Große Flöte

Große Flöte
Querflöte
engl.: flute, ital.: flauto traverso, fran.: flûte traversière
Klassifikation Aerophon
Holzblasinstrument
mit Anblaskante
Tonumfang
Klangbeispiel Teile aus dem Concerto für Flöte in D von Wolfgang Amadeus Mozart, KV 314
Verwandte Instrumente Piccoloflöte, Altflöte, Bassflöte
Musiker
Liste von Flötisten
Kategorie:Flötist

Die Querflöte ist ein Holzblasinstrument mit Anblaskante, das aus der mittelalterlichen Querpfeife beziehungsweise Schwegelpfeife hervorgegangen ist. Um 1750 (gegen Ende des Barock) verdrängte sie die Blockflöte und wurde ein bedeutendes Solo- und Orchesterinstrument. Auch im Jazz und der Rockmusik wird die Querflöte eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau und Funktion

Es gibt unterschiedliche Querflöten. Die moderne Querflöte besteht aus folgenden drei Teilen:

Kopfstück

Bei einer herkömmlichen Flöte ist das Kopfstück gerade, es gibt aber auch gebogene Kopfstücke als Lernhilfe für Kinder- oder bei tieferen Alt-, Tenor- und Bassflöten. So ist das Instrument einfacher zu greifen. Das Kopfstück besteht aus dem eigentlichen Rohr, dem Tubus, der aus verschiedenen Materialien bestehen kann (siehe Material). Im oberen Drittel befindet sich ein Loch mit aufgelötetem Kamin. Dieser trägt die gewölbte Mundlochplatte mit dem eigentlichen Anblasloch. Den Abschluss des Kopfstückes bildet der Stimmkorken im Tubusinneren. Das Kopfstück ist im Unterschied zum übrigen Tubus nicht zylindrisch sondern konisch. Dieser unterschiedliche Konus hat Einfluss auf den Klang der Flöte. Der Stimmkork befindet sich im oberen engen Teil des Kopfstückes über dem Anblasloch und kann zur geringfügigen Korrektur der Stimmung mit Hilfe der Stellschraube am Flötenkopf verstellt werden. Die Kerbe am unteren Ende des Wischerstabes sollte bei richtiger Justierung genau in der Mitte des Anblasloches sichtbar sein. Die Wölbung der Mundlochplatte, Form und Schnitt des Anblasloches und die Bohrung des Kopfstückes haben großen Einfluss auf Ansprache, Klangfarbe und Klangvolumen der modernen Querflöte.

Mittelstück

Bei den Klappensystemen am Mittelstück unterscheidet man zwei Bauweisen (Wenn die Klappen in einer Linie angeordnet sind spricht man von „in-line“-Ausführung, wenn das G in Richtung des linken Ringfingers vorgezogen ist von „off-set“-Modellen) und zwei Klappen-Arten :

  1. geschlossene Klappen: Die Finger betätigen sie, das Tonloch selbst wird allerdings von der Klappe verschlossen.
  2. offene Klappen (werden oft auch als Ringklappen bezeichnet): Die Finger verschließen das Loch und betätigen die Klappen.

Die zweite Variante hat den Vorteil, dass der Flötist die Luftgeschwindigkeit in den Fingerspitzen spürt, und sie so besser korrigieren kann. Zudem verlangt ein System mit offenen Klappen eine genauere Fingertechnik, die wiederum einem exakteren Flötenspiel zugute kommt. Die Griffmöglichkeiten sind ebenfalls sehr viel flexibler. Die offenen Klappen ermöglichen zahlreiche zusätzliche Griffe und Effekte wie Glissando, Multiphonics und Mikrointervalle (Tonabstände kleiner als ein Halbton), was vor allem beim Spielen von zeitgenössischer Musik hilfreich ist und häufig sogar vom Komponisten verlangt wird.

