- Geschichte Freiburgs
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Die Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau lässt sich fast 900 Jahre zurückverfolgen. Knapp 100 Jahre nach der Stadtgründung durch die Zähringer starb deren Geschlecht aus. Es folgten die ungeliebten Grafen von Freiburg als Stadtherren, deren sich die Bürger durch Freikauf und Anschluss an das Haus Habsburg nach 150 Jahren entledigten. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts endete die (katholische) österreichische Zeit, als auf Befehl Napoleons die Stadt und der Breisgau 1806 badisch wurden. Als viertgrößte Stadt Baden-Württembergs blieb Freiburg badisch und war nach dem Zweiten Weltkrieg sogar kurzzeitig Landeshauptstadt von (Süd-)Baden.
Burg- und Stadtgründung
Südlich der heutigen Stadtteile Zähringen und Herdern der Stadt Freiburg im Breisgau kreuzten sich nahe der Dreisam ein Handelsweg durchs Rheintal (heute Zähringer-, Habsburger- und Kaiser-Joseph-Straße) und eine kaiserliche Reichsstraße durchs Höllental Richtung Breisach/Colmar (heute Salz- und Bertoldstraße).
Auf dem oberhalb der heutigen Stadt gelegenen Schlossberg erbaute vermutlich Bertold II. von Zähringen im Jahre 1091 eine Burg, das Castrum de Friburch. Die Siedlung der Dienstleute und Handwerker am Fuße des Berges im heutigen Bereich der südlichen Altstadt und Oberlinden stand unter besonderem Schutz der Burgherren. Diesen Ort erhoben die Söhne Bertolds II. zur Stadt und verliehen ihm im Jahre 1120 mit Zustimmung Kaiser Heinrichs V. das Markt- und Stadtrecht. Als eigentlicher Stadtgründer gilt der jüngere Sohn Bertolds II. Konrad, da sein Bruder Herzog Bertold III. das Kriegshandwerk liebte und darin häufig zusammen mit seinem Kaiser unterwegs war. Bemerkenswert ist das gleich zu Beginn planvoll angelegte Netz der Bächle, Wasserrinnen in den Straßen der Altstadt, deren Wasser aus der Dreisam stammt und das im Mittelalter zur Brauchwasserversorgung und Schmutzwasserentsorgung, vor allem aber auch als ständig vorhandenes Löschwasser diente. Trinkwasser wurde durch Deicheln (in Freiburg: Deichele) von Quellen oberhalb der Stadt an die öffentlichen Brunnen geführt. Für den Betrieb und die Bewirtschaftung der Wasserläufe in der Stadt – neben den Bächle auch Kanäle (Runzen) zum Betrieb von Gewerbe (z. B. Gerberei, Granatschleiferei usw.) wurden Runzgenossenschaften gegründet, welche die Wasserläufe instandzuhalten und für eine angemessene Verteilung des Wassers zu sorgen hatten.
Aufstieg der Stadt
Die am Ende des 10. Jahrhunderts entdeckten reichhaltigen Silbervorkommen am Westrand des Schwarzwalds verhalfen der Stadt bald zu Wohlstand. Das Schürfrecht erhielten die Zähringer von den Bischöfen von Basel, die wiederum 1028 das Bergregal von Konrad II. erhalten hatten. Um 1200 veranlasste der letzte Zähringerherzog Bertold V. den Bau einer neuen Pfarrkirche. Das Freiburger Münster wurde zunächst in romanischer Bauweise begonnen und später im gotischen Stil weitergeführt. Nach seinem Tode 1218 wurde Berthold V. als letzter Zähringer in dem von ihm gestifteten Münster beigesetzt.
Die Grafen von Urach als Grafen von Freiburg
Nach dem Aussterben der Zähringer 1218 kam die Herrschaft über die Stadt Freiburg an die Grafen von Urach, die sich fortan Grafen von Freiburg nannten und in der Burg auf dem Schlossberg oberhalb Freiburgs residierten. Da die Bürger ihrer neuen Herrschaft nicht trauten, schrieben sie ihre alten von den Zähringern gewährten Rechte in eine Ratsverfassung (das Stadtrodel von 1218), nach der 24 aus den alten Geschlechtern stammende Räte Freiburg regierten. Ab 1248 kamen ebenso viele jährlich wechselnde Räte hinzu. Ende des 13. Jahrhunderts gelangten dann auch die Handwerker über die Zünfte in den Stadtrat.
Im 13. Jahrhundert ließen sich innerhalb der Stadtmauern mehrere Orden nieder. Die Dominikaner gründeten 1236 das Predigerkloster, wo Albertus Magnus von 1236 bis 1238 das Amt des Lesemeisters bekleidete. Im Jahre 1246 übereignete Graf Konrad 1246 dem Bettelorden der Franziskaner die Martinskapelle mit vier Hofstätten. Darauf errichteten die Barfüßermönche ihr Kloster und bauten bis 1318 die Kapelle zu der noch existierenden Martinskirche aus. Als dritter Orden fanden in der engen Altstadt 1278 die Augustiner zwischen Salzstraße und Stadtmauer für ihr Kloster einen Platz. In den Gebäuden befindet sich heute das Augustinermuseum.
Die Jahre der Herrschaft der Grafen von Freiburg zeichneten sich durch häufige Fehden zwischen ihnen und der Stadt aus, bei denen es fast immer um Geld ging. Im Jahre 1299 weigerten sich die Freiburger, erneuten Geldforderungen des Grafen Egino II. nachzukommen und beschossen seine Burg auf dem Schlossberg mit Wurfmaschinen. Darauf rief Egino seinen Schwager Konrad von Lichtenberg, den Bischof von Straßburg, zu Hilfe. In der anschließenden Schlacht fiel der Bischof – ein Freiburger Metzger namens Hauri soll ihn mit einem Spieß erstochen haben –, was zwar für die Stadt den Sieg bedeutete, doch mussten die Bürger dem Grafen für die frevelhafte Tötung des Bischofs jährlich ein beträchtliches Sühnegeld zahlen. Als im Jahre 1366 Graf Egino III. versuchte, in der Nacht mit einem Heerhaufen in die Stadt einzudringen, zerstörten die Freiburger die Burg auf dem Schlossberg. Um die Herrschaft der Grafen endlich loszuwerden, erkauften sich die Freiburger im Jahre 1368 ihre Freiheit mit 20.000 Mark* Silber und unterstellten sich anschließend freiwillig dem Schutze des Hauses Habsburg. Die Stadt gehörte damit zu Vorderösterreich und teilte Aufstieg und Niedergang mit den Habsburgern bis zur Auflösung des Deutschen Reiches im Jahre 1805. Ungeachtet dessen schloss sich Freiburg 1377 mit zahlreichen anderen Münzstätten auf beiden Seiten des Oberrheins und in der Schweiz zum sogenannten Rappenmünzbund zusammen, darunter im Elsass Colmar und Thann, in der Schweiz unter anderen Basel, Schaffhausen, Zürich und Bern sowie weiteren Gebieten im Breisgau und im Sundgau. Dieses einheitliche Münzsystem erleichterte den Handel am Oberrhein. Der Rappenpfennig, die Freiburger Münze, war die Hauptwährungseinheit. 1584 wurde dieser Bund aufgelöst.
