- Graf von Toulouse
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Die Grafschaft Toulouse um ihrem Hauptort Toulouse war ein mittelalterliches Feudalterritorium im Süden des heutigen Frankreich. Flächenmäßig umfasste ihr Territorium in etwa die heutigen Départements Haute-Garonne, Tarn und Tarn-et-Garonne.
Geschichte
Begründet wurde die Grafschaft am Ende des 8. Jahrhunderts durch den fränkischen König Karl dem Großen, nachdem er in mehreren Feldzügen gegen die Mauren die Region des Languedoc, entsprechend dem heutigen Südostfrankreich, unter seine Herrschaft brachte. Zur Verwaltung der Region installierte Karl in den wichtigsten Städten seine Gefolgsmänner als Grafen, die das Land regieren und vor Übergriffen der Mauren verteidigen sollten. Die Grafen von Toulouse waren dabei dem karolingischen Teilreich von Aquitanien unterstellt.
Nachdem Tode Karls und dem damit einhergehenden Zerfall der königlichen Zentralmacht, zerbrach auch die Ordnung im sogenannten Midi und die Grafen der Region bekämpften sich untereinander um die Vorherrschaft. Um Toulouse konkurrierten dabei namentlich die Familien der Gellones (Wilhelmiden), die zugleich auch um die Herrschaft über ganz Aquitanien kämpften, und die Raimundiner, die in der Region des Rouergue beheimatet waren. Daneben traten in dem Machtkampf mehrere Usurpatoren auf. Im Jahr 849 und 864 bestätigte König Karl der Kahle die Raimundiner als Grafen von Toulouse. Diese Familie setzte sich darauf dauerhaft in Toulouse durch, vor allem nachdem die Gellones im Kampf um Aquitanien gegen die Grafen von Poitou unterlagen. Die toulousanischen Grafen gehörten durch die Ansammlung weiterer Grafschaften (u. a. Rouergue, Quercy, Albi, Béziers, Narbonne, Nîmes), sowie als Lehnsherren weiterer Grafen (u. a. Foix, Carcassonne, Razès), zu den mächtigsten Fürsten des Südens und waren stark genug um sich von der Oberherrschaft Aquitaniens zu separieren um fortan ein eigenes Fürstentum zu bilden.
Als 987 der letzte König aus der Dynastie der Karolinger starb und mit Hugo Capet die Kapetinger den Thron bestiegen, verweigerten die Grafen von Toulouse dem neuen Herrscherhaus die Anerkennung. Aufgrund ihrer Schwäche konnten die frühen Kapetingerkönige dagegen nichts unternehmen. Dadurch wurde Toulouse faktisch ein souveränes Fürstentum, dessen Grafen eine Oberherrschaft über alle anderen Fürsten des Languedoc für sich beanspruchten. Grundlage war dafür die geerbte würde eines Herzogs von Narbonne, die auf die alte Markgrafschaft Septimanien/Gothien zurückging. Im 11. und 12. Jahrhundert standen die Grafen von Toulouse deshalb mit den Grafen von Barcelona bzw. Königen von Aragón, die dasselbe Ziel verfolgten, in Konkurrenz.
Ab dem Ende des 11. Jahrhunderts machten sich Raimund IV. von Toulouse und seine Nachkommen während der Kreuzzüge einen Namen als Grafen von Tripolis im heutigen Libanon. Die Grafschaft ging 1187 durch Vermächtnis oder Erbschaft an die Fürsten von Antiochia über.
Mit seinem Hausgut um die Stadt Toulouse, das von Agen fast die ganze Garonne entlang reichte und auch den gesamten Lauf des Flusses Lot im Norden umfasste, und dem Languedoc als Lehen (mit dem Schwerpunkt Avignon) stand der Graf von Toulouse im 11. Jahrhundert in der Macht nur hinter den Königen von Frankreich gleichauf mit den Herzögen von Burgund und Aquitanien. Zum Ende des Jahrhunderts bildete sich zu Aquitanien eine Erbfeindschaft, die sich für Toulouse im 12. Jahrhundert zu einer ernsten Bedrohung entwickelte, nachdem Aquitanien in das mächtige Familienkonglomerat der Plantagenets (Angevinisches Reich) einging.
Mitte des 12. Jahrhunderts wurde die Grafschaft ein Zentrum der häretischen Sekter der Katharer und die Grafen verstrickten sich in den Jahren 1209 bis 1229 in den verheerenden Albigenserkreuzzug. Dabei wurden sie von Simon de Montfort bekämpft, der sich in Toulouse ein eigenes Fürstentum schaffen wollte. Monforts Herrschaft über Toulouse wurde 1215 auf dem vierten Laterankonzil durch eine päpstliche Belehnung begründet, aber nie von dem rechtmäßigen Grafen akzeptiert. Bis 1224 gelang es den Grafen die Kreuzfahrer zu vertreiben, doch war das Land anschließend wirtschaftlich und militärisch so stark geschwächt das es dem folgenden Kreuzzug 1226 des Königs Ludwig VIII. von Frankreich nichts mehr entgegensetzen konnte. Im Vertrag von Meaux-Paris 1229 unterwarf sich Toulouse der Krone von Frankreich. 1271 fiel die Grafschaft durch Erbschaft gänzlich an die Krone, behielt aber bis 1779 besondere Rechte.
Die Grafen von Toulouse
Name Regierungszeit Verwandtschaft Anmerkungen Chorson 778-790 Wilhelm I. von Gellone 790-806 Gellones Bego I. 806-816 Gerhardiner/Matfriede Berengar der Weise 816-835 Unruochinger Bernhard I. von Septimanien 835-844 Sohn von Wilhelm von Gellone Gellones Wilhelm II. von Septimanien 844-849 Sohn seines Vorgängers Gellones Raimundiner (Haus Toulouse) Fredelon 844-852 Raimund I. 852-863 Bruder seines Vorgängers Humfried von Gothien 863-864 Usurpator Bernhard II. 864-872 Sohn von Raimund I. Bernhard III. Plantapilosa 872-885 Bruder von Wilhelm II. Usurpator Odo 885-919 Bruder von Bernhard II. Raimund II. 919-924 Sohn seines Vorgängers Raimund III. Pons 924-960 Sohn seines Vorgängers Wilhelm III. Taillefer 960-1037 Sohn seines Vorgängers Pons 1037-1061 Sohn seines Vorgängers Wilhelm IV. 1061-1094 Sohn seines Vorgängers Raimund IV. von Saint-Gilles 1094-1105 Bruder seines Vorgängers Erster Kreuzzug Bertrand 1105-1108 Sohn seines Vorgängers Alfons Jordan 1108-1148 Bruder seines Vorgängers Raimund V. 1148-1194 Sohn seines Vorgängers Raimund VI. 1194-1222 Sohn seines Vorgängers Albigenserkreuzzug
Gegengraf: Simon de MontfortRaimund VII. 1222-1249 Sohn seines Vorgängers Albigenserkreuzzug
Gegengraf: Amaury de MontfortJohanna 1249-1271 Tochter ihres Vorgängers Kapetinger Alfons von Poitiers 1249-1271 Ehemann von Johanna Vereinigung mit der Krondomäne. - König Ludwig XIV. von Frankreich verlieh 1681 seinem unehelichen Sohn Louis Alexandre, anlässlich dessen Legitimierung, den Titel eines "Comte de Toulouse".
Siehe auch
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