- Grimme, Natalis & Co
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Der Name Brunsviga steht für eine sehr erfolgreiche Linie von mechanischen Rechenmaschinen. Zu Beginn bezeichnet Brunsviga die Rechenmaschinenmodelle, später wird die Herstellerfirma in „Brunsviga Maschinenwerke AG“ umbenannt.
Inhaltsverzeichnis
Historische Daten
Am 3. November 1871 wurde die Firma Grimme, Natalis & Co, Commanditgesellschaft auf Aktien (GNC) in Braunschweig gegründet. 1921 wurde die Firma in Grimme, Natalis & Co AG umgewandelt. Eine weitere Änderung erfolgte 1927, die Firma hieß nun Brunsviga-Maschinenwerke, Grimme, Natalis & Co A.G.
Franz Trinks war bis 1925 für die technische Entwicklung der Brunsviga-Maschinen verantwortlich, er starb im Jahre 1931.
Der 1957 abgeschlossene Organvertrag mit der Olympiawerke AG sollte das benötigte Kapital liefern, um die Rechenmaschinen für den sich rasch verändernden Absatzmarkt auf den neuesten technischen Stand zu bringen. Offensichtlich gelang dieses Vorhaben nicht, denn das Vermögen der Brunsviga-Maschinenwerke AG wurde am 16. Januar 1959 auf die Olympiawerke AG übertragen.
Entwicklung
GNC stellte Nähmaschinen, Haushaltsmaschinen und Ähnliches her. Im März 1892 wurden der Firma GNC die Lizenzrechte an der Rechenmaschine des Willgodt Theophil Odhner für Deutschland, Belgien und die Schweiz für 10.000 Mark plus 10 Mark pro Maschine angeboten. Den Erwerb dieser Lizenzrechte im April 1892 setzte der Ingenieur und Betriebsdirektor Franz Trinks gegen großen Widerstand im Aufsichtsrat durch. Die erste Rechenmaschine wurde im Juli 1892 unter dem Namen „Brunsviga“ für 150 Mark ausgeliefert und noch im selben Jahr auf der Weltausstellung in Chicago von Deutschland ausgestellt. Eine zehnstellige Rechenmaschine des deutschen Arthur Burkhardt, die einem Thomas-Arithmometer glich, kostete damals 675 Mark.
Bis zum Ende des Jahres 1892 wurden ca. 60 Maschinen nach einem von Odhner gelieferten Modell als exakte Kopien produziert. Schon ab dem nächsten Jahr wurden die Maschinen fortlaufend verbessert. Im Gegensatz zu Amerika musste in Deutschland der Markt für Rechenmaschinen erst erschlossen werden. Vermessungsämter waren nahezu die einzigen staatlichen Abnehmer. Den Bedarf an Rechenmaschinen in Westeuropa zu wecken, ist wohl als Hauptverdienst der Firma Grimme, Natalis & Co anzusehen.
Beim Aufbau einer internationalen Vertriebsorganisation halfen die Erfahrungen, die in der Nähmaschinenfabrikation gemacht wurde. Die Brunsviga-Rechenmaschinen wurden intensiv beworben. Potentielle Kunden wurden aus Telefonbüchern ausgesucht und erhielten Werbeprospekte. Die Werbung von Grimme, Natalis & Co versprach, dass man die Handhabung der Maschine in 10 Minuten erlernen könne.
Der Vertrieb wurde durch Vertreter vorgenommen, die eine sechswöchige Schulung im Stammwerk durchlaufen mussten, wobei man nicht nur Wert auf das schnelle Bedienen legte, sondern die Vertreter auch so ausbildete, dass sie den optimalen Lösungsweg für die Berechnungsarten der Kunden vorstellen konnten. In den Anfangsjahren gehörte zum Lösungsweg auch eine möglichst effiziente Kontrollrechnung, da die Maschinen als unzuverlässig galten.
Die Vertreter wurden gut bezahlt, aber auch unter starken Erfolgsdruck gesetzt, da sie bei Erfolglosigkeit schnell entlassen wurden. Von Beginn an wurde auf intensive und zügige Kundenbetreuung geachtet. Dazu wurde ein dichtes Netz an Verkaufsstellen und Reparaturwerkstätten aufgebaut. Falls Schwierigkeiten mit den Maschinen auftraten, konnte von jedem Kunden ein Vertreterbesuch angefordert werden. Auf diesem Wege gelangten gezielt Berichte über Mängel der Maschinen und Anforderungen der Kunden an das Stammwerk. Dies war die wichtigste Informationsquelle für die Bestrebungen, die Brunsviga-Rechenmaschinen benutzerfreundlicher zu machen und auf diesem Wege den Absatzmarkt zu vergrößern.
Weiterhin organisierte GNC betriebliche Schulungen an den vorhandenen Rechenmaschinen und an neuen Modellen. Die Rechenmaschinen wurden, wie die zuvor hergestellten Nähmaschinen, ohne Vorbestellung in großen Stückzahlen industriell gefertigt und waren ein so großer Erfolg, dass GNC schon nach wenigen Jahren nur noch Rechenmaschinen herstellte. Aus der ursprünglichen Original-Odhner-Maschine wurden verschiedenste Modelle abgeleitet, um den Kundenwünschen gerecht zu werden. Die bis zu 18 verschiedenen Ausführungen erforderten hohe Produktionsressourcen, was 1925 zur „Nova“-Serie führte, die im Austauschbau hergestellt wurde. Wichtige Einschnitte in die Firmenentwicklung waren die beiden Weltkriege, die für eine Einschränkung des Rechenmaschinenbaus sorgten.
Grimme, Natalis & Co baute nicht nur Sprossenradmaschinen. Ab 1932 wurde die Rechenmaschine „Brunsviga 10“ gebaut, die mit unterteilten Staffelwalzen funktionierte und ab 1936 wurden auch Addiermaschinen hergestellt.
Weblinks
- Employees of Brunsviga a german calculator company in Budapest about 1940 (englisch)
- Artikel zu Brunsviga in rechnerlexikon.de
- Brunsviga Patente
Literatur
- Erhard Anthes: Zur Datierung von Brunsviga-Rechenmaschinen. In: Leertaste, Nr. 6, August 1982, S. 9–11
- Peter Faulstich: Brunsviga (1892–1959) – Mechanische Rechenmaschinen als Welterfolg. In: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte, Franz Steiner Verlag, 1992, S. 101–114. Online-Version bei rechnerlexikon.de
- Peter Faulstich: „Gehirn aus Stahl“ – Brunsviga 1892–1959. In: Historische Bürowelt, März 1994, Nr. 37, S. 10–39
- Ernst Martin: Die Rechenmaschine und ihre Entwicklungsgeschichte – Rechenmaschinen mit automatischer Zehnerübertragung. 1. Band, 1. Auflage, 1925
- Hartmut Petzold: Rechnende Maschinen – Eine historische Untersuchung ihrer Herstellung und Anwendung vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik. VDI Verlag, Düsseldorf 1985, Technikgeschichte in Einzeldarstellungen, Band 41
- Jürgen von Platen: Die Brunsviga-Rechenmaschinen. In: Vermessungstechnische Rundschau – Zeitschrift für das Vermessungswesen, Nummer 1/1955, Sonderdruck
- Franz Trinks: Geschichtliche Daten aus der Entwicklung der Rechenmaschine von Pascal bis zur Nova-Brunsviga. In: Die Braunschweiger GNC-Monatsschrift, 14 Jahrg., 1927, Heft 7/8 Brunsviga Maschinenwerke, Grimme, Natalis & Co., Braunschweig, S. 249–289
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