*Eine Mark hatte ein Gewicht von 237,5 Gramm Silber und galt als Basisgröße mit einer Unterteilung in 678 Pfennig.
Freiburg unter den Habsburgern
Die Habsburger nahmen Freiburg gleich in die Pflicht. Für die Kriege gegen die Eidgenossenschaft musste die Stadt finanzielle Hilfe leisten und Ritter stellen. So auch 1386, als in der blutigen Schlacht von Sempach die Schweizer Eidgenossen siegten und dabei nicht nur den österreichischen Herzog Leopold III. erschlugen, sondern auch fast den gesamten Freiburger Adel auslöschten. Damit übernahmen die Zünfte die Macht in der Stadt.
Nachdem Herzog Friedrich IV. dem auf dem Konzil von Konstanz abgesetzten Papst Johannes XXIII. (Gegenpapst) 1415 zur Flucht nach Freiburg verholfen hatte, verhängte König Sigismund über die Habsburger die Reichsacht. Damit fiel der Breisgau als Lehen an das Reich zurück und Freiburg war von 1415 bis zur Begnadigung Friedrichs 1425 Reichsstadt.
Im Jahre 1448 stiftete Erzherzog Albrecht als Herr der habsburgischen Vorlande in Freiburg ein Studium generale, aus dem mit der Gründungsurkunde von 1457 die Freiburger Universität hervorging.
Ein Höhepunkt der Stadtgeschichte war der Reichstag, den Kaiser Maximilian I..1498 nach Freiburg einberief. Hier verhandelten Kaiser und Stände die Einleitung eines Schweizerfriedens. Daraus aber wurde nichts, denn die Eidgenossen lehnten sowohl die Reichssteuer als auch die Zuständigkeit des Reichskammergerichts ab und schieden, nachdem sie 1499 im Schwabenkrieg bei Dornach das kaiserliche Heer entscheidend geschlagen hatten, aus ihren Verpflichtungen gegenüber dem Reich aus.
Nach Fertigstellung des Hochchores weihte der zuständige Bischof von Konstanz im Jahre 1513 das Freiburger Münster ein. Im selben Jahr sammelten sich bei Freiburg unter der Fahne des Bundschuhs geknechtete und verarmte Bauern unter ihrem Anführer Joß Fritz. Der Aufstand wurde verraten und endete, bevor er überhaupt begonnen hatte, mit einer exemplarischen Bestrafung der Teilnehmer.
Unter der Asche aber glühte es noch. Die Reformation mit Luthers falsch verstandener Schrift Von der Freiheit eines Christenmenschen entfachte erneut die Flammen des Aufruhrs. Am 23. Mai 1524 nahmen 18.000 Bauern unter Führung von Hans Müller während des Bauernkrieges Freiburg ein und zwangen den Stadtrat, einer evangelisch-christlichen Vereinigung zur Aufrichtung eines gemeinen Landfriedens und Tilgung der unbilligen Beschwerden des gemeinen armen Mannes beizutreten. Nach der Niederschlagung des Aufstands beeilte sich die Stadt, dem Hause Habsburg ihre gute katholische Einstellung zu versichern. Neben Freiburg blieben auch Breisach, Waldkirch und Endingen der katholischen Sache treu, während Kenzingen, Neuenburg, Rheinfelden, Waldshut und auch Straßburg zum protestantischen Glauben übertraten. Als in Basel die Bilderstürmer 1529 den Protestantismus fundamental durchsetzten, flohen der Fürst der Wissenschaft Erasmus von Rotterdam und das Basler Domkapitel ins sichere und weiterhin gut katholische Freiburg.
Vom 15. bis ins 17. Jahrhundert suchten immer wieder Pestepidemien die Stadt heim. Eine der schlimmsten wütete im Jahr 1564, als etwa 2000 Menschen an der Seuche starben, ein Viertel der Bevölkerung, wie der damalige Stadtarzt Johannes Schenck berichtete.
Hexenverfolgungen in Freiburg
Wie überall in Europa fanden auch in Freiburg Hexenprozesse statt. Zwischen 1550 und 1628 wurden von insgesamt 302 Verurteilten 131 hingerichtet. Die Jahre 1599 und 1603 zeichneten sich durch Prozesswellen aus. Der Anteil der Frauen, die des „abscheulichen Lasters der Zauber- und Hexerei“ [1] überführt wurden, war wesentlich höher als der der Männer. Am 24. März 1599 wurden u. a. Catharina Stadellmenin, Anna Wolffartin und Margaretha Mößmerin in Freiburg enthauptet und außerhalb der Stadt verbrannt. Eine Plakette am Martinstor erinnert an diese Opfer. Im Zeitabschnitt um 1599 wurden 37 Frauen als Hexen und nur 2 Männer als Hexenmeister hingerichtet. Im Jahr 1603 standen 30 Frauen und 4 Männer wegen Hexerei vor Gericht, von denen 13 Frauen zum Tode verurteilt wurden.
Der Dreißigjährige Krieg
Zu Beginn des Dreißigjährigen Kriegs blieb der Südwesten des Reiches von den Kampfhandlungen weitgehend verschont. Um nicht nur militärisch sondern auch geistig-religiös gegen den neuen Glauben gerüstet zu sein, übernahmen 1620 die Jesuiten die Universität Freiburg, nachdem die benachbarten Hochschulen von Tübingen, Basel und Heidelberg protestantisch geworden waren.
Als der Schwedenkönig Gustav Adolf den kaiserlichen Truppen unter Tilly in der Schlacht bei Breitenfeld (1631) eine vernichtende Niederlage beibrachte, stand seinen Truppen ganz Süddeutschland offen. Zu Weihnachten 1632 erschien der schwedische General Horn vor den Toren Freiburgs, welches sich am 30. Dezember ergab. Mit dem Anrücken der Spanier 1633 unter dem Herzog von Feria räumten die Schweden die Stadt, um sie im Jahr darauf wieder einzunehmen. Nach dem Sieg der spanischen und kaiserlichen Truppen in der Schlacht bei Nördlingen 1634 über das protestantische Heer unter General Horn und dem Wettiner Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar, verließen die Schweden endgültig Süddeutschland und somit auch Freiburg.
