Alexander der Grosse

Alexander der Grosse
Alexander der Große. Hellenistisch, 2. bis 1. Jahrhundert v. Chr., griechischer Marmor.

Alexander der Große (Ἀλέξανδρος ὁ Μέγας; Aléxandros ho Mégas) bzw. Alexander III. (* 20. Juli 356 v. Chr. in Pella (Makedonien); † 10. Juni 323 v. Chr. in Babylon) war von 336 v. Chr. bis zu seinem Tod König von Makedonien und Hegemon des Korinthischen Bundes.

Alexander dehnte die Grenzen des Reiches, das sein Vater Philipp II. aus dem vormals eher unbedeutenden Kleinstaat Makedonien sowie mehreren griechischen Poleis errichtet hatte, durch den sogenannten Alexanderzug und die Eroberung des Achämenidenreichs bis an den indischen Subkontinent aus. Nach seinem Einmarsch in Ägypten wurde er dort als Pharao begrüßt. Nicht zuletzt aufgrund seiner großen militärischen Erfolge wurde das Leben Alexanders ein beliebtes Motiv in Literatur und Kunst, während seine Beurteilung in der modernen Forschung, wie auch schon in der Antike, umstritten ist.

Mit seinem Regierungsantritt wird auch der Beginn eines neuen Zeitalters verbunden, der des Hellenismus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Die frühen Jahre (356–336 v. Chr.)

Alexander wurde im Jahre 356 v. Chr. als Sohn König Philipps II. von Makedonien und der Königin Olympias geboren. Viele Einzelheiten seiner Biographie, vor allem aus der Kindheit, wurden später legendenhaft ausgeschmückt oder frei erfunden. So erzählt Plutarch, dass Alexanders wahrer Vater der Göttervater Zeus gewesen sei; ebenso berichtet er, dass Olympias und Philipp Träume gehabt hätten, die ihnen der Seher Aristander so deutete, dass ihnen die Geburt eines Löwen bevorstehe. Olympias nahm für sich in Anspruch, direkt von dem griechischen Heros Achilles abzustammen, Philipp wollte angeblich ein Nachkomme des Zeussohns Herakles sein. Nach einer (vermutlich ebenfalls teilweise legendären) Erzählung Plutarchs soll Alexander in jungen Jahren sein Pferd Bukephalos, das ihn später bis nach Indien begleitete, gezähmt haben, nachdem es zuvor niemand gelungen war, es zu bändigen. Alexander erkannte, was den Fehlschlägen der anderen zugrunde lag: Das Pferd schien den eigenen Schatten zu scheuen. Daraufhin habe Philipp zu ihm gesagt:

Geh, mein Sohn, suche dir ein eigenes Königreich, das deiner würdig ist. Makedonien ist nicht groß genug für dich (Plutarch, Alexander, 6).

Abgesehen von den Legenden ist wenig über Alexanders Kindheit bekannt. Makedonien war ein Land, das im Norden des Kulturraums des antiken Griechenlands lag. Es wurde von vielen Griechen für „barbarisch“ (unzivilisiert) gehalten, auch wenn das Königsgeschlecht als griechisch galt. Noch heute birgt die Diskussion um die ethnische Zugehörigkeit reichlich politischen Konfliktstoff.

Aus den verfügbaren Quellen ist ersichtlich, dass das Makedonische, von dem nur wenige Wörter überliefert sind, für die Griechen wie eine fremde Sprache klang.[1] Ob das Makedonische ein griechischer Dialekt oder eine mit dem Griechischen verwandte eigenständige Sprache war, ist immer noch umstritten.

Kulturell und gesellschaftlich unterschieden sich die Makedonen recht deutlich von den Griechen: keine städtische Kultur; als Binnenreich kaum Kontakte zum mediterranen Kulturraum; Königtum, was in Griechenland nicht die Regel war. Für viele Griechen wird die makedonische Gesellschaft archaisch gewirkt haben.[2] Erst im 6. Jahrhundert v. Chr. verstärkte sich der griechische kulturelle Einfluss in der makedonischen Oberschicht.

Makedonien zum Zeitpunkt von Philipps Tod

Alexanders Vater Philipp II. hatte das bisher eher unbedeutende Makedonien, das vor ihm Streitobjekt der Adelsfamilien des Hoch- und des Tieflands gewesen war, zur stärksten Militärmacht der damaligen Zeit gemacht. Er hatte Thessalien und Thrakien erobert und alle griechischen Stadtstaaten mit Ausnahme Spartas in ein Bündnis unter seiner Führung gezwungen (Korinthischer Bund). Schon an diesen Kriegszügen war Alexander beteiligt, etwa in der Schlacht von Chaironeia (338 v. Chr.), in der die griechischen Städte unter Führung Athens unterworfen wurden. Die makedonische Phalanx erwies sich dabei als ein wichtiges Element für den militärischen Erfolg, zentral war jedoch die Rolle der Reiterei. Alexanders spätere Erfolge gehen zweifellos zu einem nicht unerheblichen Teil auf die Militärreformen seines Vaters zurück.

Philipp holte den griechischen Philosophen Aristoteles in die makedonische Hauptstadt Pella und beauftragte ihn, Alexander in Philosophie, Kunst und Mathematik zu unterrichten. Der Einfluss des Aristoteles sollte wohl nicht zu hoch veranschlagt werden, doch sicher war Alexander sehr gebildet; seine Abschrift der Ilias hütete er wie einen Schatz und brachte der griechischen Kultur große Bewunderung entgegen.

Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn war keineswegs frei von Konflikten, gerade in Hinsicht auf die Liebschaften des Vaters. Philipp hatte 337 v. Chr. Kleopatra, die Nichte seines Generals Attalos, als Nebenfrau geheiratet. Während eines Banketts soll Attalos Öl ins Feuer gegossen und gesagt haben, er hoffe, dass Philipp nun einen legitimen Erben erhalten würde. Alexander sei daraufhin wutentbrannt aufgefahren und habe Attalos angeschrien:

Soll das heißen, ich sei ein Bastard?

Alexander warf einen Becher auf Attalos und wollte auf ihn losgehen. Auch Philipp erhob sich und zog sein Schwert, jedoch nicht um Alexander in Schutz zu nehmen, sondern um Attalos zu helfen. Da aber Philipp, wie so oft, bereits hoffnungslos betrunken war, stolperte er und fiel hin. Alexander soll ihn höhnisch angeblickt haben und sich den versammelten Makedonen zugewandt haben:

Seht ihn euch an, meine Herren. Dieser Mann will euch von Europa nach Asien führen, aber er scheitert schon bei dem Versuch, von einem Liegebett zum nächsten zu gehen. (Plutarch, Alexander, 9)

Alexander befürchtete nun offenbar, von der Thronfolge ausgeschlossen zu werden. Schließlich floh er mit seiner Mutter über Epeiros nach Illyrien. Nach einem halben Jahr kehrte er nach Pella zurück, doch seine Thronfolge blieb weiterhin unsicher.

Philipp wurde im Sommer 336 v. Chr. in der alten Hauptstadt Aigai (auch bekannt als Vergina) während der Hochzeit seiner Tochter Kleopatra mit dem König Alexander von Epeiros von dem Leibgardisten Pausanias ermordet. Das Motiv des Täters scheint offensichtlich: Pausanias war ein Vertrauter Philipps gewesen und war von Attalos beleidigt worden; dabei fühlte er sich von Philipp ungerecht behandelt. Es gab aber bald darauf Gerüchte, wonach Alexander an der Tat beteiligt gewesen war. Die Mutmaßungen über die Hintergründe des Mordes und über eine Verwicklung von Olympias und Alexander sind weitgehend spekulativ, auch wenn eine Mitwisserschaft nicht ausgeschlossen werden kann.[3]

Regierungsübernahme und Sicherung der Macht (336–335 v. Chr.)

Im Jahre 336 v. Chr. folgte der zwanzigjährige Alexander seinem Vater auf den Thron. Dass es keinen nennenswerten Widerstand gab, ist offenbar Antipater zu verdanken, der das Heer dazu bewog, Alexander als König anzuerkennen. Schon in den ersten Tagen ließ er Mitglieder des Hofstaats exekutieren, die das Gerücht streuten, Alexander habe etwas mit der Ermordung seines Vaters zu tun gehabt. Als nächstes wandte er sich seinem Erzfeind Attalos zu, der sich auf der Flucht befand, jedoch von seinem Verwandten (Stiefvater) Parmenion getötet wurde. Sowohl Antipater als auch Parmenion standen wegen ihrer Taten lange in Alexanders besonderer Gunst.

Noch 336 ließ sich Alexander in Korinth die Gefolgschaft der griechischen Städte versichern. Die Völker in Thrakien und Illyrien versuchten jedoch, die Situation zu nutzen und die makedonische Herrschaft abzuwerfen. Alexander zog 335 v. Chr. mit 15.000 Mann nach Norden ins heutige Bulgarien und Rumänien, überquerte die Donau und warf die thrakische Revolte nieder. Anschließend verfuhr er ebenso mit den Illyrern.

Während Alexander im Norden kämpfte, beschlossen die Griechen im Süden, dass dies der Zeitpunkt sei, sich von Makedonien zu befreien. Ihr Wortführer war Demosthenes, der die Griechen davon zu überzeugen versuchte, dass Alexander in Illyrien gefallen und Makedonien herrscherlos sei. Als erste erhoben sich die Einwohner Thebens und vertrieben die makedonischen Besatzungssoldaten aus der Stadt.

Alexander reagierte augenblicklich und marschierte direkt von seinem Illyrienfeldzug südwärts nach Theben. Die Phalanx seines Generals Perdikkas eroberte die Stadt, wo Alexander zur Bestrafung sämtliche Gebäude mit Ausnahme der Tempel und des Wohnhauses des Dichters Pindar zerstören ließ. Sechstausend Einwohner wurden getötet, die übrigen 30.000 wurden in die Sklaverei verkauft. Die Stadt Theben existierte nicht mehr und sollte erst zwanzig Jahre später wieder aufgebaut werden, aber nie mehr zur alten Bedeutung zurückfinden.

Abgeschreckt von Alexanders Strafgericht brachen die anderen Städte Griechenlands ihre Revolte ab und ergaben sich. In Korinth ließ sich Alexander von neuem ihre Gefolgschaft versichern und verschonte sie daraufhin, da er sie als Verbündete in seinem Persienfeldzug brauchte.

Beginn des Persienfeldzugs (334–333 v. Chr.)

Verlauf des Alexanderzuges durch Persien

Das Perserreich war zu Alexanders Zeit die größte Territorialmacht der Erde. Die Perserkönige hatten in den zurückliegenden Jahrhunderten Palästina, Mesopotamien, Ägypten und Anatolien erobert und mehrere Versuche unternommen, Griechenland zu unterwerfen (siehe Perserkriege). Als sich Alexander 334 v. Chr. dem Perserreich zuwandte, wurde dies von Dareios III. aus dem Haus der Achämeniden beherrscht. Schon Alexanders Vater Philipp hatte Pläne für einen Angriff auf die Perser geschmiedet, angeblich, um Rache für die Invasion Griechenlands rund 150 Jahre zuvor zu nehmen, wobei es sich dabei eher um Propaganda handelte und machtpolitische Gründe den Ausschlag gegeben haben dürften.[4] Eine Armee unter Parmenion, einem der fähigsten makedonischen Generäle, war bereits über den Hellespont nach Asien gegangen, wurde von den Persern aber zurückgeschlagen. Alexander überschritt den Hellespont im Mai 334 mit einer Armee aus etwa 35.000 Makedonen und Griechen, um in die Kämpfe einzugreifen, während rund 12.000 Makedonen unter Antipater Makedonien und Griechenland sichern sollten.

In der Schlacht am Granikos kam es zur ersten Begegnung mit den persischen Streitkräften unter der Führung des Griechen Memnon, einem Söldner aus Rhodos. Durch Alexanders Sieg dort war die Befreiung der Städte Ioniens möglich geworden, was Alexander als Motivation für seinen Feldzug genannt hatte. Nach dem Sieg ernannte Alexander jedoch Statthalter für die Gebiete und zeigte damit, dass er die Städte nicht befreien, sondern als makedonisches Territorium erobern wollte.

In Lydien zog Alexander kampflos in Sardes ein. Er weihte den örtlichen Tempel dem Zeus und nutzte die Reichtümer der Stadt, um seine Männer zu bezahlen. Dann zog er weiter nach Milet, der größten Stadt an der Westküste Kleinasiens. Der hiesige Satrap kapitulierte als einziger nicht, da ihm die Ankunft einer persischen Hilfsflotte aus 400 Schiffen versprochen worden war. Da auch Alexander von dieser Flotte gehört hatte, wies er Nikanor an, einen Bruder Parmenions, mit 160 Schiffen die Einfahrt zur Bucht von Milet zu versperren. Hiernach gelang ihm die Einnahme Milets.

Die Perser, die immer noch unter dem Befehl Memnons standen (allerdings hatten Unstimmigkeiten im persischen Oberkommando einen effektiven Widerstand erschwert), sammelten sich nun in Halikarnassos, der Hauptstadt Kariens, und bereiteten die Stadt auf eine Belagerung vor. Die Kämpfe waren für Alexander sehr verlustreich. Zwischenzeitlich handelte er sogar einen Waffenstillstand aus, um die makedonischen Gefallenen zu bergen - etwas, was er nie zuvor getan hatte und nie wieder tun sollte. Als er letztlich die Mauern durchbrach, entkam Memnon mit dem Großteil seiner Soldaten auf Schiffen aus der fallenden Stadt. Indem Alexander der karischen Satrapentochter Ada die Herrschaft über Halikarnassos versprach, sicherte er sich das Bündnis mit dem Volk Kariens. Manche Quellen sprechen sogar davon, dass Ada Alexander adoptierte. Hier zeigte Alexander erstmals seine Taktik, Großzügigkeit gegenüber besiegten Völkern walten zu lassen, um sie nicht gegen die Makedonier aufzubringen.

Das ursprüngliche Ziel des Persienfeldzugs, die Eroberung der Westküste Kleinasiens, war hiermit erreicht. Dennoch beschloss Alexander, die Expedition fortzusetzen. Entlang der Küsten Lykiens und Pamphyliens traf die makedonisch-griechische Streitmacht auf keinerlei nennenswerten Widerstand. Eine Stadt nach der anderen ergab sich kampflos. Alexander ernannte seinen Freund Nearchos zum Statthalter von Lykien und Pamphylien.

Im Winter 334/333 v. Chr. eroberte Alexander das anatolische Binnenland. Er stieß vom Süden vor, sein General Parmenion von Sardes im Westen. Die beiden Armeen trafen sich in Gordion, der Hauptstadt der persischen Satrapie Phrygien. Hier soll Alexander der Große der Legende nach den Gordischen Knoten mit seinem Schwert durchschlagen haben, über den ein Orakel prophezeit hatte, nur derjenige, der diesen Knoten löse, könne die Herrschaft über Asien erringen. Es gibt aber auch die Version, dass Alexander mit der Breitseite des Schwertes auf die Wagendeichsel schlug, so dass der Druck den Knoten auseinander riss.

Die Makedonier blieben einige Zeit in Gordion, um Nachschub an Männern und die Einfuhr der Ernte abzuwarten. Während dieser Zeit starb Memnon, der Befehlshaber der persischen Armee, im August 333 v. Chr. durch Krankheit. Zu seinem Nachfolger wurde Pharnabazos ernannt, und da sich die Perser bereits wieder formierten, brach Alexander erneut auf. In Gordion ließ er seinen General Antigonos als Statthalter Phrygiens zurück, dem er die Aufgabe übertrug, den Norden Anatoliens zu unterwerfen und die Nachschubwege zu sichern.

Durch Kappadokien marschierte Alexanders Heer nach Kilikien. Dort nahm er nach einem kurzen Gefecht die Hauptstadt Tarsos ein, wo er bis zum Oktober blieb.

Die Schlacht bei Issos (333 v. Chr.)

Alexander kämpft bei Issos Perser nieder, Detail vom sogenannten „Alexandersarkophag“

In Tarsos erfuhr Alexander, dass Dareios III. die Bedrohung endlich ernst genug nahm, um selbst ein Heer aus dem persischen Kernland nach Westen zu führen. Plutarch zufolge war dieses persische Heer 600.000 Mann stark – eine Angabe, die sicherlich maßlos übertrieben ist: Der berühmte Althistoriker Karl Julius Beloch, der den Quellen immer sehr skeptisch gegenüber stand, schätzte die Zahl der Perser auf höchstens 100.000, die Stärke des makedonischen Heeres auf ca. 25–30.000 Mann.[5]

Dareios gelang es, Alexanders Armee im Norden zu umgehen und Issos zu besetzen, wodurch er die Nachschubwege blockierte. Gleichzeitig metzelte Dareios auch die in Issos zurückgebliebenen Verwundeten nieder. In der Schlacht bei Issos trafen die Armeen im Kampf aufeinander, bis Dareios aufgrund der großen Verluste der Perser vom Schlachtfeld floh. Die Makedonen beklagten 450 Tote und 4000 Verwundete. Unbekannt sind die persischen Verluste, sie dürften aber weit höher gewesen sein. Insgesamt hatte die persische Führung während der Schlacht mehrere Fehler begangen, angefangen bei der Aufstellung - man hatte auf die Umgruppierungen Alexanders nicht reagiert. Auch als Symbol kam der Schlacht große Bedeutung zu: Dareios hatte sich seinem Gegner als nicht gewachsen gezeigt.

