Gjirokaster

Gjirokaster
Gjirokastra
Gjirokastra (Albanien)
DEC

40.06944444444420.1583333333337Koordinaten: 40° 4′ N, 20° 9′ O

Basisdaten
Staat: Albanien
Qark: Gjirokastra
Kreis: Gjirokastra
Einwohner: 22,800 (2004)
Zeitzone: MEZ (UTC+1)
Telefonvorwahl: (+355) 84
Postleitzahl: 6001-6002
Kfz-Kennzeichen: GJ
Struktur und Verwaltung (Stand: 2008)
Gemeindeart: Stadt
Bürgermeister: Flamur Nafiz Bime[1] (PS)
Blick von der Burg
Zentrale Kreuzung in der Altstadt
Blick über die Dächer der Altstadt
Ehemaliges politisches Gefängnis auf der Burg
Typisches Gebäude im Stadtzentrum

Die Stadt Gjirokastra (albanisch Gjirokastra oder Gjirokastër [ɟiɾoˈkastəɾ], italienisch Argirocastro, griechisch Αργυρόκαστρο Arjirókastro, türkisch Ergiri) liegt im Süden Albaniens und ist Hauptort der gleichnamigen Präfektur und des Kreises Gjirokastra. Die Einwohnerzahl beläuft sich zurzeit auf etwa 22.800 (Schätzung 2004). Die älteren Stadtteile liegen steil am Hang des Mali i Gjerë, während die neueren Quartiere am Fuß des Berges im Drinos-Tal angelegt wurden. Bis zur griechischen Grenze sind es rund 36 Kilometer.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Burgfelsen, der das ganze Tal dominiert, wurde vermutlich schon im 3. Jahrhundert v. Chr. besiedelt. Erstmals mit Mauern befestigt wurde die Anlage im 6. Jahrhundert, als andere Orte im Drinos-Tal wie Antigoneia langsam an Bedeutung verloren. Die erste schriftliche Erwähnung von Gjirokastra stammt aus dem Jahr 1336. Zwischenzeitlich hatte sich langsam eine Siedlung rund um die schutzbietende Burg gebildet. 1417 wurde Gjirokastra von den Osmanen erobert. Die beherrschende Familie blieben aber weiterhin die Zenebishi, die bald nach der türkischen Eroberung zum Islam übergetreten waren. Ende des 16. Jahrhunderts waren die Christen noch immer in der Mehrheit. In einem Defter von 1583 wurden knapp 80 muslimische und über 230 christliche Haushalte gezählt. Im Laufe des 17. Jahrhunderts kehrte sich dieses Verhältnis um.

Ali Pascha Tepelena baute die Burg von Gjirokastra Ende des 18. Jahrhunderts stark aus und ließ einen zehn Kilometer langen Aquädukt errichten, der die Festung mit Wasser versorgte. Die Wasserleitung wurde 1932 zerstört. Nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reichs war die Stadt wie der ganze Nord-Epirus heftig umstritten. Griechische, albanische, italienische und deutsche Truppen kämpften im ersten Balkankrieg, im Ersten Weltkrieg, in der Zwischenkriegszeit und im Zweiten Weltkrieg um die Vorherrschaft in der Stadt und in der Region. Gjirokastra entwickelte sich in der Folge zum Zentrum Südalbaniens. Seit dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes in Albanien leidet die Stadt unter einer starken Abwanderung. Insbesondere griechisch-stämmige, aber auch viele ethnische Albaner haben das Land verlassen. Die Unruhen gegen die Regierung im Jahr 1997 waren in Gjirokastra besonders heftig.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Gjirokastra ist auch bekannt unter dem Namen „Stadt der Steine“, da die meisten Dächer der alten Häuser mit Steinen bedeckt sind. Die unteren Geschosse der Häuser gleichen oft kleinen Trutzburgen, während die oberen Wohn-Etagen mit Holzverkleidungen, Balkonen und Fenstern ausgestattet sind. Das Stadtbild wird von der typischen Balkanarchitektur geprägt, wie man sie in ähnlich geschlossener Form auch z.B. in Berat (Mittelalbanien) und Ohrid (Mazedonien) antrifft. Die kunstvoll gepflasterten Straßen wurden im 18. Jahrhundert von den Osmanen gebaut.

