Ghetelen

Ghetelen
Des dodes dantz (Totentanz): Excipit der Inkunabel, gedruckt von Hans van Ghetelen 1489 mit seinen Druckermarken: Reichswappen, Stadtwappen, „Mohnköpfe“-Wappen und der sog. T-Marke

Hans van Ghetelen (* vor 1480; † vor dem 31. Januar 1528) war ein Inkunabel-Buchdrucker in Lübeck.

Die Hl. Birgitta. Holzschnitt aus Sunte Birgitten Openbaringe, gedruckt von Hans van Ghetelen 1496; Königliche Bibliothek, Kopenhagen

Ghetelen stammt wahrscheinlich aus einer Lübecker Kaufmannsfamilie und ist für das Jahr 1480 durch den Erwerb von Grundbesitz in der Mengstraße als Mitgift bei seiner Heirat erstmals urkundlich nachgewiesen; ein weiteres Haus in der Hundestraße gehörte ebenfalls zu seinem Besitz. Unbekannt ist, wann er Handwerk und Geschäft des Buchdruckens erlernte. Für den Juni 1526 ist er letztmalig als lebend erwähnt. Im Januar 1528 wurde seinem Sohn Jacob der Erbschein erteilt.

Die Mohnkopf-Offizin

Die neuere Forschung ordnet ihm wegen der Übereinstimmung der Druckermarke, die drei Mohnköpfe (die Kapselfrüchte des Mohns) zeigt, mit dem Familienwappen der Familie van Ghetelen die danach benannte Mohnkopfoffizin als Druckwerkstatt zu.

Der erste Druck dieser Werkstatt, das mittelniederdeutsche Bedeboek, datiert auf das Jahr 1487. Anschließend erschienen in relativ kurzen Abständen eine Reihe volksprachlicher Werke, darunter neben einigen liturgischen Texten auch im Jahr 1489 unter dem direkten Eindruck des Lübecker Totentanzes Des dodes dantz, der 1496 eine nur geringfügig überarbeitete Neuauflage erfuhr.

Zu den zahlreichen mittelniederdeutschen Werken aus seiner Werkstatt gehören neben anderen ein Speygel der leyen (1496), Dat narren schyp des Sebastian Brant (1497), das Henselynboek (nach 1497) und Reynke de vos (1498), der, ausgehend von seiner Verbreitung im Hanseraum, seit dem 16. Jahrhundert zu einem besonderen Vertriebserfolg wurde und als hochdeutscher Reineke Fuchs bis heute überliefert ist.

Zu den letzten datierten Drucken der Werkstatt gehört eine zweite, weit einfacher aufgebaute Fassung des Totentanzes: Dodendantz (1520). Ihr Abhängigkeitsverhältnis zum Druck von 1489/1496 ist bis heute umstritten.

Literatur

  • Christoph Gerhardt: Hans van Ghetelen , in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, hg. von Kurt Ruh, Bd. 3. Berlin und New York, S. 452-455.Digitalisat bei google-Books
  • Dieter Lohmeier: Ghetelen, Hans van. In: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck. Band 10, Neumünster 1994, S. 132–135, ISBN 3529026506
  • Dieter Lohmeier: Hans van Ghetelen. In: Alken Bruhns und Dieter Lohmeier: Die Lübecker Buchdrucker im 15. und 16. Jahrhundert. Buchdruck für den Ostseeraum. Heide in Holstein 1994 ISBN 3-8042-0668-9
  • Brigitte Schulte: Des Dodes Dantz, Lübeck 1489. In: Hartmut Freytag (Hg.): Der Totentanz der Marienkirche in Lübeck und der Nikoliakirche in Reval (Tallinn). Edition, Kommentar, Interpretation, Rezeption. Böhlau, Köln/Weimar/Wien 1993 (Niederdeutsche Studien Band 39), S. 345–348, ISBN 3-412-01793-0
  • Olaf Schwenke: Lübecker Mohnkopf-Offizin, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, hg. von Kurt Ruh, Bd. 5. Berlin und New York, S. 927–932.
  • Timothy Sodman (Hg.): Dodendantz Lübeck 1520. Faksimileausgabe mit Textabdruck, Glossar und einem Nachwort. Achterland, Vreden und Breedevoort 2001, ISBN 3-933377-00-5

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