Nach der Schlacht verfolgte Parmenion den fliehenden Perserkönig bis nach Damaskus. Er überraschte den hier lagernden Tross des Dareios. Neben dem reichen Kriegsschatz befanden sich hier auch mehrere Mitglieder der königlichen Familie.[6] Zu den Gefangenen, die in die Hände der Makedonen fielen, gehörten die Mutter des Dareios, seine Frau Stateira, ein fünfjähriger Sohn und zwei Töchter. Alexander behandelte sie mit Respekt. Außerdem wurde Barsine gefangen genommen, die Witwe des Memnon. Es kam zu einer Liebesaffäre zwischen Alexander und Barsine, aus der später ein Sohn hervorgehen sollte, der Herakles genannt wurde.

Dareios hatte inzwischen den Euphrat erreicht und bat Alexander um den Abschluss eines Freundschaftsvertrags und die Freilassung seiner Familie. Alexander antwortete, Dareios solle zu ihm kommen und Alexander als „König von Asien“ anerkennen, dann würde seine Bitte erfüllt; andernfalls solle er sich auf den Kampf vorbereiten. Alexander verfolgte offenbar spätestens jetzt weiterreichende Pläne als noch manch altmakedonisch gesinnter General in seinem Heer.

Nach der Schlacht gründete Alexander die erste Stadt in Asien, die er nach sich benannte: Alexandretta, das heutige Iskenderun. Hier siedelte er die 4000 Verwundeten der Schlacht an.

Die Eroberung Palästinas. Die Erstürmung von Tyros und das zweite Angebot des Dareios (333–332 v. Chr.)

Nach der Schlacht bei Issos blieben Alexander zwei Möglichkeiten. Entweder Dareios III. ins persische Kernland zu verfolgen, oder die unter persischer Herrschaft stehenden Mittelmeerküsten zu erobern. Unter dem Kommando des Pharnabazos operierte weiterhin die persische Flotte mit 400 Schiffen, die jederzeit angreifen konnte, wenn Alexanders Armee weitab im Landesinneren wäre. Alexander beschloss daher, die persischen Häfen in Phönizien und Ägypten zu erobern.

In Phönizien eroberte Alexander ohne Gegenwehr die Häfen Tripolis, Byblos, Beirut und Sidon. Allein in Tyros stieß Alexander auf Widerstand. Zwar hatte Tyros Verhandlungen angeboten, Alexander aber das Recht verweigert, am Tempel des Stadtgottes Melkart zu opfern, der von den Griechen mit Herakles gleichgesetzt wurde. Da Alexander sich beleidigt fühlte und auf diesem Recht bestand, kam es zur Belagerung der Stadt, die auf einer Insel lag und zu allen Seiten vom Meer umgeben war.

Die Belagerung von Tyros begann im Januar 332 v. Chr. und dauerte sechs Monate, bis eine Flotte aus makedonischen und verbündeten phönizischen Schiffen den Widerstand brechen konnte. In den Kämpfen in den Straßen von Tyros kamen noch einmal mehrere hundert makedonische Soldaten ums Leben. In seinem Zorn ließ Alexander alle männlichen Einwohner töten; die letzten 2000 Überlebenden ließ er an Kreuze entlang der Küste nageln. Frauen und Kinder von Tyros wurden in die Sklaverei verkauft.

Dareios sandte Alexander eine zweite Botschaft, in der er ihm alle Länder westlich des Euphrat, 10.000 Talente Gold, die Hand einer seiner Töchter und die Anerkennung Alexanders als gleichrangigen Großkönig anbot. Im Austausch dafür sollte Alexander die Geiseln und ein Ende des Feldzuges versprechen. Nachdem die makedonischen Generäle von diesem Angebot erfahren hatten, soll Parmenion gesagt haben, wäre er Alexander, so würde er akzeptieren. Alexander entgegnete, das würde er auch tun, wenn er Parmenion wäre. Alexander ließ Dareios mitteilen, er, Alexander, werde sich nehmen, was er wollte; wenn Dareios etwas von ihm erbitten wolle, solle er zu ihm kommen (Arrian, Anabasis, 2,25).

Mit dem Fall von Tyros waren die Heimathäfen aller persischen Schiffe in makedonischer Hand. Die Hafenstädte riefen die Schiffe zurück und beraubten die Perser damit ihrer Flotte. Vom Meer her drohte Alexander keine Gefahr mehr. Mit dem Antwortschreiben an Dareios wurde jedoch auch dem letzten altmakedonisch gesinnten Offizier klar, dass die Eroberung des östlichen Mittelmeerraums nur eine Etappe für Alexander war: Er wollte an das Erbe der Achaimeniden anknüpfen und das gesamte Perserreich erobern - und eben nicht nur einen Teil. Man mag sich freilich die Frage stellen, ob nicht ein abgerundetes makedonisches Reich im östlichen Mittelmeerraum längeren Bestand gehabt hätte; daher kommt der Entscheidung vor Tyros, eben dies nicht anzustreben, eine durchaus nicht unbedeutende Rolle in der Geschichte zu.

Alexander zog nun weiter südwärts und stieß in Gaza auf die nächste Stadt, die ihm Widerstand leistete. Auch hier dauerte die Belagerung drei Monate und endete mit der Ermordung der gesamten männlichen Bevölkerung. Den persischen Kommandanten der Stadt, einen Mann namens Batis, ließ Alexander lebend an einen Streitwagen binden und zu Tode schleifen, eine Imitation des Verhaltens des Achills vor Troja.

Die Eroberung Ägyptens (332–331 v. Chr.)

Ägyptische Namen Alexanders des Großen
Eigenname
Image:Hiero_Ca1.svg
G1 E23
V31
O34
M17 N35
D46
D21
O34
Bild:Hiero_Ca2.svg
Alexandros
Alksjndrs
Thronname
M23
X1
L2
X1
Image:Hiero_Ca1.svg
C12 C1 U21
N35
N36
Bild:Hiero_Ca2.svg
Setep-en-Re-merj-Amun
Stp-n-Rˁ-mr.j-Jmn
Auserwählt von Re, geliebt von Amun
Horusname
G5
G20 V31
I6 O49
Bild:srxtail2.GIF
Mek-kemet
Mk-km.t
Beschützer Ägyptens

Ägypten war für Alexander eine leichte Beute. Schon in Pelusion (heute Port Said) kam ihm der persische Satrap Mazakes entgegen und erklärte die Kapitulation. Es gab nun keine militärischen Gründe mehr, die Armee nach Ägypten zu führen, wohl aber symbolische. Die Makedonen zogen nach Heliopolis, wo Alexander sich zum Pharao von Ägypten und zum Sohn des Amun-Re ausrufen ließ. Von hier aus ging Alexander weiter nach Memphis. Antike Quellen berichten, dass die Makedonier überall auf ihrem Weg als Befreier gefeiert worden seien. Es ist gut möglich, dass dem tatsächlich so war, denn Ägypten hatte erst elf Jahre zuvor seine Unabhängigkeit an Persien verloren. Um die Ägypter für sich zu gewinnen, ließ Alexander fast alle Regierungsposten mit Einheimischen besetzen.

Alexander zog am Nil entlang nordwärts und gründete im Januar 331 v. Chr. an der Mittelmeerküste ein weiteres Alexandria, die bedeutendste all seiner Stadtgründungen.

Im März zog Alexander 400 km westwärts durch die Wüste zum Orakel von Siwa, welches dem Gott Amun geweiht war. Was er dort an Botschaften empfing, ist unbekannt. Antike Quellen berichten, Alexander habe dort erfahren, dass er der Sohn des Zeus sei; so soll ihn der oberste Priester als „Sohn des Zeus“ begrüßt haben. In Wahrheit allerdings hatte Alexander sich schon vorher als Sohn des Zeus bezeichnet. Von Siwa kehrte Alexander nach Memphis zurück, verweilte dort einige Wochen und führte seine Truppen dann zurück nach Palästina.

Die Eroberung des persischen Kernlands (331–330 v. Chr.)

Im Mai 331 kehrte Alexander nach Tyros zurück. Er befehligte hier den Wiederaufbau der Stadt, die er mit befreundeten Phöniziern wieder besiedeln ließ. 15.000 zusätzliche Soldaten waren im Frühling aus Makedonien entsandt worden, und bei Tyros trafen sie im Juli mit Alexander zusammen. Seine Armee bestand nun aus 40.000 Fußsoldaten und 7000 Reitern.

Alexander zog ostwärts durch Syrien und überquerte den Euphrat. Sein Plan mag gewesen sein, von hier aus südwärts nach Babylon zu ziehen, doch eine Armee unter dem persischen Satrapen Mazaeus verstellte den Weg. Alexander vermied die Schlacht, die ihn viele Männer gekostet hätte, und zog stattdessen nordwärts. Derweil zog Dareios selbst eine neue große Streitmacht in Assyrien zusammen, und dieses Heer war es, das Alexander treffen wollte. Im September 331 v. Chr. überquerte das Heer den Tigris.

Alexander im Schlachtgetümmel, Detail der sogenannten „Alexanderschlacht“
(Mosaik, Pompeji, ca. 150–100 v. Chr.)

Am 20. September, unmittelbar vor der Schlacht, kam es zu einer Mondfinsternis, die die Perser verunsicherte und von ihnen als schlechtes Omen gedeutet wurde. Das Heer Alexanders lagerte 11 km von der persischen Armee entfernt bei einem Dorf namens Gaugamela, weshalb die folgende Schlacht als Schlacht von Gaugamela bekannt wurde. Am 1. Oktober kam es zum Kampf. Auch wenn das Heer des Dareios an Zahl weit überlegen war, siegte wieder Alexander; er vermochte aber nicht Dareios zu töten oder gefangen zu nehmen. Obwohl der König wieder entkommen war, war seine Armee praktisch vernichtet. Alexander hatte nun die Herrschaft über die Satrapie Babylonien gewonnen und konnte ungehindert ins reiche Babylon einziehen. Mazaeus, der sich nach der Schlacht von Gaugamela nach Babylon zurückgezogen hatte, übergab die Stadt an Alexander, der sie durch das Ischtar-Tor betrat und sich zum „König von Asien“ ausrufen ließ.

Während die Griechen die Völker Asiens zuvor als Barbaren verachtet hatten, sah Alexander sie mit anderen Augen. Fasziniert von der Pracht Babylons befahl er die Schonung aller Bauwerke. Alexander verzieh dem persischen Satrapen Mazaeus und ernannte ihn sogar zu seinem Statthalter in Babylon.

Nach fünfwöchigem Aufenthalt zog Alexander weiter ostwärts, um die großen persischen Städte im Kernland anzugreifen. Susa ergab sich kampflos. Im Januar 330 v. Chr. erreichten die Makedonen die persische Hauptstadt Persepolis. Zahlreiche Einwohner begingen vor seinem Einzug Selbstmord oder flohen. Die ältere Meinung, Alexander habe die Stadt plündern und den Königspalast niederbrennen lassen, ist inzwischen von der jüngeren Quellenkritik relativiert worden. Archäologische Funde bestätigen, dass lediglich die Gebäude, die Xerxes I. errichtet hatte, brannten, was die Darstellung Arrians wahrscheinlicher macht.

Verfolgung und Tod des Dareios (330 v. Chr.)

Der vom Schlachtfeld fliehende Dareios
(Detail aus dem „Alexanderschlacht-Mosaik“)

Zwar war Persien nun in Alexanders Hand, doch König Dareios III. war noch immer am Leben und auf der Flucht. Da Alexander mitgeteilt worden war, dass Dareios sich in Medien aufhalte, folgte er seiner Spur im Juni nach Nordwesten nach Ekbatana. Doch auch die Anhängerschaft Dareios' sah jetzt keine Hoffnung mehr, Persien zurückzugewinnen. Die Vollkommenheit der Niederlage ließ nur die Möglichkeit zu, sich zu ergeben oder zeitlebens zusammen mit Dareios zu fliehen. Bisthanes, ein Mitglied der Königsfamilie, entschied sich in Ekbatana zu bleiben, wo er Alexander empfing und ihm die Stadt übergab. Alexander zeigte sich wiederum großzügig und ernannte einen Perser zu seinem Statthalter in Medien. In Ekbatana entließ Alexander auch die griechischen Verbündeten und die thessalischen Reiter, was als Zeichen zu verstehen war, dass der vom Korinthischen Bund beschlossene „Rachefeldzug“ damit beendet war. Teile des Bundesheeres wurden jedoch von Alexander als Söldner angeworben.

Dareios setzte inzwischen seine Flucht fort. Er hoffte, Unterschlupf in Baktrien zu erlangen, wo ein Verwandter namens Bessos Satrap war. Bessos aber setzte Dareios gefangen und schickte einen Unterhändler zu Alexander. Er bot ihm an, Dareios an die Makedonen zu übergeben, wenn im Gegenzug Baktrien frei bliebe. Alexander ging nicht auf die Verhandlungen ein und setzte die Verfolgung fort. Bessos tötete seine Geisel im Juli und floh seinerseits. Die Leiche des Dareios wurde von Alexander nach Persepolis gebracht und dort feierlich beigesetzt.

Die Verfolgung des Bessos (330–329 v. Chr.)

In der Zwischenzeit hatte Alexander erkannt, dass er zur Sicherung der Herrschaft über das Perserreich die Unterstützung der persischen Adligen brauchte. Er nutzte Dareios' Ermordung daher, die Perser zu einem Rachezug gegen Bessos aufzurufen, der sich nun den Namen Artaxerxes gegeben hatte und sich Großkönig von Persien nannte. Die Soldaten waren wenig begeistert davon, dass sie den Tod ihres Erzfeindes vergelten und zudem gemeinsam mit Persern kämpfen sollten. Außerdem war ihnen das Land im Nordosten vollkommen unbekannt. Die dortigen Provinzen Baktrien und Sogdien lagen in etwa auf den Territorien der heutigen Staaten Afghanistan, Usbekistan und Turkmenistan.

Im August 330 v. Chr. brach Alexander zu einem neuen Feldzug auf und eroberte zunächst Hyrkanien, die persische Satrapie an der Südküste des Kaspischen Meeres. Unter jenen, die mit Alexander kämpften, war Oxyartes, ein Bruder des Dareios. Statt von Hyrkanien den direkten Weg nach Baktrien zu wählen, ging Alexander über Aria, dessen Satrap Satibarzanes an der Gefangennahme Dareios' beteiligt gewesen war. Alexander eroberte die Hauptstadt Artacoana, verkaufte die Einwohner in die Sklaverei und benannte die Stadt in Alexandreia um; der heutige Name der Stadt ist Herat.

Auf seinem weiteren Weg kam es zu einem Zwischenfall, als Philotas, der Sohn des Parmenion, beschuldigt wurde, einen Anschlag auf Alexanders Leben unternommen zu haben. Ob dieser Versuch wirklich unternommen worden war, ist unklar. Vielleicht diente die Affäre Alexander bloß als Vorwand, sich Parmenions zu entledigen, der zum Wortführer seiner Kritiker avanciert war. Alexanders Neigung, die Perser zu ehren und sogar ihre Gewänder zu tragen, wurde von vielen Griechen als Anbiederung an ein barbarisches Volk angesehen. Philotas wurde an Ort und Stelle mit einem Speer getötet. Ein Kurier wurde dann zu den Adjutanten des Parmenion gesandt, der in Ekbatana geblieben war. Diese führten Alexanders Befehl aus, Parmenion zu töten.

Nach beschwerlicher Reise entlang des Flusses Tarnak erreichte Alexander im April 329 das Zentrum des heutigen Afghanistan und gründete Alexandria am Hindukusch (heute Chârikâr). Von hier wollte Alexander das Gebirge überschreiten und auf diesem Wege in Baktrien einfallen. Einer Legende zufolge fand man hier den Berg, an den der Titan Prometheus gekettet worden war.

Als Nachricht nach Baktrien gelangte, dass Alexander dabei war, den Hindukusch zu übersteigen, fürchteten die Einwohner von Baktra (heute Balch) die Bestrafung ihrer Stadt und vertrieben Bessos. Die beschwerliche Überquerung des Gebirges hatte die Soldaten indessen gezwungen, manche ihrer Lasttiere zu essen. Erschöpft kamen sie in Baktrien an, das ihnen kampflos übergeben wurde. Alexander ernannte seinen persischen Vertrauten Artabazos, den Vater der Barsine, zum Satrapen.

Alexander hielt sich nicht lange in Baktra auf und folgte weiterhin Bessos, der nordwärts zum Oxus (Amudarja) geflohen war. Der 75 km lange Marsch durch wasserlose Wüste wurde vielen zum Verhängnis. Bessos hatte inzwischen alle Schiffe zerstören lassen, mit denen man den Amudarja hätte überqueren können. Die Makedonen brauchten fünf Tage, um genügend Flöße für die Überquerung des Flusses anzufertigen. Dann setzten sie über in die Satrapie Sogdien im heutigen Turkmenistan.

Die Begleiter des Bessos wollten nun nicht länger fliehen. Sie meuterten gegen ihn, nahmen ihn gefangen und händigten ihn an Alexander aus. Der zeigte sich gnadenlos und ließ Bessos die Nase und die Ohren abschneiden. Anschließend übergab Alexander den Verstümmelten an Oxyartes (Bruder des ermordeten Dareios), damit der ihn nach Medien an den Ort brächte, an dem Dareios ermordet worden war. Dort wurde Bessos gekreuzigt.

