Green-River-Killer

Green-River-Killer

Gary Leon Ridgway (* 18. Februar 1949 in Salt Lake City) ist ein US-amerikanischer Serienmörder aus Seattle, der im Jahre 2003 wegen Mordes an 48 Prostituierten zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Er wurde unter dem Namen „Green River Killer“ bekannt, da er seine Opfer vornehmlich im oder in der Nähe des Green River deponierte.

Getrieben wurde Gary Ridgway laut eigenen Angaben vorrangig von Hass auf Frauen, insbesondere Prostituierten. „Ich wollte so viele Frauen wie möglich töten, von denen ich dachte, sie seien Prostituierte. Ich dachte, ich könne so viele töten wie ich will, ohne erwischt zu werden“ gab er zu Protokoll. Seiner Verhaftung war eine der umfangreichsten und langwierigsten Ermittlungen in der Geschichte der USA vorangegangen.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Familie

Am 18. Februar 1949 wurde Gary Leon Ridgway in Salt Lake City geboren. Er war der mittlere von drei Söhnen. Während seiner Kindheit hatte er eine enge Bindung zu seiner dominanten Mutter, während er sich mit seinem Vater, einem Busfahrer, nicht gut verstand. Zwischen den Eltern Gary Ridgways kam es häufig zum Streit, der seitens der Mutter manchmal auch in Gewalttaten ausartete. Gary Ridgway war ein folgsames Kind, das bis in seine frühen Teenagerjahre Bettnässer war. Nach Fällen von nächtlicher Inkontinenz wusch ihm die Mutter jeweils die Genitalien. Diese fast inzestuöse Beziehung zu seiner Mutter führte einerseits dazu, dass Gary Ridgway sich von seiner Mutter sexuell angezogen fühlte, andererseits aber, dass er eine Wut auf sie verspürte und mit der Fantasie spielte, sie umzubringen.

Umfeld

Als Gary Ridgway elf Jahre alt war, zog die Familie nach SeaTac, einem wachsenden Außenbezirk von Seattle (Washington) nahe dem Flughafen. Niedrige Immobilienpreise und viele - unterbezahlte - Arbeitsstellen lockten damals viele Menschen in diese Gegend. Die Familie wohnte in den McMicken Heights, einem Viertel, das vor allem durch den Pacific Highway South bestimmt wurde, der damals die Hauptverkehrslinie zwischen Seattle und Tacoma war. Diese Straße, gesäumt von Spielsalons, billigen Motels und Bordellen, war von jeher ein Anziehungspunkt für Prostituierte, Drogenhändler, Kleinkriminelle und Ausreißer. Es war auch die Arbeitsstelle des Vaters von Gary Ridgway, der diese Strecke als Busfahrer abzufahren hatte und so die hier verkehrende Klientel genau kannte. Zuhause soll er sich ziemlich abschätzig über seine üblichen Passagiere geäußert haben, vor allem die Prostituierten seien ihm, dem im religiös-konservativen Mormonenstaat Utah geborenen, verhasst gewesen.

Jugendzeit

Im Alter von 16 Jahren machte Gary Ridgway erste Erfahrungen in der Ausübung von Gewalt. Er lockte einen zufällig in der Nähe spielenden Sechsjährigen in ein uneinsehbares Gehölz und stach ihn mit einem Messer in die Seite, als dieser sich bückte, um etwas aufzuheben. Der Junge, Jimmy Davis, sollte später erzählen, Ridgway habe zu ihm gesagt: „Ich wollte schon immer mal wissen, wie es sich anfühlt, jemanden zu töten.“, während Ridgway später zu Protokoll geben sollte: „Er war am falschen Ort zur falschen Zeit und ich war am richtigen Ort zur richtigen Zeit, so würden Sie (der Ermittlungsbeamte) das wohl nennen.“ Nach dem Messerstich rannte Ridgway lachend davon, während sich der Junge sterbend glaubte. Jimmy Davis' Leber wurde durch die Attacke regelrecht aufgeschlitzt, so dass er mehrere Wochen im Krankenhaus verbringen musste. Aus heute nicht mehr eruierbaren Gründen wurde Gary Ridgway für diese Tat nie bestraft, obwohl Jimmy Davis ihn als seinen Angreifer benennen konnte.

