Gestagenpille

Gestagenpille

Die Minipille ist eine hormonelle Verhütungsmethode für Frauen. Im Unterschied zur Antibabypille enthält die Minipille keine Hormone vom Typ der Estrogene, sondern nur Gestagene wie beispielsweise Desogestrel, Levonorgestrel oder Norethisteron. In der englischsprachigen Literatur wird die Minipille auch als „pro-gestagen-only pill“ („POP“) bezeichnet.

Die Wirkung älterer Präparate der Minipille beruht vorwiegend auf einer Verdickung des Gebärmutterhalssekretes (Zervikalsekret). Hierdurch wird die Wanderung von Spermien aus der Scheide in die Gebärmutter und Eileiter verhindert, wo normalerweise die Befruchtung der Eizelle erfolgt. Neuere Präparate der Minipille bewirken zusätzlich eine Hemmung des Eisprungs. Ob es darüber hinaus noch zu einer Hemmung der Einnistung (Nidation) befruchteter Eizellen kommt, ist unklar.

Aufgrund der Unterschiede in der Wirkungsweise sind neuere Präparate der Minipille etwas zuverlässiger als ältere Präparate. Während der Pearl-Index (PI) der letzteren etwa 0,5–3 beträgt, weisen neuere Präparate einen PI von 0,3–1,4 auf. Der Pearl-Index gibt an, wieviele Schwangerschaften auftreten, wenn 100 Frauen über ein Jahr ein bestimmtes Verhütungsmittel anwenden.

Die Einnahme der Minipille erfolgt im 24-Stunden-Rhythmus ohne Pause über 28 Tage. Bei unregelmäßiger und verspäteter Einnahme, Durchfall oder Erbrechen ist die verhütende Wirkung vermindert. Einige Medikamente, wie zum Beispiel Johanniskraut, Breitbandantibiotika einige Antiepileptika und einige Psychopharmaka können die Verhütungssicherheit einschränken.[1]

Nebenwirkungen der Minipille sind häufig Zwischenblutungen und das Ausbleiben der Menstruation (Amenorrhoe). Weitere mögliche Nebenwirkungen sind Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen, Hautveränderungen und Haarausfall (infolge eines relativen Überwiegens von Androgenen).

In der Anwendung kommt die Minipille vorwiegend für Frauen in Betracht, bei denen eine Kontraindikation für östrogenhaltige Präparate und gleichzeitig der Wunsch nach einer oralen Verhütungsmethode besteht.[2]

Kontraindikationen für östrogenhaltige Präparate bestehen beispielsweise bei Raucherinnen, die älter als 35 Jahre sind, bei Vorliegen eines Bluthochdrucks (über 160/95 mmHg) sowie bei Thrombosen oder Infarkten in der Vorgeschichte. Auch bei Vorliegen von Gerinnungsstörungen, die mit einer erhöhten Gerinnbarkeit des Blutes (Hyperkoagulabilität) einhergehen sowie Krankheiten, die zu Thrombosen führen können (beispielsweise Lupus erythematodes, Vaskulitiden) dürfen östrogenhaltige Verhütungsmittel nicht eingesetzt werden. Die Minipille kommt auch dann in Betracht, wenn in der Vorgeschichte Krebserkrankungen (wie beispielsweise Brustkrebs) bestanden, die östrogenabhängige Tumoren aufwiesen.[2]

Die Minipille kann außerdem als Verhütungsmittel bei stillenden Frauen eingesetzt werden.

Gegenanzeigen für die Minipille sind unklare Blutungsstörungen, Lebererkrankungen, Angina pectoris sowie Krebserkrankungen mit steroidsensitiven Tumoren (wie beispielsweise das Chorionkarzinom). Eine Extrauteringravidität in der Vorgeschichte ist ebenfalls eine Kontraindikation für die Anwendung der Minipille.[2]

Die Minipille kostet je nach verwendetem Präperat und Packungsgröße zwischen 6 Euro und 17 Euro pro Monat.[1] Eine Kostenübernahme/-erstattung steht gesetzlich krankenversicherten Frauen in Deutschland nach § 24 SGB V bis zum vollendeten 20. Lebensjahr von der Krankenkasse und für sozialhilfeberechtigte Frauen nach § 49 SGB XII vom zuständigen Sozialhilfeträger zu. Sie wird jedoch nach dem GKV-Modernisierungsgesetz oft nicht mehr gewährt.

Literatur

Ulrich Horst Winkler: Hormonale Kontrazeption. In: Freimut Leidenberger, Thomas Strowitzki, Olaf Ortmann (Hrsg.): Klinische Endokrinologie für Frauenärzte. 3. Auflage. Springer-Verlag, Heidelberg 2005. ISBN 3-54-044162-X. S.224–227.

Einzelnachweise

  1. a b Pro Familia: "Die Mini-Pille." Online hier einsehbar, zuletzt abgerufen am 4. März 2009.
  2. a b c J. Herrero, B. Müller: Kontrazeption. In: M. Kirschbaum, K. Münstedt: Checkliste Gynäkologie und Geburtshilfe. 2.Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2005. ISBN 3-13-126229-7. S.410–434

Weblinks

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