Alexander ging indessen weiter nach Norden und erreichte die sogdische Hauptstadt Marakanda (heute Samarkand). Alle Satrapien des Perserreichs unterstanden nun Alexander, und niemand außer ihm selbst erhob mehr Anspruch auf den Königstitel über Persien.

Alexander in Sogdien (329–327 v. Chr.)

Alexander-Büste des Lysipp, römische Kopie eines Originals von etwa 330 v. Chr.

Nach der Einnahme von Samarkand zog Alexander noch weiter bis zum Syrdarja und gründete dort im Mai 329 v. Chr. die Stadt Alexandria Eschatê („das entfernteste Alexandria“), das heutige Chudschand in Tadschikistan. Etwa gleichzeitig erhob sich die Bevölkerung Sogdiens gegen Alexander. Anführer der Rebellion war ein Mann namens Spitamenes, der zuvor Bessos verraten und an Alexander übergeben hatte. Die Sogdier, die Alexander zunächst begrüßt hatten, nun jedoch sahen, dass eine Fremdherrschaft durch eine andere ersetzt wurde, machten die makedonischen Besatzungen nieder. Alexander zog Truppen zusammen und marschierte von einer rebellischen Stadt zur anderen, belagerte sieben von ihnen und tötete anschließend sämtliche männlichen Einwohner, wohl um ein abschreckendes Exempel zu statuieren. In der Zwischenzeit eroberte Spitamenes Marakanda zurück, doch Alexander erkämpfte sich die Stadt erneut. Spitamenes entkam. Da das Heer geschwächt und stark reduziert war, musste Alexander von der Verfolgung ablassen. Im Zorn brannte er Dörfer und Felder jener Bauern nieder, die die sogdische Revolte unterstützt hatten. Für den Winter 329/328 v. Chr. zog er sich nach Baktra zurück und erwartete neue Truppen, die bald darauf aus dem Westen eintrafen und bitter benötigt wurden.[7]

Im Frühling 328 v. Chr. kehrte Alexander nach Sogdien zurück. Den Quellen zufolge gründete er am Amudarja ein weiteres Alexandria, das vielleicht mit der heutigen Siedlung Ai Khanum identisch ist. Der Kampf gegen die sogdischen Rebellen dauerte das ganze Jahr. Erst Monate später zeigte sich, dass die Anhänger des Spitamenes ihren Befehlshaber zu verlassen begannen. Der Kopf des Rebellenführers wurde Alexander schließlich im Dezember 328 gebracht.

Während der Sieg gefeiert wurde, kam es zu einem Streit zwischen Alexander und seinem General Kleitos. Kleitos, der altmakedonisch gesinnt war, sollte demnächst nach Baktrien aufbrechen. Grund war vermutlich sein Alter, aber Kleitos sah dies als Herabsetzung an. Es ist auch möglich, dass Kleitos bei dieser Gelegenheit Kritik an der Proskynese, ein persisches Hofritual, das Alexander übernehmen ließ, geübt hat. Die Streitenden waren zu diesem Zeitpunkt betrunken und Kleitos hatte Alexanders Vater Philipp zu loben begonnen. Hierdurch fühlte sich Alexander so beleidigt, dass es zum Streit kam, in dessen Verlauf Alexander vergeblich nach seinen Waffen suchte, die vorsichtshalber von einem Leibwächter beiseite gelegt worden waren. Alexander, der möglicherweise Verrat befürchtete, rief in höchster Erregung auf Makedonisch nach einer Lanze, entriss einer Wache diese und tötete mit ihr Kleitos, der ihm am Granikos das Leben gerettet hatte. Als Alexander wieder bei Besinnung war, bereute er diese Tat zutiefst: Es heißt, er solle geklagt und geweint und gar versucht haben, sich selbst das Leben zu nehmen. Er sah diese Tat jedenfalls als einen seiner schwersten Fehler an. Alexanders Neigung zu übermäßigem Alkoholgenuss – er trank allerdings fast ausschließlich in Gesellschaft – blieb eine Schwäche, in der er häufig die Selbstkontrolle verlor. Das gemeinsame Trinken der Männer gehörte dabei auch fest zum gesellschaftlichen Leben in der griechischen Welt (siehe Symposion).

Im folgenden Jahr 327 v. Chr. eroberte Alexander noch zwei sogdische Bergfestungen. Dann war niemand mehr übrig, um ihm Widerstand zu leisten. Zwei Jahre hatten die Sogdier sich gegen Alexander erhoben und ihn in immer neue Scharmützel verwickelt. Nach dieser Zeit waren die meisten von ihnen tot oder versklavt. Bevor Alexander nach Baktrien zurückkehrte, ließ er 11.000 Mann Besatzung in den eroberten Gebieten Sogdiens zurück.

Alexander in Baktrien (327 v. Chr.)

Zurück in Baktra gab Alexander eine Reihe von Befehlen, die seine makedonische Generalität weiter von ihm entfremdete. Da sich baktrische Reiter bei den Feldzügen in Sogdien als hilfreich erwiesen hatten, befahl Alexander seinen Generälen, 30.000 junge Perser und Baktrier zu Phalanx-Soldaten auszubilden. Auch in die Kavallerie wurden Einheimische integriert. Die Soldaten akzeptierten die Auflagen widerstrebend, denn noch immer trauten sie den Persern nicht.

Alexander heiratete in Baktra die sogdische Prinzessin Roxane, Tochter eines Mannes namens Oxyartes (nicht identisch mit dem gleichnamigen Bruder des Dareios). Durch diese politische Hochzeit gedachte er zur Befriedung Sogdiens beizutragen. Dafür schickte Alexander seine langjährige Geliebte Barsine und den gemeinsamen unehelichen Sohn Herakles fort. Die Hochzeit war auch eine Beleidigung für Alexanders Verbündeten Artabazos, den Vater der Barsine, seinen Statthalter in Baktrien.

Außerdem versuchte Alexander, das persische Hofritual der Proskynese einzuführen: Jeder, der vor den König treten wollte, musste sich vor diesem verbeugen und das Gesicht auf den Boden pressen. Freie Makedonen und Griechen praktizierten eine solche Unterwerfungsgeste allerdings nur vor den Göttern. Es heißt, dass mehrere von Alexanders Generälen sich weigerten, sich derart vor ihm zu erniedrigen. Fortan galt sie nur noch für Perser.

Alexanders Anordnungen wurden als solche Merkwürdigkeiten empfunden, dass es diesmal zur offenen Revolte unter den griechischen Soldaten zu kommen drohte. Im Rahmen der sogenannten Pagenverschwörung ließ Alexander auch eine Reihe von einstigen Gefolgsleuten hinrichten, darunter seinen Hofbiographen Kallisthenes.

Der Indienfeldzug (326 v. Chr.)

Alexander mit Elefanten-Skalp, Symbol seiner indischen Eroberungen

Nach der Eroberung des gesamten Perserreichs fasste Alexander den Beschluss, sein Imperium weiter nach Osten auszudehnen. Indien war für die Griechen ein halblegendäres Land, über das sie kaum etwas wussten. Das Land, das damals Indien genannt wurde, ist nicht identisch mit dem heutigen Staat Indien. Es begann dort, wo Persien endete, im Osten Afghanistans, und umfasste Pakistan und das heutige Indien. Eine definierte Ostgrenze gab es nicht, da kein Reisender jemals weit nach Indien vorgedrungen war. Die westlichsten Teile jenes Indiens hatten zu Zeiten Dareios' I. zu Persien gehört, wobei Indien selbst kein geeinter Staat war, sondern aus einer Vielzahl wenig bekannter Kleinstaaten bestand. Für den Indienfeldzug gab es keinerlei militärische Notwendigkeit. Die Gründe werden auch heute noch in der Forschung diskutiert, ohne dass bisher eine Einigung erzielt worden wäre. Möglicherweise waren es Alexanders Neugier und Kriegslust, eine Art irrationales Streben und Sehnsucht nach Erfolgen (pothos), aber auch Thesen wie seine Autorität durch immer neue militärische Siege zu konsolidieren werden angeführt. Jedenfalls sollte sich der Indienfeldzug als eine schwere Belastungsprobe erweisen.[8]

Zu Beginn des Jahres 326 v. Chr. stieß Alexander mit zwei Heeren ins Tal des Flusses Kabul vor, das damals ein Teil Indiens war. Der Vorstoß war von besonderer Grausamkeit gekennzeichnet. Immer seltener ließ Alexander gegenüber eroberten Regionen Großzügigkeit walten. Städte und Dörfer wurden zerstört und ihre Bevölkerungen ermordet. Die zwei Armeen trafen einander am Indus. Alexander machte das Land zwischen Kabul und Indus zur Provinz Gandhara und ernannte seinen Gefolgsmann Nikanor zu deren Statthalter.

Am anderen Ufer des Indus wurden Alexanders Truppen von Omphis empfangen, dem König von Taxila, das etwa 30 km vom heutigen Islamabad entfernt lag. Hier traf Alexander einen Mann namens Kalanos, den er aufforderte, ihn auf seinen weiteren Feldzügen zu begleiten. Kalanos stimmte zu und wurde Alexanders Ratgeber; offensichtlich war er bei den kommenden Verhandlungen mit indischen Führern sehr von Nutzen.

Vom Hof des Omphis aus rief Alexander die anderen Staaten des Panjab auf, sich ihm zu unterwerfen und ihn als Gott anzuerkennen. Dies verweigerte Poros, der König von Pauravas, das von Taxila durch den Fluss Hydaspes (heute Jhelam) getrennt war. Im Mai überquerte Alexander während eines Platzregens den Hydaspes und besiegte eine berittene Einheit unter dem Sohn des Poros. Die Griechen und Perser zogen weiter ostwärts. Zahlenmäßig waren sie dem kleinen Heer des Poros, das sie erwartete, überlegen, doch kamen sie in dem üppig bewaldeten Land mit seinen ständigen Regenfällen schwer zurecht. Außerdem waren Berichte zu ihnen gedrungen, dass Poros eine Einheit von Kriegselefanten unterhielt, mit denen sich die Griechen nie zuvor gemessen hatten. In der Schlacht am Hydaspes wurden die Inder besiegt. In dieser Schlacht soll Alexanders Pferd Bukephalos zu Tode gekommen sein, obwohl andere Quellen sagen, es sei schon vor der Schlacht an Altersschwäche gestorben. Seinem langjährigen Reittier zu Ehren gründete Alexander die Stadt Bukephala (heute wahrscheinlich Jhelam in Pakistan). Poros wurde begnadigt und zu Alexanders Statthalter in Pauravas ernannt.

Weiter im Osten am Ganges lag das Königreich Magadha, das selbst den Menschen des Panjab kaum bekannt war. Alexander wollte auch dieses Land erobern. Bei heftigem Monsunregen quälte sich die weitgehend demoralisierte Armee ostwärts und hatte einen Hochwasser führenden Fluss nach dem anderen zu überqueren. Ende Juli stand die Überquerung des Hyphasis (heute Beas) an, und von Magadha waren die Soldaten noch weit entfernt. Hier meuterten die Männer und weigerten sich, weiter zu gehen; ihr einziges Bestreben war die Heimkehr. Alexander war außer sich, wurde aber letztlich zur Umkehr gezwungen. Am Ufer des Hyphasis gründete er ein weiteres Alexandreia und siedelte hier viele Veteranen an, die damit wenig Hoffnung hegen durften, jemals nach Griechenland zurückzukehren.

Rückkehr nach Persien (326–325 v. Chr.)

Der beschwerliche Rückweg zum Hydaspes dauerte bis zum September. In Bukephala war der Bau von 800 Schiffen begonnen worden, die den Fluss abwärts zum Indischen Ozean segeln sollten. Dies waren jedoch nicht genug, um Alexanders gesamte Armee zu transportieren, so dass die Schiffe am Ufer von Fußsoldaten begleitet werden mussten. Im November brachen sie von Bukephala auf, doch nach zehn Tagen trafen sie am Zusammenfluss des Hydaspes mit dem Acesines (heute Chenab) auf Stromschnellen, in denen mehrere Schiffe kenterten und viele Griechen ihr Leben verloren.

Der weitere Weg führte durch indische Staaten, die Alexander nicht unterworfen hatte. Immer wieder wurde das Heer angegriffen, und die Perser und Griechen zerstörten Städte und Dörfer, wo sie ihnen in den Weg kamen. Im Kampf gegen die Maller wurde Alexander bei der Erstürmung einer Stadt (vielleicht Multan[9]) durch einen Pfeil schwer verletzt. Das Geschoss drang in seine Lunge; obwohl Alexander überlebte, sollte er den Rest seines Lebens unter den Folgen dieser Verwundung leiden. Vom Krankenlager aus befahl er, dass am Zusammenfluss von Acesines und Indus ein weiteres Alexandreia (nahe dem heutigen Uch) gegründet werden solle und dass Roxanes Vater Oxyartes zum Statthalter der neuen Provinz ernannt werden sollte.

Als nächstes griff Alexander die Staaten von Sindh an, um seiner Armee den Weg nach Süden frei zu kämpfen. Die Könige Musicanos, Oxicanos und Sambos wurden unterworfen. Musicanos, der später eine Rebellion begann, wurde letztlich gekreuzigt. Erst als der Monsun wieder begann, erreichte das Heer 325 v. Chr. die Indusmündung und den Indischen Ozean. Alexander gründete hier die Stadt Xylinepolis (heute Bahmanabad) und machte die Flotte startklar. Während etwa ein Viertel der Armee so auf dem Seeweg die Rückkehr antreten sollte, musste der Großteil über den Landweg nach Persien zurückkehren. Im August 325 v. Chr. machte sich das Landheer unter Alexanders Führung auf den Weg. Die Flotte unter dem Befehl des Nearchos brach einen Monat später überstürzt auf, da sich die Einheimischen zu erheben begonnen hatten. Praktisch unmittelbar nach dem Abzug des Heeres fielen die gerade eroberten Kleinstaaten Indiens ab und erhoben sich gegen die in den neuen Städten zurückgebliebenen Veteranen, über deren weiteres Schicksal in den wenigsten Fällen etwas bekannt ist.

Das heutige Belutschistan war damals als Gedrosien bekannt. Obwohl die Perser vor der Durchquerung der gedrosischen Wüste warnten, unternahm Alexander dieses Risiko, wahrscheinlich weil es der kürzeste Weg war. Die Hintergründe sind in der Forschung jedoch umstritten. Ob er wirklich die sagenhafte Königin Semiramis übertreffen wollte, ist wenigstens fraglich; wenn, dann ging es Alexander wohl darum, die Rückschläge des Indienfeldzugs durch dieses Unternehmen zu relativieren. Auch die Stärke des Heeres ist ungewiss, wenn auch Zahlen von über 100.000 Mann jedoch sicherlich übertrieben sind und um die 30.000 Mann realistischer sein dürften. Die sechzigtägigen Strapazen ließen zahllose Soldaten durch Erschöpfung, Hitzschlag oder Verdursten ums Leben kommen; dabei spielte auch der Umstand eine Rolle, dass Alexanders Führer offenbar recht unfähig waren. Im Dezember erreichten die Soldaten Pura (heute Bampur), einen der östlichsten Vorposten Persiens, und waren damit in Sicherheit.

Die Massenhochzeit von Susa, die Revolte in Opis und der Tod Hephaistions (324 v. Chr.)

Hephaistion bei Issos, Detail vom sogenannten „Alexandersarkophag“

Manche Quellen (Curtius Rufus, ähnlich Plutarch) behaupten, dass Alexander, in Anlehnung an den Dionysos-Mythos, der angeblich Indien unterworfen haben soll, seine Rückkehr als rauschendes Fest (komos) inszeniert haben soll. Die vertrauenswürdigste Quelle, Arrian, hielt derartige Berichte allerdings für kaum glaubwürdig und sie dürften auch tatsächlich zumindest übertrieben sein. Alexander gründete jedenfalls im Januar 324 v. Chr. ein weiteres Alexandreia (heute Golashkerd). Auf dem Weg westwärts stieß er in Susa auf Nearchos und seine Männer, die den Seeweg weitgehend unversehrt überstanden hatten. Neue Feiern wurden genutzt, um 10.000 persische Frauen mit Soldaten zu verheiraten. Die Ehen wurden von Alexander als Notwendigkeit gesehen, um das Zusammenwachsen von Persern und Makedonen/Griechen weiter voranzutreiben. Er selbst heiratete zwei Frauen, nämlich Stateira, eine Tochter des Dareios, und Parysatis. Er war somit nun mit drei Frauen verheiratet. Die Hochzeiten wurden nach persischem Ritual ausgeführt. Schon Alexanders Vater hatte die Hochzeit mit mehreren Frauen als diplomatisches Mittel zur Stabilisierung und Ausweitung seines Machtbereiches eingesetzt.

In der Forschung wurde dies als Versuch interpretiert, eine Art „Verschmelzungspolitik“ zu betreiben (Johann Gustav Droysen). Der britische Historiker Tarn sah darin gar den Versuch einer „Vereinigung der Menschheit“; viele andere moderne Historiker wie Badian oder Bosworth lehnen dies jedoch ab.[10]

Um weitere Attribute eines persischen Staates zu übernehmen, ernannte Alexander seinen langjährigen Freund Hephaistion (und nach dessen Tod Perdikkas) zum Chiliarchen (Wesir) und seinen General Ptolemaios zum Vorkoster. Beide Titel waren im Westen unbekannt. Außerdem wurden gegen mehrere Statthalter, die sich bereichert hatten oder ihren Aufgaben nicht sachgerecht nachgekommen waren, Prozesse eröffnet. Harpalos, ein Jugendfreund Alexanders und sein Schatzmeister, befürchtete aufgrund seines Verhaltens einen solchen Prozess. Er setzte sich mit 6.000 Söldnern und 5.000 Talenten nach Griechenland ab, wurde jedoch bald darauf auf Kreta ermordet.