Während seiner Zeit an der Tyee High School fiel Gary Ridgway nie besonders auf. Er wurde allseits als durchschnittlicher Teenager beschrieben, er war Raucher, spielte dank seiner athletischen Begabung im Football-Team und war gut eingebunden in die sozialen Strukturen unter den Jugendlichen. Die Nachbarn beschrieben ihn als äußerst freundlichen Jugendlichen, der zwar wenig eloquent, aber immer „schnell zu einem Lächeln bereit war“. Er hatte auch erste kleinere Beziehungen mit Mädchen und veranstaltete Partys in einem lokalen Jugendclub. Seine schulischen Leistungen waren aber so schlecht, dass er oft Klassen wiederholen musste.

Am 2. April 1969 wurde Ridgway für Temporärarbeiten bei der Lackiererei der Kenworth-Lastwagenfabrik angestellt. Nachdem er im Juni die Highschool abgeschlossen hatte, entschloss er sich, Militärdienst zu leisten und heuerte so am 18. August bei der U.S. Navy an. Von seiner Dienstzeit im Militär vermeldet die Krankenakte, dass er an Gonorrhoe erkrankt sei. Dies legt den Schluss nahe, dass er während seiner Dienstzeit Kontakt zu Prostituierten gehabt hatte.

Erste Ehe

Während eines Diensturlaubs heiratete Gary Ridgway am 15. August 1970 seine erste Frau Claudia Kraig Barrows, die er ein Jahr zuvor kennengelernt hatte. Er war 21 und sie 20 Jahre alt. Das frischvermählte Ehepaar zog sogleich nach San Diego, wo Gary Ridgway stationiert war. Dort blieb seine Frau eine längere Zeit allein zuhause; Gary Ridgway war mit der Navy für sechs Monate im Südpazifik unterwegs. Die einsame, an einem fremden Ort zurückgelassene Frau begann bald eine Affäre mit einem anderen Mann. Aber auch Gary Ridgway war während seiner Abwesenheit sexuell nicht untätig; er berichtete Jahre später einer Freundin von seiner Geringschätzung für philippinische Prostituierte, mit denen er schlechte Erfahrungen gemacht hätte. Dazu passt auch die nochmalige Registrierung einer sexuell übertragbaren Krankheit in seiner Krankenakte. Gary Ridgway fand heraus, dass seine Frau ihn betrogen hatte und sah sie fortan als „Nutte“ an. Die Ehe stand darob nicht zum besten, als Gary Ridgway im Juni 1971 ehrenhaft aus der Navy entlassen wurde und nach SeaTac zurückkehrte. Er nahm seinen alten Job bei der Kenworth Truck Company wieder auf und versuchte so gut es ging, die Ehe wieder zu kitten. Doch es war vor allem der Umstand, dass Gary Ridgway jede Entscheidung bezüglich seines Ehelebens mit seiner dominanten Mutter absprach, der Claudia Barrows schließlich zum Einreichen der Scheidung bewog, die am 15. Januar 1972 vollzogen wurde.

Zweite Ehe

Seine zweite Frau, Marcia Winslow, traf Gary Ridgway im Herbst des Jahres 1972. Schon kurze Zeit nachdem sie sich kennengelernt hatten, zogen sie zusammen und heirateten ein Jahr später, am 14. Dezember 1973. Das Paar lebte an verschiedenen Orten in und um Seattle und verbrachte doch die meiste Zeit im Hause von Ridgways Eltern in den McMicken Heights. Später sollte Marcia Winslow den Behörden erzählen, Gary Ridgway habe sie als Sexobjekt und Haushälterin angesehen. Er war geradezu obsessiv besessen von Sex im Freien, am liebsten, wenn er seine Frau dabei fesseln konnte. Oft machten sie Fahrradtouren entlang des nahegelegenen Green River und hatten Sex im hohen Gras am Ufer des Flusses.