Durch den häufigen Besatzungswechsel mehrfach ausgeplündert, hoffte die durch Kriegseinwirkungen und Seuchen dezimierte Freiburger Bevölkerung wie alle Menschen im Reich auf das Ergebnis des Prager Friedens, den der junge König Ferdinand III. 1635 mit den protestantischen Reichsständen für das geliebte Vaterland der hochedlen Teutschen Nation aushandelte.
Während die erschöpften Schweden einer Friedensregelung nicht abgeneigt waren, schlug sich das katholische Frankreich unter Kardinal Richelieu auf die Seite der Protestantischen Union und griff mit frischen Truppen in den Krieg ein. Als Richelieu 1635 im Vertrag von St. Germain dem landlosen Bernhard von Sachsen-Weimar die dem Hause Habsburg gehörende Landgrafschaft Elsass überschrieb, schaffte er sich in dem Herzog einem treuen Vasallen. Wie vom Kardinal erwartet, fachte Bernard den Krieg wieder an, als er 1637 mit 18.000 Mann, von Frankreich finanziert, den Rhein überschritt und den Breisgau überfiel. Zwar zog sich der Herzog gegen Ende des Jahres mit dezimierten Truppen in Winterquartiere bei Mömpelgard zurück, doch nach seinem Aufbruch am 28. Januar 1638 nahm Bernard in rascher Folge die Städte Säckingen, Waldshut, Rheinfelden, Rötteln und Laufenburg ein, wobei er erfolgreich die Schlacht bei Rheinfelden meisterte. In der Osternacht 1638 stand er vor den Toren Freiburgs, das sich nach elftägiger Belagerung am 12. April ergab. Anschließend belagerte Bernard acht Monate lang die Festung Breisach. Nach ihrem Fall durch Aushungerung machte der Herzog die Stadt zum Sitz seiner Fürstlich Sächsischen Regierung, doch mit seinem plötzlichen Tod gingen seine eroberten Gebiete 1639 an Frankreich.
Im Sommer 1644 entsetzte eine kaiserlich-bayrischen Armee unter den Generälen Franz von Mercy und Jan van Werth die Stadt. Anschließend kam es zur Schlacht bei Freiburg zwischen den kaiserlich-bayrischen und den französisch-weimarischen Truppen, geführt von den Marschällen Turenne und Enghien. Am Ende der mehrtägigen Auseinandersetzung gab es keinen Gewinner, sondern nur Verluste, die Jan van Werth kommentierte: Seit zweiundzwanzig Jahren mit dem Bluthandwerk vertraut, habe [ich] niemalen so blutigem Treffen beigewohnt.
Im Juni 1648, als die Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück vor dem Abschluss standen, belagerte der Breisacher Festungskommandant von Erlach im Auftrag Kardinal Mazarins Freiburg, um kurzfristig Frankreichs Verhandlungsposition zu verbessern. Die in der Stadt verbliebene Bevölkerung war erleichtert (sie war in 17 Jahren nach insgesamt fünfmaliger Belagerung von 14000 auf 2000 Seelen geschrumpft), als nach drei langen Wochen des Bangens die Franzosen, durch Dauerregen zermürbt, unverrichteter Dinge abzogen.
Freiburg unter der Krone Frankreichs
Mit dem Verlust des Elsass und des Sundgaus im Westfälischen Frieden an Frankreich wurde das rechtsrheinische Freiburg an Stelle von Ensisheim nicht nur Hauptstadt der vorderösterreichischen Lande, sondern auch Frontstadt.
Im Jahre 1661 übernahm in Frankreich nach Kardinal Mazarins Tod der junge Ludwig XIV. die Regierung. Ab 1667 führte der Sonnenkönig nach dem Motto: Die einem Herrscher angemessenste und angenehmste Beschäftigung ist, sich zu vergrößern nacheinander vier Eroberungskriege und zwar gegen die spanischen Niederlande, Holland, die Kurpfalz und Spanien.
Der Devolutionskrieg von 1667 bis 1668, in dem Ludwig XIV. auf Brabant Ansprüche geltend machte und mit seinen Truppen in die spanischen Niederlande einfiel, berührte Freiburg nicht. Auch im nächsten holländischen Krieg von 1672 bis 1677 blieb die Stadt zunächst verschont, doch als bereits die Friedensverhandlungen in Nimwegen begonnen hatten, schickte Marschall François de Créqui entgegen allem Kriegsbrauch seine Truppen nicht in die Winterquartiere, sondern überschritt überraschend Anfang November den Rhein und belagerte Freiburg. Nach einem ersten Bombardement kapitulierte die Stadt auf Anraten des Stadtkommandanten. Der Kaiser konnte am Oberrhein keinen ernsthaften Widerstand leisten, zumal wiederum die Türken im stillen Einvernehmen mit Frankreich das Reich an seiner Ostflanke bedrohten.
In dem endlich ausgehandelten Nimweger Frieden von 1679 diktiert Ludwig XIV. Leopold I. seine Bedingungen: Der Kaiser muss Frankreichs Eroberungen im Elsass gutheißen, doch Ludwig überlässt ihm großmütig die Entscheidung, ob Leopold von seinen früheren Besitzungen lieber Freiburg oder eher Philippsburg zurückhaben möchte. Der Kaiser verzichtet auf die Stadt Freiburg samt Lehen, Betzenhausen und Kirchzarten.
Nun besaß Frankreich neben dem rechtsrheinischen Brückenkopf Breisach mit der Stadt Freiburg einen Vorposten mitten in den habsburgischen Vorlanden.
Ludwig XIV. weist Sébastien Le Prestre de Vauban an, die Stadt zu einer modernen Festung auszubauen. Um ein freies Schussfeld zu gewinnen, ließ Vauban all das, was von den Vorstädten in den Kämpfen des Dreißigjährigen Krieges übrig geblieben war, einebnen. Freiburg gehört jetzt zur französischen Provinz Elsass mit der Hauptstadt Straßburg. Als letzte der linksrheinischen im Westfälischen Frieden garantierten Freien Reichsstädte hatte sie Ludwig XIV. 1681 besetzen lassen. Im gleichen Jahr besuchte der französische König auf dem Wege dorthin auch seine Neuerwerbung Freiburg, um sich über den Fortschritt der Festungsarbeiten zu informieren.