Die Neuerungen Alexanders vergrößerten die Kluft zwischen Alexander und seiner makedonischen Generalität. Da die Zahl der Soldaten iranischer Herkunft im Heer die der Makedonen zu übertreffen begann, fürchteten sie, bald gänzlich bedeutungslos zu sein. Perser durften nun auch höhere Ränge in der Armee bekleiden, was die Makedonen als unerhört ansahen. Als die Armee die Stadt Opis am Tigris erreichte, erlaubte Alexander vielen Makedonen die Rückkehr nach Hause. Was sie vorher ersehnt hatten, sahen sie nun als Affront, da dies das erste Zeichen ihrer Ersetzung durch Orientalen zu sein schien. Quellen berichten, dass manche der Soldaten Alexander wüste Beleidigungen entgegen geschrien hätten. Alexander reagierte, indem er sie augenblicklich absetzte und ihnen drohte, die persischen Soldaten gegen sie zu schicken. Die Soldaten entschuldigten sich daraufhin, und ihnen wurde verziehen. 11.500 griechische Soldaten wurden jedenfalls in den Folgetagen nach Hause geschickt.

Im Herbst des Jahres 324 v. Chr. ging Alexander nach Ekbatana, wo Hephaistion nach einem der vielen Trinkgelage erkrankte und starb. Alexander, der wohl lange Jahre Hephaistions Geliebter gewesen war (wenigstens bis zum Feldzug im Iran), war außer sich vor Trauer. Er ließ nach Plutarch den Arzt seines Freundes kreuzigen, die Haare von Pferden und Maultieren abrasieren und opfern, fastete mehrere Tage und richtete dann ein monumentales Begräbnis aus. Danach ließ er sämtliche Kossaier umbringen. Die Beziehung zwischen Alexander und Hephaistion wird oft mit der zwischen Achilles und Patroklos gleichgesetzt. Denn da sich das Geschlecht von Alexanders Mutter Olympias auf den Helden aus dem trojanischen Krieg zurückführte, verglich Alexander selbst sich mit Achilles und seinen Freund mit Patroklos. Die Behauptung, Alexander sei bisexuell gewesen, ist nach wie vor sehr umstritten: Vielmehr genoss Alexander ebenso wie sein Vater Philipp und viele andere Makedonen bzw. Griechen seiner Zeit die Anwesenheit von Frauen (er hatte mehrere Beziehungen zu Frauen, die bekannteste und wohl ernsthafteste war die zu Roxane) ebenso wie die von Männern; diese waren teils wohl auch sexueller Natur. Gleichgeschlechtliche Beziehungen wurden zu jener Zeit auch nicht verdammt, es kam aber sehr wohl auf den sozialen Status der Partner an.[11]

Alexanders letztes Jahr und sein Tod in Babylon (323 v. Chr.)

Der Leichenzug gemäß der Beschreibung bei Diodor
(Rekonstruktionsversuch des 19. Jahrhunderts)

Im Februar 323 v. Chr. kehrte Alexander letztlich nach Babylon zurück. Hier bereitete er neue Feldzüge vor, die zur Einnahme der Arabischen Halbinsel führen sollten. Ebenso plante er möglicherweise, anschließend den westlichen Mittelmeerraum mit Karthago und Rom zu erobern, obwohl die diesbezügliche Quellenüberlieferung sehr unsicher ist. Im Mai, kurz vor dem geplanten Aufbruch des Heeres, verkündete Alexander, dass sein toter Freund Hephaistion fortan als Halbgott zu verehren sei, nachdem ein Bote aus der Oase Siwa eingetroffen war, wo Alexander wegen einer Vergöttlichung Hephaistions angefragt hatte; es sei an dieser Stelle angemerkt, dass Alexander sich in religiösen Fragen als sehr fromm zeigte – er opferte sogar noch, als er später schwer erkrankte – und auch als in dieser Hinsicht toleranter Herrscher. Aus diesem Anlass veranstaltete er Feiern, bei denen er wieder übermäßig Alkohol zu sich nahm. Am nächsten Tag erkrankte er an einem Fieber und verstarb schließlich am 10. (oder 11.) Juni jenes Jahres.

Mehrere Todesursachen wurden seither diskutiert, darunter eine Theorie, nach der Alexander am West-Nil-Fieber erkrankt sei. Am wahrscheinlichsten ist aber, dass sein körperlich schwacher Zustand, resultierend aus Kampfverletzungen und übermäßigem Weinkonsum, zu einem Schwächeanfall oder einer Krankheit geführt hat. Die Ärzte damals schworen auf die reinigende Wirkung von herbeigeführtem Erbrechen und Durchfall. Deshalb war es damals üblich, Weißen Germer in geringen Dosen zu verabreichen. Die Symptome, welche Alexander der Große laut den Überlieferungen hatte, sind typisch für eine Vergiftung durch Weißen Germer. Die Ärzte von damals gaben ihm wahrscheinlich immer wieder geringe Dosen der Pflanze und verschlechterten den Zustand von Alexander, vermutlich ohne Absicht, bis dieser letztlich starb. Zudem spricht für die Theorie, dass diese Pflanze, in deren Wurzel die größte Giftkonzentration steckt, im Mittelmeerraum bis heute sehr verbreitet ist. Die Leiche von Alexander dem Großen soll angeblich in Honig gelegt worden sein. Seine Überreste, die in Alexandria zur Ruhe gebettet wurden, sollten für die Ewigkeit bestehen bleiben.

Alexanders letzte Worte auf die Frage, wem er sein Reich hinterlassen werde, sollen gelautet haben: Dem Stärksten von euch. Des Weiteren äußerte Alexander eine dunkle Prophezeiung hinsichtlich der Zukunft: Er glaube, dass seine Freunde große Begräbnisspiele für ihn veranstalten werden (Diodor, 17, 117, 4); seinen Siegelring übergab er Perdikkas, der nach Hephaistions Tod sein engster Vertrauter gewesen war.[12]

Nach seinem Tod gebar Roxane Alexander IV. Aigos, seinen einzigen legitimen Sohn, der aber noch im Kindesalter ermordet wurde.

Das Alexandergrab

Der ägyptische König Ptolemaios I. und seine Gemahlin Berenike I.

Alexander hatte eine Beisetzung im Ammonheiligtum der Oase Siwa gewünscht. Erst nach zweijährigen Vorbereitungen setzte sich der Leichenzug in Babylon in Bewegung. Er wurde in Syrien vom ägyptischen Herrscher Ptolemaios, dem künftigen König Ptolemaios I., in Empfang genommen und nach Ägypten geleitet. Dort wurde der Leichnam aber nicht in die Oase gebracht, sondern zunächst in Memphis bestattet.[13] Später (wohl noch in der Regierungszeit Ptolemaios' I., spätestens einige Jahre nach seinem Tod) wurde er nach Alexandria verlegt, nachdem dort eine Grabstätte für ihn errichtet worden war. Diese wurde unter König Ptolemaios IV. durch ein neues Mausoleum ersetzt, das dann auch als Grabstätte der Ptolemäer diente. Die mumifizierte Leiche befand sich in einem goldenen Sarkophag, der aber im 1. Jahrhundert v. Chr. von König Ptolemaios X. durch einen gläsernen ersetzt wurde, der den Blick auf den einbalsamierten Leichnam freigab. Dieser Schritt Ptolemaios' X., der später irrtümlich als Grabschändung gedeutet wurde, sollte den Alexanderkult fördern.[14]

Für Caesar und Augustus sind Besuche am Grab bezeugt. Möglicherweise wurde es während der Stadtunruhen in der Spätantike oder bei einer Naturkatastrophe zerstört. In den Wirren der Spätantike ging sogar die Kenntnis über den Ort der Grabstätte verloren. Der Kirchenvater Johannes Chrysostomos († 407) stellte in einer Predigt die rhetorische Frage nach dem Ort des Alexandergrabs, um die Vergänglichkeit des Irdischen zu illustrieren; er konnte also mit Sicherheit davon ausgehen, dass keiner seiner Hörer wusste, wo sich das berühmte Bauwerk befunden hatte.[15] Die Erinnerung daran blieb aber noch in islamischer Zeit erhalten; im 10. Jahrhundert wurde eine angebliche Grabstätte gezeigt. Im 15. und 16. Jahrhundert berichteten europäische Reisende von einem kleinen Gebäude in Alexandria, das als Alexandergrab ausgegeben wurde. Seit dem 18. Jahrhundert sind viele Lokalisierungsversuche unternommen worden, die bisher alle fehlgeschlagen sind.[16]

Geschichtlicher Ausblick

Die Diadochenreiche nach der Schlacht von Ipsos 301 v. Chr.

Nach Alexanders Tod erwies sich die Loyalität zu seiner Familie, die keinen herrschaftsfähigen Nachfolger stellen konnte, als sehr begrenzt. Zwar wurde zunächst der Erbanspruch seines geistessschwachen Halbbruders und auch der seines postum geborenen Sohnes anerkannt, doch hatte diese Regelung keinen Bestand. Seine Mutter Olympias von Epirus, seine Frau Roxane, sein Sohn Alexander IV., sein illegitimer Sohn Herakles, seine Schwester Kleopatra, seine Halbschwester Eurydike und sein Halbbruder Philipp III. Arrhidaios fanden einen gewaltsamen Tod. Statt der Angehörigen des bisherigen makedonischen Königsgeschlechts übernahmen Alexanders Feldherren als seine Nachfolger (Diadochen) die Macht. Da keiner von ihnen stark genug war, sich als Alleinherrscher durchzusetzen, kam es im Verlauf der Diadochenkriege zur Aufteilung des riesigen Reichs und zur Gründung der Diadochenreiche. Drei dieser Reiche erwiesen sich als dauerhaft: das der Antigoniden in Makedonien (bis 148 v. Chr.), das der Seleukiden in Vorderasien (bis 64 v. Chr.) und das der Ptolemäer in Ägypten (bis 30 v. Chr.). Alexander hinterließ zahlreiche neu gegründete Städte, von denen viele seinen Namen trugen; die bedeutendste war Alexandreia in Ägypten.[17]

Rezeption

Antike

Quellen

Siehe auch Alexanderhistoriker

Alexander wurde schon zu Lebzeiten eine mythische Gestalt, wozu sein Anspruch auf Gottessohnschaft beitrug. Die zeitgenössischen erzählenden Quellen sind nicht oder nur in Fragmenten erhalten. Dabei handelte es sich größtenteils um Berichte von Teilnehmern des Alexanderzugs. Der Hofhistoriker Kallisthenes begleitete Alexander, um die Taten des Königs aufzuzeichnen und zu verherrlichen; sein Werk „Die Taten Alexanders“ reichte vielleicht nur bis 330 v. Chr. Weitere Verfasser von Augenzeugenberichten waren König Ptolemaios I. von Ägypten, der als Offizier und Hofbeamter in der Nähe Alexanders gelebt hatte, Aristobulos, der für Alexander Unvorteilhaftes leugnete oder abschwächte, sowie Alexanders Flottenbefehlshaber Nearchos und sein Steuermann Onesikritos. Die stärkste Nachwirkung unter diesen frühen Alexanderhistorikern erzielte Kleitarchos, der zwar ein Zeitgenosse, aber selbst kein Feldzugsteilnahmer war, sondern in Babylon Informationen von Offizieren und Soldaten Alexanders zusammentrug und zu einer rhetorisch ausgeschmückten Darstellung verband, wobei er auch sagenhafte Elemente einbezog.[18] Zu diesen frühen Legenden gehörte beispielsweise die falsche Behauptung, Alexander und Dareios seien einander wiederholt im Nahkampf begegnet.

Im 2. Jahrhundert n. Chr. schrieb der römische Senator Arrian auf der Grundlage der älteren Quellen, unter denen er Ptolemaios und Aristobulos bevorzugte, seine Anabasis, die verlässlichste antike Alexanderquelle. Wahrscheinlich behandelte auch Strabon in seinen nicht erhaltenen Historika Hypomnemata („Historische Denkwürdigkeiten“) das Leben Alexanders; seine erhaltene Geographie enthält Informationen aus verlorenen Werken der frühen Alexanderhistoriker.

Weitere Nachrichten finden sich im 17. Buch der Universalgeschichte Diodors, der sich auf Kleitarchos stützte. Plutarch verfasste eine Lebensbeschreibung Alexanders, wobei es ihm mehr auf das Verständnis des Charakters unter moralischem Gesichtspunkt als auf den historischen Ablauf ankam. Quintus Curtius Rufus schrieb eine in der Antike wenig beachtete Alexandergeschichte. Justin wählte für seine Darstellung aus seiner (verlorenen) Vorlage, der Universalgeschichte des Pompeius Trogus, vor allem Begebenheiten aus, die geeignet waren, seine Leserschaft zu unterhalten. Die Berichte von Curtius, Diodor und Pompeius Trogus hängen von einer gemeinsamen Quelle ab; das Nachrichtenmaterial, das sie übereinstimmend überliefern, stammt wohl von Kleitarchos. Diese Tradition (Vulgata) bietet teils wertvolle Informationen; Curtius wird in der französischen Forschung sogar leicht gegenüber Arrian favorisiert. Zusätzliches Material ist bei Athenaios sowie in der Metzer Epitome und dem Itinerarium Alexandri überliefert. Nur wenige Fragmente sind von den Werken des Chares von Mytilene und des Ephippos von Olynth erhalten.

Legende
Antikes Alexander-Medaillon

Als Quelle für den historischen Alexander von relativ geringem Wert, aber literarisch von außerordentlicher Bedeutung ist der „Alexanderroman“. Mit diesem Begriff bezeichnet man eine Vielzahl von antiken und mittelalterlichen Biographien Alexanders, welche seine Taten roman- und märchenhaft schildern und verherrlichen. Im Lauf der Jahrhunderte wurde der Stoff fortlaufend literarisch bearbeitet und ausgeschmückt. Die griechische Urfassung in drei Büchern, die den Ausgangspunkt für alle späteren Versionen und Übersetzungen in viele Sprachen bildet, ist wahrscheinlich im späten 3. Jahrhundert in Ägypten entstanden. Ihr unbekannter Autor, der wohl ein Bürger von Alexandria war, wird als Pseudo-Kallisthenes bezeichnet, weil ein Teil der handschriftlichen Überlieferung das Werk irrtümlich dem Alexanderhistoriker Kallisthenes von Olynth zuschreibt. Diesem Werk lagen ältere, nicht erhaltene romanhafte Quellen, fiktive Briefe Alexanders und kleinere Erzählungen zugrunde. Der bekannteste unter den Briefen ist ein angeblich von Alexander an Aristoteles gerichtetes Schreiben über die Wunder Indiens, das in verkürzter Fassung in den Roman eingebaut wurde und auch separat überliefert ist.

Die Bezeichnung „Roman“ ist gängig, aber insofern irreführend, als der Verfasser und seine antike und mittelalterliche Leserschaft an dem Anspruch festhielten, der Inhalt sei Geschichtsschreibung und nicht literarische Erfindung.[19]

Die Idee des historischen Alexander, er sei ein Sohn des ägyptischen Gottes Ammon (Amun), verfremdet der Romanautor, indem er aus Alexander ein uneheliches Kind macht. Alexanders Vater ist im Roman der aus Ägypten nach Makedonien geflohene König und Zauberer Nektanebos, der als Ammon auftritt (gemeint ist der Pharao Nektanebos II.). Nektanebos verführt die Königin Olympias während der Abwesenheit ihres Gemahls Philipp. Später tötet Alexander, der als Sohn Philipps aufwächst, seinen leiblichen Vater; erst dann erfährt er seine wahre Abstammung. So macht der ägyptische Autor Alexander zum Ägypter.[20] Eine weitere wesentliche Neuerung des Pseudo-Kallisthenes ist die Einführung eines nicht historischen Italienzugs Alexanders, auf dem der Makedone nach Rom kommt. Rom unterstellt sich ihm ebenso wie alle anderen Reiche des Westens kampflos. Dann unterwirft er in schweren Kämpfen die Völker des Nordens, bevor er gegen das Perserreich zieht. Hier zeigt sich das literarische Bedürfnis, den Helden auch den Westen und Norden erobern zu lassen, damit seine Weltherrschaft vollendet wird. Roxane ist im Roman eine Tochter des Perserkönigs Dareios, die dieser sterbend Alexander zur Frau gibt. Das letzte der drei Bücher, das den Indienfeldzug und den Tod des Helden behandelt, ist besonders stark von Wundern und phantastischen Elementen geprägt. Es schildert auch Alexanders angeblichen Besuch bei der Königin Kandake von Meroe, wobei der König in Verkleidung auftritt, aber enttarnt wird (eine Episode, der spätere Bearbeiter des Stoffs eine ursprünglich völlig fehlende erotische Komponente verleihen). Schließlich wird Alexander vergiftet.

