- Grip Shift
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Schalthebel ist ein Sammelbegriff für Schalter verschiedener Bauform zur Betätigung einer Gangschaltung an Fahrrädern oder Mofas.
Prinzipiell unterscheidet man Reibungs- und Indexschaltungen. Letztere bedeuten, dass entweder am Schaltgriff oder im Schaltwerk eine mechanische Vorrichtung die Gänge in Stufen schaltet. Nabenschaltungen waren schon immer indizierte Systeme, da durch ungenaue Gangwahl leicht die Mechanik beschädigt werden kann. Bei Kettenschaltungen waren bis Mitte der 80er Jahre Reibungsschalthebel gebräuchlich, hier schaltete man stufenlos und musste die richtige Stellung des Schalthebels abschätzen.
Inhaltsverzeichnis
Drehgriff
Das ist die älteste Bauform der Schalthebel, sie war auch an motorbetriebenen Fahrrädern (Mofas) gebräuchlich. Jahrzehntelang geriet sie in Vergessenheit, 1990 wurden sie von der Firma Campagnolo in der Bauform „Bullet“ für ATBs (All Terrain Bike) wiederentdeckt. Während die Bullet-Griffe insgesamt gedreht werden, ist eine andere Bauart durch einen geteilten Griff gekennzeichnet. Eine Renaissance erleben diese Griffe momentan an Mountainbikes und Tourenrädern. Die Artikelbezeichnung „Grip Shift“ der Firma SRAM (früher Fichtel & Sachs) ist zum Synonym für Drehgriffe geworden.
Andere Firmen (z. B. Rohloff) verwenden ebenfalls Drehschaltgriffe, bei denen nur ein Teil des Lenkergriffes gedreht wird.
Neben der möglicherweise instinktiveren Bedienung bietet eine Drehgriffschaltung vor allem Vorteile im Niedrigpreissektor (unterhalb 20€): Im Vergleich zu Index-Hebelschaltungen sind Drehgriffschalter weit weniger kompliziert aufgebaut und bestehen hauptsächlich aus gegossenen Kunststoffen. Übliche Vertreter dieser Schaltergattung bestehen aus nicht mehr als 4 Teilen, sogar (einfache) Modelle aus 2 Teilen sind erhältlich. Des weiteren ist eine sichtbare Ganganzeige durch einfaches Aufdrucken der Gangzahlen auf dem Drehgriff zu erreichen. Hebelschalter im gleichen Preissegment sind meist weniger wertig, da unter dem höheren Produkt- und Materialaufwand die Bauqualität leidet – mit ein Grund warum die in Deutschland beliebten, aber sehr einfach gebauten sogenannten Baumarkträder nahezu ausschließlich mit Drehgriffschaltern geliefert werden.
Bei steigendem Preis ergeben sich Nachteile aus der kunststoffbedingten "schwammigen" Indexierung im Vergleich zur metallischen Indexrastung von Hebelschaltungen, ein versehentliches Schalten über mehrere Gänge wird wahrscheinlicher. Auch erfordert ein Gangwechsel auf den Kettenblättern (vordere Schaltung) häufig ein starkes Verdrehen des Handgelenks. Ein weiterer Nachteil ist ein möglicherweise ungewolltes Schalten beim Ziehen am Lenkergriff.
Rahmenschalthebel
Diese Bauart war überwiegend an Rennrädern verbreitet, ist heute aber nicht mehr üblich. Ein oder zwei Schalthebel sind im oberen Drittel des Unterrohres auf Anlötsockeln oder einer Schelle angebracht. Die Benutzung dieser Griffe setzt Routine voraus, da man mit den Fingern leicht in die Speichen geraten kann. Es existieren Bauformen als Reibungsschalter und indizierte Systeme (seit etwa 1985). Diese Schalter haben ein gegenüber heute üblichen Systemen geringeres Gewicht, so daß Rennfahrer vereinzelt auch heute noch den Umwerfer über einen solchen Schalthebel betätigen.
Lenkerschaltbügel
Anbringung am Lenkerbügel
Zusammen mit den Drehgriffen ist das die am weitesten verbreitete Bauform. Seit Aufkommen der Nabenschaltungen bis heute werden sie über Lenkergriffe betätigt.
Anbringung am Triathlon-Bügel
Diese Bügel sind entweder per Schelle angebrachte Rahmenschalter oder spezielle Triathlon-Schalter, die nur am Triathlon-Bügel sinnvoll befestigt werden können. Der Fahrer kann in einer sehr tiefen Sitzposition schalten, ohne umgreifen zu müssen. Allerdings kann nicht geschaltet werden, wenn man den Lenkerbügel anfasst.
Anbringung am Vorbau
In den 1980er bis Mitte der 1990er Jahre wurden diese Schalthebel vor allem bei indexierten Kettenschaltungen eingesetzt, sie werden heute nicht mehr verwendet.
Anbringung am Lenkerende
Seit den 1960er Jahren an Cyclocrossrädern übliche Friktionsschalthebel, später auch an Reise- und Rennrädern üblich – dort vor allem an Triathlon-Lenkeraufsätzen. Seit den 1980ern gibt es sie auch als Indexhebel (Bsp. SunTour XC-Pro etc.).
Bremsschaltgriff
Diese Bauart hat die Rahmenschalthebel abgelöst und sich am Rennrad und ähnlichen Fahrrädern durchgesetzt. Seit dem Modelljahr 2003 wird diese Schaltmöglichkeit von Shimano auch für Mountainbikes angeboten. Die Schaltung wird durch seitliches Kippen der Bremsgriffe am Rennlenker bzw. durch Betätigen spezieller seitlicher Druckbügel betätigt. Diese Schalt-Bremskombination hat die ursprünglich simplen Bremshebelkonstruktionen kompliziert und teuer gemacht. Das Schalten wurde komfortabler aber auch ungenauer. Wegen der längeren Bowdenzüge und Hüllen wurden Modifikationen der Geometrie der Parallelogramme der Schaltwerke nötig. Das hat zur Folge, dass ältere Schaltwerke mit dieser Art Schalt-Bremsgriffe nur bedingt oder gar nicht funktionieren.
Kettenwerfer
Der Kettenwerfer ist eine mittlerweile nicht mehr gebräuchliche Bauart, die an der vorderen Schaltung der Kettenblätter von ca. 1930 bis in die frühen 1960er Jahre üblich war. Dabei wurde der Umwerfer (der in dieser Bauform noch Kettenwerfer hieß) ohne Bowdenzug direkt an den Kettenblättern mit der Hand oder dem Fuß betätigt. Der Schalter war im Grunde nur ein Stück massive Aluminiumstange, mit der man den Kettenkäfig direkt hin- und hergedreht hat.
Literatur
- Rob van der Plas: Die Fahrradwerkstatt – Reparatur und Wartung Schritt für Schritt. 1. Auflage, BVA Bielefelder Verlaganstalt, Bielefeld, 1995, ISBN 3-87073-147-8
- Jörg Urban, Jürgen Brück: Fahrradreparaturen Wartung und Pannenhilfe. 1. Auflage, Gondrom Verlag GmbH, Bindlach, 2007, ISBN 978-3-8112-2938-9
- Richard Hallet: Fahrrad-Wartung-Pflege-Reparatur. 1. Auflage, BVA Bielefelder Verlag GmbH & Co. KG, Bielefeld, 2003, ISBN 3-87073-308-x
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