Von 1688 bis 1697 führte Ludwig XIV. den Neunjährigen Krieg, in dem er u. a. Köln, die Kurpfalz, Mainz, Trier und erneut Philippsburg einnahm. Da bot eine Große Allianz zwischen dem Kaiser, Spanien, Schweden, England, Holland, Savoyen, Brandenburg, Sachsen und Hannover dem Sonnenkönig die Stirn und beendete den Eroberungszug. Doch der Sieg war teuer erkauft, denn auf dem Rückzug praktizieren die französischen Truppen das Prinzip der verbrannten Erde: Heidelberg, Mannheim, Philippsburg, Koblenz, Worms und Speyer mit seinem Reichskammergericht wurden zerstört. Im Frieden von Rijswijk 1697 durfte Ludwig XIV. die spanische Freigrafschaft Burgund, Lille und die im Elsass besetzten Gebiete einschließlich der freien Reichsstadt Straßburg behalten, musste aber Freiburg wieder räumen.
Der Spanische Erbfolgekrieg von 1701 bis 1713 wuchs sich zum ersten Weltkrieg der europäischen Geschichte aus, in dem die große Haager Allianz Ludwig XIV. in den Niederlanden, Deutschland, Italien, Spanien und in den Kolonien gegenüberstand. Gegen Ende des Krieges überquerten die Franzosen unter Marschall Claude-Louis-Hector de Villars bei Neuenburg den Rhein und standen im September vor Freiburg. Zwar war die Stadt dank Vauban eine der stärksten Festungen in Deutschland, doch den 10.000 Verteidigern standen etwa 150.000 Angreifer gegenüber. Nach dreiwöchiger Belagerung musste sich die durch Artilleriebeschuss dezimierte Besatzung aus der Stadt in die Festung auf den Schlossberg zurückziehen. Nun war Freiburg schutzlos den Angriffen der Franzosen ausgeliefert. In höchster Not stieg der Stadtschreiber Dr. Franz Ferdinand Mayer im Kugelhagel auf eine Bastion und zeigte, eine weiße Fahne schwenkend, den Belagerern die Übergabe der Stadt an. Darauf erklärte Villars Freiburg zum Eigentum des französischen Königs. Für seine mutige Tat erhob der Kaiser Dr. Mayer zum Freiherrn von Fahnenberg. Im Frieden von Rastatt 1714 erhielt Kaiser Karl VI. die italienischen und niederländischen Besitzungen der spanischen Habsburger. Ludwig XIV. behielt seine linksrheinischen Erwerbungen, musste jedoch Freiburg, Breisach sowie Kehl restituieren.
Als Maria Theresia im zweiten österreichischen Erbfolgekrieg 1744 die österreichischen Truppen zum Einsatz im Osten gegen Friedrich den Großen aus den westlichen Vorlanden weitgehend abziehen ließ (in Freiburg verblieb nur noch eine Besatzung von 6000 Mann), rückten französische Soldaten in den Breisgau nach. Ludwig XV. persönlich leitete vom Lorettoberg aus die Kanonade der Stadt.
Der Freiburger Stadtschreiber notierte: En fin, es ware nit anderst, als wann die lebendige Höll offen stunde. Nach sechswöchiger Belagerung ergab sich Freiburg und die Franzosen besetzten nach 1638 und 1677 Stadt und Festung Freiburg zum dritten Mal. Nach dem Frieden von Füssen musste Ludwig XV. 1745 die Stadt den Habsburgern zurückgeben. Vorher aber schleiften die Franzosen ihre vor einem halben Jahrhundert gebauten Festungswerke und sprengten sie so gründlich, dass seint alle Häuser rings umb die Statt, so nahe ahn der Fortification gelegen, totaliter ruiniert. Es herrschte bittere Armut. Im Jahre 1754 lebten in der Stadt nur noch 1627 männliche und 2028 weibliche Einwohner.
Die Folgen der Französischen Revolution
Als in Paris im Jahre 1789 die Revolution ausbrach, traf dieses Ereignis die über Jahrhunderte gewachsene Dreiständegesellschaft in deutschen Landen unvorbereitet, so auch in Freiburg.
Im Breisgau war der erste, der geistliche Stand, trotz der Säkularisierung eines Teils des Kirchenbesitzes wegen seines Reichtums – man denke an den Besitz der Klöster St. Peter, St. Blasien und St. Trudpert – der bedeutendste. Zum zweiten Stand gehörten der alte Reichsadel mit seinen Ländereien, aber auch die durch die großzügige Nobilitierungspraxis der Habsburger geschaffenen besitzarmen neuen Ritter. Sie gaben als Verwaltungsbeamte, Juristen und Universitätsprofessoren der Feudalgesellschaft ein festes Gerüst. Als dritter Stand war die Bürgerschaft, in den Zünften wohl organisiert, zu Wohlstand gekommen. Die Bauern dagegen, auch wenn nicht mehr leibeigen, lebten noch immer in der Abhängigkeit von den kirchlichen und weltlichen Grundbesitzern.
Innerlich blieb es ruhig im Breisgau, da unsere Nation … weder so verdorben, noch so gedrückt, noch so enthusiastisch ist, wie Kaiser Leopold II. im fernen Wien fand. Als aber der Nationalkonvent in Paris 1792 zur Sicherung der natürlichen Grenzen Frankreichs eine Durchsetzung der Errungenschaften der Revolution auch in anderen Ländern Europas beschloss, waren die habsburgischen Besitzungen am Oberrhein direkt bedroht. Der Freiburger Regierungspräsident Sumerau wandte sich an seinen Kaiser in Wien: „Mir blutet das Herz, wenn ich denke, dass diese guten, treuen Untertanen dem Raub und Mord ihrer Nachbarn, dieser Kannibalen, ausgeliefert werden sollen.“
Nachdem bereits 1793 das Revolutionsheer des Reiches Schlüssel, Alt-Breisach, besetzt hatte, nahmen die Franzosen im Sommer 1796 Freiburg ein, dies jedoch erst nach heldenhaftem Widerstand der Bürgermilizen unter dem „Maior und Stadtrath Ignaz Caluri“, wie es Sumeraus Schwager General Max Freiherr von Duminique auf einer Tafel, die heute noch am Freiburger Martinstor hängt, bescheinigte. Ein wohl seltener Fall, dass ein General seinen Truppen ein Denkmal setzte.
Diesmal ließen die Habsburger jedoch ihre rechtsrheinischen Besitzungen nicht im Stich; nach drei Monaten vertrieb der Franzosen Schreck, Erzherzog Karl, die Franzosen aus Freiburg.
Die Napoleonische Zeit
Nach mehreren Niederlagen der Österreicher in Oberitalien gegen die Revolutionstruppen der Armée des Alpes unter ihrem Befehlshaber Napoléon Bonaparte, fasste dieser 1797 im Frieden von Campo Formio die eroberten Gebiete zur Cisalpinischen Republik zusammen. So ging auch der Herzog von Modena Ercole III. d'Este (deutsch: Herkules III.) seiner italienischen Besitzungen verlustig und erhielt als Kompensation den Breisgau. Auch als Ercole nach der erneuten Niederlage Österreichs im Zweiten Koalitionskrieg 1801 zusätzlich die Ortenau zugesprochen bekam, erfolgte der Herrschaftswechsel nur zögerlich.