Im frühen 4. Jahrhundert fertigte Iulius Valerius eine freie lateinische Übersetzung des Alexanderromans an (Res gestae Alexandri Magni). Dabei nahm er Hunderte von Erweiterungen, Änderungen und Auslassungen vor. Er beseitigte Ungereimtheiten und Formulierungen, die den Makedonenkönig in ein ungünstiges Licht rücken konnten, und fügte für Alexander vorteilhafte Details ein. Sein Alexander ist eine mit allen Herrschertugenden ausgestattete Idealgestalt; er begeht zwar Fehler, lernt aber daraus.[21]

Ein weiterer Bestandteil der antiken Alexandersage sind fiktive Dialoge des Königs mit den indischen Brahmanen sowie Briefe, die angeblich zwischen ihnen ausgetauscht wurden. Dabei versuchen die Inder, die Überlegenheit östlicher Weisheit und einer einfachen, naturnahen Lebensweise gegenüber der griechischen Zivilisation und dem Machtstreben Alexanders aufzuzeigen. Auch dieses Schrifttum war sowohl griechisch als auch lateinisch verbreitet. Da es um grundsätzliche Fragen der Lebensführung und um Askese ging, war die Wirkung in christlicher Zeit beträchtlich.[22]

Kult und Vorbildfunktion

Die Herrscher, die nach Alexanders Tod in den verschiedenen Teilen seines Reichs an die Macht kamen, waren nicht mit ihm blutsverwandt, und soweit in Makedonien Loyalität zur herkömmlichen Ordnung vorhanden war, galt sie dem Herrscherhaus insgesamt, wobei es nicht speziell auf die verwandtschaftliche Nähe zu Alexander ankam. Daher gab es in den Diadochenreichen wenig Anlass für einen offiziellen staatlichen Alexanderkult; dieser blieb den einzelnen Städten überlassen. Erst in hoch- und späthellenistischer Zeit wurde der politische Rückgriff auf Alexander zu einem wichtigen propagandistischen Mittel. Einen Sonderfall bildete jedoch Ägypten, dessen neue Hauptstadt Alexandria eine Gründung Alexanders und der Ort seines Grabes war. Die dort regierenden Ptolemäer förderten von Anfang an den Alexanderkult im Rahmen ihrer Propaganda. Er bildete aber zunächst keinen zentralen Bestandteil ihrer Herrschaftslegitimation und wurde erst von Ptolemaios X., der den Doppelnamen „Ptolemaios Alexandros“ führte, intensiv politisch instrumentalisiert.[23]

Ein prominenter Gegner der Römer, König Mithridates VI. von Pontos († 63 v. Chr.), fiel durch seine mit Nachdruck betriebene Alexander-Imitation auf. Er bekleidete sich mit dem Mantel Alexanders, den er von den Ptolemäern erbeutet hatte, und illustrierte so seinen Anspruch, Vorkämpfer des Griechentums und Retter der hellenistischen Monarchie vor den Römern zu sein. Später erbeutete der römische Feldherr Gnaeus Pompeius Magnus, der Mithridates besiegte, diesen Mantel und trug ihn bei seinem Triumphzug.[24] Mit Pompeius, dessen Beiname „der Große“ an Alexander erinnerte, begann die offenkundige römische Alexander-Imitation, zunächst als Reaktion auf die Propaganda des Mithridates. Mehrere römische Feldherrn und Kaiser stellten sich propagandistisch in Alexanders Nachfolge; sie verglichen sich mit ihm und versuchten, seine Erfolge im Osten zu wiederholen. Dabei steigerte sich die Verehrung Alexanders in manchen Fällen zu einer demonstrativen Nachahmung von Äußerlichkeiten. Zu den Verehrern und Nachahmern Alexanders zählten unter den Kaisern insbesondere Trajan, Caracalla und (mit Vorbehalten) Julian.[25] Augustus trug zeitweilig auf seinem Siegelring ein Bildnis Alexanders, Caligula legte sich den aus Alexandria geholten angeblichen Panzer Alexanders an, Nero stellte für einen geplanten Kaukasusfeldzug eine neue Legion auf, die er „Phalanx Alexanders des Großen“ nannte, Trajan setzte sich einen Helm auf, den Alexander getragen haben sollte. Kaiser Severus Alexander, der ursprünglich Alexianus hieß, änderte seinen Namen in Anknüpfung an den Makedonen.

Urteile

Einen sehr tiefen und dauerhaften Eindruck hinterließ in Griechenland die Zerstörung Thebens. Sie wurde nicht nur von den Zeitgenossen, sondern jahrhundertelang (noch in der römischen Kaiserzeit) als unerhörte Grausamkeit empfunden, die man Alexander zur Last legte, und als historisches Musterbeispiel einer entsetzlichen Katastrophe zitiert. Besonders die antiken Redner kamen mit Vorliebe darauf zu sprechen und nutzten diese Gelegenheit, bei ihrem Publikum starke Emotionen zu wecken. Es hieß, Alexander habe wie ein wildes Tier und als Unmensch (apánthrōpos) gehandelt. Noch in byzantinischer Zeit wurde diese Deutungstradition rezipiert.[26]

Aus philosophischer Sicht wurde Alexander meist negativ beurteilt, da seine Lebensweise einen Kontrast zu den philosophischen Idealen der Mäßigung, Selbstbeherrschung und Seelenruhe bildete. Insbesondere die Stoiker kritisierten ihn heftig und warfen ihm Hochmut vor; ihre Kritik richtete sich auch gegen Aristoteles (den Gründer einer rivalisierenden Philosophenschule), der als Erzieher Alexanders versagt habe. Auch die Kyniker pflegten Alexander abschätzig zu beurteilen, wobei die Anekdote von der Begegnung des Königs mit dem berühmten kynischen Philosophen Diogenes von Sinope den Ansatzpunkt bildete. Ihr zufolge hatte Diogenes Alexander, der ihm einen Wunsch freistellte, nur gebeten: „Geh mir aus der Sonne“, und Alexander soll gesagt haben: „Wenn ich nicht Alexander wäre, wollte ich Diogenes sein.“ In der von Aristoteles gegründeten Philosophenschule der Peripatetiker war die Ablehnung Alexanders ebenfalls ausgeprägt, wenn auch nicht durchgängig. Ihr Anlass waren anscheinend ursprünglich Spannungen zwischen Aristoteles und Alexander, die noch in der römischen Kaiserzeit ein spätes Echo in einem haltlosen Gerücht fanden, wonach Aristoteles ein Gift zubereitet hatte, mit dem Alexander ermordet wurde.[27] Das negative Alexander-Bild der Philosophen teilte auch Cicero. Er überliefert die berühmte Anekdote von dem gefangenen Seeräuber, der von Alexander wegen seiner Übeltaten zur Rede gestellt wurde, worauf der Pirat erwiderte, er handle in kleinem Maßstab aus demselben Antrieb, aus dem der König weltweit dasselbe tue.

Besonders drastisch drückte Seneca die stoische Sichtweise aus. Er bezeichnete Alexander als wahnsinnigen Burschen, zum Bersten aufgeblasenes Tier, Räuber und Plage der Völker.[28] Ähnlich äußerte sich Senecas Neffe, der Dichter Lucan.[29] Der philosophisch orientierte Kaiser Julian, der Alexander als Feldherrn bewunderte, kritisierte ihn zugleich scharf wegen Maßlosigkeit und unphilosophischer Lebensführung.[30]

Unter den philosophisch orientierten Autoren gab es auch eine kleine Minderheit, die Alexander Lob spendete. Dazu gehörte Plutarch, der in seinen zwei Deklamationen „Über das Glück oder die Tugend Alexanders des Großen“ aus dem König einen Philosophenherrscher machte, dessen Eroberungen barbarischen Völkern Recht und Frieden brachten und die Unterworfenen so humanisierten.[31] Bei diesen Jugendwerken Plutarchs handelte es sich allerdings um rhetorische Stilübungen, die nicht notwendigerweise seine wirkliche Auffassung spiegeln. In seiner Lebensbeschreibung Alexanders äußerte sich Plutarch weit kritischer, bemühte sich aber auch um eine Rechtfertigung Alexanders. Dion von Prusa, der den an Alexander anknüpfenden Kaiser Trajan bewunderte, würdigte die heldenhafte Gesinnung des Makedonenkönigs.

Bei den Römern war ein beliebtes Thema die hypothetische Frage, wie ein militärischer Konflikt zwischen dem Römischen Reich und Alexander verlaufen wäre. Der Historiker Livius befasste sich eingehend damit und kam zum Ergebnis, dass die römischen Heerführer dem Makedonenkönig überlegen waren. Alexander habe seine Siege der militärischen Untüchtigkeit seiner Gegner verdankt. Diese Einschätzung verband Livius mit einem vernichtenden Urteil über Alexanders Charakter, der durch die Erfolge des Königs verdorben worden sei. Ähnlich urteilte Curtius Rufus, der die Siege des Makedonen mehr auf Glück als auf Tüchtigkeit zurückführte und meinte, die Herausbildung tyrannischer Züge in Alexanders Charakter sei ein Ergebnis übermäßigen Erfolgs gewesen.

Aus jüdischer Sicht fiel das Urteil über Alexander sehr vorteilhaft aus. Der jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus beschreibt Gunstbezeugungen des Makedonen für die Juden und behauptet, Alexander habe sich, als er nach Jerusalem kam, vor dem Gott, den die Juden verehrten, niedergeworfen. Dabei handelt es sich um eine jüdische Abwandlung einer griechischen Erzählung.[32]

Im 4. Jahrhundert wurden im Osten des Reichs Bronzemünzen Alexanders wie Amulette getragen.[33]

Unter den Kirchenvätern fällt Orosius als radikalster Kritiker Alexanders auf. In seiner auf Justin fußenden Historia adversus paganos („Geschichte gegen die Heiden“) schildert er ihn als blutdürstigen, grausamen Unmenschen und großen Zerstörer.[34]

Mittelalter

Die mittelalterliche Alexander-Rezeption war außerordentlich intensiv und vielfältig. Dabei stand das Sagengut im Vordergrund. Die antike Gestalt wurde mittelalterlichen Vorstellungen angepasst; beispielsweise erhält der König eine Ritterpromotion (Schwertleite). Besonders Dichter regte der Stoff im Westen ebenso wie im Orient zur Bearbeitung an; es entstanden über 80 Dichtungen in 35 Sprachen.[35]

Quellen

Die grundlegenden antiken Quellen, die im Mittelalter in West- und Mitteleuropa zur Verfügung standen, waren neben Pseudo-Kallisthenes der eifrig rezipierte Curtius Rufus, der nur als Nebenquelle dienende Justinus und der viel beachtete Orosius, dessen negative Bewertung Alexanders allerdings wenig Beachtung fand. Besonders die märchenhaften Elemente des Alexanderromans machten Eindruck und regten die Phantasie der Bearbeiter zu weiteren Ausformungen an. Der Roman wurde in zahlreiche europäische Sprachen übersetzt, wobei lateinische Fassungen die Grundlage bildeten; hinzu kamen die teils stark abweichenden Versionen in orientalischen Sprachen (Armenisch, Altsyrisch, Hebräisch, Arabisch, Persisch, Türkisch, Äthiopisch, Koptisch).[36]

Eine wesentliche Rolle spielte ferner die Prophetie im biblischen Buch Daniel[37] über den Untergang der aufeinanderfolgenden Weltreiche; in diesem Licht erschien Alexander, der nach mittelalterlicher Deutung das zweite der vier Weltreiche vernichtete und das dritte gründete, als Werkzeug Gottes.[38] Auch dem ersten Kapitel des ersten Makkabäerbuchs war eine knappe Zusammenfassung von Alexanders Lebensgeschichte zu entnehmen; dort las man, dass er bis ans Ende der Welt gelangte und „die Welt vor ihm verstummte“. Dieser biblische Hintergrund verlieh ihm zusätzliche Bedeutung.

Heldenkatalog

Im Spätmittelalter zählte man Alexander zum Kreis der Neun Guten Helden, einem in der volkssprachlichen Literatur beliebten Heldenkatalog, der für die Zeit des Alten Testaments, die griechisch-römische Antike und die christliche Zeit jeweils die drei größten Helden benannte; für die Antike waren es Hektor, Alexander und Caesar. Noch breiter als in der Literatur wurde diese Heldenreihe in der Bildenden Kunst (Skulptur, Malerei, Textilkunst) rezipiert.

Mittellateinische Literatur

Das Alexanderbild in der lateinischsprachigen Welt des Mittelalters war großenteils vom lateinischen Alexanderroman geprägt. Im Frühmittelalter ging die Hauptwirkung nicht von der ursprünglichen Fassung der von Iulius Valerius stammenden Übersetzung aus, von der nur drei vollständige Handschriften überliefert waren; weit bekannter war ein in mehr als 60 Handschriften erhaltener, spätestens im 9. Jahrhundert entstandener Auszug (Epitome) aus diesem Werk. Um 968/969 fertigte der Archipresbyter Leo von Neapel eine neue lateinische Übersetzung des Pseudo-Kallisthenes aus dem Griechischen an, die Nativitas et victoria Alexandri Magni („Geburt und Sieg Alexanders des Großen“), die mehrfach – zuletzt noch im 13. Jahrhundert – überarbeitet und erweitert wurde; die überarbeiteten Fassungen sind unter dem Titel Historia de preliis Alexandri Magni („Geschichte von den Schlachten Alexanders des Großen“) bekannt. Der Dichter Quilichinus von Spoleto schrieb 1237/1238 eine Versfassung der Historia de preliis in elegischen Distichen, die im Spätmittelalter populär wurde. Noch weit einflussreicher war aber die schon zwischen 1178 und 1182 verfasste Alexandreis Walters von Châtillon, ein Epos in zehn Büchern auf der Grundlage der Darstellung des Curtius Rufus, das zur Schullektüre wurde und im 13. Jahrhundert als Schulbuch sogar Vergils Aeneis an Beliebtheit übertraf. Walter verzichtete fast gänzlich auf die Auswertung des im Alexanderroman vorliegenden Materials. Für ihn war Alexander der stets siegreiche Held, der sich selbst ebenso wie alle Feinde überwand und so unsterblichen Ruhm erlangte.

Das Verhältnis dieser Autoren und ihres Publikums zu Alexander war vor allem von Bewunderung für außerordentliche Heldentaten und von Staunen über das Märchenhafte und Exotische geprägt. Besondere Beachtung fand Alexanders Tod; er bot Anlass zu unzähligen religiös-erbaulichen Betrachtungen, die auf die Endlichkeit und Nichtigkeit aller menschlichen Größe angesichts des Todes abzielten. Auf diesen Aspekt wiesen unter anderem viele Kleindichtungen hin, darunter insbesondere fingierte Grabschriften Alexanders.

Besonders fasziniert waren mittelalterliche Leser von einer Erzählung von Alexanders Himmelsflug und Tauchexpedition, die Leo von Neapel nach dem griechischen Roman wiedergab. Dieser Sage zufolge wollte der König nicht nur auf der Erdoberfläche die äußersten Grenzen erreichen, sondern auch den Himmel und die Tiefe des Ozeans erkunden. Zu diesem Zweck ersann und baute er mit seinen Freunden ein von Greifen gezogenes Luftfahrzeug und ein von Ketten gehaltenes gläsernes Tauchfahrzeug. Der Himmelsflug wurde von mittelalterlichen Künstlern häufig abgebildet.[39]

Aus dem 12. Jahrhundert stammt das Iter ad Paradisum („Paradiesfahrt“), die lateinische Version einer jüdischen Sage über Alexanders Versuch, das irdische Paradies zu finden, den in der Genesis beschriebenen Garten Eden.

Neben der Heldenverehrung kamen vereinzelt auch extrem negative Deutungen der Persönlichkeit Alexanders vor. So setzten ihn im 12. Jahrhundert die prominenten Theologen Hugo von Sankt Viktor und Gottfried von Admont mit dem Teufel gleich.[40]

Erzählungen aus dem Alexanderroman wurden in Weltchroniken und Enzyklopädien aufgenommen, was ihre Rezeption zusätzlich erweiterte.

Die lateinische Überlieferung bildete die Grundlage für die volkssprachliche Rezeption. In den volkssprachlichen Literaturen entstanden zahlreiche Prosawerke und Dichtungen über Stoffe der Alexandersage, wobei vor allem die verschiedenen lateinischen Fassungen des Pseudo-Kallisthenes, die Historia Alexandri des Curtius Rufus und die Alexandreis Walters von Châtillon verarbeitet wurden.

Romanische Literaturen
„Alexanders Krönung“ von Jean Fouquet (15. Jahrhundert)

Alberich von Bisinzo (Albéric de Pisançon), der im frühen 12. Jahrhundert die älteste volkssprachliche Alexander-Biographie verfasste, ein nur teilweise erhaltenes Gedicht in frankoprovenzalischem Dialekt, verwarf nachdrücklich die Legende von Alexanders unehelicher Geburt und hob seine hochadlige Abstammung von väterlicher und mütterlicher Seite hervor. Er betonte auch die hervorragende Bildung des Herrschers, die – einem mittelalterlichen Bildungsideal entsprechend – neben dem Griechischen (das der Makedone wie eine Fremdsprache lernen musste) auch Latein- und Hebräischkenntnisse umfasst habe.[41] Nach der Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden weitere französische Gedichte, die einzelne Episoden aus Alexanders Leben (Belagerung von Tyros, Indienfeldzug, Lebensende) behandelten. Sie wurden im späten 12. Jahrhundert zur „Standardversion“ des altfranzösischen Roman d’Alexandre (auch: Roman d’Alixandre) zusammengefügt, die von allen im romanischen Sprachraum verbreiteten volkssprachlichen Bearbeitungen des Stoffs die stärkste Wirkung erzielte. Dieses Epos besteht aus über 20 000 Versen, Zwölf- und Dreizehnsilbern; vom Roman d’Alexandre erhielt dieses Versmaß später die Bezeichnung Alexandriner. Der Roman schildert Alexanders Leben durch Verknüpfung von vier Gedichten unterschiedlichen Ursprungs. Dabei kommen zum Altbestand der Alexanderlegende noch eine Reihe von frei erfundenen Personen und Begebenheiten hinzu. Der Autor stellt Alexander im Stil der Chanson de geste wie einen sehr standesbewussten, ritterlichen Lehnsherrn des Mittelalters dar. Er hebt dabei besonders die Großzügigkeit seines Helden hervor und präsentiert das Ideal eines harmonischen Verhältnisses zwischen König und Vasallen. Neben epischen Partien, besonders in den Kampfschilderungen, finden sich auch stärker romanhafte und vom Phantastischen geprägte. Mehrere Dichter fügten später Ergänzungen hinzu, insbesondere die einem Publikumsbedürfnis entsprechende Darstellung der Rache für den Giftmord an Alexander.[42] In England schrieb Thomas von Kent im späten 12. Jahrhundert einen Alexanderroman in Alexandrinern in anglonormannischer Sprache mit dem Titel Le roman de toute chevalerie. Er akzeptierte im Gegensatz zu allen älteren romanhaften Bearbeitungen des Stoffs problemlos die Vorstellung, dass Alexander aus einem Ehebruch seiner Mutter hervorging, was für die früheren Autoren ein nicht akzeptabler Makel gewesen war.