Am 5. September 1975 gebar die damalige Marcia Ridgway einen Sohn. Damit begann für Gary Ridgway ein äußerst religiös geprägter Lebensabschnitt. Er las oft die Bibel, manchmal auch nachts vor dem Fernseher oder in Arbeitspausen, und schrieb sich erst in einer Baptistenkirche und später in der Pfingstgemeinde ein. Während Predigten habe er oft geweint und auf Personen, die seiner Religion skeptisch begegneten, äußerst aggressiv reagiert. Die Gewaltfantasien Gary Ridgways kamen indessen immer deutlicher zum Vorschein: Eines Nachts, als sie von einer Party zurückkehrten, würgte er seine Frau fast bis zur Bewusstlosigkeit, ohne dass ein Streit vorangegangen wäre. Es erregte ihn, sich an seine Frau anzuschleichen, um sie zu erschrecken und versuchte, das Würgen immer mehr in ihre Sexspiele zu integrieren. Gleichzeitig war er wütend auf seine Frau, weil sie ihm wegen ihres gemeinsamen Sohnes nicht mehr jederzeit zur sexuellen Verfügung stand und erklärte gegenüber seinen Arbeitskollegen, dass er Prostituierte besuchte. Schlussendlich war Marcia Winslow einem permanenten Psychoterror seitens Gary Ridgways ausgesetzt und reichte die Scheidung ein. Der Scheidungskampf gipfelte darin, dass Gary Ridgway drohte, ihren neuen Freund zu erschießen. Schließlich wurden sie im Mai 1981 geschieden; Ridgway wurde ein Besuchsrecht für seinen Sohn zugesprochen und zu Unterhaltszahlungen verpflichtet. Später sollte er den Behörden sagen: „Wenn ich meine zweite Frau umgebracht hätte, hätte ich niemals je eine weitere Frau getötet.“

Nach seiner Scheidung nahm er sofort wieder sexuelle Beziehungen zu Frauen auf. Diese sollten allerdings später nichts von sexuellen Gewaltfantasien Ridgways berichten; nur, dass er äußerst sexbesessen gewesen sei und manchmal bis zu sechsmal täglich Geschlechtsverkehr hatte. Im Dezember 1981 erzählte Ridgway dann allerdings seiner Freundin, er habe fast eine Frau umgebracht, möglicherweise eine Prostituierte.

Die Morde

Vorgehensweise

Mehr als ein Jahr nach seiner Scheidung begann Gary Ridgway eine der größten Mordserien in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Er fuhr mit seinem Wagen durch die Straßenstrichs rund um Seattle, immer auf der Suche nach Prostituierten und Ausreißerinnen, die er in seinen Pick-Up lud und entweder zu sich nach Hause oder zu einem seiner Lieblingsplätze im Wald rund um den Green River fuhr. Dort hatte er Geschlechtsverkehr mit den Frauen. Danach folgten seine Morde immer dem gleichen Muster: Er wartete, bis sich eine günstige Gelegenheit ergab, der Prostituierten von hinten überraschend den Arm um den Hals zu legen. Dann würgte er sie, bis sie erstickte. Gerne spielte er mit der Atemkapazität seiner Opfer; er ließ den Würgegriff seines Armes etwas lockerer, um ihn dann langsam wieder anzuziehen, so dass er sich möglichst lange am Todeskampf seiner Opfer ergötzen konnte. Danach verging er sich meist an der Leiche.

Wenn er zuhause mordete, geschah es immer im Schlafzimmer. Gleich nach der Tat zog er jeweils die Bettlaken ab und steckte sie in die Waschmaschine, um keine Spuren zu hinterlassen. Danach trug er die Leiche in seinen Pick-Up und fuhr in die Wälder rund um den Green River oder an andere abgelegene Plätze, um die Leichen zu deponieren. Am liebsten waren ihm dabei jene Plätze, an denen er früher mit seiner zweiten Frau Marcia Winslow Sex gehabt hatte. Er platzierte die Leichen an schwer einsichtigen Plätzen, gerne auch in Gruppen. Es erregte ihn, am Tag darauf in der Nähe herumzufahren und an die Opfer zu denken, die nicht weit weg von ihm an einem Platz versammelt lagen. Oft kehrte er nachts zurück zu seinen Leichensammelstätten und hatte erneut Geschlechtsverkehr mit seinen toten Opfern, oder verstümmelte ihre Körper, indem er ihnen Stöcke in die Genitalien schob. Er ließ erst davon ab, wenn die Leichen schon längst von Maden befallen waren.

Den Schmuck seiner Opfer behielt Gary Ridgway. Er machte sich einen Scherz daraus, besonders schöne Schmuckstücke an Orten seiner Arbeitsstelle zu platzieren, wo sie besonders leicht von Frauen gefunden werden konnten. Es habe ihn amüsiert, wenn die Frauen den Schmuck heimlich einsteckten oder gar trugen. Er veranstaltete auch öfters Garagenflohmärkte, wo er Schmuck und Schuhe seiner Opfer verkaufte, zur Verhöhnung der Opfer.

