Gewaltmärkte

Gewaltmärkte

Der sozialwissenschaftliche Begriff der Gewaltmärkte bezeichnet soziale Räume, in denen Gewalt als Wirtschaftsgut (Ware) in Erscheinung tritt. Gewalt wird hier nicht als moralisch verwerfliche Erscheinung betrachtet, sondern als Element einer rationalen Strategie, deren Einsatz durch Gruppen oder Individuen (z. B. Warlords) auf kalkuliertem Nutzen beruht, marktförmig gelenkt durch Angebot und Nachfrage.

Der Begriff wurde in den 1990er Jahren durch den Ethnosoziologen Georg Elwert entwickelt und erfolgreich in die sozialwissenschaftliche Diskussion eingeführt. Er bietet ein Instrument zur genaueren Analyse der Interessenlagen und Abläufe politischer Gewalt- oder Terrororganisationen, vor allem in Bürgerkriegen.

Literatur

  • Elwert, Georg, 2004: Anthropologische Perspektiven auf Konflikt, in: Eckert, Julia M. (Hgn.): Anthropologie der Konflikte, Georg Elwerts konflikttheoretische Thesen in der Diskussion, Bielefeld: transcript, S. 26-38
  • Elwert, Georg, 1999: Markets of violence, in: Georg Elwert; Stephan Feuchtwang/Dieter Neubert (Hgg.): Dynamics of violence. Processes of Escalation and De-Escalation in Violent Group Conflicts. Berlin: Duncker & Humblot, S. 85-102
  • Elwert, Georg, 1997: Gewaltmärkte, in: Trutz von Trotha (Hg.): Soziologie der Gewalt, Sonderheft 37, „Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie“

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