Im 15. Jahrhundert entstanden Prosafassungen des Roman d’Alexandre. Der altfranzösische Prosa-Alexanderroman fand weite Verbreitung. Einen Höhepunkt erreichte die Alexander-Bewunderung im Herzogtum Burgund am Hof Herzog Philipps des Guten († 1467) und seines Nachfolgers, Karls des Kühnen.

Die bedeutendste spanische Bearbeitung des Stoffs ist El libro de Alexandre. Dieses Epos umfasst über 10 000 Verse (Alexandriner) und ist damit die umfangreichste epische Dichtung Spaniens aus dem 13. Jahrhundert. Der unbekannte Verfasser, ein vorzüglich gebildeter Geistlicher, verfolgt ein moralisches Ziel; er will dem Leser anhand der erzählten Begebenheiten die vorbildliche Tugendhaftigkeit des Helden vor Augen stellen.

In Italien entstand eine Reihe von volkssprachlichen Werken über Alexanders Lebens in Prosa und in Versen, deren Grundlage meist die lateinische Historia de preliis war. Die älteste vollständig erhaltene italienische Alexanderdichtung ist die Istoria Alexandri regis von Domenico Scolari aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Scolari christianisiert seinen Helden weitgehend; Alexander ist ein frommer, geradezu heiliger Wundertäter. Als Universalmonarch beglückt er die Welt durch Recht und Frieden. Im 15. Jahrhundert erreichte das Interesse an der Alexandersage in Italien seinen Höhepunkt.[43]

Deutsche Literatur

Die deutschsprachige Alexandersage und Alexanderdichtung setzte um die Mitte des 12. Jahrhunderts mit dem Alexanderlied des Pfaffen Lamprecht ein, der sich eng an Alberichs Versroman hielt. Die drei erhaltenen später bearbeiteten Fassungen von Lamprechts Gedicht, der „Vorauer Alexander“, der „Straßburger Alexander“ und der „Basler Alexander“, setzten jedoch in der Bewertung Alexanders unterschiedliche Akzente. Im „Vorauer Alexander“ wird deutliche Kritik am König geübt. Alexander handelt zwar nach dem Willen Gottes, wird aber als hochmütig und herrschsüchtig dargestellt; die Zerstörung von Tyros wird als schweres Unrecht verurteilt, da die Tyrer als treue Untertanen des Perserkönigs nur ihre Pflicht erfüllten. Überdies erscheint er als mitleidlos, da er nicht über den Tod der vielen Gefallenen trauert. Andererseits verfügt er aber über Umsicht, die ihm ermöglicht, seine Neigung zu jähzorniger Unbeherrrschtheit zu überwinden, womit er ein Beispiel gibt und sich von dem sehr negativ gezeichneten Dareios abhebt. Alexander wird bewusst als zwiespältige Persönlichkeit gezeichnet.[44] Ein einfacheres Alexanderbild entwirft ein aus ritterlich-aristokratischer Sicht wertender Autor im „Straßburger Alexander“; hier wird der König als vorbildlicher Kämpfer, Feldherr und Herrscher idealisiert. Als solcher handelt er nicht eigenmächtig, sondern sucht den Rat seiner Vasallen. Er ist klug, gerecht und gütig, und sogar seine schon in der Antike negativ bewertete Neigung zum Jähzorn wird als einigermaßen berechtigt dargestellt.[45] Allerdings ist er nicht frei von Hochmut; zum vollkommenen Herrscher fehlt ihm die Mäßigung, die er aber in seiner letzten Lebensphase doch noch erlangt, womit er das Ideal restlos verwirklicht. Im „Basler Alexander“ dominiert ein anderes, in der mittelalterlichen Alexander-Rezeption ebenfalls zentrales Element, die Freude am Wunderbaren, Seltsamen und Exotischen. Diese Behandlung des Stoffs zielt auf das Unterhaltungsbedürfnis eines breiten, nicht mehr primär an ritterlichen Idealen orientierten spätmittelalterlichen Publikums.

Im 13. Jahrhundert verfasst der Dichter Rudolf von Ems das (allerdings unfertig gebliebene) Epos Alexander. Er schildert den König als vorbildlich tugendhaften Helden und ritterlichen Fürsten, der sich durch seine moralischen Qualitäten als Herrscher legitimiert. Alexander vollzieht als Werkzeug Gottes dessen Willen. Durch ihn werden die Perser, die mit ihrem Verhalten den Zorn des Allmächtigen hervorgerufen haben, gezüchtigt. Sein Handeln ist Teil der Heilsgeschichte, er kann christlichen Herrschern als Vorbild dienen. Ulrich von Etzenbach beschreibt in seinem zwischen 1271 und 1282 entstandenen Gedicht Alexander (28 000 Verse) den König nicht nur als edlen Ritter, sondern auch als überaus frommen Mann Gottes, der seine Siege seinem gottgefälligen Verhalten und Gottvertrauen verdankt; die ihm zugeschriebenen Tugenden stammen aus der Heiligendarstellung. Ulrich missbilligt allerdings einzelne Taten wie die Ermordung Parmenions; darin unterscheidet er sich von Rudolf, bei dem Alexander makellos ist und Parmenion sein Schicksal selbst verschuldet. 1352 vollendet der nur aus seinem einzigen Werk bekannte Dichter Seifrit seine Alexanderdichtung, in der er besonders die Rolle Alexanders als Weltherrscher betont und sich bemüht, von seinem Helden den gängigen Vorwurf des Hochmuts fernzuhalten.

Im 14.und im 15. Jahrhundert war der Alexanderstoff in neuen Prosabearbeitungen weit verbreitet; die eine befindet sich im Großen Seelentrost (Mitte des 14. Jahrhunderts), die andere ist Johann Hartliebs Histori von dem grossen Alexander, die nach der Mitte des 15. Jahrhunderts entstand. Beide dienten einem moralischen Zweck, doch ihre Verfasser gingen dabei auf völlig entgegengesetzte Weise bewertend vor. Im Großen Seelentrost bietet Alexander das abschreckende Lehrbeispiel eines durch und durch gierigen Menschen, den seine Neugier, Besitzgier und Machtgier letztlich ins Verderben führt, denn er versucht die dem Menschen gesetzten Grenzen zu überschreiten. Bei Hartlieb hingegen ist er ein Vorbild an Mannes- und Fürstentugend und überdies von einem wissenschaftlichen Erkenntnisstreben beseelt. Für mittelalterliche Verhältnisse auffallend ist die positive Wertung der Wissbegierde, eines auf die Natur gerichteten Forscherdrangs, der Alexander zugeschrieben wird.

Im 15. Jahrhundert wurden auch Alexanderdramen geschaffen, die sogar aufgeführt wurden, doch sind ihre Texte nicht erhalten.

Während die mit literarischem Anspruch gestalteten Werke Alexander in der Regel verherrlichen oder zumindest in überwiegend positivem Licht erscheinen lassen, werden im religiös-erbaulichen und moralisch belehrenden Prosaschrifttum oft negative Züge des Makedonenkönigs betont; dort wird er als abschreckendes Beispiel für Maßlosigkeit und Grausamkeit angeführt. Sein Himmelsflug dient Geistlichen wie Berthold von Regensburg als Symbol für frevelhaften Übermut. Andererseits heben bedeutende Dichter wie Walther von der Vogelweide und Hartmann von Aue Alexanders vorbildliche milte (Freigebigkeit) hervor.

Englische Literatur

Trotz des traditionell großen Interesses am Alexanderstoff in England gab es erst im Spätmittelalter einen Alexanderroman in englischer Sprache, die mittelenglische Dichtung Kyng Alisaunder, die wohl aus dem frühen 14. Jahrhundert stammt. Sie schildert den König als Helden und hebt seine Großmut hervor, verschweigt aber auch nicht seine Maßlosigkeit und Unbesonnenheit.[46] Eine Reihe von weiteren Schilderungen von Alexanders Leben fußte auf der Historia de preliis Alexandri Magni, die im mittelalterlichen England beliebt war.

Byzanz und slawische Länder

Auch für die volkstümliche byzantinische Alexander-Rezeption bildete der Roman des Pseudo-Kallisthenes den Ausgangspunkt. Er lag zunächst in einer mittelgriechischen Prosabearbeitung aus dem 7. Jahrhundert vor. In spätbyzantinischer Zeit entstanden mehrere Neufassungen. Hier hat Alexander die Gestalt eines byzantinischen Kaisers angenommen; er ist von Gott gesandt und mit allen Ritter- und Herrschertugenden ausgestattet, wird aber nicht zum Christen gemacht, sondern dem Bereich des Alten Testaments zugeordnet. Er ist mit dem Propheten Jeremia befreundet und wird von ihm beschützt.[47] 1388 entstand das byzantinische Alexandergedicht.[48]

Die beliebteste Szene aus der Alexandersage war in Byzanz der Himmelsflug, der in der Bildenden Kunst oft dargestellt wurde.

In den süd- und ostslawischen Literaturen wurde der Alexanderstoff stark rezipiert, wobei der Weg des Überlieferungsguts vom griechischen Alexanderroman über kirchenslawische Bearbeitungen in die Volkssprachen führte. Eine altbulgarische Fassung des Romans (Aleksandria) wurde zum Ausgangspunkt der Rezeption in russischen Chroniken. In Russland war der Alexanderroman im Hochmittelalter in mehreren Versionen verbreitet. Im 14. Jahrhundert begann eine neue Version zu dominieren, die vom byzantinischen Volksroman ausging und sich durch stark ausgeprägte Merkmale des mittelalterlichen Ritterromans auszeichnete. Besonders beliebt war die serbische Fassung („serbischer Alexander“ oder „serbische Alexandreis“), die auch in Russland Verbreitung fand und Vorlage für die spätmittelalterliche georgische Prosaübersetzung war. In Russland, der Ukraine, Bulgarien und Rumänien setzte sich dieser Typus der Alexanderlegende durch.

Arabische Literatur

In der mittelalterlichen arabischsprachigen Literatur war Alexander unter dem Namen „al-Iskandar“ bekannt, da der Anfang seines Namens mit dem arabischen Artikel al verwechselt wurde. Er wurde schon in der vorislamischen Dichtung erwähnt. Im Koran (Sure 18, Verse 83-98) ist ausführlich von ihm die Rede. Dort erscheint er nicht unter seinem Namen, sondern unter der Bezeichnung „Ḏū l-Qarnain“ („der Zweihörnige“). Die im Orient verbreitete Bezeichnung Alexanders als „zweihörnig“ taucht schon in einer spätantiken Alexanderlegende in altsyrischer Sprache auf, wo Alexander ein christlicher Herrscher ist, dem Gott zwei Hörner auf dem Kopf wachsen ließ, womit er ihm die Macht verlieh, die Königreiche der Welt zu erobern.[49]

Die Identifizierung des Zweihörnigen im Koran mit Alexander wurde von den muslimischen Gelehrten mehrheitlich, aber nicht einhellig akzeptiert. Nach heutigem Forschungsstand ist die Identität von Ḏū l-Qarnain und Alexander sowie die Herkunft des Motivs aus der altsyrischen christlichen Alexanderlegende eine gesicherte Tatsache.[50] Den ursprünglichen Anlass zur Bezeichnung „der Zweihörnige“ bot die antike bildliche Darstellung Alexanders mit Widderhörnern, die auf seine Vergöttlichung deutete.[51] Der Gott Zeus Ammon (Amun), als dessen Sohn Alexander sich betrachtete, wurde als Widder oder widderköpfig dargestellt.

Im Koran wird die Geschichte des Zweihörnigen dem Propheten geoffenbart, denn er soll sie mitteilen, wenn er danach gefragt wird. Alexander erscheint darin als frommer Diener Gottes, dem die Macht auf der Erde gegeben war und „ein Weg zu allem“. Er gelangte bis zum äußersten Westen der Welt, wo die Sonne „in einer verschlammten Quelle untergeht“, und erlangte die Herrschaft über das dort lebende Volk (hier ist ein Nachhall von Pseudo-Kallisthenes zu erkennen, der Alexander nach Italien kommen und den gesamten Westen einnehmen ließ). Dann schlug der Zweihörnige den Weg zum äußersten Osten ein und gelangte an den Ort, wo die Sonne aufgeht (daher deuteten die mittelalterlichen Koranausleger die Zweihörnigkeit meist als Zeichen für die Herrschaft über Westen und Osten). Schließlich begab er sich in eine andere Richtung und kam in eine Gegend, wo Menschen lebten, die von Angriffen zweier Völker, der Yāǧūǧ und Māǧūǧ (biblisch Gog und Magog) bedroht waren und ihn um Hilfe baten. Zum Schutz der Bedrohten baute er, ohne einen Lohn zu verlangen, zwischen zwei Berghängen einen gigantischen Wall aus Eisen, den die Angreifer nicht übersteigen oder durchbrechen konnten.[52] Dieser Schutzwall wird bis zum Ende der Welt bestehen. – Eine altsyrische Version der Sage von Alexanders Aussperrung von Gog und Magog (in den Revelationes des Pseudo-Methodius) wurde ins Griechische und ins Lateinische übersetzt und fand in Europa viel Beachtung.

Auch die voranstehende Passage der 18. Sure (Verse 59-81) scheint von der Alexanderlegende beeinflusst zu sein, obwohl in der Version des Korans Mose statt Alexander der Protagonist ist. Ein dort erzähltes Wunder (Wiederbelebung eines getrockneten Fisches) stammt anscheinend aus dem Alexanderroman; es kommt auch in einer spätantiken altsyrischen Version der Legende vor.[53] Es ist davon auszugehen, dass der Stoff des Alexanderromans zur Entstehungszeit des Korans bereits in arabischer Übersetzung verbreitet war.[54]

Die islamische Wertschätzung für Alexander, die sich aus seiner Schilderung im Koran ergab, führte sogar dazu, dass einige Autoren ihn zu den Propheten zählten.[55]

Die mittelalterlichen arabischsprachigen Historiker behandelten die Regierung Alexanders eher knapp. Im Gegensatz zu den europäischen christlichen Chronisten gingen bedeutende muslimische Geschichtsschreiber wie Ṭabarī, Masʿūdī, Ibn al-Aṯīr und Ibn Chaldūn auf die Alexandersage nicht oder nur nebenbei ein; sie hielten sich primär an die Überlieferung über den historischen Alexander. Ṭabarī betrachtete seine Quellen kritisch; er stützte sich insbesondere auf die Darstellung des bedeutenden Gelehrten Ibn al-Kalbi († 819/821) und stellte die Vernichtung des Perserreichs als notwendig und berechtigt dar, da Dareios tyrannisch regiert habe. Die Auseinandersetzung mit dem Legendenstoff war kein Thema der Geschichtsschreiber, sondern ein Anliegen der Theologen, die sich mit der Koranauslegung befassten.[56] Reichhaltiges Legendenmaterial über Alexander war im muslimischen Spanien (Al-Andalus) verbreitet; dort hieß es, er habe die Iberische Halbinsel als König beherrscht und in Mérida residiert.[57]

Außerdem kommt Alexander auch in der arabischen Weisheitsliteratur vor, wo er als Gelehrter und Musikliebhaber beschrieben wird. Sehr oft taucht sein Name in Spruchsammlungen auf, wobei die Sprüche teils ihm zugeschrieben werden, teils von ihm handeln.[58]

Persische und türkische Literatur
Alexander in einer persischen Handschrift des 14. Jahrhunderts

Im Persischen wurde Alexander Iskandar, Sikandar oder Eskandar genannt. In der Spätantike war im persischen Sassanidenreich eine Legende verbreitet, wonach er der persischen Religion, dem Zoroastrismus, einen schweren Schlag versetzte, indem er religiöse Schriften vernichten ließ. Daher war Alexander bei den Anhängern dieser Religion verhasst und wurde als teuflisches Wesen betrachtet.[59] Nach der Islamisierung wirkte sich diese Sage aber im gegenteiligen Sinne aus, denn nun machte man aus Alexander einen Vorkämpfer des Monotheismus gegen heidnische Götzendiener.

