- Alexander von Humboldt (Schiff)
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Das Segelschiff Alexander von Humboldt ist eine stählerne deutsche Bark, die 1906 als Feuerschiff unter dem Namen Reserve Sonderburg gebaut wurde. Mitte der 1980er Jahre wurde sie als Feuerschiff außer Dienst gestellt und zum Segelschiff umgebaut. Seither dient sie als Jugend- und Ausbildungsschiff.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Das Schiff wurde im Jahr 1906 als Reserve-Feuerschiff Reserve Sonderburg vom preußischen Seefahrtministerium geplant und in Auftrag gegeben. Am 10. September 1906 lief es bei der Bremer Weserwerft, der späteren AG Weser, mit der Baunummer 155 vom Stapel. Es war das erste von vier Schwesterschiffen; die anderen drei waren die Norderney (I) (heute Museumsschiff in Wilhelmshaven), die Norderney (II) und die Amrumbank (I) (beide im Zweiten Weltkrieg zerstört).
Planungsgrundlage war, wie bei vielen anderen Feuerschiffen auch, ein seetüchtiger Segelschiffsrumpf (oft nach dem führenden Konstrukteur bei Tecklenborg, Dr.-Ing. h. c. Georg Wilhelm Claussen, „Claussen-Rumpf“ genannt), auf den aber anstelle dreier normaler Segelmasten zwei Segelmasten (Fock- und Besanmast) und ein Laternenmast auf Großmastposition aufgesetzt wurde. Feuerschiffe dieser Zeit waren quasi als Schoner getakelt, d. h. sie hatten für alle Masten auch die entsprechenden Segel an Bord. Wie alle Feuerschiffe war es rot gestrichen und trug weiße Schriftzeichen.
Nach dem Umbau zum Segelschulschiff mit Barkrigg erhielt es ein langes Poopdeck zur Unterbringung der Mannschaften, neues stehendes und laufendes Gut, einen längeren Klüverbaum, einen grünen Anstrich und eine grüne Besegelung. Den heutigen Namen Alexander von Humboldt, oft kurz „Alex“, trägt das Segelschiff seit 1988.
Geschichte
Zweck eines Reservefeuerschiffes war die Vertretung eines „Stamm“-Feuerschiffes während der jährlichen Werftliegezeiten. Auf welchen Namen es genau getauft wurde, ist nicht ganz geklärt; sowohl der Name Reserve Fehmarnbelt (nach dem ersten Einsatzort), als auch Reserve Sonderburg (auch Reserve.Sonderburg mit Name Reserve, Heimathafen Sonderburg) tauchen auf. Anhand der Schiffsglocke ist allerdings die letztgenannte Möglichkeit, also einfach Reserve mit Heimathafen Sonderburg, am ehesten anzunehmen. Ab 1920, nachdem Sonderburg dänisch wurde (siehe Sønderborg), hieß das Schiff Reserve Holtenau.
- 1906–1939 Einsatz als Reserve-FS für die Stationen: Adlergrund, Jasmund (bis 1925), Fehmarnbelt (1. Einsatzort), Gabelsflach, Kiel, Kalkgrund/Flensburg, Amrumbank, Außeneider
- 1914–1918 Einsatz als Kriegsfeuerschiff Ost auf verschiedenen Ostsee-Stationen
- 1920–1945 Umbenennung in Reserve-Holtenau (1920, Heimathafen Kiel-Holtenau); Einsatz auf wechselnden Positionen, hauptsächlich in der Ost- und auch in der Nordsee
- 1945 fester Standort: Übernahme der Station Kiel, Position: 54° 30′ und 10° 18′ Ost und Umbenennung in Kiel (III) wegen Verlust des Stamm-FS Kiel (II) von 1902 durch Fliegerbomben
- 1946 Eigner und Dienstherr: Wasser- und Schifffahrtsdirektion Kiel
- 1950 Austausch der Dampfmaschine (175 PS) gegen Dieselmotor (300 PS)
- 4. Januar 1957 Kollision mit finnischem Motorschiff Satu, wegen Wassereinbruchs in flaches Wasser geschleppt, auf Grund gesetzt, am 13. Januar 1957 gehoben, Instandsetzung und Modernisierung: Staatswerft in Rendsburg-Saatsee; nach mehr als zwei Jahren 1959 wieder auf Stammposition im Einsatz
- 5. Juli 1967 Einsatz als Reserve-Feuerschiff Kiel wegen Inbetriebnahme des neu erbauten Leuchtturmes „Kiel“ für die Stationen (meist Nordsee) „Fehmarnbelt“ (Ostsee), „Elbe 1“, „Weser“, „Borkumriff“, „P8“, „P12“, „Deutsche Bucht“; Eigner: Wasser- und Schifffahrtsamt Lübeck