Ercole starb 1803; damit fielen der Breisgau und die Ortenau an Ercoles im Wiener Exil lebende Tochter Maria Beatrice d’Este, die mit dem österreichischen Erzherzog Ferdinand, dem Onkel von Kaiser Franz II. (HRR), verheiratet war. Der Breisgau blieb damit zunächst faktisch habsburgisch, auch wenn die Herrschaft formal an eine Nebenlinie des Hauses überging.
Da forderte 1805 Franz II. (HRR) (inzwischen als Franz I. österreichischer Kaiser) im Dritten Koalitionskrieg den ebenfalls selbsternannten französischen Kaiser Napoleon noch einmal heraus, doch in der Schlacht bei Austerlitz erlitt Österreich eine vernichtende Niederlage.
Noch vom besetzten Wien aus verfügte Napoleon, dass der Breisgau und die Ortenau an Baden fielen. Freiburg fand sich vom Vorposten Habsburgs am Oberrhein zu einer Provinzstadt in einem von Napoleons Gnaden zum Großherzogtum beförderten Pufferstaat degradiert. Gnadenlos presste Napoleon aus den koalierten Staaten Geld und vor allem frische Truppen, die er für seinen Feldzug gegen Russland brauchte. Unter den 412.000 Mann der Grande Armée, die sich 1812 bis nach Moskau vorkämpft, befanden sich auch etwa 150.000 Deutsche, doch kehrten davon nur rund 1.000 in die Heimat zurück.
Dieser Blutzoll trieb die antinapoleonische Stimmung in den deutschen Landen hoch, doch während sich etwa in Preußen Freikorps gegen die Napoleonische Herrschaft erhoben, ließ Großherzog Karl Friedrich noch 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig badische Söldner im Rahmen seiner Verpflichtungen im Rheinbund an der Seite Bonapartes kämpfen. Da wundert es nicht, dass im ehemalig habsburgischen Freiburg vom Regierungsgebäude das badische Wappen heruntergerissen und im Gegenzug am Kreisdirektorium nachts ein K. und K. Doppeladler angebracht wurde.
Freiburg wird endgültig badisch
Als die gegen Napoleon verbündeten Truppen im Winter 1813 auf dem Wege nach Paris durch Freiburg zogen, kam es zu einem Treffen zwischen dem österreichischen Kaiser Franz I. (ehemals römisch-deutscher Kaiser Franz II.), dem russischen Zaren Alexander I. und dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. Habsburgtreue Freiburger bereiteten Franz I. einen begeisterten Empfang. Alte Gefühle brachen auf: Wien und das habsburgisch-katholische Österreich waren den Freiburgern näher als Karlsruhe und das protestantische Nordbaden.
Alle politischen Bemühungen des Freiburger Stadtrats nützten jedoch nichts. Freiburg und der Breisgau blieben bei Baden. Mit dem endgültigen Verzicht auf die ehemaligen österreichischen Vorlande auf dem Wiener Kongress legte Metternich den Jahrhunderte alten französisch-habsburgischen Interessenkonflikt am Rhein bei, schaffte aber einen neuen potenziellen französisch-preußischen, als Preußen statt Österreich mit seinen Neuerwerbungen am Niederrhein die Wacht am Rhein übernahm.
So kehrte Freiburg nicht unter die milde Hand Österreichs zurück, sondern blieb beim Großherzogtum Baden. Viele Menschen waren enttäuscht, sahen aber letztlich auch die Chance einer Liberalisierung. Auch der Freiburger Professor und Liberale Karl von Rotteck klagte zunächst über die „Loßreißung von dem milden Scepter, der seit Jahrhunderten uns beglückte, arbeitet aber dann an der recht liberalen badischen Verfassung mit und sieht in ihr vor allem ein einigendes Element: Wir haben eine ständige Verfassung erhalten, ein politisches Leben als Volk ... ein Volk von Baden waren wir nicht. Fortan aber sind wir Ein Volk, haben einen Gesamtwillen und … ein Gesamtrecht.“
Die Restauration im Großherzogtum Baden
Die Karlsbader Beschlüsse erstickten die im Zuge der Befreiungskriege aufgekommene Hoffnung auf eine politische Liberalisierung in deutschen Landen im Keim. Das Bürgertum zog sich in die Häuslichkeit des Biedermeier zurück. So entwickelte sich die Stadt in den folgenden Jahren zu einem wirtschaftlichen und politischen Zentrum am Oberrhein. Innerhalb Badens war Freiburg Sitz eines Stadtamtes und zweier Landämter, die man 1819 zu einem Landamt Freiburg vereinigte, in das die Gemeinden des aufgelösten Amtes St. Peter eingegliedert wurden. Im Jahr 1827 wurde Freiburg Sitz des neu gegründeten Erzbistums Freiburg mit dem Freiburger Münster als Bischofskirche. Ab 1832 war es Sitz des Oberrheinkreises, zu dem mehrere Ämter gehören. 1845 wurde der Bahnhof mit dem Anschluss nach Offenburg eingeweiht. Die liberalen Politiker Karl von Rotteck und Carl Theodor Welcker lehrten an der Freiburger Universität.
Die Revolution von 1848
Als Ende Februar 1848 im Mutterland der Revolution der Bürgerkönig Louis Philippe gestürzt und die zweite Republik ausgerufen wurde, erwacht auch rechts des Rheins eine Freiheitsbewegung. In Baden waren es vor allem die Rechtsanwälte Friedrich Hecker und Gustav Struve, die unbedingte Preßfreiheit, Schwurgerichte nach dem Vorbilde Englands, Volksbewaffnung und die sofortige Herstellung eines teutschen Parlaments forderten. Wie überall in deutschen Landen war das Lager der Revolutionäre in Baden gespalten in Anhänger einer konstitutionellen Monarchie und einer Republik. Die Auseinandersetzungen über diese Frage erreichten am 26. März 1848 auf einer Volksversammlung in Freiburg ihren Höhepunkt.
Die Konstituierung der gewählten Frankfurter Nationalversammlung konnte den Elan Heckers nicht bremsen. Er wollte den bewaffneten Aufstand und rief den Abgeordneten in der Paulskirche zu: Zieht mit uns, statt leeres Stroh in Frankfurt zu dreschen. So rief er am 12. April in Konstanz das Volk im Namen einer provisorischen Regierung zu einer bewaffneten Erhebung auf und zog unterwegs Freiwillige werbend, gen Norden. Regierungstruppen schlugen den revolutionären Heckerzug bei Kandern in die Flucht.