Ridgways Wirkung

Gary Ridgways Wesen wirkte auf die Frauen unbedarft, geradezu harmlos. Er war ein Freier, zu dem sie Vertrauen hatten. Dies wurde insofern verstärkt, als er nach der Scheidung eine verstärkte Beziehung zu seinem Sohn aufbaute und ihn jedes zweite Wochenende bei sich zuhause hatte. Er hatte in seinem Haus ein Zimmer mit Spielsachen für ihn eingerichtet, das auf im Haus anwesende Prostituierte beruhigend gewirkt haben muss. Er scheute sich auch nicht, mit seinem Sohn im Wagen herumzufahren, um so eine Prostituierte eher dazu zu bewegen, mit ihm in den Wald zu fahren. Dort verschwand er dann mit der Frau im Wald und kam ohne sie zurück. Auf die Frage seines Sohnes, wo denn die Frau geblieben sei, sagte er, sie sei alleine nach Hause gegangen.

Opfer

Gary Ridgway bevorzugte keinen besonderen Frauentyp. Es war ihm nur wichtig, dass sie - manchmal auch nur in seinen Augen - Prostituierte waren, und somit „Abfall“. Sein jüngstes Opfer war 15, sein ältestes 38, er ermordete Schwarze, Weiße jeglicher Haarfarbe, Lateinamerikanerinnnen, Dicke, Dünne, Große und Kleine ohne besondere Präferenz.

Gary Ridgway gab an, so viele Frauen ermordet zu haben, dass er sich unmöglich an alle erinnern könne. Die höchsten Schätzungen belaufen sich auf über 90 Opfer.

Die Green River Task Force

Erste Leichenfunde

Am 15. Juli 1982 fanden Kinder die Leiche der sechzehnjährigen Ausreißerin Wendy Lee Coffield im Green River treibend. Sie war erwürgt worden. Die Polizei nahm an, dass es sich hierbei um ein Opfer häuslicher Gewalt handelte. Doch vom 13. bis zum 15. August wurden die Leichen von vier weiteren jungen Frauen in oder in der Nähe des Green River gefunden. Von da an vermutete die Polizei, es mit einem Serienmörder zu tun zu haben. Die Untersuchungen wurden geleitet von Dave Reichert vom King County Sheriff Office. Zu diesem Zeitpunkt wusste die Polizei von King County bereits, dass Gary Ridgway ein häufiger Kunde des Straßenstrichs war, da er ein paar Monate zuvor, am 11. Mai, von einer Undercover-Beamtin des Freiertums überführt werden konnte. Anhand seiner Kreditkartenabrechnung konnten sie in Erfahrung bringen, dass er einen enormen Benzinverbrauch hatte. Während dieser Jahre sollte Gary Ridgway öfter seinen Pick-Up wechseln, um nicht aufzufallen.

Erste Verstrickung

Als am 30. April 1983 die 18-jährige Prostituierte Marie Malvar verschwand, identifizierte ihr Freund den Pick-Up Gary Ridgways als denjenigen, in den Malvar auf dem Pacific South Highway zuletzt eingestiegen sei. Ridgway bestritt aber, Kontakt mit Malvar gehabt zu haben. Es war das erste Mal, dass Gary Ridgway bezüglich eines der Mordopfer kontaktiert wurde, wenngleich Malvar zu diesem Zeitpunkt noch nicht als Mordopfer bekannt war.

Am 20. November 1983 gab die Polizei bekannt, dass 11 Frauen, die man im South King County tot aufgefunden hatte, vom selben Mann ermordet worden seien.

Bildung einer Task Force

Am 16. Januar 1984 berief das Kings County Sheriff's Office die größte Task Force seit dem Fall Ted Bundy ins Leben. Sie bestand aus Personen vom Port of Seattle Police Departement, dem Seattle Police Departement, dem Pierce County Sheriff's Office, der Washington State Patrol, dem FBI und der Generalstaatsanwaltschaft des Bundesstaates Washington. Sie nannten sich die Green River Task Force. Diese Task Force versuchte über die Jahre, Beweise gegen die mehr als 12.000 Verdächtigen zu sammeln, ließ die besonders gefährdeten Orte überwachen, sammelte jedes kleinste Indiz vom Fundort der Leichen und katalogisierte es, jedoch zumeist erfolglos.