- 1970 Einbau eines neuen Dieselmotors mit 510 PS
- 21. September 1983 Eignerwechsel (neuer Dienstherr): Wasser- und Schifffahrtsamt Wilhelmshaven
- 10. Oktober 1983 Einsatz als Stamm-FS auf Station „Deutsche Bucht“ wegen Außerdienststellung von FS Amrumbank (II)
- 1986 Einsatz als Elbe 1-Reserve und Weser-Reserve (8. Juli 1986)
- 17. September 1986 Kollision auf „Weser“-Station mit liberianischem Motorschiff Ocean Wind, wegen Schäden am 23. September 1986 Außerdienststellung und Reparatur in Wilhelmshaven, Umbenennung in Confidentia und Überführung nach Bremerhaven; Ersatz der vakanten „Weser“-Station durch vollautomatisches Feuerschiff FS1
Nach ihrer Außerdienststellung wurde das Feuerschiff bereits am 30. September von der „Deutsche Stiftung Sail Training“, einer Stiftung zur Förderung des Jugendsegelns (getragen u. a. vom Automobil-Spediteur E. H. Harms GmbH & Co. und der Brauerei Beck & Co.) gekauft. Die „Deutsche Stiftung Sail Training“ ist in der Sail Training Association Germany (STAG) organisiert, einem nationalen Zusammenschluss von Segelausbildungsschiffen. Sie ließ das Schiff mit viel Eigeninitiative und in Zusammenarbeit mit den MWB Motorenwerken Bremerhaven nach Plänen des polnischen Schiffsarchitekten Zygmunt Choreń für 2,2 Millionen DM zu einem Großsegler (Bark) umbauen. Als Referenz an die Segelschiffe der Rickmers Reederei wurde der Rumpf dauerhaft grün gestrichen. Nach der Probefahrt am 3. März 1988 erfolgte am 20. Mai 1988 die Taufe des fertigen Schiffs nach dem deutschen Naturforscher auf den Namen Alexander von Humboldt und damit die offizielle Indienststellung durch die „Deutsche Stiftung Sail Training“. Die Laterne des Feuerschiffes wurde vor dem Kieler Schiffahrtsmuseum (in der ehemaligen Fischhalle unmittelbar am Kieler Hafen) aufgestellt.
Seit ihrem Umbau hat die Alexander von Humboldt weit über 300.000 Seemeilen zurückgelegt, dies entspricht etwa dem vierzehnfachen Äquatorumfang. Höhepunkte sind jedes Jahr die Tall Ships' Races (früher Cutty Sark Tall Ships’ Races), Regatten, bei denen sich vor allem Großsegler und speziell deren jugendliche Mannschaften aus aller Welt treffen, sowie die Wintertörns um die Kanarischen Inseln herum. Im Sommer segelt das Schiff hauptsächlich in Nord- und Ostsee. Die Alexander von Humboldt dient des weiteren als „Windjammer für die Jugend“ als Segelschulschiff für zahlende Gäste allen Alters, die das Segeln auf Großseglern erlernen wollen.
Eine der weitesten Reisen führte die Alexander von Humboldt auf von Humboldts Spuren (zum Gedenken an dessen Südamerika-Expedition vor 200 Jahren von 1799–1804) nach Südamerika und in die Karibik von Oktober/November 2003 bis Mai 2004. Zur Feier der Indienststellung vor 100 Jahren startete die Alexander von Humboldt im Herbst 2005 erneut zu einer Reise nach Südamerika. Die einzelnen Stationen der Jubiläumsreise waren Bremerhaven, St. Malo, Lissabon, Kanarische Inseln, Kapverdische Inseln, Rio de Janeiro, Buenos Aires, Ushuaia (Feuerland), Valparaíso, Callao, Balboa (Panama-Kanal), Havanna, Bermudas, Azoren, St. Malo und wieder Bremerhaven. Im Rahmen dieser Reise passierte das Schiff am 13. Januar 2006 um 7:03 Uhr Ortszeit unter Führung von Kapitän Klaus Ricke Kap Hoorn, die Südspitze Südamerikas. Die Alexander von Humboldt war damit der erste Großsegler (und bis jetzt (Stand: Februar 2007) der einzige) unter deutscher Flagge, der seit 1949 Kap Hoorn umrundet hat. Sie passierte unter Segeln das Kap in Ost-West-Richtung, trotz Windstärke 10 Beaufort, in Böen 11 Beaufort, aus West. Am 19. Januar 2006 gelang einer zweiten Crew unter Kapitän Ulrich Lamprecht die Anlandung auf dem berühmten Felsen.
