Green-River-Formation

Green-River-Formation
Einzugsgebiet des Green River

Die Green-River-Formation ist ein Gesteinsverband (Formation) aus der Zeit des Eozän in Nordamerika.

Die Green-River-Formation ist nach dem Green River benannt, einem Nebenfluss des Colorado Rivers in den Vereinigten Staaten. Sie besteht aus den Ablagerungen ursprünglich miteinander in Verbindung stehender großflächiger Gebirgsseen. Das Ablagerungsgebiet der Formation umfasste drei Teilbecken, die die im Nordosten des Bundesstaates Utah gelegenen Uinta Mountains umgürten:

  • ein östliches im Nordwesten Colorados
  • das flächenmäßig größere Lake Gosiute-Becken – an der Südwestecke von Wyoming, am unmittelbaren Nordrand der Uintas
  • sowie das alle an Größe übertreffende Lake Uinta-Becken im nordöstlichen Utah und westlichen Colorado.

Das Fossil Butte National Monument im Lincoln County, Wyoming, liegt in einem Bereich der Green-River-Formation, der als Fossil Lake bezeichnet wird – hier wurde eine erstaunliche Anzahl von äußerst gut erhaltenen versteinerten Fischen entdeckt.

Inhaltsverzeichnis

Lithologie und Bildungsbedingungen

Ursache für die Bildung dieser intermontanen Gebirgsseen war die weiter im Westen bereits während der Oberkreide stattfindende Sevier Gebirgsbildung sowie anschließend das blockartige Aufsteigen der Rocky Mountains während der Laramischen Gebirgsbildung im Paläogen. Dies begründet den aus allen Richtungen erfolgenden Sedimenteintrag in die Teilbecken – durch das allmähliche Auftauchen der zentralen Uintas wurden die Sedimente in nördliche, östliche und südliche Richtung geschüttet. Von Norden erfolgte der Eintrag in das Green-River-Becken durch die entstehenden Wind River Mountains im westlichen Wyoming. Die Front Range, die Park Range und die Sawatch Range der Colorado Rockies lieferten den Teilbecken ihre Sedimentfracht aus dem Osten. Die Aufwölbung des Uncompahgre Plateaus und der San Juan Mountains brachten Sedimentschüttungen aus dem Süden. Weiter im Westen schließlich lagen die Wasatch Mountains Utahs und die Höhenzüge des östlichen Idaho.

Lithologisch sind diese festländischen Seesedimente recht vielseitig – es wechseln Sandsteine, Tonsteine, Siltsteine, Ölschiefer, Kohleflöze, salzführende Evaporitlagen sowie eine Vielzahl von limnischen Kalken und Dolomiten miteinander ab. Zwischengeschaltete vulkanische Aschelagen aus dem weiter nördlich, in der Nähe von Yellowstone gelegenen Absaroka Volcanic Field sowie dem südöstlich gelegenen San Juan Volcanic Field bilden datierbare Referenzlagen innerhalb der sedimentären Abfolge.

Die Trona-Schichten des Sweetwater County in Wyoming sind bekannt für ihre Vielfalt an seltenen Evaporitmineralen. Sie sind Typuslokalität für sieben seltene Minerale: Bradleyit, Ewaldit, Loughlinit, McKelveyit-(Y), Norsethit, Paralabuntsovit-Mg und Shortit. Es kann außerdem Nahcolit, Dawsonit und selbst Moissanit (SiC) hinzutreten.

Milanković-Zyklen

Die Schichtenfolge der Green-River-Formation verfügt über eine ausgeprägte Milanković-Zyklizität, die Erdbahnumlaufparameter Präzession, Bahnneigung und Exzentrizität sind eindeutig nachweisbar. Daher können die einzelnen Schichtglieder auch mit großer Genauigkeit datiert werden – die astrochronologischen Ergebnisse stimmen hierbei sehr gut mit den radiometrischen Angaben überein.[1]

Fossile Lagen

Die versteinerten Fische Diplomystus (links) und Knightia (rechts) aus der Green-River-Formation

Im fossilträchtigen Gebiet um den Fossil Lake im Südwesten Wyomings treten zwei sehr feinkörnige Tonsteinlagen in Erscheinung, die eine Vielfalt an vollständig und detailliert erhaltenen Fossilien enthalten. Diese Lagen bilden eine Fossillagerstätte des Eozäns - die ansonst nur recht selten zu erfüllenden Bedingungen für das massenhafte Zusammentreffen von Organismen und deren ungestörte Fossilisation waren hier gegeben. Die produktivste Lage, die so genannte 18 inch layer (18-Zoll-Lage), besteht aus einer Abfolge von laminierten oder gewarvten kalkigen Tonsteinen, die äußerst reich an Fischen und anderen Tieren ist. Die Tonsteine lassen sich leicht parallel zu ihrer Schichtung spalten, um dann ihren fossilen Inhalt preiszugeben. Allein diese relativ dünne Lage entspricht einer Zeitspanne von 4000 Jahren Sedimentationsgeschichte. Die zweite Fossillage, die so genannte split fish layer, ist eine ungefähr zwei Meter dicke, unlaminierte Schicht, die ebenfalls Unmengen an detailliert erhaltenen Versteinerungen enthält. Sie ist aber schwieriger zu bearbeiten, da sie kompakt ist.