Regierungstruppen, mit der kurz vorher fertiggestellten Eisenbahn aus Nordbaden herantransportiert, standen auch bei Freiburg bereit, um die Revolution niederzuschlagen. Deshalb verbarrikadierten sich zu Ostern in der Stadt die etwa 1500 Freischärler und warteten auf den Entsatz durch 5000 bewaffnete Revolutionäre unter Franz Sigel. Unterdessen zogen Regierungs- und hessische Truppen den Belagerungsring um Freiburg immer enger. Als Sigels Mannschaft am Ostermontag den 24. April endlich vor den Toren der Stadt erschien, kam es zu blutigen Kämpfen, in denen die schlecht bewaffneten Aufständigen rasch unterlagen. Nach nur kurzem Kampf fielen drei Regierungssoldaten und 20 Freischärler.
Nach dem Scheitern Heckers sprang Struve in die Bresche. Im September begann er, aus der Schweiz kommend, in Südbaden mit zunächst 80 Bewaffneten einen Marsch auf Karlsruhe. In Lörrach (siehe: hier) und Müllheim rief er unter der Devise: Wohlstand, Bildung, Freiheit für alle! die Republik aus. Doch auch dieser dilettantische Versuch, im Volksmund in Anlehnung an das bekannte Kinderbuch als Struwwelputsch bezeichnet, erstickte im Feuer der Regierungstruppen. Von einem öffentlichen Schwurgericht (eine der revolutionären Forderungen) musste sich Struve im März 1849 in Freiburg verantworten.
Die Ablehnung der von der Frankfurter Nationalversammlung erarbeiteten deutschen Verfassung durch die meisten Landesregierungen führte 1849 zu einem letztem Aufbäumen der revolutionären Bestrebungen besonders in Baden. Am 11. Mai kam es in Freiburg zu einer Verbrüderung der Republikaner mit dem 2. Badischen Infanterieregiment. Am 12. Mai forderte das Volk in Offenburg die Anerkennung der Reichsverfassung durch die badische Regierung. Die Bundesfestung Rastatt erhob sich.
Am 28. Juni tagte eine verfassungsgebende Versammlung im Basler Hof zu Freiburg. Auf Antrag des aus seiner Haft in Rastatt befreiten Abgeordneten Struve beschloss das Gremium, den Krieg gegen die Feinde der deutschen Einheit und Freiheit mit allen zu Gebote stehenden Mitteln fortzusetzen. Oberst Sigel übernahm das Kommando über das verbliebene Revolutionsheer, zu dem Freischärler aus dem Elsass und der Schweiz stießen.
Nach der endgültiger Niederschlagung der Erhebung in Baden durch preußische Truppen unter dem Kommando des Kartätschenprinzen nahmen Mitte Juli die Standgerichte der badisch-preußischen Millitärtribunale ihre blutige Arbeit auf. In Freiburg wurden Johann Maximilian Dortu, Friedrich Neff und Gebhard Kromer auf dem damaligen Friedhof in der Wiehre standrechtlich erschossen. Die Niederwerfung des Badischen Aufstandes bedeutete für lange Zeit das Ende der revolutionär-bürgerlichen Freiheits- und Einheitsbestrebungen in Deutschland.
Gründerzeit und Zweites Reich
1864 wurden Stadt- und Landamt Freiburg zum Bezirksamt Freiburg vereinigt. Zum neuen Großkreis Freiburg gehörten die Amtsbezirke Breisach, Emmendingen, Ettenheim, Freiburg, Kenzingen (1872 aufgelöst), Neustadt im Schwarzwald und Staufen. Im gleichen Jahr gründete sich mit dem Schwarzwaldverein der erste deutsche Wanderverein in der Stadt. 1899 immatrikulierte die Freiburger Universität als erste Hochschule in Deutschland eine Frau.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erlebte Freiburg einen bis dahin unbekannten Bauboom unter seinem Bürgermeister Dr. Otto Winterer, so dass man ihn nach 25-jähriger Amtszeit bei seiner Pensionierung 1913 als „den zweiten Gründer der Stadt“ bezeichnet. Als aufstrebende und dem Modernen zugeneigte Stadt betrieb Freiburg eine elektrische Straßenbahn, nachdem es schon vor der Jahrhundertwende eine Pferdestraßenbahn gegeben hatte. Zu diesem Zweck wurde eigens ein Elektrizitätswerk errichtet. 1901 fuhr die erste Linie A vom Rennweg zur Wonnhalde, noch heute Teilstück der Linie 2. Im Jahre 1910 wurde das neue Stadttheater am Westrand der Innenstadt eingeweiht, dem 1911 die Eröffnung des neuen Universitäts-Hauptgebäudes (heute Kollegiengebäude I) schräg gegenüber folgte.
In der Winterer-Zeit entstanden neue Wohngebiete wie die Wiehre und der Stühlinger – die Zahl der Gebäude und der Einwohner Freiburgs verdoppelte sich. Das liegt auch am Zuzug vor allem älterer und wohlhabender Menschen aus den Industriegebieten Westdeutschlands oder aus Hamburg, wo die Cholera wütete, so dass die Stadt bald den Namen Alldeutsches Pensionopolis (Gerhard von Schulze-Gaevernitz) erhält. Diese Zugezogenen machten bald 20 % der Haushalte aus. Das von Winterer mit viel Historismus verschönte und mittelalterlich anmutende Stadtbild traf den Zeitgeist. Die Nähe von Schwarzwald und Kaiserstuhl und das warme Klima zogen die Menschen an.
Diese Idylle übertünchte stärker werdende soziale Spannungen. Während in der Wiehre (Goethe- oder Reichsgrafenstraße) und in Herdern (Wölflin- und Tivolistraße) meist zugezogene Millionäre als Couponschneider auf der Sonnenseite wohnen, lebte etwa im Stühlinger ein wachsendes Proletariat von der Hand in den Mund.
Es war eine ungeheuerliche Provokation der bürgerlichen Idylle Freiburgs, als die körperlich kleine aber stimmgewaltige Rosa Luxemburg im April 1914 am Vorabend des großen Krieges in der überfüllten Stadthalle die Klassenunterschiede und den deutschen Militarismus anprangerte. Zu deren Beseitigung rief die rote Rosa die Arbeiter zum Generalstreik auf. Unter dem Einfluss der Rede der in bürgerlichen Augen Vaterlandsverräterin traten 280 Freiburger in die Sozialdemokratische Partei ein.
Der Erste Weltkrieg
Der Erste Weltkrieg traf die Stadt besonders hart. Die schlechte Versorgungslage und die Flüchtlingsströme aus dem Elsass waren eine schwere Belastung für die Zivilbevölkerung. Wegen seiner Nähe zur Front bombardierten alliierte Flugzeuge Freiburg fünfundzwanzigmal und damit häufiger als andere deutsche Städte. Beim schwersten, einem französischen Fliegerangriff am 15. April 1917 gab es 31 Todesopfer zu beklagen. Zudem erlebten die Freiburger den Krieg im nahen Elsass durch Augenschein und akustisch: Das Geschützfeuer auf den Höhen der Vogesen war zu hören und zu sehen. - Nach Ende des Krieges wurde 1918 auch in Freiburg zur Revolution aufgerufen.
