Gottkönigtum

Gottkönigtum

Ein Gottkönig (sakraler König) ist ein König, der übermenschliche Fähigkeiten oder Eigenschaften beansprucht. Er gilt zumeist als Inkarnation der Gottheit oder von göttlicher Abkunft. Als solcher ist er Garant für die Zuwendung der Götter oder Mittler zwischen Gott und Mensch. Neben der politischen Herrschaft kommt ihm somit auch eine priesterliche Funktion zu.

Rituale

Sakrale Könige unterliegen strengen kultischen Tabus, um den Verlust oder die Verunreinigung der Göttlichkeit auszuschließen. In einigen Kulturen wurden sakrale Könige rituell getötet, wenn ihre göttliche Wirksamkeit nachzulassen drohte (Alter, Krankheit), in anderen tat man dies in regelmäßigen Abständen. Nach Frazers The Golden Bough ist dies notwendiger Bestandteil des sakralen Königtums, der bei allen Gottkönigen zumindest als rituelle Ersatzhandlung feststellbar ist. Eine solche Ersatzhandlung war beispielsweise die alljährliche öffentliche Auspeitschung des babylonischen Königs im Marduk-Tempel.

Beispiele

Gottkönige waren zum Beispiel die ägyptischen Pharaonen (siehe auch: Liste der Pharaonen). Auch manche mesopotamische Herrscher, beispielsweise Naram-Sin beanspruchten göttliche Attribute (Hörnerkrone), und ließen ihren Namen mit dem GottesdeterminativDINGIR“ schreiben.

Auch Alexander der Große wurde bereits zu Lebzeiten zu den Göttern gezählt. Seit Gaius Iulius Caesar wurden auch die römischen Kaiser als Gottheiten (Divus) verehrt, Ceasar wurde sogar als Divus Iulius neben Iupiter Optimus Maximus zum höchsten Staatsgott erhoben.

Der in der Meiji-Restauration wieder an die Spitze des japanischen Staates gestellte Tennō war bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs als göttlich im Sinne eines als Mensch erscheinenden Kami (Arahitogami), als direkter Nachfahre der Sonnengöttin Amaterasu verehrt worden. Der Shōwa-tennō Hirohito musste jedoch nach dem Krieg in seiner öffentlichen Erklärung zur Kapitulation Japans diesen Status als nicht existent feststellen.

Auch der Kaiser von China wurde jeweils als lebender Gott („Sohn des Himmels“) verehrt. Allerdings wird hierbei besonders über den ersten Kaiser von China, in vielen Schriften erwähnt, dass er sich selber den Status eines Gottkönigs gab.

Die meisten monotheistischen Religionen wie das Judentum, das Christentum oder der Islam lehnen Gottkönige ab. Heute ist keine Kultur bekannt, in der ein Gottkönig Anerkennung erfährt.

Literatur

  • Henri Frankfort, Kingship and the Gods: A Study of Ancient Near Eastern Religion as the Integration of Society and Nature. Oriental Institute Essays. Distributed for the Oriental Institute of the University of Chicago (Chicago 1948)
  • Sir James George Frazer, The Golden Bough: a study in magic and religion (London 1974).
  • Aubrey R. Johnson, Sacral Kingship in Ancient Israel (Cardiff, University of Wales Press, 1955).
  • William Fagg, Divine Kingship in Africa (London, British Museum Publications 1978).
  • Robert Ranke Graves, The white Goddess.

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