Gordon Daviot

Gordon Daviot

Josephine Tey (Pseudonym für Elizabeth Mackintosh; * 25. Juli 1896 in Inverness; † 13. Februar 1952 in London) war eine der bedeutendsten Kriminalschriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts. Als Theaterautorin benutzte sie das Pseudonym Gordon Daviot.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Josephine Tey studierte an der Royal Academy Inverness und am Anstey physical training college (Birmingham), wo sie sich zur Sportlehrerin ausbilden ließ. Nach ihrem Abschluss 1918 arbeitete sie zunächst als Lehrerin bei Liverpool und Turnbridge Wells. Sie begann zu schreiben, nachdem sie ihre reguläre Arbeit aufgeben musste, um nach dem Tod der Mutter 1926 für ihren invaliden Vater in Inverness zu sorgen. Ihre ersten Arbeiten erschienen in Zeitschriften wie dem Glasgow Herald. Ihre Kriminalromane waren zu ihren Lebzeiten sehr erfolgreich und ließen sie gut verdienen. Anfang der 1950er Jahre erkrankte sie an Krebs, was sie ihren Freunden und Bekannten bis zuletzt verschwieg. Sie war eine einzelgängerische Persönlichkeit, mied die Öffentlichkeit und heiratete nie, im Gegensatz zu ihren beiden Schwestern.

Teys wenige Kriminalromane fallen dadurch auf, dass Genreregeln bewusst gebrochen oder zumindest ausgereizt werden. Etwa The Franchise Affair (dt.: Die verfolgte Unschuld) ist ungewöhnlich, denn es gelingt Tey, einen Kriminalroman zu präsentieren, der ohne Mord „auskommt“. Ein Mädchen beschuldigt zwei unbescholtene Damen, sie gefangengehalten zu haben. Die Geschichte beruht auf dem berühmten Fall Elisabeth Canning aus dem 18. Jahrhundert.

In mehreren ihrer Krimis tritt als Hauptfigur und Ermittler der Scotland-Yard-Inspector Alan Grant auf, der in ihrem Meisterwerk The Daughter of Time (dt.: Alibi für einen König) den mehr als 400 Jahre zurückliegenden Mord an den Neffen von König Richard III. "aufklärt" und so den als blutrünstig verrufenen König "entlastet". Das Buch über den in England berühmten Fall der Prinzen im Tower, den Grant vom Krankenbett aus aufrollt, ist ein Lehrstück über Geschichte und Geschichtsforschung und die Kraft des Gerüchts. The Daughter of Time ist schon kaum noch als Detektivroman zu bezeichnen, wurde aber dennoch von der englischen Autorenvereinigung Crime Writers' Association zum besten Kriminalroman aller Zeiten gewählt und 1969 mit dem Grand prix de littérature policière ausgezeichnet.

„The singing sands“ wurde postum aus ihren nachgelassenen Papieren veröffentlicht. Die Erlöse ihrer Bücher kommen dem National Trust zugute.

Sie schrieb auch Theaterstücke unter dem Pseudonym Gordon Daviot, u.a. „Richard of Bordeaux“ (über Richard II.), das ziemlich erfolgreich lief (und John Gielgud 1932 zum Durchbruch verhalf) und „Queen of Scots“, sowie ein erst 1953 veröffentlichtes Theaterstück über Richard III. („Dickon“). Sie schrieb auch 1937 eine Biographie des Jakobiten John Graham of Claverhouse (Viscount Dundee, Walter Scotts „Bonnie Dundee“) und 1952 schrieb sie einen Roman „The Privateer“ über den Piraten Henry Morgan. Nach Gielgud lagen ihr ihre Theaterstücke (und das Theatermilieu) am meisten am Herzen, während sie ihre Kriminalromane nur als Broterwerb betrachtete.

Werke

  • The Man in the Queue (The Killer in the crowd) 1927 (dt.: Der Mann in der Schlange / Warten auf den Tod) (unter dem Pseudonym Gordon Daviot veröffentlicht als Beitrag für einen Wettbewerb des Verlags Methuen, erster Inspektor-Grant-Roman)
  • A Shilling for Candles 1936 (dt.: Klippen des Todes, ihr erster Roman unter dem Namen Tey)
  • Miss Pym Disposes, 1946 (dt.: Tod im College)
  • The Franchise Affair 1948 (dt.: Der große Verdacht / Die verfolgte Unschuld)
  • Brat Farrar 1949 (dt.: Der Erbe von Latchetts)
  • To Love and Be Wise 1950 (dt.: Wie ein Hauch im Wind)
  • The Daughter of Time 1951 (dt.: Alibi für einen König)
  • The Singing Sands 1952 (dt.: Der singende Sand)
  • Plays by Gordon Daviot, Bungay, Suffolk 1953 (Vorwort John Gielgud)

Literatur

  • Klaus-Dieter Walkhoff-Jordan: Bibliographie der Kriminalliteratur 1945-1984. Berlin 1985
  • Klaus-Dieter Walkhoff-Jordan: Bibliographie der Kriminalliteratur 1985-1990. Berlin 1991
  • Volker Neuhaus: Nachwort. In: Josephine Tey: Die verfolgte Unschuld. Köln 1990, S. 294-299
  • Volker Neuhaus: Nachwort. In: Josephine Tey: Warten auf den Tod. Köln 2003, S. 282-285

Weblinks


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