Im Jahr 1923 kamen auf Initiative des französischen Parlamentsabgeordneten und Pazifisten Marc Sangnier beim dritten Internationalen Friedenskongress in Freiburg etwa 7000 Menschen aus 23 Nationen zusammen, um über Wege zum Abbau des Hasses zwischen den Nationen, zur Völkerverständigung und zur Überwindung des Krieges zu beraten. Einer der deutschen Teilnehmer war der spätere Friedensnobelpreisträger Ludwig Quidde. – Im Zuge einer Bezirksreform wurde 1924 der Bezirk Breisach aufgelöst und seine Gemeinden zum Großteil dem Bezirksamt Freiburg zugeordnet. – Bei einem Besuch Hitlers 1932 im Möslestadion kam es im Stadion zu Protestkundgebungen der Freiburger Bevölkerung. Hitler soll die Stadt seither immer gemieden haben.
Nationalsozialismus
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten Ende Januar 1933 in Berlin führte auch in Freiburg zu einer schnellen braunen Machtübernahme. Eine Hetzkampagne in der nationalsozialistischen Zeitung Der Alemanne unter dem Chefredakteur Franz Kerber gegen Oberbürgermeister Bender, der seit 1922 im Amt war, ließ diesen im April 1933 zurücktreten. Die Regierung in Karlsruhe setzte Kerber als Nachfolger Benders ein. An der Freiburger Universität verkündete der neue Rektor Martin Heidegger die Größe des nationalsozialistischen Aufbruchs und den Führerkult. Wie vielerorts in Deutschland ging auch in Freiburg im Zuge der Novemberpogrome 1938 die jüdische Synagoge in Flammen auf. Im Jahr 1939 wurde das Bezirksamt Freiburg in Landkreis Freiburg umbenannt. Die Stadt Freiburg schied aus dem Landkreis aus und wurde kreisfrei.
1940 kam es in Freiburg wie in ganz Baden zur Deportation der Juden (zunächst in das französische Konzentrationslager Camp de Gurs in der Nähe der spanischen Grenze, später von dort in die Vernichtungslager).
Am 10. Mai 1940 bombardierten Flugzeuge der Deutschen Luftwaffe irrtümlich die Stadt. Da die Flugzeuge als deutsche identifiziert wurden, gibt es keinen Fliegeralarm. Die Piloten, die sich über einer französischen Stadt wähnten, warfen insgesamt 69 Bomben ab, wobei 57 Freiburger den Tod finden. Die Ermittlungen zu diesem tragischen Ereignis begannen noch am gleichen Tag, wurden allerdings im Keime erstickt. Stattdessen benützte die nationalsozialistische Propaganda das Thema zur Kriegshetze. In einer Rede am 10. Dezember 1940 beschuldigte Hitler den britischen Premierminister Churchill mit der Bombardierung Freiburgs die Terrorangriffe gegen die Zivilbevölkerung begonnen zu haben.
Freiburg blieb zunächst vom Bombenkrieg weitgehend verschont bis zum Abend des 27. November 1944, als die britische Royal Air Force im Rahmen der Operation Tigerfish das Stadtzentrum bombardierte, wobei fast 3000 Menschen getötet und etwa 9600 verletzt werden. Nach Schätzungen fielen bis zu 150.000 Sprengköpfe auf die Altstadt, die in großen Teilen verwüstet wurde. Weitere Angriffe folgten am 2./3. Dezember u. a. auf die westliche Wiehre mit Zerstörungen auf dem Gelände der Brauerei Ganter und am 17. Dezember 1944 auf den Stühlinger, wobei die dortige Herz-Jesu-Kirche stark beschädigt wurde.
Das Münster blieb inmitten der Trümmer im Wesentlichen unversehrt. Ohne Direkteinschlag widerstand es Dank seiner soliden Steinkonstruktion aus dem Mittelalter dem Luftdruck der in der Umgebung detonierenden Bomben, doch es wurde abgedeckt. Mit Dachziegeln, großzügig gespendet von der Stadt Basel, konnte das Münster bis zum Januar 1945 wieder weitgehend eingedeckt werden.
Kriegsende und Wiederaufbau
Im April 1945, noch vor dem Ende des Krieges, besetzten französische Truppen die Stadt. Im Oktober hielt General de Gaulle auf der Kaiserstraße eine Siegesparade ab. Freiburg gehörte zur französisch besetzten Zone Baden. In den Jahren bis zur Währungsreform von 1948 ging der Wiederaufbau der Stadt nur schleppend voran. Im Winter 1947/48 mangelte es an Heizmaterial und Nahrungsmitteln. Von 1946 bis 1952 war Freiburg als Folge der unnatürlichen Aufteilung Südwestdeutschlands in eine französische und amerikanische Besatzungszone die Hauptstadt eines Landes (ab 1949 des Bundeslandes) Baden. Bestrebungen, die Länder Württemberg-Baden, Württemberg-Hohenzollern und Baden zu einem leistungsfähigen Bundesland, dem Südweststaat zu vereinigen, führten 1951 zu einer Abstimmung, bei der zwar eine Mehrheit in den drei Ländern insgesamt den Zusammenschluss billigte, die Südbadener sprachen sich jedoch dagegen aus. Freiburg bildete unter Ministerpräsident Leo Wohleb das Zentrum des Widerstands gegen die Bildung des Südweststaats. Man wollte das alte Land Baden entlang des Oberrheins von Konstanz im Süden bis Mannheim im Norden wieder erstehen sehen. Trotz heftiger Proteste der Südbadener wurde das Bundesland Baden-Württemberg gebildet mit Stuttgart als Hauptstadt. Bei einer gerichtlich erzwungenen Wiederholung der Abstimmung im Jahre 1970 sprachen sich nur noch 18 % der Wahlberechtigten für die Selbständigkeit von Baden aus. Heute ist Freiburg Sitz des gleichnamigen Regierungsbezirks, der weitgehend dem ehemaligen Bundesland (Süd-)Baden entspricht.
Mit dem stetigem Wiederaufbau der Innenstadt, die sich weitgehend an den ursprünglichen Straßenzügen ausrichtete, wusste Freiburg auch zu feiern: 1957 wurde die Universität 500 Jahre alt, 1959 wurde mit der französischen Universitätsstadt Besançon die erste Städtepartnerschaft begründet, der im Laufe der Jahre acht weitere folgten. 1964 lag Freiburg an der Strecke der Tour de France. 1970 feierte die Stadt mit zahlreichen Veranstaltungen ihr 850jähriges Jubiläum.