Die Kommunisten hatten die kompakte und weitläufige Altstadt genauso wie Berat zur „Museums-Stadt“ erklärt, was sie unter besonderen Schutz stellte. Viele Häuser werden nur schlecht unterhalten und verfallen allmählich. Wenigstens wurden die Schäden im Bazar aus dem Jahr 1997 wieder ausgebessert. Bereits 1988 wurde die Aufnahme der Museumsstadt von Gjirokastra in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes beantragt, aber wegen einiger moderner Bauten, die den Charakter der Altstadt störten, abgelehnt. Die Eintragung erfolgte dann 2005 als ein seltenes Beispiel einer gut erhaltenen Stadt aus der Zeit der Osmanen. Sie biete ein außergewöhnliches Zeugnis für die von der islamischen Kultur geprägte Gesellschaft. 2008 wurde die Welterbestätte um die Altstadt von Berat erweitert.

Alle fünf Jahre findet in der Burg von Gjirokastra das bedeutende Nationale Volksmusikfestival statt. Es treten Musikgruppen aus allen von Albanern bewohnten Gebieten auf.

Gjirokastra verfügt über eine Universität, in der gewisse Studiengänge in Griechisch angeboten werden. Der lokale Fußballklub Luftëtari Gjirokastër spielt in der Zweiten Liga.

Umgebung

Erwähnenswert sind Sofratika und Antigoneia - zwei römisch-griechische Ausgrabungsstätten: Das römische Theater in Sofratika liegt an der Straße zwischen Gjirokastra und Griechenland und wurde in den 1970ern ausgegraben. In den letzten Jahren wurde nichts zur Erhaltung getan, und so ist es verlassen und Schafe weiden darin.

Eine bedeutende, kaum ausgegrabene Großstadt des Altertums von Griechen und Römern ist Antigoneia - benannt nach der Frau des griechischen Gründers Phyrrus. Gelegen an strategisch günstiger Stelle - am gegenüberliegenden Berghang von Gjirokastra hoch oben in den Bergen - kontrollierte es das Tal. Ausgegraben wurden hier einige Wohnhäuser, Reste von Tempeln, Säulen und ein altes Mosaik. Es gibt Gerüchte, dass hier Unmengen von Gold liegen sollen und nachts und bei Regen sind schon Grabräuber gesichtet worden. Erst zirka 5 % sind freigelegt und die Zufahrt erfordert einen Allradgeländewagen.

Persönlichkeiten

Der albanische Diktator Enver Hoxha ist in Gjirokastra geboren. In seinem wiederaufgebauten Geburtshaus ist heute das Ethnographische Museum untergebracht. In anderen Landesteilen wurde oft behauptet, dass er seine Heimatstadt besonders bevorzugt habe.

Ismail Kadare, berühmtester albanischer Schriftsteller, stammt ebenfalls aus Gjirokastra. Mit seinem Buch Chronik in Stein beschreibt er die Ereignisse in der Stadt zur Zeit des Zweiten Weltkriegs.

Weitere hier geborene Persönlichkeiten:

Literatur

  • Ferit Duka: Pofili i një qyteti shqiptar të kohës osmane: Gjirokastra gjatë shek. XV-XVI. (dt. Das Profil einer albanischen Stadt in osmanischer Zeit. Gjirokastra im 15. und 16. Jahrhundert) In: Studime Historike, Jg. 2002, S. 7-28.
  • Ismail Kadare: Chronik in Stein. DTV, München 1999. ISBN 3-423-11554-8

Weblinks

Eintrag in der Welterbeliste der UNESCO auf Englisch und auf Französisch

  • Gjirokastra. In: Spirit of Albania. geocities.com. Abgerufen am 29. September 2008. (engl., Bilder: Anthony Weir)
  • Philippe Destrehem: Gjirokastër . die Steinstadt. gotoalbania.eu. Abgerufen am 29. September 2008.

Quellen

  1. Infos über die Kommunalwahlen 2007

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