Georg Ludwig Laves

Georg Ludwig Laves
Steinbüste im Laveshaus

Georg Ludwig Friedrich Laves (* 15. Dezember 1788 in Uslar; † 30. April 1864 in Hannover) war ein deutscher Architekt, Stadtplaner und Bauingenieur, der in Hannover lebte und arbeitete. Als führender Architekt des Königreichs Hannover beeinflusste er maßgeblich die Stadtentwicklung Hannovers.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Früheres Wohnhaus von Laves in Hannover, heute Laveshaus

Laves war der jüngste Sohn des evangelischen Pfarrers Ernst Friedrich Laves und seiner Ehefrau Ernestine Amalie in Uslar am Solling. Nach dem Tod des Vaters studierte er 1804-07 an der Kunstakademie Kassel, die sein Onkel Heinrich Christoph Jussow leitete. Er wohnte bei seinem Onkel und studierte 1807-09 an der Universität Göttingen. 1809-14 war er Baueleve bei der Königlichen Bauverwaltung in Kassel. 1814/15 führte er Studienreise nach Frankreich und Italien durch und auch 1816-1851 häufige Reisen nach England. 1820 baute sich Laves ein erstes Wohnhaus nahe der Ihme in Hannover-Linden. 1822 heiratete er die aus wohlhabender Familie stammende Wilhelmine Kestner. Im gleichen Jahr ließ er sein Wohnhaus am Friedrichswall 5, das Laveshaus, errichten. Es entstand auf einem Grundstück seines Schwiegervaters, das die Tochter als Mitgift in die Ehe bekam. Er bewohnte mit seiner Familie das 3. Obergeschoss bis zu seinem Lebensende und vermietete die unteren beiden Geschosse. Aus der Ehe gingen drei Söhne und eine Tochter hervor. George wurde Historienmaler und blieb in Hannover. Carl fiel 1866 in der Schlacht bei Langensalza. Ernst verstarb als zwanzigjähriger Jurastudent, Ernestine bereits im Alter von knapp vierzehn Jahren.

Seit 1814 war Laves als Hofarchitekt in Hannover tätig. (1816 Ernennung zum Hofbaumeister, 1821 zum Hofbaurat, 1838 zum Oberhofbaurat, 1852 zum Oberhofbaudirektor), bald der führende Architekt des Königreich Hannovers. Die Tätigkeit dauerte fast 50 Jahre an. Neben Karl Friedrich Schinkel (Berlin) und Leo von Klenze (München) war er einer führenden Vertreter des Klassizismus. Er regte 1822 die Gründung der Königlichen Baukommission an. An der Stadtplanung für Hannover war er seit 1816 maßgeblich beteiligt.

Als Bauingenieur entwarf er die Verwendung von Gusseisen-Konstruktionen. Er entwickelte einen „Linsen“- oder Fischbauchträger, den „Laves-Balken“, zur Konstruktion weitgespannter, freiaufliegender Tragwerke“. Diese Erfindung ließ er sich patentieren. Sie war aus der Not geboren, dass ihm der Rat der Stadt die Zuschüttung eines Stadtgrabens nicht genehmigte, die er dann mit seiner Konstruktion stützenlos überbrückte. Laves nahm zweimal erfolglos an Architekturwettbewerben teil. Er machte Entwürfe für den Ausstellungspalast der Weltausstellung (Great Exhibition) in London 1851 sowie für das Außen- und Kriegsministerium in London 1856. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts verlor Laves an Einfluss bei der Gestaltung von Hannover. Als Nachfolger bestimmte König Georg V. Conrad Wilhelm Hase und Christian Heinrich Tramm.

Verdienste Hannover

Laves kam seinem Auftrag nach, als Stadtplaner Hannover den Prunk einer Residenzstadt zu verleihen. Seine Bauten und Planungen bereiteten den Schritt von der mittelalterlichen Residenzstadt zur modernen Großstadt vor. Durch seine Stadterweiterungspläne verdoppelte sich die bebaute Fläche während seiner Amtszeit. Er sorgte dafür, das im Zentrum durch den Georgs-, dem Opern- und dem Aegidientorplatz drei große Stadträume entstanden.

