Gewöhnlicher Seidelbast

Gewöhnlicher Seidelbast
Echter Seidelbast
Echter Seidelbast (Daphne mezereum)

Echter Seidelbast (Daphne mezereum)

Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung: Malvenartige (Malvales)
Familie: Seidelbastgewächse (Thymelaeaceae)
Gattung: Seidelbast (Daphne)
Art: Echter Seidelbast
Wissenschaftlicher Name
Daphne mezereum
L.
Weißblühende Form

Der Echte Seidelbast (Daphne mezereum), auch Gewöhnlicher Seidelbast oder Kellerhals genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Seidelbast (Daphne) und gehört zur Familie der Seidelbastgewächse (Thymelaeaceae).

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Der Seidelbast ist ein kleiner, wenig verzweigter, sommergrüner Strauch, der eine Wuchshöhe von etwa 40 bis 125 cm erreicht. Die kurz gestielten lanzettlichen bis verkehrt-lanzettförmigen Laubblätter sind 4 bis 9 cm lang, etwa 2 cm breit und verschmälern sich am Blattgrund keilförmig. Sie sind an der Blattoberseite frischgrün, an der Blattunterseite graugrün gefärbt. Der Blattrand ist glatt ausgestaltet. Die dünnen Blätter fühlen sich relativ weich an und sind nach dem Laubaustrieb behaart. Sie bilden sich nur an den Zweigspitzen und sind an diesen spiralig angeordnet.

Diese frühblühende Art bildet zwischen Februar und März vor ihrem Blattaustrieb die Blüten aus. Die stark duftenden, rosa bis purpurrot gefärbten 7-9 mm langen Blüten sitzen meist in Dreiergruppen seitenständig unmittelbar der holzigen Sprossachse an. Sie bilden sich direkt über den Narben der abgefallenen Blätter des Vorjahres und unterhalb einer Gipfelknospe. Nach dem Abblühen bildet diese einen langen Laubtrieb aus.

Der Seidelbast ist die einzige cauliflore Art Mitteleuropas; gewöhnlich ist Stammblütigkeit nur bei Tropenpflanzen verbreitet. Eine weitere Besonderheit ist, dass keine Blütenkrone entwickelt wird, sondern die Blütenhülle allein von den zylindrischen, außen seidig behaarten Kelchröhren des vierzipfeligen, blumenblattähnlichen Kelchs gebildet wird. Die Länge der Kelchröhre entspricht in etwa der der Kelchzipfel. Da die Schaufunktion auf den Kelch übergegangen ist, hat dieser die Aufgabe, die langrüsseligen Insekten zur Bestäubung anzulocken. Eine Seidelbastblüte besitzt weiter acht Staubblätter, die in zwei Kreisen untereinander in der Kelchröhre angewachsen sind. Von außen kann nur der obere Kreis eingesehen werden. Der oberständige Fruchtknoten ist unbehaart und geht in einen kurzen Griffel über. Gewöhnlich sind die Blüten zwittrig, gelegentlich wurden jedoch auch rein weibliche Blüten beobachtet.

Die erbsengroßen, leuchtend roten, sehr giftigen Früchte (Beeren) reifen im August und September. Sehr selten trifft man auch gelblich weiße Beerenfrüchte an. Die Beeren ähneln mit ihrem schwarzen Steinkern einsamigen Steinfrüchten. Da an ihrer Bildung sowohl die Fruchtblätter als auch die Blütenachse beteiligt ist, werden sie botanisch als Scheinfrüchte bezeichnet.

Ökologie

Der Seidelbast wird von langrüsseligen Insekten bestäubt, für die er- bedingt durch die sehr frühe Blütezeit- eine wertvolle Nektarquelle darstellt. Im Falterstadium überwinternde und zeitig im Frühjahr fliegende Schmetterlinge, wie z.B. der Zitronenfalter, der Kleine Fuchs, das Tagpfauenauge oder der C-Falter werden durch die aromatisch duftenden Blüten angelockt und laben sich an dem reichlich angebotenem Nektar. Auch Bienen und Hummeln treten als Bestäuber in Erscheinung. Die Früchte des Echten Seidelbasts bieten etwa zehn Vogelarten, darunter insbesondere den Drosseln, Nahrung. Die Samen passieren deren Verdauungstrakt unbeschadet und werden so weiter ausgebreitet.

