Griesheim (Thüringen)

Griesheim (Thüringen)

Griesheim ist ein Ortsteil der Gemeinde Ilmtal im Ilm-Kreis (Thüringen) mit etwa 350 Einwohnern.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Griesheim liegt im Ilmtal zwischen Stadtilm und Gräfinau-Angstedt in etwa 370 Metern Höhe. 3 km südöstlich erhebt sich der 582 Meter hohe Singer Berg.

Geschichte

Griesheim wurde zwischen 1079 und 1089 erstmals erwähnt. Seit 1133 sind Herren von Griesheim -die auch Stifter der Kirche waren- urkundlich bekannt. Sie waren relativ eigenständige Lehensmänner der Grafen von Schwarzburg und erbauten auf dem Kirchberg ihre Burg, an deren Stelle später ein Barockschloss trat. Die große Anlage war in einen oberen und unteren Hof geteilt und wurde mehrmals umgebaut. Sie wurde samt zugehörigem Rittergut von verschiedenen adligen Pächtern bewirtschaftet. 1751 ging sie an den Herzoglich-Württembergischen Kammerherrn Carl Joseph von Hoheneck. Ab 1918 war sie Staatsdomäne, letzter Pächter bis 1945 war die Familie Jordan. Gegen Ende des 2. Weltkriegs wohnte der Kernphysiker Kurt Diebner mit seiner Familie im Schloss. Im Zuge der Bodenreform wurde die Domäne unter Neubauern aufgeteilt. Gegen den Protest von Bürgern, Ortspfarrer und Denkmalschützern ordnete der Innenminister von Thüringen im März 1949 den Abriss des Schlosses an, der nach Rettung von einigem wertvollem Inventar durch Mitarbeiter des Museums Arnstadt auch erfolgte. Grundlage war letztlich der berüchtigte Befehl 209 der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) zur Beseitigung von Adelssitzen. Nur einige verbaute ehemalige Wirtschaftsgebäude sind erhalten geblieben.

In Griesheim gründete 1816 Friedrich Wilhelm August Fröbel die erste „Allgemeine deutsche Erziehungsanstalt“, die als frühester Vorläufer der heutigen Kindergärten angesehen werden kann.

Griesheim gehörte bis 1920 zum Amt Stadtilm in der Oberherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt. Von 1920 bis 1952 gehörte der Ort zum Landkreis Arnstadt. 1937 wurde der ein Kilometer südöstliche gelegene Ort Hammersfeld nach Griesheim eingemeindet. 1952 wurde der Landkreis Arnstadt geteilt und Griesheim gehörte zum nunmehr verkleinerten Kreis Arnstadt. 1994 wurden die Kreise Ilmenau und Arnstadt unter dem Namen Ilm-Kreis wieder vereint. Von 1994 bis 1996 gehörte der Ort zur Gemeinde Singer Berg mit Sitz in Singen. Diese ging 1996 in der Gemeinde Ilmtal auf, deren Verwaltungssitz Griesheim ist.

Kultur

Die Griesheimer Kirche
  • Die Kirche von Griesheim ist eine der schönsten und ältesten Thüringens. Sie steht auf einem Hügel, dem Kirchberg, und ist Maria Magdalena geweiht. Im Jahre 1533 führten die Schwarzburger die Reformation ein. Damit wurde Griesheim evangelisch. Ihre heutige Gestalt erhielt die Kirche nach einigen Um- und Anbauten im 17. Jahrhundert. Die ursprünglich turmlose romanische Kirche mit schönen Türbogenfeldern wurde zu einer Chorturmkirche umgewandelt. An der Kirchenmauer befinden sich gut erhaltene, aufgerichtete Grabplatten. Auf dem jetzt kahlen Plateau hinter der Kirchhofmauer stand bis zu seinem Abriss 1949 das große Barockschloss, das über Jahrhunderte das Ortsbild von Griesheim mit geprägt hatte.
  • Die Inschrift einer Gedenktafel von 1916 vor dem Pfarrhaus lautet: „Friedrich Fröbel begann hier sein Wirken für deutsche Erziehung. Ihrem Gründer die Erziehungsanstalt zu Keilhau und deren ehemalige Schüler zum Hundertjahrtage am 13. November 1916“
  • Auf dem Ortsfriedhof erinnern Grabstätten und Gedenktafeln an zwei unbekannte KZ-Häftlinge, die bei einem Fluchtversuch aus dem Todesmarsch vom Außenlager SIII/Jonastal des KZ Buchenwald von SS-Männern erschossen wurden.

Wirtschaft und Verkehr

Griesheim ist ein landwirtschaftlich geprägter Ort. Im Ilmtal rings um Griesheim gibt es Weizen- und Maisfelder. Viele Einwohner pendeln zur Arbeit in die größeren Orte der Umgebung. Im Ort befindet sich die Verwaltung der Gemeinde Ilmtal.

Durch den Ort führen die Bundesstraße 87 IlmenauStadtilm sowie Landstraßen nach Niederwillingen und Hammersfeld.

Griesheim liegt am Ilmtal-Radweg.

Persönlichkeiten

  • Friedrich Fröbel (1782–1852), diente im Lützowschen Freikorps, war Pestalozzi-Schüler und selber verdienter Pädagoge, auf seine vorbildliche Einrichtung in Griesheim geht die Bezeichnung "Kindergarten" zurück
  • Julius Fröbel (1805–1893), geboren in Griesheim, Neffe von Friedrich Fröbel, Geologe, Politiker, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49, nach Rückkehr aus dem Exil war er Redakteur und Diplomat

Literatur

  • Thomas Bienert: Das Barockschloss zu Griesheim bei Stadtilm. In: Das Schicksal geschundener und verschwundener Adelssitze. Thüringer Allgemeine 2006

Weblinks


50.75222222222211.0413888888897Koordinaten: 50° 45′ N, 11° 2′ O


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