- Gilsenbach
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Reimar Gilsenbach (* 1925 bei Hünxe; † 22. November 2001 in Brodowin) war ein Schriftsteller, Umwelt- und Menschenrechtsaktivist in der DDR. Er prägte die unabhängige DDR-Umwelt- und Friedensbewegung maßgeblich mit.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Gilsenbach wuchs in Dinslaken am Niederrhein auf. Den in der Jugendzeit von Anarchisten, Freidenkern und Lebensreformern vorgelebten Idealen blieb er sein ganzes Leben lang treu. Seine Kindheit verbrachte er in Fördergersdorf und Dresden. 1944 zur Wehrmacht eingezogen und an der Ostfront bei Narwa eingesetzt, desertierte er und lief zur Roten Armee über. Hier wurde er kurzzeitig in einer antifaschistischen Frontgruppe eingesetzt. Die Weigerung, sich den Kaderstrukturen des Nationalkomitees Freies Deutschland unterzuordnen, brachte ihm mehrere Jahre russische Kriegsgefangenschaft ein.
Erst 1948 kam Gilsenbach nach Deutschland zurück und wurde Journalist der Sächsischen Zeitung in Dresden. Nach zwei Jahren wurde er wegen Diskrepanzen zum stalinschen Sozialismusmodell wieder entlassen. Daraufhin wandte er sich auch beruflich dem Naturschutz zu und wurde 1951 Redakteur der Zeitschrift Natur und Heimat in Berlin. Er blieb dies bis zur Einstellung der Zeitung 1961.
In den 1950er Jahren kämpfte er für die Einrichtung eines Nationalparks Sächsische Schweiz und übte offen Kritik an dem damals dafür zuständigen DDR-Landwirtschaftsministerium. Auch als Schriftsteller widmete er sich zunehmend der Umweltproblematik. Sein Buch Die Erde dürstet von 1961 handelt bereits von weltweiter Wasserknappheit und fordert den verantwortungsvollen Umgang mit der Ressource Wasser. Hinzu kamen Bücher für Kinder.
Gilsenbach wurde in den Zentralvorstand der Gesellschaft für Natur und Umwelt gewählt, der DDR-Antwort auf die in Westdeutschland wachsende Umweltbewegung. In dieser Funktion kritisierte er heftig die großen Missstände im Umweltbereich. Anfang der 1980er Jahre zog Gilsenbach in das Dorf Brodowin am Plagefenn in der Mark Brandenburg, einem der ältesten Naturschutzgebiete Deutschlands. Hier begründete er 1981 gemeinsam mit DDR-Künstlern und -Wissenschaftlern die Brodowiner Gespräche, in denen Umweltthemen offen und kritisch erörtert wurden.
1989 scheiterten die Versuche, die Gesellschaft für Natur und Umwelt zu reformieren. Aus Gilsenbachs Vorstellungen für notwendige Veränderungen entstand während der Wende die Idee für eine Grüne Liga als Umwelt-Dachverband in der DDR, zu deren Mitbegründern Gilsenbach 1990 zählte.
Gilsenbach trat auch für den Schutz und die Rechte bedrohter Völker ein. In der DDR kämpfte er für die Anerkennung der Sinti und Roma als Verfolgte des Naziregimes. Von einer Weltchronik der Zigeuner, für die er über Jahre recherchierte, erschienen zwei Bände. Im Bund für Naturvölker arbeitete er für die Verbesserung der Lebensbedingungen der letzten indigenen Völker im Amazonasgebiet.
1994 erhielt Gilsenbach den Erwin-Strittmatter-Preis für Umweltliteratur des Landes Brandenburg. Vor allem in den letzten Lebensjahren realisierte er die meisten Projekte mit Unterstützung seiner Ehefrau, der Sängerin und Publizistin Hannelore Kurth-Gilsenbach.
Werke
- Die Erde dürstet. Urania-Verlag, Leipzig 1961 (illustriert von Friedrich Pruss von Zglinicki und Willia Kaufmann)
- Der Schatz im Acker. Kinderbuchverlag, Berlin 1966 (illustriert von Hans Mau)
- Schönheit der Flüsse und Seen. Greifenverlag zu Rudolstadt 1976.
- Jakobsleiter oder Mühsamer Aufstieg, Glanz und Entsagung des Zirkusdresseurs Hermann Ullmann. Henschelverlag, Berlin 1986.
- Weltchronik der Zigeuner. 2500 Ereignisse aus der Geschichte der Roma und Sinti, der Luri, Zott und Boza, der Anthinganer, Tattern, Heiden und Sarazenen, der Bohémiens, Gypsies und Gitanos und anderer Minderheiten, die "Zigeuner" genannt werden. Lang, Frankfurt/M. 1994 ff.
- Von den Anfängen bis 1599 (1994) ISBN 3-631-44529-6.
- 1600 bis 1799 (unveröffentlicht)
- 1800 bis 1929 (unveröffentlicht)
- 1930 bis 1960 (1998) ISBN 3-631-31798-0.
- Wer wusste was? Wer will nichts wissen? In: Wacław Długoborski (Hrsg.): Sinti und Roma im KL Auschwitz 1943-44 vor dem Hintergrund ihrer Verfolgung unter der Naziherrschaft. Verlag Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau, Oświęcim 1998, ISBN 83-85047-06-9.
- O Django, sing deinen Zorn. Sinti und Roma unter den Deutschen. BasisDruck, Berlin 1997. ISBN 3-86163-054-0.
- Wer im Gleichschritt marschiert, geht in die falsche Richtung. Ein biografisches Selbstbildnis. Westkreuz, Berlin 2004, ISBN 3-929592-69-X.
- Peter entdeckt die Welt, 1967
- Werkverzeichnis nach ISBN: http://www.books-by-isbn.com/authors/reimar/gilsenbach/
Literatur
- Michael Schehl u. Guntram Fink: Widerstanden, überlebt. Deserteure im II. Weltkrieg (Dokumentarfilm, um 1994)
Weblinks
- Literatur von und über Reimar Gilsenbach im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurzbiografie
- Website von Reimar und Hannelore Gilsenbach
- Homepage des "Ökodorfes Brodowin"
Personendaten NAME Gilsenbach, Reimar KURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller, Umwelt- und Menschenrechtsaktivist GEBURTSDATUM 1925 GEBURTSORT Dinslaken STERBEDATUM 22. November 2001 STERBEORT Brodowin
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