Vorkommen

Der Gemeine Seidelbast gilt als typischer Buchenbegleiter. Als Standorte werden kalkhaltige und nährstoffreiche Böden von Laubmischwäldern, insbesondere Buchen- Eichen- und Hainbuchenwaldgesellschaften, Hochstaudenfluren, Nadelmisch- und Bergwäldern oder auch Hartholz- Auenwäldern bevorzugt. Der Seidelbast ist bis in Höhenlagen von 2000 m Seehöhe anzutreffen.

Der Echte Seidelbast hat ein eurasiatisches Verbreitungsgebiet. In Europa fehlt er in den äußersten westlichen und nördlichen Gebieten. Er besiedelt Gebiete von den Pyrenäen bis Süditalien, vom Balkan bis nach Norwegen. Im Osten ist er bis Sibirien beheimatet. Auch im Kaukasus und in Kleinasien trifft man ihn an geeigneten Standorten. Der Echte Seidelbast ist in Österreich häufig bis zerstreut in allen Bundesländern vertreten. In Deutschland ist die Art in einigen Bundesländern häufig bis zerstreut zu finden.

Der Gemeine Seidelbast ist nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt.

Giftigkeit

Die ganze Pflanze ist durch Daphnin, Mezerein und Daphnetoxin stark giftig. Symptome einer Vergiftung sind Erbrechen, Krämpfe, Blutungen und Brennen in der Kehle. Von diesem würgenden und brennenden Gefühl stammt auch der Name „Kellerhals“, vom mittelhochdeutschen ′kellen′ also quälen. Die enthaltenen Alkaloide wirken durchblutungsfördernd, weshalb bei Berührung der frischen Zweige Hautreizungen und blasige Geschwüre möglich sind. Das enthaltene Daphnin wirkt außerdem halluzinogen. Früher wurde die Pflanze zur Linderung von Kopf- und Zahnschmerzen verwendet, die Rinde des Gemeinen Seidelbastes wurde früher in Essig eingelegt und als Zugpflaster verwendet.

Bachstelzen und Drosseln sind gegen das giftige Fruchtfleisch anscheinend immun und speien die Steinkerne wieder aus, sie tragen dadurch zur Verbreitung bei.

Nutzung

Der Echte Seidelbast wird zerstreut als Zierpflanze für Gehölzgruppen genutzt. Er ist seit spätestens 1561 in Kultur. Es gibt einige Sorten (Auswahl):

  • 'Bowles White': Die Blüten sind weiß, die Früchte gelb.
  • 'Variegata': Die Blätter sind weißbunt.
  • 'Plena': Die Blüten sind weiß und gefüllt.

[1]

Historisches

Die Bezeichnung Seidelbast könnte zwei Ursprünge haben. Zum einen wird der Name auf die germanische Gottheit Ziolinta-Ziu zurückgeführt, zum anderen wird angenommen, dass sich der Wortteil Seidel von Zeidel=Biene (erste Bienennahrung) ableitet.

Daphne ist der Name eines wohlgestalteten griechischen Mädchens, das von Zeus in einen Lorbeerbaum verwandelt wurde, als Apoll, Zeus' Sohn, von seiner Liebe zu ihr nicht lassen konnte.

Einzelnachweise

  1. Eckehardt J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Rothmaler Exkursionsflora von Deutschland. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Spektrum Akademischer Verlag, Berlin Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8.

Quellen

  • Manfred A. Fischer: Exkursionsflora von Österreich, Stuttgart 1994, ISBN 3-8001-3461-6
  • Schmeil, Fitschen: Flora von Deutschland, Heidelberg, Wiesbaden.;
  • Kurt Harz, Bäume und Sträucher, BLV-Verlag
  • Helga Dietrich & Wolfgang Heinrich - Fruehblueher

Weblinks


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