International bekannt wurde das Schiff als Werbeschiff für die Brauerei Beck & Co. („Beck’s Bier“) und für seine grünen Segel, einer Werbeaktion von Beck & Co. Damit ist die Alexander von Humboldt neben dem Segelschulschiff Gorch Fock der Bundesmarine der wohl bekannteste Rahsegler Deutschlands. Dieser Werbevertrag ist in der Zwischenzeit ausgelaufen, die Segel blieben aber grün.
2010 soll die Alexander von Humboldt durch einen Neubau ersetzt werden, da der Betrieb des alten Rumpfes zu kostspielig wird. Die Finanzierung des neuen Schiffes ist derzeit noch offen (Stand: Juli 2008).[1].
Auszeichnungen
- Pokal für das schnellste Schiff auf der Atlantik-Regatta von Portugal nach Madeira (2008)[2]
Siehe auch
- [2] Neubaupläne (Weblink, Stand: 16. Juli 2008)
Schiffsdaten
Name, TS-Nr. Alexander von Humboldt, TS-G 404 Rumpf Bau-Nr. 155 Stahlrumpf als Dreiinselschiff, langes Poopdeck (Unterkünfte), mit Mittschiffsbrücke verbunden, Rah-Masten mit Mars- und Bramstengen Rigg geteilte Mars-, einfache Bramrahen, Royalsegel, Skysegel am Mittelmast, Besanmast mit Stenge und 2 Gaffeln Int. Rufzeichen DFAW Nation Bundesrepublik Deutschland Reederei Deutsche Stiftung Sail Training, Bremerhaven Heimathafen Bremerhaven (Neuer Hafen West; vorher: Sonderburg, Kiel-Holtenau, Kiel, Lübeck, Wilhelmshaven) Länge über alles (Lüa) 62,55 m (inkl. 7,50 m Klüverbaum) Länge an Deck (LaD) 53,5 m Länge z. d. Loten (Lpp) 46,60 m Breite über alles 8,02 m Tiefgang leer 4,30 m Tiefgang voll (Tg) 4,88 m Schiffsmasse 660 t leer; 829 t beladen Verdrängung 816 tons (829 t) Tonnage (BRZ) 396 Segelfläche 1.035,0 m² (25 Segel: 11 Rah-, 5 Vor-, 6 Stagsegel, 2 Besane und Besantoppsegel) Masthöhe (bei Tg) Fockmast: 31,0 m (Wasserlinie-Flaggenknopf); Großmast: 34,0 m; Besanmast: 28,10 m Hilfsantrieb 4-Takt-MAN-Dieselmotor, 375 kW / 510 PS, Typ R 8 V 16/18 T Bugstrahlruder 53 kW Besatzung 23 Stammbesatzung (1 Kapitän, 3 Steuerleute, 1 Chief, 1 Maschinist, 1 Elektriker, 1 Arzt, 1 Bootsmann, 3 Toppsmatrosen, 6 Matrosen, 3 Leichtmatrosen, 2 Köche) und 37 zahlende Mitsegler Navigatorische Ausrüstung Kreiselkompass, Magnetkompass, UKW, Inmarsat C, Inmarsat Mini-M (seit Okt. 2006), Kurz- und Grenzwellentelefonie, GSM Telefon /-fax, 2 x Radar, Echolot, 2 x GPS, Wetterfax, NAVTEX, AIS, ECDIS (elektronische Seekarte) Fotos der Alexander von Humboldt
Bugspriet der Alexander von Humboldt im Sonnenaufgang
Weblinks
- Deutsche Stiftung Sail Training (Stiftung, die die Alexander von Humboldt betreibt)
- Feuerschiff Reserve Sonderburg (frühe Schiffsgeschichte der Alexander von Humboldt)
- Größenvergleich im Modellphoto der Alexander von Humboldt und der Viermastbark Pamir
- Zeitungsartikel über die geplante Alexander von Humboldt (in der Süddeutschen Zeitung)
- Fotostrecke über das Schiff Alexander von Humboldt
Einzelnachweise
- ↑ [1] HomePage der DSST
- ↑ Weser-Kurier vom 27. November 2008
- ↑ Sail Training International
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