzte sich vor allem für gerechte Löhne und die Krankheits- und Unfall-Absicherung für Arbeiter und Handwerker ein und begann, obwohl selbst eher ein Liberaler, mit der Arbeiterbewegung zu sympathisieren. Für „seine“ Schlossarbeiter richtete er einen Fonds für Kranken- und Unfallgeld ein. Außerdem entwarf er Systeme für sozial gestaffelte Lohnzuzahlungen. 1864 wurde auf seine Initiative eine Baugewerkeschule gegründet. Demmler war einer der Autoren des fünfbändigen Werks „Mecklenburg. Ein Jahrbuch für alle Stände“, das von 1844 bis 1848 erschien und mehrfach von der Zensur verboten wurde. 1845 wurde Demmler in den Schweriner Bürgerausschuss gewählt. Ab diesem Zeitpunkt gehörte er außerdem bis 1849 dem Reformverein der Stadt an. Er setzte sich vor allem für die Pressefreiheit, eine Reform der Kommunalgesetze und eine Verfassungsreform für ganz Mecklenburg ein.

1849 trat er massiv gegen den Freienwalder Schiedsspruch ein, der die neue Verfassung von 1849 aufheben und das alte ständische Grundgesetz wieder einführen sollte. Er forderte alle bürgerlichen Gremien und Vertretungen auf, dem Schiedsspruch nicht zuzustimmen. Insbesondere aus diesem Grund wurde er 1851 von der neuen, vom Fürsten eingesetzten Regierung wegen angeblicher Illoyalität unter Druck gesetzt. Er reichte daraufhin seine Kündigung ein, wurde ohne Pension entlassen und musste auch den Bürgerausschuss verlassen. Demmlers persönliches Verhältnis zur Fürstenfamilie um den neuen Großherzog Friedrich Franz II. blieb aber gut. Auf die Pension war er dank des elterlichen Erbes nicht angewiesen. Der Schlossbau wurde von Friedrich August Stüler vollendet, der jedoch zahlreiche Änderungen vornahm. Demmler wurde in den folgenden Jahren deutschland- und europaweit politisch aktiv und nahm an zahlreichen Kongressen der sich formierenden Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung teil. Nach längeren Reisen durch Europa, unter anderem nach England, Schottland, Frankreich, Italien und in die Schweiz, kehrte er 1857 nach Schwerin zurück, wo er wieder Mitglied des Bürgerausschusses wurde.

Wendung zur Sozialdemokratie

1859 war er einer der Gründer des Deutschen Nationalvereins in Frankfurt. Zwei Jahre später wählte ihn der Mecklenburgische Gewerbeverein zum Vorsitzenden. Allerdings blieb er auch als Architekt aktiv: Er trieb die Anlage des Neuen Friedhofs (heute Alter Friedhof) voran, der 1864 eröffnet wurde, und legte 1863 dem Magistrat der Stadt einen „Erweiterungs- und Verschönerungsplan der Residenzstadt Schwerin“ vor, der eine Ausweitung der Stadt nach Süden und Osten und vor allem die Veränderungen rund um den Pfaffenteich vorsah.

Darüber hinaus gehörte Demmler zu den Gründern der Friedens- und Freiheitsliga in Genf und der Deutschen Volkspartei (Stuttgart, 1868).

Gegen die Gründung des Norddeutschen Bundes opponierte Demmler zunächst, weil Mecklenburg einen Teil seiner Souveränität abgeben musste. Nach der Reichsgründung wurde er jedoch in den neuen Strukturen politisch aktiv: Für die Deutsche Volkspartei kandidierte er 1873 und 1874 bei der Wahl zum Reichstag, 1876 und 1877 erneut für die Sozialistische Arbeiterpartei. Die letzte Kandidatur war erfolgreich. Demmler wurde für die Sozialdemokraten im Leipziger Landkreis in den Reichstag gewählt, verzichtete aber angesichts der Sozialistengesetze 1878 auf eine Wiederwahl und zog sich ins Privatleben zurück. 1880 unternahm er eine Italienreise mit seiner Nichte Elisabeth Mau.

Demmler-Mausoleum Schwerin

Auf dem Alten Friedhof in Schwerin wurde Demmler in der von ihm selbst entworfenen Grabkapelle beigesetzt, in der auch seine 1862 verstorbene Frau beerdigt worden war. In der Grabkapelle verewigte Demmler wichtige freimaurerische Symbole und Architektur-Stile. Der Eingang zur Kapelle wird in Anlehnung an den Tempel Salomons von zwei Säulen eingefasst, was durch die darüber liegende Namensgebung hervorgehoben wird.

In seinem Testament hatte er verfügt, dass in jedem Jahr jeweils 1000 Mark aus seiner Familienstiftung an alte und kranke Schweriner Maurer und Zimmerleute ausgezahlt werden sollten. Wegen Rechtsstreitigkeiten wurde dieser Wunsch jedoch nie erfüllt.

Nachleben

1914 gab der Berliner Journalist Bruno Mertelmeyer Demmlers „Autobiographie eines großen Baumeisters” heraus, wobei er die Originaltexte von Demmler teilweise stark überarbeitete.

Der Demmlerplatz und die Demmlerstraße in Schwerin sind nach Georg Adolf Demmler benannt. An dem Platz liegen das Schweriner Land- und Amtsgericht.

Eine auf Bautechnik spezialisierte Berufliche Schule in Schwerin trägt die Bezeichnung Bautechnik „G. A. Demmler”.

Der Demmler-Verlag in Schwerin-Warnitz gibt vor allem Literatur mit regionalem Bezug zu Mecklenburg-Vorpommern heraus.

Literatur

  • Margot Krempien: Georg Adolph Demmler 1804–1886. Hofbaurat und Sozialdemokrat. Schwerin, 1982.
  • Sabine Bock und Rudolf Conrades (Hrsg.): Georg Adolph Demmler. Einige Notizen aus meinem Leben 1804–1886. Schwerin 2004, ISBN 3-935749-45-7

Weblinks


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