Weitere Morde

Am 2. April 1984 wurden fünf weitere skelettierte Überreste von Frauen gefunden. Die Anzahl der Opfer wurde offiziell mit 20 angegeben, die Dunkelziffer auf 30 geschätzt. Am 20. April 1984 wurden nochmals Überreste von zwei Körpern gefunden, darunter die der 36-jährigen Amina Agisheff, die zuletzt im Jahr 1982 in Seattle gesehen worden war. Sie wurde nur am Rande mit den anderen Morden in Verbindung gebracht.

Im Mai 1984 kontaktierte Gary Ridgway die Green River Task Force, scheinbar, um Informationen anzubieten. Die Ermittler unterzogen ihn einem Lügendetektor-Test, den er problemlos durchlief.

Am 29. November 1984 gab die Prostituierte Rebecca Garde Guay bekannt, sie sei von Ridgway während einer „Verabredung“ gewalttätig attackiert worden. Er habe sie gewürgt, doch sie konnte entfliehen. Ridgway bestritt dies nicht, behauptete aber, sie habe ihm während des Oralsexs in den Penis gebissen und er habe sich gegen sie wehren müssen.

Im Dezember 1984 gab die Polizei die Zahl der Opfer mit 42 an. Mittlerweile hatte sich sogar Ted Bundy, ein anderer berüchtigter Frauenmörder, mit einem Brief an die Task Force gewandt, in dem er ein psychologisches Profil des Green River Killers entworfen hatte.

Am 6. Februar 1986 durchsuchte die Polizei ein Haus in der Nähe des Seattle-Tacoma International Airports. Der Besitzer des Hauses war Gegenstand detaillierter Untersuchungen. Im Mai wurde dann bekanntgegeben, dass der Mann nichts mit dem Fall zu tun gehabt hätte. Während des Jahres 1986 geriet die Green River Task Force immer mehr unter Beschuss der Öffentlichkeit, die eine schnelle Verhaftung des Green River Killers forderte. Den Beamten wurde vorgeworfen, wenn die Opfer nicht aus der untersten sozialen Schicht kämen, hätte sich die Polizei engagierter mit dem Fall befasst und den Mörder längst gefasst.

Übersicht über die Leichenfundorte

Das vorläufige Ende

Am 8. April 1987 durchsuchte die Polizei das Haus und die Fahrzeuge von Gary Ridgway, der mit mindestens zwei der 46 Opfer zuletzt gesehen worden war. Das Kriminallabor der State Patrol nahm Haar-, Schamhaar- und Speichelproben von Gary Ridgway. Da aber die DNA-Identifizierungs-Techniken zu diesem Zeitpunkt noch zu wenig ausgereift waren, konnten die Proben nicht ausgewertet werden. Auch sonst fanden sie keine Beweise, um ihn verhaften zu können. Ridgway fühlte sich zu diesem Zeitpunkt unbesiegbar, die Behörden waren demoralisiert.

Im Jahr 1988 heiratete Gary Ridgway zum dritten Mal. Nachbarn beschrieben ihn und Judy Lynch als „unzertrennlich“. Im selben Jahr wurde landesweit ein zweistündiges TV-Special über den Green River Killer ausgestrahlt und 100.000 US-Dollar auf Hinweise, die zu seiner Verhaftung führen, ausgesetzt. Während der Fernsehsendung gingen über 4.000 Telefonanrufe ein, allerdings ergebnislos.

Die Green River Task Force war über die Jahre kontinuierlich geschrumpft, bis sie im Juli 1991 nur noch aus einem Mann bestand, Tom Jensen. Der Mörder war nicht gefunden worden, trotz Jahren der Untersuchungen, der Bildung einer Task Force, der Ausgabe von mehr als 15 Millionen US-Dollar, des Einsatzes eines 200.000 Dollar teuren Computers, der Anhäufung von tausenden von Verdächtigen und dem Füllen von mehr als 750 Ringordnern mit Millionen von Fakten. Man nahm an, dass der Mörder mittlerweile wegen eines anderen Falles im Gefängnis saß, gestorben oder aus der Gegend weggezogen war. Weitere Mordfälle an Prostituierten zählte man nicht mehr zu den Morden des Green River Killers.

Durchbruch dank Wissenschaft

Am 2. November 1999 wurden die Überreste eines Opfers, das 1986 nahe dem Green River gefunden wurde, mit einen neuartigen DNA-Test schließlich als die neunzehnjährige Tracy Winston identifiziert, die 1983 aus einem Einkaufszentrum in Seattle verschwunden war.