Laves' größte stadtbauliche Leistungen in Hannover waren:

  • Achsen-Planung nach barockem Vorbild (auf das Leineschloss bezogen und weiterführend im Waterlooplatz, "Lavesachse")
  • seit 1830 nordöstliche Stadterweiterung Hannovers
  • seit 1841 Bahnhofsplatz
  • seit 1843 Ernst-August-Stadt(Königstraße, Georgsplatz)
  • Anlage von Goethe- und Humboldtstraße und Linden-Nord

Gedenken

Grabmal mit Bildnismedaillon

Laves' Grab befindet sich auf dem Stadtfriedhof Engesohde in Hannover (das Bildnismedaillon fertigte der Sohn George Laves). Nach ihm sind zwei Straßen in Hannover benannt: Die Lavesallee, die unweit seines früheren Wohnsitzes an der von ihm konzipierten Waterloosäule (zu ihren Füßen hatte Laves den Exerzierplatz Waterlooplatz anlegen lassen) vorbeiführt, und die Lavesstraße. Die Lavesstraße verbindet (über die Joachimstraße) den Hauptbahnhof Hannover in östlicher Richtung mit dem City-Ring (Berliner Allee). An der Lavesstraße wurde in Höhe Warmbüchenstraße im September 2007 ein kleiner Stadtplatz gestaltet, der nach dem Architekten und Stadtplaner als „Lavesplatz“ benannt wurde. In seiner Geburtsstadt Uslar ist eine Straße nach ihm benannt und es war eine Hauptschule nach ihm benannt worden.

Werke

Architektur (Hauptwerke)