Die Kalkmatrix ist so feinkörnig, dass die Versteinerungen selbst noch seltene Weichteile vollständig erhaltener Insekten und abgefallener Blätter detailgetreu nachbilden. Mehr als 22 Insektenordnungen sind allein in der Green-River-Sammlung der Smithsonian Institution in Washington D.C. gegenwärtig.

Der Barschartige Priscacara liops, etwa 11,5 cm Länge

Die Green-River-Fossilien sind ungefähr 48 Millionen Jahre alt, wurden aber über einen Zeitraum von mehreren Millionen Jahren hinweg abgelagert - dokumentiert wurde dabei der Übergang vom feuchten Klima des frühen Eozäns zum etwas trockeneren mittleren Eozän. Das Klima war damals feucht und subtropisch warm, so dass selbst Krokodile, die keinen Frost vertragen, existieren konnten. Die Seen wurden von Platanenwäldern umrahmt, vereinzelte Palmwedel wurden entdeckt.

Funde von Palmwedeln sind Beleg für ein subtropisches Klima

Auf Grund der sich mit der Zeit verändernden Seenkofigurationen ist jede Green-River-Fundstätte einzigartig in ihrem Charakter. So konnten sich die Seen in der relativ flachen Landschaft mittels leichter tektonischer Bewegungen recht rasch über ehemalige Flussdeltas hinwegbewegen, die Sedimentfracht kam aus dem Uinta-Hochland und den Rocky Mountains im Osten und Norden.

Die Lagerstätten bildeten sich unter anoxischen Bedingungen im feinkörnigen Kalkschlamm der Seen. Mangelnder Sauerstoff verlangsamte den bakteriellen Zerfall und hielt überdies Aasfresser fern, so dass Palm-, Farn- und Platanenblätter ungestört im feinkörnigen Sediment eingebettet und erhalten werden konnten - einige Blätter zeigen sogar noch die während ihres Wachstums erlittenen Insektenschäden. Insekten wurden vollkommen erhalten, selbst zierliche Flügelmembranen von Libellen und Spinnweben sind noch zu erkennen.

Auch Wirbeltiere wurden fossilisiert, darunter die Schuppen des Krokodils Borealsuchus, welches einen ersten frühen Hinweis äuf das während des Eozäns im westlichen Nordamerika herrschende milde Klima lieferte. Fische sind allgegenwärtig – Knightia, ein zu den Heringen zählender Fisch, tritt manchmal in so dichten Lagen auf, dass der Eindruck entsteht, als wäre ein Schwarm in sauerstoffarme Bereiche vorgedrungen und dann dort umgekommen. Diese Art ist bei sämtlichen Fossilliebhabern wohlbekannt und auch kommerziell auf Fossilbörsen etc. weit verbreitet. Unter den Fischfunden befindet sich auch Heliobatis, ein endemischer Süßwasser-Stachelrochen.

Insgesamt wurden ungefähr sechzig Wirbeltiertaxa in der Green-River-Formation entdeckt. Neben den Fischen sind vertreten:

Entdeckung der Fossillagerstätte

Dr. John Evans hatte bereits 1856 zum ersten Mal in den Schichten der Green-River-Formation Fischfossilien gesammelt und beschrieben. Die Artzuweisung erfolgte als Knightia eocaena. Auch Edward Drinker Cope sammelte ausgiebig in diesem Gebiet und brachte 1871 eine Veröffentlichung über seine Fischfunde heraus. Seitdem wurden weitere Millionen von Fischfossilien hier entdeckt.

Ölschiefer

Die Green-River-Formation enthält weltweit die größten Vorkommen an Ölschiefer. Die Menge des enthaltenen Schieferöls wird auf 213 Mrd. Tonnen geschätzt[2].

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Meyers, S.R.: Resolving Milankovitchian controversies: The Triassic Latemar Limestone and the Eocene Green River Formation. In: Geology. 36, Nr. 4, 2008, S. 319–322. doi:10.1130/G24423A.1. Abgerufen am 24. April 2008.
  2. USGS Scientific Investigations Report 2005–5294, Geology and Resources of Some World Oil-Shale Deposits

Quellen

 Commons: Green River Formation – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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