Große Elisabethanische Inflation

Große Elisabethanische Inflation

Der Begriff Preisrevolution oder auch Große Elisabethanische Inflation bezeichnet einen europaweit während des 16. Jahrhunderts zu beobachtenden Anstieg des allgemeinen Preisniveaus und den damit verbundenen Verfall der Kaufkraft. Geprägt wurde der Begriff von dem Wirtschaftshistoriker Georg Wiebe in seinem 1895 erschienenen Werk Zur Geschichte der Preisrevolution des XVI. und XVII. Jahrhunderts.

Im Verlauf des 16. Jahrhundert erhöhten sich die Preise einzelner Waren um das Drei- bis Vierfache. Da vielerorts Naturalabgaben durch einmal fixierte Geldzahlungen abgelöst worden waren, führte die Preiserhöhung für die Bezieher fester Einkommen zu empfindlichen Kaufkraftverlusten.

Der Anstieg des Preisniveaus erfolgte in regional unterschiedlicher Intensität und betraf nicht alle Güter in gleichem Maße. Besonders betroffen waren die Preise lebensnotwendiger Nahrungsmittel wie Getreide (siehe Tabelle).

Tabelle: Preissteigerung von Waren in Hamburg
zwischen 1511/20 und 1561/70 (in %)
[1]

Getreide       274
Übrige Nahrungsmittel       161
Gewerbeerzeugnisse       118

Zeitgenössische Autoren führten diesen inflationären Prozess auf den Zufluss von Edelmetallen aus der Neuen Welt und die Münzverschlechterungen der Zeit zurück. Die moderne Forschung gibt darüber hinaus die erhöhte Umlaufgeschwindigkeit des Geldes als Ursache an. Aber auch die aufgrund des bergbautechnologischen Fortschritts möglichen, hohen Silber-Fördermengen der süddeutschen Saigerhüttenindustrie werden neuerdings genannt, während der Einfluss der südamerikanischen Edelmetalle inzwischen als Ursache ausgeschlossen wird.[2]

Als Folgen der Preisrevolution nennt Pieper eine Einkommensumverteilung zugunsten der Bezieher flexibler Einkommen und drastische Einkommenseinbußen für die in langfristigen Arbeitsverhältnissen stehenden Bediensteten.[3]

Literatur

  • Renate Pieper: Die Preisrevolution in Spanien, (1500–1640): neuere Forschungsergebnisse, Stuttgart 1985, ISBN 3-515-04570-8.
  • Rainer Metz: Geld, Währung und Preisentwicklung: der Niederrheinraum im europäischen Vergleich 1350–1800, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-7819-0464-4.
  • Michael North: Geldumlauf, Währungssysteme und Zahlungsverkehr in Nordwesteuropa 1300–1800: Beiträge zur Geldgeschichte der späten Hansezeit, Köln (u.a.) 1989, ISBN 3-412-00489-8.
  • Hans-Jürgen Gerhard: Ursachen und Folgen der Wandlungen im Währungssystem des Deutschen Reiches 1500–1625. Eine Studie zu den Hintergründen der sogenannten Preisrevolution, in: Eckart Schremmer (Hrsg.), Geld und Währung vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Referate der 14. Arbeitstagung der Gesellschaft für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte vom 9. bis 13. April 1991 in Dortmund, Stuttgart 1993, ISBN 3-515-06220-3, S. 69–84.

Einzelnachweise

  1. Nach North, Geldumlauf und Wirtschaftskonjunktur, S. 225.
  2. Vgl. John Munro, Monetary Origins... (2003)
  3. Renate Pieper: Preisrevolution, in: Michael North, Von Aktie bis Zoll. Ein historisches Lexikon des Geldes, München 1995, S. 313–315, hier S. 315.

Weblinks


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