Die Studentenunruhen der späten 1960er Jahre griffen auch auf Freiburg über. Sie begannen hier mit einer Demonstration gegen Fahrpreiserhöhungen der Städtischen Verkehrsbetriebe. Erstmals setzte die Polizei Wasserwerfer ein.
1973 wurde im Zuge der Kreisreform zum 1. Januar der Landkreis Freiburg Bestandteil des neuen Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald. Freiburg wurde wieder Sitz des neuen Großkreises, blieb selbst aber kreisfrei. Mit Ebnet und Kappel wurden zum 1. Juli 1974 die letzten beiden Randgemeinden eingemeindet; die Gebietsreform war damit abgeschlossen.
In den 1970er Jahren entwickelte sich Freiburg aufgrund des nach 1968 gewachsenen politische Bewusstseins zu einem Zentrum der Alternativkultur und Umweltbewegung. Ausgangspunkt waren die Auseinandersetzungen um das geplante Kernkraftwerk Wyhl bei Wyhl am Kaiserstuhl, an denen sich auch zahlreiche Freiburger Einzelpersonen und Gruppen beteiligten. Die erfolgreiche Verhinderung der Planungen gab entscheidende Impulse für die entstehende Umweltbewegung in Deutschland. Freiburg wurde zu einer Hochburg der neu gegründeten Partei Die Grünen. Aber auch wissenschaftlich und wirtschaftlich entwickelte sich in Freiburg ein Klima, das der Stadt eine führende Rolle als Umweltstadt verschaffte.
1980/81 tobte in der Stadt der „Häuserkampf“. Da immer noch Wohnungsknappheit herrschte, wurden zum Teil Häuser, die aus Spekulationsgründen leerstanden, besetzt. Als starke Polizeikräfte zur Räumung der Häuser eingesetzt wurden, lieferten sich Studenten und Anhänger der starken Autonomen Szene mehrere Wochen lang ausgedehnte Straßenkämpfe mit den Ordnungshütern. Erst mit dem Engagement einer Bürgerschaftsgruppierung beruhigte sich die Situation allmählich.
1983 wurde das erste Zelt-Musik-Festival, damals noch in der Innenstadt, veranstaltet. 1984 führte Freiburg als erste deutsche Stadt nach dem Vorbild des benachbarten Basel erfolgreich eine übertragbare preisgünstige Umweltkarte ein. Sie ist seit 1991 im Rahmen des neu geschaffenen Regio Verkehrsverbundes als RegioUmweltkarte im Stadtgebiet und den benachbarten Kreisen Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen gültig. 1986 war Freiburg Gastgeber der siebten Landesgartenschau Baden-Württemberg, was für die Entwicklung der westlichen Stadtteile von großer Bedeutung war. Ihr Gelände, der Seepark, ist heute ein Naherholungsgebiet.
Das 21. Jahrhundert
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts überschritt die Stadt die Einwohnerzahl von 200.000. Darunter waren etwa 30.000 Studenten, die an der Universität und vier weiteren Hochschulen studierten. 2002 wurde mit Dr. Dieter Salomon erstmals ein Politiker der Grünen zum Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt gewählt.
Wirtschaftsgeschichte
Große Bedeutung hatte für Freiburg die Firma Mez, die spätestens seit 1828 unter Führung von Carl Mez in Freiburg ansässig war. Sie war im 19. Jahrhundert zeitweise die größte Seidenweberei in Deutschland und beschäftigte Ende des Jahrhunderts ungefähr 1200 Mitarbeiter. Ab 1920 wurde die Firma schrittweise von der schottischen Firma Coats übernommen, wobei die Familie weiter in der Geschäftsleitung vertreten war. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Produktion zwangsweise unterbrochen. 1987 wurden große Teile der Verwaltung und Produktion nach Kenzingen verlagert, in Freiburg an der Kartäuserstraße verblieb die Färberei. Ein Teil der Betriebsgebäude wurde neuen Verwendungen zugeführt, unter anderem entstand dort das Funkhaus des SWR. Nach 2000 wurde die Färberei aufgegeben und das Gelände ab 2007 neu bebaut.
In Freiburg hatte 80 Jahre lang die Firma Michael Welte & Söhne ihren Firmensitz (gegründet 1832 in Vöhrenbach im Schwarzwald, verlegt nach Freiburg 1872, zerstört beim Fliegerangriff 1944, erloschen 1952). Sie stellte pneumatisch gesteuerte Musikautomaten, vor allem Orchestrien her, seit 1905 auch das Welte-Mignon-Reproduktions-Klavier.
Einzelnachweise
- ↑ Aus dem Gutachten des Freiburger Rechtsgelehrten Dr. Thomas Metzger im Zusammenhang mit dem Prozess gegen Salome Mennin 1603. Zitiert nach Roecken, Sully/ Brauckmann, Carolina: Margaretha Jedefrau. Freiburg 1989, S. 215
Literatur
- Geschichte der Stadt Freiburg, Herausgegeben im Auftrag der Stadt Freiburg i. Br. von Heiko Haumann und Hans Schadek, ISBN 3-8062-1635-5
- Handbuch der historischen Stätten Deutschlands - Bd. 6: Baden-Württemberg Stuttgart 1965
- Bomben und Legenden. Die schrittweise Aufklärung des Luftangriffs auf Freiburg am 10. Mai 1940. - Ueberschär, Gerd R./ Wette, Wolfram (1981), Rombach, Freiburg i. Brsg. (Sig. Stadtarchiv Freiburg: HB Dwc 3902).
- Freiburg im Luftkrieg 1939 - 1945., Ueberschär, Gerd R. (1990), Freiburg i. Brsg., Würzburg.
- Die Akte im Stadtarchiv Freiburg: C 4/ XI/ 31/ 3, der städt. Hauptverwaltung Freiburg i. Br., Rubrik: Militärwesen, Betreff: Luftangriff am 10.5.1940, Heft 1 Jahr 40/43.
- Hoch, Anton (1956): Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 4, S. 115-144.
- Hoch, Anton (1956): Aus Parlament und Zeitgeschichte, Nr. B XXI/ 56 vom 23.4.1956, S. 321-332.
- Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau, Haumann, Heiko; Schadek, Hans, Bd. 3, S. 359 ff. (Sig. Stadtarchiv Freiburg: Dwc 555 Bd. 3 Ex. 4 Hb Dr. Sch.).
- Roger Chickering: The Great War and Urban Life in Germany: Freiburg, 1914-1918. Cambridge, UK: Cambridge University Press, 2007. ISBN 978-0-521-85256-2
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