Gero I.

Gero I.
Bild von Gero um 1540

Gero der Große (* um 900; † 20. Mai 965) war seit 937 der erste und einzige Markgraf der Sächsischen Ostmark, die sich über das Staatsgebiet der heutigen Bundesländer Sachsen, Brandenburg und den östlichen Teilen von Thüringen und Sachsen-Anhalt erstreckte, wodurch er an der Ostflanke des Heiligen Römischen Reiches, genauer genommen des Stammesherzogtums Sachsen, sehr einflussreich und mächtig wurde.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gero wurde um 900 als Sohn des sächsischen Grafen Thietmar aus dem Hause der Merseburger geboren.

Seine Belehnung durch den neuen König Otto I. mit der Sächsischen Ostmark an der Saale und der mittleren Elbe war der direkte Anlass zur Rebellion von Ottos älterem Halbbruder Thankmar, dem sein Vater Heinrich I. bereits das mütterliche Erbe vorenthalten hatte und der die Ostmark für sich selbst erwartet hatte.

König Otto betraute Gero 939 mit den Unterwerfungskriegen gegen die Elbslawen an der Elbe und unteren Saale, die Gero, der als sehr ruchlos galt, in erbitterten Kämpfen unterworfen hatte. Zur Durchsetzung seiner machtpolitischen Ziele verfolgte Gero eine Ausrottungspolitik am sorbischen Adel und schlug wiederholte Aufstände zwischen 939 und 965 erbarmungslos nieder. Dies führte zu einer solchen Schwächung der Sorben, dass sie sich 983 nicht am sog. großen Slawenaufstand der Liutizen und Abodriten beteiligten. Mit seiner Politik der Härte gelang es Gero damit allmählich, das slawisch besiedelte Land zwischen Elbe und Oder zu unterwerfen und sein Herrschaftsgebiet erheblich auszudehnen.

Sein siegreicher Feldzug 962/963 gegen den Piasten-Herzog Mieszko I. von Polen führte dazu, dass dieser vorübergehend die Oberhoheit des Heiligen Römischen Reichs anerkennen musste. Geros letzter Sieg war im Krieg im Jahre 963 gegen die Milzener und Lusitzi in der Lausitz.

Nach dem Tode seiner beiden Söhne, Siegfrid und Gero, gründete Gero das Damenstift St. Cyriakus in Gernrode, setzte seine Schwiegertochter Hedwig (Hathui) als Äbtissin ein, und stattete es reichlich aus; nach einer Urkunde vom 25. März 964 hatte das Stift Besitz in 76 Ortschaften, Kirchen und Gütern.

Vor seinem Tode pilgerte Gero nach Rom. Er starb im Jahre 965 und wurde in der Stiftskirche St. Cyriakus in Gernrode bestattet. Dem von ihm gegründeten Stift vermachte er seine allodialen Erbgüter. Nach seinem Tode wurde sein großes Amtsgebiet, die Sächsische Ostmark, in fünf Markgrafschaften aufgelöst. Es entstanden die Nordmark, die Mark Lausitz, die Mark Meißen, die Mark Zeitz und die Mark Merseburg.

Ehefrau Geros war vermutlich eine Judith. Seine beiden Söhne starben schon vor ihm. Seine Schwester Hidda war mit dem Markgrafen Christian von Serimunt vermählt, und deren Söhne Gero und Thietmar stifteten das Kloster Thankmarsfelde. Gero wurde Erzbischof von Köln, während Thietmar den Onkel als Markgraf von Meißen beerbte.

Der marcgrave Gêre im Nibelungenlied mag nach ihm benannt sein.

Nachleben

Gero entfaltete in der Geschichte des 20. Jahrhunderts neue Wirkung: Unmittelbar vor Kriegsausbruch 1914 schrieb ein Autor, der sich mit den „Slawenkriegen des deutschen Volkes“ in einem „nationalen Hausbuch“ beschäftigte, folgendermaßen über ihn: „Möchte er auch von dem 1000 Jahre später lebenden Geschlecht, das die slawische Gefahr wiederum mit Händen greifen kann, nicht vergessen werden! Möchten doch fortan frische, hoffnungsreiche deutsche Knaben wieder den Namen ‚Gero‘ führen und als Männer zu Ehren bringen.[1] Die in der preußisch getönten deutschen Nationalgeschichtsschreibung in den Vordergrund gerückten Ottonen wirkten sich bis in die Diskussion in Polen nach 1945 aus. In seiner Kommentierung der Auflösung Preußens in der Potsdamer Konferenz äußerte sich der polnische Deutschlandpublizist Edmund Osmańczyk 1948 über sie, indem er unter anderem feststellte, dass „der Drang nach Osten, durch die Mordtaten Markgraf Geros unter den Elbslawen eingeleitet, der Beginn des Hitlerismus gewesen sei“.[2]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hans Merbach, Die Slawenkriege des deutschen Volkes. Ein nationales Hausbuch, Leipzig 1914, S. 51.
  2. Andreas Lawaty, Das Ende Preußens aus polnischer Sicht. Zur Kontinuität negativer Wirkungen der preußischen Geschichte auf die deutsch-polnischen Beziehungen, de Gruyter: Berlin-New York 1985, S. 189 f.

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