Gotthold Schwela

Gotthold Schwela

Bogumił Šwjela (deutsch: Gotthold Schwela) (* 5. September 1873 in Schorbus; † 20. Mai 1948 bei Naumburg) war ein evangelischer sorbischer Geistlicher in der Niederlausitz. Er wirkte auch als Sprachforscher und Publizist, war Vorsitzender der Maćica Serbska und Mitbegründer des sorbischen Dachverbands Domowina. Šwjela setzte sich für die Bewahrung der sorbischen Sprache und Kultur in der Niederlausitz ein.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nachdem Šwjela 1898 sein Theologiestudium abgeschlossen hatte, suchte er lange Zeit eine Stelle in der Niederlausitz. Seit 1904 war er dann als Hilfsgeistlicher an der Wendischen Kirche Cottbus tätig, wo er regelmäßig in niedersorbischer Sprache predigte.

Seine Ordination fiel in eine Zeit, als die Unterdrückung sorbischer Sprache und Kultur durch die preußischen Behörden ihren Höhepunkt erreichte. Muttersprachlichen Unterricht gab es an den Niederlausitzer Schulen für die Sorben schon lange nicht mehr und Anfang des 20. Jahrhunderts wurde auch der Religionsunterricht auf Sorbisch abgeschafft. Die kleine Gruppe der älteren sorbischen Intellektuellen beugte sich diesem Germanisierungsdruck resigniert. Šwjela, der sich der nationalbewussten jungsorbischen Bewegung, die vor allem in der Oberlausitz stark war, zugehörig fühlte, engagierte sich unter diesen ungünstigen Bedingungen intensiv für die kulturellen Belange der Sorben. Es kam deshalb zum Konflikt in der Cottbuser Kirchgemeinde, wo der Stadtpfarrer die Eindeutschung der Wenden betrieb und Šwjela musste die Stadt 1908 verlassen, weil er es abgelehnt hatte, im Dienst nur mehr Deutsch zu sprechen. Er war dann einige Jahre als Vikar in Nochten tätig, ehe er 1913 das Pfarramt in Dissen (sorb. Dešno) erhielt.

Šwjela gab die niedersorbische Zeitungen und Zeitschriften Pratyja, Bramborski Casnik und Woßadnik heraus, deren wichtigster Autor er selbst war. Er gründete die Reihe Serbska knigłownja (Sorbische Bücherei), in der er vor allem Lyrik aber auch belletristische, religiöse und populärwissenschaftliche Werke verschiedener Autoren herausgab. 1906 und 1911 veröffentlichte Šwjela die beiden Teile seiner niedersorbischen Sprachlehre.

Šwjela gelang es in seiner Region, wieder junge Sorben für die nationale Kulturarbeit zu gewinnen. Er stärkte sie in ihrem Selbstbewusstsein, indem er Kontakte in die sorbischen Kerngebiete der Oberlausitz und nach dem Ersten Weltkrieg auch in die Tschechoslowakei unterhielt und vermittelte.

1912 war Šwjela Mitbegründer des sorbischen Dachverbands Domowina. Er schlug den Namen für den Verband vor. In der Zwischenkriegszeit sammelte Šwjela die sorbischen Flurnamen der Cottbuser Gegend und arbeitete an einem niedersorbischen Wörterbuch. Beide Werke konnten erst nach seinem Tod gedruckt werden. 1930 konnte Šwjela das Fest zum 50jährigen Jubiläum der Maćica Serbska in Vetschau ausrichten.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten verstärkte sich ab 1933 der Druck auf die kleine slawische Minderheit in Deutschland. Das Verbot der Domowina 1937, leitete die Phase der offenen Verfolgung ein. Seit diesem Jahr durften auch keine Publikationen in sorbischer Sprache mehr erscheinen. Während in den meisten evangelischen Kirchgemeinden keine sorbische Gottesdienste mehr gehalten wurden, ließ sich Šwjela nicht einschüchtern. Er veranlasste in der Zeit des Nationalsozialismus, dass bei der Renovierung der Dissener Kirche auch die sorbischen Sprüche wieder auf die Emporen gemalt wurden. Bis 1941 predigte er in Dissen und Sielow auf Sorbisch, obwohl dies verboten war. Deshalb wurde er zwangspensioniert und aus der Niederlausitz nach Rudolstadt verbannt. Auch in seinem Rudolstädter Exil engagierte sich Šwjela für die sorbische Sache. Gemeinsam mit früheren Weggefährten, wie der Publizistin Mina Witkojc und dem Maler Fritz Lattke, erarbeitete er wichtige Grundlagen für die Wiederbelebung der niedersobischen Kultur in der Nachkriegszeit.

1946 war er an der Wiederbegründung des niedersorbischen Zweiges der Domowina beteiligt und seit 1947 war er Redakteur des niedersorbischen Nowy casnik. Ehe er eine neue Wohnung in seiner Niederlausitzer Heimat fand und dort sein Werk fortsetzen konnte, verstarb Šwjela 1948 auf einer Eisenbahnfahrt von Rudolstadt nach Cottbus in der Nähe von Naumburg an einem Gehirnschlag.

In Cottbus, Stadtteil Neu Schmellwitz, wurde eine Straße nach Gotthold Schwela benannt.

Werke

  • Lehrbuch der niederwendischen Sprache. Teil 1: Grammatik. Heidelberg 1906; Teil 2: Übungsbuch. Cottbus 1911.
  • Kurzes Lehrbuch der Oberwendischen Sprache. Bautzen 1913
  • Evangelska wera mjes Sslowjanami. Bautzen 1915.
  • Vergleichende Grammatik der ober- und niedersorbischen Sprache. Bautzen 1926
  • Das Wendentum in der Niederlausitz und im Spreewald. Bautzen 1929
  • Serbske praeposicyje. Pó hugronach z ludowych hust hobźěłane a zestajane. In: Časopis Maćicy Serbskeje 1933/34.
  • Deutsch-niedersorbisches Taschenwörterbuch. Bautzen 1953.
  • Die Flurnamen des Kreise Cottbus. (= Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Veröffentlichungen des Instituts für Slawistik.17). Berlin 1958.

Literatur

  • Což slězy nas lažy w serbstwje ... / Was hinter uns liegt im Sorbischen ... Bogumił Šwjela/Gotthold Schwele (1873–1948), hrsg. v. der Stiftung für das sorbische Volk und dem Heimatmuseum Dissen, o.O. [Cottbus] 1998
  • Peter Schurmann: Zur Geschichte der Sorben (Wenden) in der Niederlausitz im 20. Jahrhundert. Eine Dokumentenauswahl. Cottbus 2003.

Weblinks


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