  • Ab 1815 Umbau des Leineschlosses in Hannover (Leinstraßenflügel mit Wache und Portikus, Wintergarten zur Leineseite; Innenausstattung: Schlosskirche, Thronsaal, zum Teil mit Justus Molthan)
  • 1816 Umbau Schloss Monbrillant, Hannover, Welfengarten; 1857 in Georgsmarienhütte wieder aufgebaut, dort 1925 abgerissen
  • 1817 Gartenhaus der Kammerfrau von Beckedorf, Hannover-Georgengarten (Jägerstraße) (umgesetzt zum Limmerbrunnen)
  • 1817 St. Andreas-Kirche in Sottrum/Holle (bei Derneburg)
  • 1817 Palais des Generals Carl von Alten (später sog. Friederikenschlösschen), Hannover, Friederikenplatz (1963 abgerissen für den Neubau der Staatskanzlei, der nie realisiert wurde)
  • 1817–20 Gartenmeisterwohnung (später sog. Bibliothekspavillon) im Berggarten, Hannover-Herrenhausen
  • Ab 1827 Sommerschloss Rotenkirchen bei Einbeck
  • Ab 1820/21 Klassizistische Fassade des Herrenhäuser Schlosses (nicht erhalten), Umgestaltung der Orangerie, Hannover-Herrenhausen
  • Seit 1822 Mietshäuser in der neuangelegten Georgstraße, Hannover (nicht erhalten)
  • 1822–24 Eigenes Wohnhaus (Laveshaus) in Hannover (Friedrichswall) (heute Architektenkammer)
  • Ab 1822 Bauten für die Freiherrn Knigge in Bredenbeck (Hofanlage)
  • 1824 Gartenhaus Bella Vista, Hannover (Ohemasch) (nicht erhalten)
  • 1825/26 Berggasthaus Hannover-Linden (nicht erhalten)
  • 1826 Zwei Torhäuser (Kavaliershäuser) des Wangenheimschen Gartens, Hannover Georgengarten (Jägerstraße)
  • 1826/27 Umbau der Aegidienkirche, Hannover (Inneres nicht erhalten)
  • 1826/27 Schützenhaus Hannover (nicht erhalten)
  • 1826–32 Waterlooplatz in Hannover mit der Waterloosäule
  • 1827 Wohnhaus des Geheimrats von Arnswaldt, Hannover, Schäferdamm (vor dem Aegidientor) (nicht erhalten)
  • Ab 1827 Bauten für Graf Ernst zu Münster in Derneburg (Umbau des Schlosses, Teetempelchen, Gewächshaus, Brücken, Kutscherhaus)
  • 1828 Hotel „Stadt Hamburg“ in Uelzen (nur die Fassade erhalten)
  • Nach 1828 Kestnersches Gartenhaus, Hannover, „auf der Bult“ (Lavesstraße) (nicht erhalten)
  • 1829 Gutshaus für die Gräfin Schwiecheldt in Walshausen (bei Hildesheim)
  • 1829–32 Palais für den Grafen Georg von Wangenheim (Wangenheimpalais), Hannover (Friedrichswall) (heute Niedersächsisches Wirtschaftsministerium)
  • 1830 Villa Rosa in Hannover
  • Ab 1837 Brücken in Hannover; erhalten: Augustenbrücke (1840) und eiserne Fahrbrücke (1837) im Georgengarten, Graftbrücke am Großen Garten (1839), kleine Brücke im Welfengarten (1844)
  • Reithalle im Landgestüt Celle
  • 1838 Haus „Sorgenfrei“ für die Witwe des Grafen von dem Bussche in Bad Essen
  • 1838–42 Jagdschloss Springe im Saupark Springe
  • 1839 Marstall und Kavaliershaus beim Jagdschloss Göhrde bei Lüneburg (heute Heimvolkshochschule)
  • 1839–40 Umbauten im Schloss Celle
  • 1840 Vorfahrt und Kandelaber vor dem Georgenplalais (heute Wilhelm-Busch-Museum)
  • 1842 Mausoleum von Alten in Wilkenburg (Sundern) (Ruine)
  • 1842–47: Königliches Mausoleum im Berggarten Hannover-Herrenhausen
  • 1843 Säulenhalle im Staatsbad Rehburg
  • 1843 Umgestaltung der Kirche in Uslar
  • 1845–52 das Hoftheater (später Opernhaus) in Hannover
  • 1846–49 Palmenhaus im Berggarten Hannover-Herrenhausen (nicht erhalten)
  • 1854 Brücke auf Gut Lenthe bei Hannover
  • 1855 Grabpyramide für die Familie von Klencke in Hämelschenburg bei Hameln

Skulpturale Werke (Auswahl)

  • 1828 Grabdenkmal von Charlotte Kestner, deren Enkelin Wilhelmine Laves heiratete, auf dem Gartenfriedhof Hannover; der zweite Entwurf von 1830 mit einem Inschriftenstein über quadratischem Grundriss wurde realisiert

Literatur

  • Hellmut Burchard: Wohnbauten von Georg Ludwig Friedrich Laves. In: Hannoversche Geschichtsblätter. N.F. 4 (1936), Sonderheft 1936, S. 1-100.
  • Georg Hoeltje: Georg Ludwig Friedrich Laves. Mit einem Beitrag über Georg Ludwig Friedrich Laves als Bauingenieur von Helmut Weber. Hannover: Steinbock 1964.
  • Rolf Reiner Maria Borchard: Hannoverscher Klassizismus. Georg Ludwig Friedrich Laves. Eine Reise zu den Stätten romantisch-klassizistischer Baukunst. Mit begleitenden Texten von Ursula Bode (u.a.). Hannover: Schlüter 1989.
  • Günther Kokkelink, Monika Lemke-Kokkelink: Hannoverschen Schule 1850-1900. Hannover: Schlüter 1998 (Biografie, wichtigste Werke: S. 545).
  • Helmut Knocke in: Hannoversches biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Hannover: Schlüter 2002, S. 225-226

Weblinks



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