Der berühmte persische Dichter Firdausī († 1020) baute eine Version der Alexanderlegende in das iranische Nationalepos Šāhnāmeh ein, wobei er in manchen Einzelheiten von Pseudo-Kallisthenes abwich. Für ihn war Alexander ein „römischer Kaiser“ und Christ, der unter dem Kreuzeszeichen kämpfte; offenbar dachte er dabei an die byzantinischen Kaiser.[60] Außerdem machte er – wie schon Ṭabarī, der persischer Abstammung war – Alexander zu einem Halbbruder des Darius, womit er ihn für das Persertum vereinnahmte; aus der Vernichtung des Perserreichs wurde ein Bruderzwist innerhalb der iranischen Herrscherfamilie.

1191 schuf der persische Dichter Nezāmi das Eskandar-Nāme („Alexander-Buch“). Sein Alexander ist völlig islamisiert; er ist ein monotheistischer Held, der den Zoroastrismus der Perser mit Feuer und Schwert ausrottet und dafür den Beifall des Dichters erhält. Er unterwirft nicht nur Indien, sondern auch China[61] und gelangt im Westen bis nach Spanien. Wie schon bei Firdausī sucht Alexander auch Mekka auf und reinigt dort die Kaaba. Außerdem ist er auch Philosoph und ein großer Förderer der Wissenschaft; er befiehlt den Gelehrten, das Wissen aller Völker zusammenzutragen. Das Eskandar-Nāme wurde zum Vorbild für einige spätere Dichtungen ähnlicher Art.[62]

Die Handschriften der persischen Alexander-Bücher wurden trotz des islamischen Bilderverbots ab dem 14. Jahrhundert mit Buchmalerei geschmückt. In Nordindien sorgten die Mogul-Kaiser des 16. Jahrhunderts für die Bebilderung solcher Bücher.

Im Jahr 1390 verfasste der türkische Dichter Tāǧ ed-Dīn Ibrāhīm Aḥmedī das türkische Alexanderepos Iskendernāme, die erste türkische Bearbeitung des Alexanderstoffs. Dafür bildete Nezāmis „Alexanderbuch“ die Grundlage, doch verfügte Aḥmedī auch über andere Quellen, aus denen er zusätzliches Sagenmaterial bezog. Sein Werk war im osmanischen Reich lange berühmt und gelangte auch nach Iran und Afghanistan.

Hebräische Literatur

Die jüdische Alexanderrezeption war von dem Umstand geprägt, dass der Makedone schon in der Antike als Freund des jüdischen Volkes und Diener Gottes betrachtet wurde. In der mittelalterlichen hebräischen Alexanderliteratur floss Material aus unterschiedlichen Traditionen zusammen. Einerseits handelte es sich um Stoff aus dem griechischen Alexanderroman bzw. der Historia de preliis, andererseits um einzelne Sagen jüdischer Herkunft (Verhalten Alexanders in Jerusalem, seine Schutzmaßnahme gegen Gog und Magog, sein Aufenthalt im irdischen Paradies und weitere Geschichten).[63]

Die hebräische Überlieferung wurde nicht nur von der griechischen und lateinischen beeinflusst, sondern wirkte auch ihrerseits auf die westeuropäische Alexandersage ein. Weit verbreitet war in der lateinischsprachigen Welt eine von Petrus Comestor eingeführte Variante der Erzählung von Gog und Magog, wonach Alexander nicht die wilden Völker Gog und Magog, sondern die zehn jüdischen Stämme aussperrte, um sie für ihre Abwendung vom wahren Gott zu bestrafen.[64]

Äthiopische Alexanderlegende

Ins christliche Äthiopien gelangte der Alexanderroman auf dem Umweg über eine arabische Fassung. Der Stoff wurde für die Bedürfnisse eines geistlich orientierten Publikums stark umgestaltet. Alexander wird zu einem christlichen König, der den christlichen Glauben predigt. Er lebt keusch und ist ein Vorbild der Tugendhaftigkeit. Er stirbt wie ein Einsiedler, nachdem er sein Vermögen an die Armen verteilt hat. Durch diese besonders weitreichende Umarbeitung des Romans wird er zu einem Erbauungsbuch.

Humanismus und Frühe Neuzeit

„Alexanders Einzug in Babylon“ von Charles Le Brun, 1661-1665

Petrarca behandelte in seinem Werk „Über berühmte Männer“ auch Alexander, wobei er sich an Curtius Rufus hielt, dessen negative Äußerungen er herausgriff; Positives verschwieg er.

Die außerordentliche Bekanntheit der Legendengestalt Alexander hielt auch in der Frühen Neuzeit an. So schrieb der Chronist Johannes Aventinus († 1534), es sei „kein Herr, kein Fürst unseren Leuten, auch dem gemeinen ungelehrten Mann, so bekannt“ wie Alexander.[65] Andererseits drangen aber in der Renaissance die Humanisten zum historischen Alexander vor und taten die Alexandersage als Märchen ab. Die Wiederentdeckung griechischer Quellen (insbesondere Arrians), die im Mittelalter unbekannt waren, ermöglichte einen neuen Zugang zur Epoche Alexanders. Schon der Portugiese Vasco da Lucena, der 1468 am Hof Karls des Kühnen von Burgund die erste französische Übersetzung der Alexanderbiographie des Curtius Rufus anfertigte, übte scharfe Kritik an der Legende, in deren Übertreibungen und Wunderglauben er eine Verdunkelung der wahren historischen Leistung Alexanders sah.[66]

1528/29 schuf der Maler Albrecht Altdorfer sein berühmtes Gemälde Die Alexanderschlacht.

Auf Dichter und Romanautoren übte die Gestalt Alexanders weiterhin eine starke Faszination aus. Ab dem 17. Jahrhundert handelt es sich allerdings großenteils um Werke, deren Handlung sich – ganz im Gegensatz zur traditionellen Alexandersage – um frei erfundene erotische Verwicklungen dreht und nur noch geringe Ähnlichkeit mit dem ursprünglichen Legendenstoff aufweist.

Hans Sachs schrieb 1558 eine Tragedia von Alexandro Magno, die in sieben Akten die ganze Geschichte Alexanders darstellt. In Frankreich verfasste Jacques de la Taille 1562 die Tragödien La Mort de Daire und La Mort d'Alexandre, und Alexandre Hardy wählte dieselben Titel für zwei seiner Tragödien (La Mort d'Alexandre, 1621, und La Mort de Daire, 1626). Im weiteren Verlauf des 17. Jahrhunderts folgten zahlreiche Tragödien und Tragikomödien, darunter Racines Alexandre le Grand (Uraufführung 1665). Noch intensiver war die Rezeption in italienischer Sprache. Antonio Cesti komponierte die Oper Alessandro vincitor di se stesso (Uraufführung Venedig 1651), Francesco Lucio ein “dramma musicale” Gl'amori di Alessandro Magno e di Rossane (Libretto von Giacinto Andrea Cicognini, 1651); zahlreiche Dramen, Melodramen, Opern und Ballette folgten. Unter den Opern waren besonders erfolgreich Alessandro Magno in Sidone von Marc’Antonio Ziani (1679, Libretto von Aurelio Aureli), die “tragicommedia per musica” Alessandro in Sidone von Francesco Bartolomeo Conti (1721, Libretto: Apostolo Zeno) und Alessandro nell’Indie von Leonardo Vinci (1729, Libretto: Pietro Metastasio) sowie vor allem Alessandro von Händel (Uraufführung in London 1726, Libretto von Paolo Antonio Rolli). Gluck verwertete Elemente des Alexanderstoffs sowohl in seiner Oper Poro (Alessandro nell’India) (Uraufführung: Turin 1744, Libretto von Metastasio) als auch in dem Ballett Alessandro.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts schrieb in Spanien der Dichter Lope de Vega die Tragikomödie Las grandezas de Alejandro.

Der englische Schriftsteller John Lyly schrieb die Komödie Campaspe (Uraufführung 1584), die auch unter dem Titel Alexander and Campaspe bekannt ist und von einem Aufenthalt Alexanders in Athen handelt. John Dryden dichtete 1692 die Ode Alexander’s Feast, welche die Basis für das Libretto des 1736 vollendeten und uraufgeführten gleichnamigen Oratoriums von Georg Friedrich Händel (HWV 75) bildete.

In Griechenland wurde von 1529 bis ins frühe 20. Jahrhundert die Alexanderlegende in gedruckten Volksbüchern verbreitet, zunächst vorwiegend in Versform (Rimada, 14 Drucke von 1529 bis 1805), ab dem 18. Jahrhundert meist in Prosa (Phyllada). Von insgesamt 43 Drucken der Phyllada aus dem Zeitraum von ca. 1680 bis 1926 erschienen 20 in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.[67]

Moderne Belletristik

Modernes Alexander-Denkmal in der Republik Mazedonien

In der Moderne hat sich die Belletristik stärker als früher um Nähe zum historischen Alexander bemüht, dabei aber zum Teil nicht auf Legendenstoff verzichtet. Zu den bekannteren historischen Romanen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gehören Alexander in Babylon von Jakob Wassermann (1905), Alexander. Roman der Utopie von Klaus Mann (1929), der Alexander als gescheiterten Utopisten darstellt, und Iskander von Paul Gurk (1944). Weitere belletristische Darstellungen von Alexanders Leben stammen von Mary Renault, Gisbert Haefs und Valerio Massimo Manfredi. Arno Schmidt lässt in seiner Erzählung Alexander oder Was ist Wahrheit den Ich-Erzähler Lampon eine Wandlung vom Verehrer zum Gegner Alexanders durchmachen.

Beurteilung in der modernen Forschung

Den Ausgangspunkt der modernen wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Alexander bildete die 1833 erschienene „Geschichte Alexanders des Großen“ von Johann Gustav Droysen. Droysen betonte die aus seiner Sicht positiven kulturellen Folgen von Alexanders Politik einer „Völkervermischung“ statt einer bloßen makedonischen Herrschaft über unterworfene Barbaren. Er lobte die Wirtschaftspolitik, die Städtegründungen und die Förderung der Infrastruktur und meinte, auf religiösem Gebiet habe Alexanders Politik die Entstehung einer Weltreligion vorbereitet. Dieser Sichtweise war eine starke Nachwirkung beschieden. Im englischen Sprachraum war ihr Hauptvertreter im 20. Jahrhundert William W. Tarn, dessen 1948 erschienene Alexander-Biographie den Eroberer als Idealisten beschreibt, der eine zivilisatorische Mission erfüllen wollte.

Dieser Einschätzung, deren Grundidee schon bei Plutarch auftaucht, steht eine dezidiert negative Wertung gegenüber, welche Kernpunkte der antiken Alexanderkritik aufgreift. Die Vertreter dieser Richtung (Ernst Badian, Albert B. Bosworth, Ian Worthington, Wolfgang Will) sehen in dem Eroberer primär einen Zerstörer, dessen Fähigkeiten sich auf Militärisches beschränkten. Politisch sei er an seinen Fehlern gescheitert. Er habe impulsive, irrationale Entscheidungen getroffen und sich mit den Säuberungen unter seinen Vertrauten und Offizieren schließlich in die Isolation manövriert, da er niemandem mehr vertrauen konnte.[68] Sogar die militärischen Leistungen Alexanders, die früher einhellige Anerkennung fanden, werden von den modernen Kritikern relativiert; so charakterisiert Badian den Rückmarsch aus Indien als eine von Alexander verschuldete militärische Katastrophe.

Neben diesen stark wertenden Darstellungen stehen Untersuchungen vor allem aus neuerer und neuester Zeit, deren Autoren von vornherein darauf verzichten, die Persönlichkeit Alexanders zu erfassen, ein Werturteil über sie abzugeben und seine verborgenen Motive zu erkunden (was aufgrund der Quellenlage sehr schwierig ist, worauf u. a. Gerhard Wirth hingewiesen hat). Diese Forscher untersuchen vielmehr Alexanders Selbstdarstellung, deren Wandel und die sich daraus ergebenden politischen Folgen.

Siehe auch

Quellen

  • Waldemar Heckel und John C. Yardley: Alexander the Great. Historical Sources in Translation. Blackwell, Oxford 2004. ISBN 0631228217.
    (thematisch geordnete Sammlung von Quellenauszügen in englischer Übersetzung mit knappen Kommentaren und weiterführenden Hinweisen; als erster Überblick zu empfehlen)

Literatur

Zum historischen Alexander
  • Pedro Barceló: Alexander der Große. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2007. ISBN 3896786105
  • O. Battistini und F. Bertocchini (Hrsgg.): Alexandre le Grand. Histoire et dictionnaire. Laffont, Paris 2004, ISBN 2-221-09784-X
  • Helmut Berve: Das Alexanderreich auf prosopographischer Grundlage. 2 Bde., Beck, München 1926.
    (weiterhin grundlegend für Institutionen und Personen)
  • Albert Brian Bosworth: Alexander and the East: The Tragedy of Triumph. Oxford-New York 1996.
    (teilweise sehr negative Bewertung Alexanders durch einen Historiker, der ihm zahlreiche Bücher und Aufsätze gewidmet hat)
  • Albert Brian Bosworth: Conquest and Empire. The Reign of Alexander the Great. Cambridge Univ. Pr., Cambridge 1988, 1993, ISBN 0-521-40679-X.
  • Albert Brian Bosworth: Alexander the Great. In: The Cambridge Ancient History, Bd. 6: The Fourth Century B.C., 2. Auflage, Cambridge University Press, Cambridge 1994, S. 791-875. ISBN 0-521-23348-8
  • Paul Cartledge: Alexander the Great. The Hunt for a New Past. Overlook Press, Woodstock NY, London 2004, ISBN 1585675652.
    (gut lesbare und aktuelle Darstellung, wenngleich eher thematisch als chronologisch gegliedert)
  • Johannes Engels: Philipp II. und Alexander der Große (Geschichte kompakt Antike). Darmstadt 2006, ISBN 3-534-15590-4.
    (sehr gute Einführung)
  • Robin Lane Fox: Alexander der Große. Eroberer der Welt. Klett-Cotta, Stuttgart 2004, 2005 (4. Aufl.), ISBN 3608940782.
    (nicht unumstrittene, aber großartig erzählte Darstellung, die Alexander recht positiv sieht)
  • Hans-Joachim Gehrke: Geschichte des Hellenismus (= Oldenbourg Grundriss der Geschichte Bd. 1b). 4. Auflage, Oldenbourg, München 2008. ISBN 978-3-486-58785-2
  • Hans-Joachim Gehrke: Alexander der Große. 4. Auflage, München 2005. ISBN 3-406-41043-X.
    (knappe Einführung)
  • Peter Green: Alexander of Macedon. A historical Biography. Univ. of California Press, Berkeley-Los Angeles-London 1992 (Nachdruck von Penguin, Harmondsworth 1974), ISBN 0-520-07166-2.
    (neben Bosworth, Lauffer und Lane Fox eine der besten modernen Alexander-Biografien)
  • Nicholas Hammond: Alexander der Große. Feldherr und Staatsmann. Propyläen, München 2001, ISBN 354907140X.
  • Waldemar Heckel: The Marshals of Alexander's Empire. Routledge, London 1992, ISBN 0415050537.
    (nützliches prosopografisches Handbuch)
  • Waldemar Heckel: Who’s Who In The Age Of Alexander The Great. Prosopography of Alexander’s Empire. Blackwell, Oxford [u.a.] 2006, ISBN 1-405-11210-7
  • Waldemar Heckel, Lawrence A. Tritle (Hrsg.): Alexander the Great. A new History. Blackwell, Oxford u.a. 2009.
    (Aktuelle und nützliche Sammlung von Beiträgen zu verschiedenen Schlüsselthemen [z. B. Eroberungen, Armee, Hof, Persien, Privatleben, Rezeption].)
  • Siegfried Lauffer: Alexander der Große. dtv, München 1978, 2004, ISBN 3-423-34066-5
    (wohl die beste deutsche Kurzdarstellung, sehr quellennah)
  • Michael Pfrommer: Alexander der Große. Auf den Spuren der Macht (Sonderband Antike Welt). Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2001
  • Joseph Roisman (Hrsg.): Brill's companion to Alexander the Great. Brill, Leiden 2003, ISBN 9004124632.
    (Sammelband mit Beiträgen zu verschiedenen Schlüsselthemen, darunter Alexander als Stratege, Selbstdarstellung, der Hof)
  • Jakob Seibert: Alexander der Große. Erträge der Forschung, Bd. 10. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1972, ISBN 3-534-04492-4.
  • William W. Tarn: Alexander the Great. 2 Bde. Cambridge 1948 (dt. 1968, Nachdruck in einem Band 1981).
    (teilweise sehr romantisierende Darstellung, wobei Alexander ausgesprochen positiv beurteilt wird; Bd. 2 bietet einen Überblick über die Quellen sowie Einzeluntersuchungen)
  • Hans-Ulrich Wiemer: Alexander der Große. C.H. Beck Studium, München 2005. ISBN 3406528872.
    (sehr solide Einführung)
  • Josef Wiesehöfer: Das antike Persien. Von 550 v. Chr. bis 650 n. Chr. Düsseldorf-Zürich 1998, 2005. ISBN 3491961513
    (Standardwerk zum Achaimenidenreich)
  • Wolfgang Will: Alexander der Große. Kohlhammer, Stuttgart 1986, ISBN 3-17-008939-0 (Urban Taschenbücher 370)
  • Wolfgang Will (Hrsg.): Zu Alexander dem Großen. Festschrift Gerhard Wirth zum 60. Geburtstag. 2 Bde., Hakkert, Amsterdam 1987 und 1988.
  • Gerhard Wirth: Alexander der Große mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek 1973, ISBN 3-499-50203-8.
  • Ian Worthington (Hrsg.): Alexander the Great. A Reader. Routledge Reader. Routledge, London 2003. ISBN 0415291860
    (Aufsatzsammlung, in der auch Quellen, zumeist aus Fragmente der griechischen Historiker, in englischer Übersetzung zitiert werden)
Antike Rezeption
  • Jean-Michel Croisille (Hrsg.): Neronia IV. Alejandro Magno, modelo de los emperadores romanos, Latomus, Bruxelles 1990, ISBN 2-87031-149-4
  • Karsten Dahmen: The Legend of Alexander the Great on Greek and Roman Coins, Routledge, London 2007, ISBN 0-415-39451-1
  • Siegmar Döpp: Alexander in spätlateinischer Literatur, in: Göttinger Forum für Altertumswissenschaft 2 (1999), S. 193-216, Online
Mittelalterliche Rezeption
  • Willem J. Aerts (Hrsg.): Alexander the Great in the Middle Ages. Ten Studies on the Last Days of Alexander in Literary and Historical Writing, Alfa, Nijmegen 1978
  • George Cary: The Medieval Alexander, University Press, Cambridge 1956
  • Heribert J. Gleixner: Das Alexanderbild der Byzantiner, Salzer, München 1961
  • Laurence Harf-Lancner u.a. (Hrsg.): Alexandre le Grand dans les littératures occidentales et proche-orientales, Centre des Sciences de la Littérature, Nanterre 1999
  • Tilman Nagel: Alexander der Große in der frühislamischen Volksliteratur, Verlag für Orientkunde, Walldorf 1978
  • Richard Stoneman: Alexander the Great. A Life in Legend, Yale University Press, New Haven 2008, ISBN 978-0-300-11203-0
  • Klaus Wessel u. a.: Artikel Alexander der Große in Kunst und Literatur, in: Lexikon des Mittelalters Bd. 1, München 1980, Sp. 354-366
Neuzeitliche Rezeption
  • Georg Veloudis: Der neugriechische Alexander. Tradition in Bewahrung und Wandel, Diss. München 1968
  • Georg Veloudis: Alexander der Große. Ein alter Neugrieche, Heimeran, München 1969

