- Geyer-Wally
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Anna Stainer-Knittel (* 28. Juli 1841 in Elbigenalp im Lechtal, Tirol; † 28. Februar 1915 in Wattens in Tirol) war eine Porträt- und Blumenmalerin und wurde bekannt unter dem Beinamen „Geierwally“. Sie galt als ein frühes Beispiel weiblicher Emanzipation. Ihr Leben diente als Grundlage für den Heimatroman Die Geierwally von Wilhelmine von Hillern.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Anna Knittel war die Tochter des Büchsenmachers Joseph Anton Knittel; ihr Onkel Josef Alois Knittel (1814-1875) war ein Bildhauer, ihr Großonkel Joseph Anton Koch ein Maler.
Im Jahr 1859 begann sie ihr Studium an der Kunstakademie in München, das sie aber 1864 wegen fehlender Geldmittel abbrechen musste und ins Lechtal zurückkehrte. In dieser Zeit entstanden die Portraits ihrer Eltern, zahlreiche Landschaftsansichten sowie das „Selbstportrait in Lechtalertracht“, das vom Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum angekauft wurde. Im Zuge ihres Aufenthalts in Innsbruck bekam die 23 jährige Anna Knittel weitere Aufträge für Portraits und konnte dadurch ihren Lebensunterhalt finanzieren. 1867 lernte sie durch Zufall den Innsbrucker Gipsformer Engelbert Stainer kennen, die beiden heirateten gegen den Willen von Knittels Eltern noch im selben Jahr und lebten, beide berufstätig, in Innsbruck. Im Jahr 1868 wurde der erste Sohn Karl geboren, 1870 der zweite Sohn Leo und 1871 die Tochter Rosa; es gibt zahlreiche Portraits der Malerin von ihren Kindern. 1873 eröffnete Anna Stainer-Knittel in Innsbruck eine „Zeichen- und Malschule für Damen“, die sie bis ins hohe Alter leitete. Zu ihren Schülerinnen gehörten Maria Tilipaul-Kistler, Adelheid Paukert und Wilhelmine Redlich.
Berühmtheit als „Geierwally“
Mit siebzehn Jahren erklärte sich Knittel bereit, an einem Seil hängend einen Adlerhorst in einer Felswand nahe dem Zammer Weiler Madau auszunehmen; eine Praktik, die im 19. Jahrhundert üblich war um Attacken der Adler auf die Schafsherden des Dorfes zu verhindern. Nach einem nur knapp verhinderten Unglück im Jahre zuvor fand sich kein Freiwilliger mehr, und so ließ sich Anna Knittel in den Adlerhorst abseilen. Die in Heimatfilmen dramatisch aufbereitete Szene zeigt, wie sie sich nur mit Not gegen den angreifenden ausgewachsenen Adler wehren kann, was in dieser Form wohl nicht der Wahrheit entspricht. Eigenen Aufzeichnungen zu Folge packte Knittel das Adlerjunge in ihren Rucksack, schrieb die Jahreszahl auf eine Felsplatte und stieg mit Hilfe der oben Wartenden die Felswand wieder hinauf.
In der letzten Verfilmung von 2005 wird der junge Adler allerdings, ökologisch korrekt, nicht mehr aus dem Nest geraubt, sondern vom futterneidischen Bruder (oder Schwester) aus dem Nest geworfen. Die abgeseilte Wally rettet ihren „Geier“ dann von einem Felsvorsprung und muss sich beim Wiederaufstieg der berühmten Attacke des Altvogels erwehren.
Die publizierten Romane und Filme konzentrieren sich vor allem auf das eigensinnige Wesen Anna Knittels, die als sehr emanzipiert galt, und behandeln ihre zwiespältige Beziehung zu ihrem Vater, Joseph Knittel. Beispielsweise im 1875 publizierten Roman Geyer-Wally von Wilhelmine von Hillern. Die Autorin lernte Anna und ihren Ehemann Engelbert Stainer in Innsbruck kennen, ließ sich die Anekdote schildern und schuf daraus einen dramatischen Heimatroman, der, den Konventionen der Zeit entsprechend, die Geschichte im Stil einer „Zähmung der Widerspenstigen“ erzählt. So entstand auch der Begriff „Geierwally“, denn um die Heldenrolle stärker zu betonen, benannte von Hillern die Protagonistin kurzerhand in „Walburga“ um. Weniger bekannt hingegen ist, dass Anna Knittel schon früh künstlerische Begabung zeigte und darin durch Privatunterricht bei dem in Elbigenalp ansässigen Künstler Johann Anton Falger entsprechend gefördert wurde.
Verarbeitungen des Themas
Oper und Musical
- La Wally von Alfredo Catalani (1892)
- Die Geierwally, steirisches Musical von Reinhard P. Gruber Musik: Andreas Safer und Reinhard Ziegerhofer verbindet Volksmusik, Jazz und Pop
Verfilmungen
- 1921: Erste Verfilmung[1] des Romans, Regisseur war Ewald André Dupont, Henny Porten als Tochter Wally
- 1940: Verfilmung[2] von Hans Steinhoff, mit der Schauspielerin Heidemarie Hatheyer als Protagonistin
- 1956: Verfilmung[3] von Frantisek Cáp, mit Hauptdarstellerin Barbara Rütting und als Leander Siegfried Rauch
- 1988: Walter Bockmayers Geierwally[4], eine Parodie auf den Roman – unter Mitwirkung von Joy Fleming (Song), Ralph Morgenstern, Samy Orfgen (Hauptrolle), Elisabeth Volkmann und Veronica Ferres u. v. a.
- 2005: Eine moderne Fernsehproduktion[5] mit der Schauspielerin Christine Neubauer als Wally Flender und Siegfried Rauch als Franz Flender wurde 2005 von der ARD gesendet
Literatur
- Helga Reichart: Die Geierwally. Leben und Werk der Lechtaler Malerin Anna Stainer-Knittel. Haymon, Innsbruck, 1991, ISBN 3-85218-085-6
- Evelyn Kain: Anna Stainer-Knittel: Portrait of a „femme vitale“. In: Woman's Art Journal, Vol. 20, No. 2 (Herbst 1999/Winter 2000), S. 13-31
Weblinks
- Literatur von und über Anna Stainer-Knittel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biografie Stainer-Knittels
- Anna Stainer-Knittel - Die „echte“ Geierwally
Einzelnachweise
- ↑ Die Geierwally (1921) in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- ↑ Die Geierwally (1940) in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- ↑ Die Geierwally (1956) in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- ↑ Die Geierwally (1987) in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- ↑ Die Geierwally (2005) in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
Personendaten NAME Stainer-Knittel, Anna ALTERNATIVNAMEN Geierwally KURZBESCHREIBUNG Tiroler Porträt- und Blumenmalerin GEBURTSDATUM 28. Juli 1841 GEBURTSORT Elbigenalp (Tirol) STERBEDATUM 28. Februar 1915 STERBEORT Wattens (Tirol)
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