Gerätebau GmbH

Gerätebau GmbH
Reste der Betonmauer um die Werksanlagen der Gerätebau GmbH im Mühlhäuser Stadtwald, Oktober 2006

Die Gerätebau GmbH war ein im Stadtwald von Mühlhausen/Thüringen gelegenes Zweigwerk der Ruhlaer Uhrenfabrik Thiel, einem traditionellen Lieferant der Reichswehr [1]. Das Werk wurde Ende 1937 auf einem bereits am 22. Juni 1934 von der Stadt aufgekauften 22,5 ha großen Areal im Margarethenholz innerhalb des Mühlhäuser Stadtwalds fertiggestellt. Die Fabrikanlage wurde mit Fördermitteln des Reichswehrministeriums errichtet. Das Werk bestand aus mehreren ebenerdigen, unterkellerten Gebäuden mit bepflanzten Flachdächern. Den Hauptteil der Werksanlagen bildeten zwei 300 m × 25 m große Produktionshallen. Innerhalb des mit Betonmauern umgebenen Gebäudekomplexes befand sich auch eine Heeresprüfstelle für Rüstungsgüter. Zum Eingang des Fabrikgeländes führte eine asphaltierte Straße. Auch die Straßenbahngleise fanden vor der Endhaltestelle "Weißes Haus" einen Abzweig bis zum Werk. Die Gerätebau GmbH war ein Rüstungsbetrieb und produzierte ab Dezember 1937 Präzisionsinstrumente und Zünder, überwiegend Zeitzünder für Flak-Granaten. Beschäftigt wurden einheimische Facharbeiter, ukrainische und polnische Fremdarbeiter sowie aus Polen und Ungarn stammende jüdische Zwangsarbeiterinnen, die vom KZ Buchenwald zugewiesen wurden und in einem Barackenlager am Waldrand, dem Außenkommando Martha II des KZ Buchenwald, untergebracht waren. Die Barackensiedlung am Waldrand beherbergte auch die Fremdarbeiter sowie die SS-Wachmannschaft und ist heute noch als B-Lager in der Mühlhäuser Bevölkerung bekannt. Im B-Lager waren nach dem Krieg auch 1700 russische Soldaten untergebracht. Die Gerätebau GmbH beschäftigte bis zu 4231 Arbeitskräfte (Stand 5. Mai 1944) und produzierte im Dreischicht-Betrieb. Die Fabrikanlagen wurden 1947 auf Anordnung Major Korolews von der Roten Armee gesprengt. Ruinen und Trümmer der Gebäude und Umfassungsmauer sind bis heute unter dem aufgekommenen Eschen-Pionierwald erhalten geblieben. An das Werk erinnern auch noch eine mitten im Buchen-Mischwald gelegene Roßkastanienallee und alte Randsteine entlang der Einfahrt.

Quellen

  • Frank Baranowski: Die verdrängte Vergangenheit. Rüstungsproduktion und Zwangsarbeit in Nordthüringen. Mecke, Duderstadt 2000. ISBN 3-932752-67-8
  • Rolf Barthel: Wider das Vergessen. Faschistische Verbrechen auf dem Eichsfeld und in Mühlhausen. Thüringer Forum für Bildung und Wiss. e.V., Jena 2004, ISBN 3-935850-21-2

Einzelnachweise

  1. Frank Baranowski: Die verdrängte Vergangenheit. Rüstungsproduktion und Zwangsarbeit in Nordthüringen. Mecke, Duderstadt 2000. ISBN 3-932752-67-8, Seite 82

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