E-Mechanik

Viele Querflöten, vor allem im Anfängersegment, haben eine E-Mechanik. Diese Mechanik wurde zu Beginn des 20.Jahrhunderts von dem deutschen Flötenbauer Emil von Rittershausen und vom französischen Flötenbauer Djalma Julliot unabhängig voneinander entwickelt und erleichtert die Ansprache und Intonation der Töne e3 und fis3 in der hohen dritten Oktave auf Kosten eines etwas höheren Gewichtes. Die meisten professionellen Flötisten verzichten allerdings auf den Einsatz einer E-Mechanik, da die Töne mit guter Technik auch ohne sie zu realisieren sind.

Die Original-Böhm-Flöte wurde mit offener Gis-Klappe konstruiert. Als sich jedoch die geschlossene Gis-Klappe unter den Flötisten immer stärker durchsetzte, musste die Öffnung für die E-Klappe verändert werden, da es Probleme bei der Intonation und der Ansprache des e3 gab. Die geteilte E-Mechanik schließt nur die untere G-Klappe, um so eine saubere Intonation und schnelle Ansprache des e3 zu erreichen. Querflöten moderner Bauart besitzen fast alle eine E-Mechanik.

Fußstück

Man unterscheidet hier zwischen C-Fuß und H-Fuß: Bei Flöten mit einem C-Fuß ist der tiefstmögliche Ton das c1. Bei Flöten mit einem H-Fuß wiederum kann man noch einen Halbton tiefer spielen, also bis zum h. Ein Vorteil einer Flöte mit H-Fuß ist der "Gizmo" genannte kleine Hebel für das c4, der am Fuß angebracht ist, und der Umstand, dass das Instrument einen längeren Resonanzraum hat und dadurch voller, wärmer und kräftiger klingt. Besonders die hohen Töne der dritten Oktave klingen weniger hell und schrill. Zudem ist die Flöte nicht so kopflastig, was dazu führt, dass sie während des Flötenspiels vom Musizierenden leichter empfunden wird. Es gibt auch Flöten mit C-Fuß, an die ein separates Verlängerungsstück für das tiefe h aufgesteckt werden kann. Es gibt auch Fußstücke, die bis zum tiefen B oder sogar zum A reichen. Dies sind jedoch grundsätzlich Sonderanfertigungen.

Dynamik

Die Spannweite der Dynamik ist bei der Flöte relativ klein. Bis a‘‘ beträgt sie etwa 25 dB. Bei höheren Tönen ist sie auf 10 dB begrenzt. In 9 Meter Abstand erreicht der Schallpegel im ff etwa 75 dB in der tiefen und etwa 85 dB in den hohen Lagen. Das pp erstreckt sich von 50 dB im unteren Tonbereich bis zu 75 dB in der Höhe. Der Klang ist im pp sehr obertonarm und nähert sich dem Sinuston. Der Schallpegel des Grundtones bleibt in der tiefen Lage im piano und forte gleich, die Verstärkung der Obertöne bewirkt den lauteren Klangeindruck. Die Spitzenbelastung des Spielers beträgt an seinem Ohr bis über 105 dB.

Material

Querflöten wurden bis zur bahnbrechenden Neukonstruktion durch den Münchner Flötenbauer und Flötisten Theobald Böhm 1832 (konische Böhmflöte) oder 1847 (zylindrische Böhmflöte) und teilweise auch noch lange danach aus Holz hergestellt. Die erste Goldflöte erschien 1869, gebaut von Louis Lot, auf der Abbildung von 1911 im Kasten rechts oben sieht man noch eine Böhmflöte aus Holz. Neben Silber und Gold sind heute für den Flötenbau folgende Materialien gebräuchlich: vergoldetes Silber, Weißgold, Neusilber (Legierung aus Kupfer, Zink und Nickel), Platin, Palladium, Nickel, Titan, Karbon, Messing, Edelstahl und Holz, vor allem das sehr harte und pilzfeste afrikanische Grenadill, aber auch aus dem Holz der Kokospalme sowie Cocobolo. Die weicheren Holzarten Buchsbaum und Ebenholz werden wegen Riss- und Bruchgefahr heute kaum noch verwendet. Viele Flötisten experimentieren mit Kopfstücken, die aus einem anderen Material als der Rest des Instruments sind. Preiswertere Instrumente für Anfänger gibt es aus Aluminium oder anderen billigeren Metallen. Querflöten aus Grenadillholz mit Böhmsystem sind heute wieder beliebter als vor einigen Jahren und werden auch professionell in großen Sinfonieorchestern eingesetzt. Sie unterscheiden sich im Klang von der historischen Traversflöte, die aus Holz oder Elfenbein gefertigt wurde.