Im März 2001 benutzte das Kriminallabor des Staates Washington die neuen DNA-Tests, um über Beweisstücke Hinweise zum Täter zu finden. Am 30. November 2001 wurde bekannt, dass auf vier der frühen Opfer DNA-Spuren gefunden wurden, die mit derjenigen von Gary Ridgways Speichelprobe übereinstimmten. Gary Ridgway wurde verhaftet. Zum Zeitpunkt seiner Verhaftung war er 52 Jahre alt und wohnte in Auburn.

Der Prozess

Unschuldsbeteuerungen

Am 15. Dezember 2001 stellte der Sheriff von King County, Dave Reichert, elf Untersuchungsbeamte dazu ab, Beweise gegen Ridgway zu sammeln.

Am 18. Dezember 2001 plädierte Ridgway - ermutigt durch frühere ergebnislose Untersuchungen gegen ihn - auf „nicht schuldig“ in Sachen Mord an Marcia Chapman, 31, Cynthia Hinds, 17, und Opal Mills, 16, deren Körper am 15. August 1982 in der Nähe des Green River gefunden wurden, sowie Carol Christensen, deren Überreste im Maple Valley am 8. Mai 1983 gefunden wurden.

Am 27. März 2003 wurde Gary Ridgway dreier weiterer Morde beschuldigt: Wendy Lee Coffield, 16, Debra Bonner, 23 und Debra Estes, 15. Polizei und Staatsanwaltschaft gaben bekannt, dass mikroskopische Farbpartikel auf den Kleidern der Frauen mit dem Lastwagenlackierer Gary Ridgway in Verbindung gebracht werden konnten. Am 3. April stritt Gary Ridgway vor Gericht die Taten ab. Seine Frau Judy Lynch stand ihm bei, ebenso seine Familie und viele seiner Nachbarn, die nicht glauben konnten, dass Gary Ridgway der Green River Killer sei.

Kooperation

Am 26. Juli 2003 wurde Gary Ridgway vom King-County-Gefängnis in Seattle an einen unbekannten Ort überführt. Gary Ridgway kooperierte mit den Behörden, um der Todesstrafe zu entgehen. Von nun an war er mit der Green River Task Force unterwegs, führte die Untersuchungsbeamten zu weiteren Tatorten und Leichen: am 19. August 2003 wurden die Überreste der sechzehnjährigen Pammy Avents östlich von Enumclaw gefunden. Identifiziert wurde sie durch Informationen, die Gary Ridgway im Austausch für sein Leben hergab. Am 24. August 2003 wurden sieben Knochen gefunden, die der Gerichtsmediziner vom King County Medical Examiner Office als menschlichen Ursprungs einstufte. Am 27. September 2003 wurden die Knochen der 17-jährigen April Buttram identifiziert, die im August 1983 verschwunden war.

Am 2. Oktober 2003 fand die Green River Task Force in einer Schlucht außerhalb von Auburn die Überreste von Marie Malvar, die Frau, mit deren Verschwinden Gary Ridgway schon 1983 in Verbindung gebracht worden war.

Im Oktober 2003 gab Ridgway auch die Details von zwei weiteren Morden bekannt, die bisher nicht mit ihm in Verbindung gebracht worden waren: Patricia Yellow Robe, 38, die am 6. August 1998 tot aufgefunden wurde; und Marta Reeves, 36, die im Jahre 1990 getötet wurde.

Der Prozess

Am 5. November 2003 bekannte sich Gary Ridgway vor dem King-County-Obergericht schuldig des 48fachen Mordes an 42 der ursprünglich aufgelisteten Opfer und sechs weiteren Frauen (Linda Rule, Roberta Hayes, Marta Reeves, Patricia Barczak, Yellow Robe und einer Unbekannten). Als er den Angehörigen der Opfer vor Gericht begegnen musste, brach er weinend zusammen und bat um Vergebung.

Er wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe ohne Möglichkeit auf Begnadigung verurteilt und verbüßt diese heute in der Justizvollzugsanstalt des Staates Washington in Walla Walla.

Verfilmung

2004 entstand der US-amerikanisch/kanadische Spielfilm The Riverman, der die Ermittlungen in den Mordfällen, die Ridgway zu verantworten hat, zum Thema hat. In der Rolle Ridgways ist der Schauspieler David Brown zu sehen.

Weblinks


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