Greenwich-Zeit

Greenwich-Zeit

Greenwich Mean Time (kurz GMT) [ˌɡrɛnɪtʃ ˈmiːn taim; -ɪdʒ], zu Deutsch: mittlere Greenwich-Zeit, ist die mittlere Sonnenzeit am Nullmeridian.

Die Greenwich Mean Time war von 1884 bis 1928 Weltzeit. Obwohl in dieser Funktion heute von der Koordinierten Weltzeit UTC ersetzt, ist GMT weiterhin ein geläufiger Begriff für diese Zeitzone.

Piktogramm GMT

Inhaltsverzeichnis

Definition

Im Mittel überquert die Sonne um 12:00 GMT den Mittagskreis (Meridiandurchgang) von Greenwich und hat dabei annähernd ihren höchsten Stand am Himmel (obere Kulmination). Aufgrund der ungleichmäßigen Geschwindigkeit der Erde auf ihrer elliptischen Umlaufbahn und der Neigung der Erdachse weicht der tatsächliche Mittagsdurchgang um bis zu 16 Minuten davon ab (siehe Zeitgleichung), was sich jedoch über das Jahr ausgleicht. GMT folgt also einer gedachten mittleren Sonne, die sich mit konstanter Geschwindigkeit im Laufe eines Jahres entlang des Äquators (statt wie in Wirklichkeit entlang der Ekliptik) bewegt.

Eine genauere Methode der astronomischen Zeitmessung ist es, die Zeitintervalle zwischen den Meridiandurchgängen eines Fixsterns zu messen (siderische Zeit).

Geschichte

Zum Zwecke der astronomischen Navigation auf See wurde von Nevil Maskelyne im Jahre 1767 erstmals der Nautical Almanac veröffentlicht, dessen astronomische Tabellen für die Ortszeit des Observatoriums Greenwich ausgelegt waren. Navigatoren, die ihre astronomischen Beobachtungen mit Hilfe dieses Jahrbuches auswerteten, erhielten automatisch eine auf den Meridian von Greenwich bezogene Position, während es früher üblich gewesen war, die geographische Länge bezüglich des Ausgangs- oder Zielpunktes anzugeben. Seekarten begannen daher auch zunehmend, Greenwich als Standardmeridian für ihre Koordinatennetze zu übernehmen. Als die Internationale Meridiankonferenz im Jahre 1884 einen Nullmeridian international verbindlich festlegte, fiel die Wahl auf den bereits überwiegend gebräuchlichen Greenwich-Meridian. Für Zwecke, die einheitliche Zeitangaben für unterschiedliche Orte erfordern, sei die mittlere Ortszeit von Greenwich zu verwenden. Diese Zeit war 1880 unter dem Namen „Greenwich Mean Time“ als gesetzliche Standardzeit im Vereinigten Königreich eingeführt worden.

Zur weltweiten Koordination der Zeitmessung wurde das Bureau International de l’Heure (BIH) in Paris gegründet, das 1920 von der neu gegründeten International Astronomical Union (IAU) übernommen wurde. Bald darauf änderte die IAU die Definition von GMT. Bisher war es bei den hauptsächlich des nachts arbeitenden Astronomen üblich gewesen, den Tag mittags beginnen zu lassen, um nicht ständig um Mitternacht das Datum wechseln zu müssen („astronomischer Tag“). Entsprechend war GMT ursprünglich „die mittlere Sonnenzeit auf dem Meridian von Greenwich, gerechnet ab dem mittleren Mittag“. Die IAU führte mit dem 1. Januar 1925 eine neue Zeitskala ein, deren Tage bürgerlichem Brauch folgend um Mitternacht begannen und nannte die neue Skala wieder GMT, während die bisherige Skala in Greenwich Mean Astronomical Time (GMAT) umbenannt wurde. Die daraus folgende Verwirrung bewog die IAU, im Jahre 1928 die neue GMT in Universal Time (UT) umzubenennen. UT war damit (und ist im Wesentlichen bis heute) die mittlere Sonnenzeit auf dem Meridian von Greenwich, gerechnet ab Mitternacht.

Da UT von der Erdrotation abgeleitet wird, welche aber kurzfristigen Fluktuationen und einer langfristigen Verlangsamung unterliegt, ist sie keine streng gleichmäßig verlaufende Zeitskala und für viele wissenschaftliche und manche technische Zwecke nicht brauchbar. Daher wurde 1952 zunächst die von den gleichmäßigeren Planetenbewegungen abgeleitete Ephemeridenzeit (ET) eingeführt, welche am 1. Januar 1972 wiederum von der Koordinierten Weltzeit (UTC) abgelöst wurde. UTC beruht auf der strikt gleichmäßigen von Atomuhren erzeugten SI-Sekunde; Schaltsekunden sorgen gegebenenfalls dafür, dass UTC nicht mehr als 0,9 s von der unregelmäßigen UT abweicht.

Heutzutage wird UTC im Vereinigten Königreich immer noch als GMT bezeichnet, obwohl es von der eigentlichen GMT (der heutigen UT) um bis zu 0,9 s abweichen kann. Aufgrund dieser Begriffsverwirrung empfiehlt es sich, die Bezeichnung GMT nicht mehr zu verwenden.

Sonstiges

  • Neben der UTC (die der Erdrotation ab und zu angepasst wird), gibt es noch die Internationale Atomzeit (TAI) – eine vollständig kontinuierlich laufende Zeitbasis.
  • Mit der von Internetprotokollen teilweise in Zeitmarken verwendeten Bezeichnung GMT (z. B. bei der Zeitangabe „Date: Sat, 12 Mar 2005 00:30:42 +0000 (GMT)“ in einem Mailheader) ist stets UTC gemeint.
  • Zudem verwenden die meisten elektronischen Geräte mit Uhrzeit und Datum weiterhin den Begriff GMT. Bei der Einstellung der entsprechenden Zeitzone des Benutzerstandorts erfolgt die Eingabe bzw. Auswahl häufig in Form von Angabe der Stunden, die die Ortszeit vor (+) oder nach (−) der Standard-Zeit (GMT bzw. UTC) liegt.
    Für Deutschland oder Berlin – stellvertretend wird in der Regel die Hauptstadt angegeben – bedeutet das: GMT+1 (deutsche Normalzeit/„Winterzeit“) bzw. GMT+2 (deutsche Sommerzeit).
  • In Greenwich gilt in sieben von zwölf Monaten die Britische Sommerzeit; die amtliche Zeit in Greenwich geht also im Vergleich zur GMT im Jahresschnitt um etwa 35 Minuten vor.

Siehe auch

Weblinks


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