In den 1990er Jahren begannen Flötenbauer auch Instrumente aus Kohlefaser zu bauen. Diese haben gewisse Vorteile bei der Haltbarkeit und Pflege, sind aber unter Flötisten nicht unumstritten wegen der vom „normalen“ Flötenton abweichenden Klangeigenschaften.

Entgegen der häufigen Meinung ist die Querflöte kein Blechblasinstrument, obwohl sie überwiegend aus Metallen hergestellt wird. Zum Einen wird die Schwingung nicht durch die Lippen des Spielers sondern durch Blasen über eine Kante erzeugt; zum Anderen wurde sie für lange Zeit und bis heute auch aus Holz hergestellt. Folglich ist die Querflöte ein Holzblasinstrument.

Pflege und Wartung

Die Flöte sollte nach jedem Spielen komplett innen (normales Tuch) sowie außen (Mikrofasertuch) gereinigt werden. Vor allem Silberflöten, aber auch niedere Goldlegierungen laufen schnell an, vor allem wegen eventueller Fettrückstände der Haut. Hin und wieder sollte darum außen alles mit Alkohol (Wundbenzin) abgerieben werden.

In den Klappen sind so genannte „Polster“ eingebaut. Diese bestehen aus elastischem Material (aus einem Karton, einer Schicht Filz und so genannter Fischhaut aus hauchdünnem Schafsdarm) und haben die Aufgabe, die Tonlöcher luftdicht zu verschließen. Die Polster sind ein sehr empfindlicher Teil der Querflöte, darum sollte man sie nie mit den Fingern oder dem Putztuch berühren. Ebenso sollte man es vermeiden, die Flöte mit Silberputzmitteln zu säubern, da dabei die empfindlichen Polster stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Zum Teil werden die Polster bei professionellen Flöten heute aus synthetischen Materialien mit geringerer Dämpfung des Tones, besserer Resonanz und größerer Haltbarkeit hergestellt (Straubinger Pads, JS Gold Pads u. a.).

In den letzten Jahrzehnten wurde ein neuartiges System für die Mechanik entwickelt, das nicht mehr ausschließlich auf einer Reihe an Achsen angeschraubter Klappen basiert, sondern die Tonlöcher mittels Magnetklappen verschließt.

Die Flöte hat eine feine Mechanik, die mit Öl versorgt und nachgestellt werden muss. Die Polster werden, wenn sie abgenutzt sind, ausgetauscht. Starke Feuchtigkeits- und Temperaturschwankungen sollten vor allem im Hinblick auf die Polster vermieden werden. Der Korpus von Metallflöten ist in dieser Hinsicht naturgemäß deutlich unempfindlicher als derjenige von Holzflöten, bei denen bedingt durch zu geringe relative Luftfeuchtigkeit und starke Temperaturschwankungen Risse im Holz die Folge sein können.

