Granvella

Granvella
Granvelle, Portrait von Antonio Moro (1549)

Antoine Perrenot de Granvelle (* 20. August 1517 in Besançon; † 21. September 1586 in Madrid), der älteste Sohn Nicolas Perrenot de Granvelles, war Kardinal und spielte als Minister eine wichtige Rolle in den Spanischen Niederlanden.

De Granvelle studierte in Padua unter dem berühmten Pietro Bembo Jura, dann in Löwen Theologie und wurde daraufhin von seinem Vater in politische Kreise eingeführt. Kurz nach seinem 23. Geburtstag wurde er zum Bischof von Arras ernannt.

Er wohnte den Reichstagen in Worms und Regensburg bei, hielt bei der Eröffnung des Tridentiner Konzils eine Rede und diente, unter der Leitung seines Vaters, 1545-50 bei vielen Gelegenheiten dem Kaiser als Unterhändler. Dabei erwarb er sich geschäftliche Gewandtheit und Kenntnis der europäischen Politik, wodurch er 1550 als Nachfolger seines Vaters Staatssekretär des Kaisers wurde. Als solcher hatte er jedoch weder das Glück noch die Sicherheit, geschweige denn den Takt seines Vaters in schwierigen Lagen. Als die Regierung von Karl V. auf Philipp II. überging, blieb Granvelle im Staatsrat des spanischen Königs, war jedoch nicht mehr der eigentliche tonangebende Leiter der spanischen Politik.

Er führte die Verhandlungen zwischen Spanien und Frankreich, die 1559 zum Frieden von Cateau-Cambrésis führten. Im selben Jahr trat er der Statthalterin der Niederlande, Margarete von Parma, als Minister zur Seite und wurde vom König zum Erzbischof von Mecheln, von Papst Pius IV. zum Kardinal ernannt.

Als Fremdling wurde er jedoch bald der Gegenstand des Hasses der Niederländer, die ihm alle strengen Maßregeln zur Last legten, während er bei Philipp verdächtigt wurde, dass seine Haltung die Fortschritte der neuen Lehre fördere. Die steigende Opposition der Niederländer gegen Granvelle und eine persönliche Verstimmung der Statthalterin Margarete bewogen den König, 1564 ihn aus den Niederlanden abzuberufen.

Granvelle begab sich nach Besançon und pflegte dort den Kontakt mit Gelehrten und Künstlern. Später schickte ihn Philipp nach Rom, um im Kardinalskollegium und in der unmittelbaren Umgebung des Papstes die Interessen Spaniens zu vertreten. Von Rom ging Granvelle kurze Zeit als Vizekönig nach Neapel und wurde endlich 1575 mit dem Titel eines Präsidenten des höchsten Rats von Italien nach Madrid in den Staatsrat berufen.

Er verhandelte noch die Vereinigung Portugals mit Spanien (1580) und brachte die Verbindung der Infantin Katharina mit dem Herzog von Savoyen zustande (1584).

Seine Briefe und Memoiren liegen im Archiv zu Besançon. Mitteilungen daraus machte

  • Prosper Levesque in "Mémoires pour servir à l'histoire du cardinal Granvelle" (Paris 1753);
  • der größte Teil ist herausgegeben von Charles Weiß: "Paplers d'État du cardinal de Granvelle" (Paris 1842-61, 9 Bde.);
  • eine Fortsetzung gaben Edmond Poullet und Charles Piot heraus ("Correspondance du cardlnal Granvelle 1565-86", Brüssel 1878-84, Bd. 1-4).

Von seinen Brüdern war der ältere, Thomas Perrenot, comte de Cante-Croix (* 1521), spanischer Gesandter in Paris und Wien und starb 1571; der andere, Friedrich Perrenot de Champagne (* 1536), wurde 1571 Gouverneur von Antwerpen und 1578–84 wegen Begünstigung des niederländischen Aufstandes in Haft gehalten und starb 1600.

Literatur

  • Luc Denans de Courchetet: Vie de Granvelle. 1761

Weblinks

Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text („public domain“) aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn Du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.

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