Weblinks

Anmerkungen

  1. Siehe die Quellenzeugnisse bei Heckel/Yardley, Alexander, S. 7f. und Eugene N. Borza, Greeks and Macedonians in the Age of Alexander. The Source Traditions, in: Transitions to Empire. Essays in Greco-Roman History, 360–146 BC, in honor of E. Badian, Univ. of Oklahoma Press, Norman 1996, S. 122–139, ISBN 0-8061-2863-1 (siehe auch hier). Anderer Meinung ist Nicholas G.L. Hammond, Literary evidence for Macedonian speech, in: Historia 43/2 (1994), S. 131–142. Im Folgenden wird mit „Makedone(n)“ nur die Herkunft aus dem antiken Makedonien ausgedrückt.
  2. Green, Alexander, S. 6f.
  3. Die antiken Quellen, darunter Plutarch, Alexander 10,5-7 und Iustin 9,6-7, 11,2,1-23 sowie Diodor 16,94-17,2 widersprechen sich. Die neuere Forschung wird bei Hans-Joachim Gehrke: Geschichte des Hellenismus, München 2003, S. 144 diskutiert.
  4. Vgl. dazu Jakob Seibert, „Panhellenischer Kreuzzug“, Nationalkrieg, Rachefeldzug oder makedonischer Eroberungskrieg? Überlegungen zu den Ursachen des Krieges gegen Persien, in: Wolfgang Will (Hg.), Alexander der Große. Eine Welteroberung und ihr Hintergrund. Vorträge des Internationalen Bonner Alexanderkolloquiums, 19. – 21. Dezember 1996, Bonn 1998, S. 3ff.
  5. Beloch, Griechische Geschichte, 2. Aufl., Bd. 3.2, S. 361; vgl. auch Lauffer, Alexander, S. 77.
  6. Curtius 3,12,27-13,16.
  7. Für die Kämpfe in der Satrapie Baktrien vgl. nun Frank L. Holt, Into the Land of Bones. Alexander the Great in Afghanistan, Berkeley 2005.
  8. Einen knappen Überblick bietet etwa A.B. Bosworth, The Indian campaigns. 327–325 B.C., in: J. Roisman (Hrsg.), Brill's Companion to Alexander the Great, S. 159–168. Vgl. auch Bosworth, Alexander, Euripides, and Dionysos. The motivation for apotheosis, in: R.W. Wallace und E.M. Harris (Hrsg.), Transitions to empire. Essays in Greco-Roman history, 360–146 B.C., Oklahoma 1996, S. 140–166; Johannes Hahn (Hrsg.), Alexander in Indien, 327–325 v. Chr., Stuttgart 2000 sowie Sabine Müller, Alexander's India: terra incognita as propaganda [1].
  9. Zur Lokalisierung vgl. Lauffer, Alexander, S. 155, Anm. 19.
  10. Vgl. Ernst Badian, Alexander the Great and the Unity of Mankind, in: Historia 7 (1958), S. 425–444.
  11. Allgemeiner Überblick bei Daniel Ogden: Alexander´s Sex Life, in: Heckel/Tritle, Alexander the Great, S. 203ff.
  12. Diskussion dazu bei Michael Rathmann: Perdikkas zwischen 323 und 320. Nachlassverwalter des Alexanderreiches oder Autokrat?. Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2005, ISBN 3-7001-3503-3, S. 9–26 (Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse. Sitzungsberichte, Band 724; Rezension). 
  13. Zum Ort dieser Grabstätte siehe Andreas Schmidt-Colinet: Das Grab Alexanders des Großen in Memphis?, in: Margaret Bridges / Johann Ch. Bürgel (Hrsg.): The Problematics of Power. Eastern and Western Representations of Alexander the Great, Bern 1996, S. 87-90.
  14. Zum politischen Hintergrund siehe Claudia Bohm: Imitatio Alexandri im Hellenismus, München 1989, S. 142-144.
  15. Harry E. Tzalas: ”The Tomb of Alexander the Great” – The history and the legend in the Greco-Roman and Arab times, in: Graeco-Arabica Bd. 5, 1993, S. 329-354, hier: 337. Tzalas stellt S. 333-336 die Quellenzeugnisse über das Grab zusammen.
  16. Zur Geschichte der Suche siehe Tzalas S. 332f., 339-348.
  17. Zu den Einzelheiten siehe die gründliche Untersuchung von Peter Marshall Fraser: Cities of Alexander the Great, Oxford 1996 (Städteliste S. 240-243, Karten S. 236-238).
  18. Zu den Anfängen der Alexanderlegenden bei den Zeitgenossen des Königs siehe Erwin Mederer: Die Alexanderlegenden bei den ältesten Alexanderhistorikern, Stuttgart 1936.
  19. Ben Edwin Perry: The Ancient Romances, Berkeley 1967, S. 35; Hartmut Bohmhammel: Valerius’ Übertragung der Alexandergeschichte und ihre gesellschaftlichen Tendenzen, Diss. Berlin 2008, S. 6.
  20. Zur Nektanebos-Legende siehe Richard Stoneman: Alexander the Great. A Life in Legend, New Haven 2008, S. 6ff.
  21. Bohmhammel S. 120-135.
  22. Eine eingehende Untersuchung dieses Teils der Alexandersage und seiner Nachwirkung in der Patristik und im Mittelalter bietet Florian Kragl: Die Weisheit des Fremden. Studien zur mittelalterlichen Alexandertradition, Bern 2005.
  23. Zur Frage des Alexanderkults in den Diadochenreichen siehe Robert Malcolm Errington: Alexander in the Hellenistic World, in: Alexandre le Grand. Image et réalité, Genf 1976, S. 145-158, 162-172, Alfred Heuß: Alexander der Große und die politische Ideologie des Altertums, in: Antike und Abendland Bd. 4 (1954) S. 66f. und die Untersuchung von Bohm (1989).
  24. Bohm S. 145, 153ff., 181.
  25. Gerhard Wirth: Alexander und Rom, in: Alexandre le Grand. Image et réalité, Genf 1976, S. 186-210; Otto Weippert: Alexander-Imitatio und römische Politik in republikanischer Zeit, Augsburg 1972, S. 56ff.
  26. Siehe dazu Corinne Jouanno: Un épisode embarrassant de l’histoire d’Alexandre: la prise de Thèbes, in: Ktèma Bd. 18 (1993) S. 245-258.
  27. Max Brocker: Aristoteles als Alexanders Lehrer in der Legende, Bonn 1966, S. 20; Mederer S. 149-151.
  28. Zu Senecas Alexander-Rezeption siehe Heuß (1954) S. 88f.; zur philosophischen Alexanderkritik allgemein Johannes Stroux: Die stoische Beurteilung Alexanders des Großen, in: Philologus 88 (1933) S. 222-240 und William W. Tarn: Alexander, Cynics and Stoics, in: American Journal of Philology 60 (1939) S. 41-70, hier: 54-56.
  29. Lucan: Bellum civile 10, 20-45.
  30. Gerhard Wirth: Der Weg in die Vergessenheit, Wien 1993, S. 48-50.
  31. Heuß (1954) S. 94f.
  32. Ernst Bammel: Der Zeuge des Judentums, in: Wolfgang Will (Hrsg.): Zu Alexander dem Großen, Bd. 1, Amsterdam 1987, S. 283; vgl. Wirth (1993) S. 20-23.
  33. Johannes Chrysostomos: Ad illuminandos catechesis 2.5.
  34. Zum Alexanderbild des Orosius siehe Siegmar Döpp: Alexander in spätlateinischer Literatur, in: Göttinger Forum für Altertumswissenschaft 2 (1999), S. 193-216, hier: 209-212 online.
  35. Herwig Buntz: Die deutsche Alexanderdichtung des Mittelalters, Stuttgart 1973, S. 1. Das grundlegende Standardwerk für die mittelalterliche Alexander-Rezeption ist George Cary: The Medieval Alexander, Cambridge 1956.
  36. Zu den orientalischen Versionen siehe Rudolf Macuch: Pseudo-Callisthenes Orientalis and the Problem of Ḏu l-qarnain, in: Graeco-Arabica Bd. 4, 1991, S. 223-264; David J. A. Ross: Alexander Historiatus. A Guide to medieval illustrated Alexander Literature, Frankfurt a.M. 1988, S. 6-9.
  37. Dan 2, 31-45 sowie Dan 7 und 8.
  38. Zur antiken und mittelalterlichen Auslegung siehe Hartmut Wulfram: Der Übergang vom persischen zum makedonischen Weltreich bei Curtius Rufus und Walter von Châtillon, in: Ulrich Mölk (Hrsg.): Herrschaft, Ideologie und Geschichtskonzeption in Alexanderdichtungen des Mittelalters, Göttingen 2002, S. 40ff.
  39. Victor M. Schmidt: A Legend and its Image. The Aerial Flight of Alexander the Great in Medieval Art, Groningen 1995 (Untersuchung mit zahlreichen Abbildungen). Siehe auch Stoneman (2008) S. 111-119.
  40. Gottfried von Admont: Homilia XVI, in: Migne, Patrologia Latina, Bd. 174 Sp. 1131f.; Hugo von Sankt Viktor: Allegoriae in Vetus Testamentum 9.4, in: Migne, Patrologia Latina, Bd. 175 Sp. 749f.
  41. Trude Ehlert: Deutschsprachige Alexanderdichtung des Mittelalters, Frankfurt a.M. 1989, S. 20f. Siehe auch Ulrich Mölk: Alberics Alexanderlied, in: Jan Cölln u. a. (Hrsg.): Alexanderdichtungen im Mittelalter, Göttingen 2000, S. 21-36.
  42. Eine Übersicht über die französische Dichtung bietet Ross (1988) S. 9-17; vertiefte Darstellungen bieten Martin Gosman: La légende d’Alexandre le Grand dans la littérature française du 12e siècle, Amsterdam 1997, und Catherine Gaullier-Bougassas: Les romans d’Alexandre. Aux frontières de l’épique et du romanesque, Paris 1998.
  43. Die Geschichte der Alexanderrezeption im italienischen Mittelalter beschreibt Joachim Storost: Studien zur Alexandersage in der älteren italienischen Literatur, Halle (Saale) 1935.
  44. Ehlert (1989) S. 43-46, 59; Christoph Mackert: Die Alexandergeschichte in der Version des ‚pfaffen’ Lambrecht, München 1999, S. 36f., 262-267, 277-297, 336ff.
  45. Ehlert S. 59-62.
  46. Zu diesem Werk siehe Gerrit Bunt: Alexander the Great in the literature of Medieval Britain, Groningen 1994, S. 19-26.
  47. Heribert J. Gleixner: Das Alexanderbild der Byzantiner, München 1961, S. 67-85, 97-100.
  48. Willem J. Aerts: The Last Days of Alexander the Great according to the Byzantine Alexander Poem, in: Willem J. Aerts (Hrsg.): Alexander the Great in the Middle Ages. Ten Studies on the Last Days of Alexander in Literary and Historical Writing, Nijmegen 1978, S. 25-27 (und S. 21f. zur Datierung).
  49. Macuch S. 237.
  50. Hierzu und zu islamischen Auslegungen der Koranstelle siehe Macuch S. 241-257; Alexander Demandt: Alexander im Islam, in: Monika Schuol, Udo Hartmann, Andreas Luther (Hrsg.): Grenzüberschreitungen. Formen des Kontakts zwischen Orient und Okzident im Altertum, Stuttgart 2002, S. 11-15; Brocker S. 83-86; zuletzt Kevin van Bladel: The Alexander Legend in the Qur'an 18:83-102, in: Gabriel S. Reynolds (Hrsg.): The Qur'an in Its Historical Context, London 2008, S. 175-203.
  51. Dominique Svenson: Darstellungen hellenistischer Könige mit Götterattributen, Frankfurt a.M. 1995, S. 14-17.
  52. Zum antiken Ursprung dieses Sagenmotivs siehe Demandt (2002) S. 13f.
  53. Macuch S. 241. Die Stelle ist Pseudo-Kallisthenes, Vita Alexandri Magni 2.39.12. Skeptisch äußerte sich allerdings Brannon M. Wheeler: Moses or Alexander? Early Islamic Exegesis of Qur’an 18:60-65, in: Journal of Near Eastern Studies 57 (1998) S. 192ff.
  54. Zum arabischen Alexanderroman siehe Toufic Fahd: La version arabe du Roman d’Alexandre, in: Graeco-Arabica Bd. 4, 1991, S. 25-31.
  55. Brocker S. 79.
  56. Michel M. Mazzaoui: Alexander the Great and the Arab Historians, in: Graeco-Arabica Bd. 4, 1991, S. 33-43.
  57. Zu den spanischen Versionen der muslimischen Alexanderlegende siehe Manuela Marín: Legends of Alexander the Great in Moslem Spain, in: Graeco-Arabica Bd. 4, 1991, S. 71-89.
  58. Richard Stoneman: Alexander the Great in the Arabic Tradition, in: Stelios Panayotakis (Hrsg.): The Ancient Novel and Beyond, Leiden 2003, S. 15-18.
  59. Brocker S. 62-65, 96; Stoneman (2008) S. 41-44. Noch im 17. Jahrhundert war diese Sichtweise bei den Parsen in Indien verbreitet; siehe Friedrich Pfister: Kleine Schriften zum Alexanderroman, Meisenheim 1976, S. 303.
  60. Macuch S. 258f.
  61. Von einem Vordringen Alexanders nach China hatte schon der 1048 gestorbene persische Gelehrte al-Bīrūnī geschrieben, siehe Demandt (2002) S. 14.
  62. Macuch S. 259. Zu Nezāmis Epos siehe auch Johann C. Bürgel: Krieg und Frieden im Alexanderepos Nizamis, in: Margaret Bridges / Johann Ch. Bürgel (Hrsg.): The Problematics of Power. Eastern and Western Representations of Alexander the Great, Bern 1996, S. 91-107.
  63. Ross (1988) S. 33-36, 45, 59, 64f. Zur jüdischen Alexanderlegende siehe auch Brocker S. 71-78, Pfister (1976) S. 319-327.
  64. Ross (1988) S. 34-36.
  65. Arthur Hübner: Alexander der Große in der deutschen Dichtung des Mittelalters, in: Die Antike Bd. 9 (1933) S. 32.
  66. Florens Deuchler: Heldenkult im Mittelalter, in: Margaret Bridges / Johann Ch. Bürgel (Hrsg.): The Problematics of Power. Eastern and Western Representations of Alexander the Great, Bern 1996, S. 20f.
  67. Georg Veloudis: Alexander der Große. Ein alter Neugrieche, München 1969, S. 16f. Vgl. die ausführlichere Darstellung in der Dissertation von Georg Veloudis: Der neugriechische Alexander, München 1968.
  68. Der von Ernst Badian verfasste Alexander-Artikel im Neuen Pauly, einem maßgeblichen Nachschlagewerk (Bd. 1 Sp. 468-474), fasst die aus der Sicht dieser Forschungsrichtung wesentlichen Gesichtspunkte zusammen. Siehe auch die Kritik an der Alexanderkritik von Frank L. Holt: Alexander the Great today. In the Interests of Historical Accuracy?, in: The Ancient History Bulletin 13 (1999), S. 111–117 und Professor Worthingtons Antwort auf Holt.


Vorgänger Amt Nachfolger
Philipp II. König von Makedonien
356–323 v. Chr.
Philipp III.
unsicher Pharao (König) von Ägypten
Griechisch-römische Zeit (Ägypten)



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