Moderne Böhmflöte mit geschlossenen Klappen

Stimmlagen

Moderne Flöten nach dem Böhm-System werden in verschiedenen Größen gebaut:

  • Piccoloflöte in C, jedoch eine Oktave höher transponierend
  • kleine Flöte in F: eine Quart höher als die große Flöte 1)
  • große Flöte in C
  • große Flöte in Ces (für Spielmannszüge) 1)
  • Flauto d’amore in B: Ganzton unter der großen Flöte 1)
  • barocke Flauto d’amore in A oder As: kleine bzw. große Terz unter der großen Flöte
  • Altflöte in G, früher auch in F und Es (zur Altflöte in G siehe auch unter Theobald Böhm)
  • Tenorflöte in A oder B
  • Bassflöte: eine Oktave tiefer als die große Flöte
  • Kontrabassflöte: eine Oktave tiefer als die Bassflöte 1)
  • Subkontrabassflöte: zwei Oktaven unter der Altflöte 1)

1) Diese Modelle kamen in den letzten 15 Jahren hinzu

Geschichte

Das früheste eindeutige Bild einer Querflöte fand sich auf einem etruskischen Relief in Perusa. Es stammt aus dem zweiten oder ersten Jahrhundert vor Christus. Das Instrument wurde damals nach links gehalten, erst in einer Illustration eines Gedichts aus dem elften Jahrhundert wurde eine Darstellung einer nach rechts gespielten Flöte entdeckt.

Mittelalter

Archäologische Funde von abendländischen Querflöten liegen aus dem 12. bis 14. Jahrhundert vor, die älteste Darstellung enthält der Hortus Deliciarum aus Landsberg. Bis auf eines stellen die mittelalterlichen europäischen Bildzeugnisse ebenso wie Bilder aus Asien links gehaltene Flöten dar. Antike europäische Darstellungen zeigen hingegen rechts gehaltene Flöten. Daher wird vermutet, dass die Querflöte in Europa vorübergehend aus Gebrauch kam und dann über Byzanz aus dem asiatischen Raum neu eingeführt wurde.

Aus dem 12. Jahrhundert ist in der französischen Sprache das Wort flûte überliefert, das sich möglicherweise vom lat. flatus ableitete. Diese Bezeichnung wird von anderen europäischen Sprachen übernommen, bezeichnet aber bis ins 13. Jahrhundert noch Block- und Querflöte.

Eine aus heutiger Sicht ungewöhnliche Bauweise besitzt die Querflöte im 14. Jahrhundert. Eine Abbildung in der Manesse zeigt, dass die Querflöte fast in der Mitte angeblasen wird. Der Bericht eines zeitgenössischer Autors bestätigen dies.

Überlieferungen zur mittelalterlicher Instrumentalmusik liegen kaum vor. Die Querflöte fand jedenfalls in den sogenannten „niedrigen Ensembles“ Verwendung.

Renaissance

„Die fünf Landsknechte“, Eisenradierung von Daniel Hopfer aus dem frühen 16. Jahrhundert, der zweite von links mit einer Querflöte

Die Renaissance-Flöten (genannt Traversa, Fiffara, Schweizerpfeiff, Fleuste d´Allemand) wurden meist einteilig mit zylindrischer Bohrung gebaut. Sie besaßen insgesamt 6 Löcher für Zeige- Mittel- und Ringfinger der beiden Hände (keines für den Daumen). Diese waren relativ klein (ca. 6 mm); das Mundloch wurde kreisrund gebohrt. Die scheinbar einfachen Instrumente wurden kunstvoll hergestellt von den feinsten Flötenmachern der Zeit (Rafi, Schnitzer, Bassano u. a.). Charakteristisch ist der Tonumfang von über zweieinhalb Oktaven und mehr (eine Oktave mehr als die meisten Blockflöten der Zeit), wobei die mittlere Oktave am besten klingt. Die berühmtesten erhaltenen Originalrenaissanceflöten sind im Museum Castel Vecchio in Verona.

Die Flöten wurden im 16. Jahrhundert vor allem als Ensembleinstrumente benutzt: Standardbesetzungen waren vier Flöten (Frühzeit Deutschland: a1 oder g1, d1 d1 g1; später vor allem d1 d1 d1 g1), hohe Singstimme + Flöte (in Vierfusslage) + Laute, sowie in England das Broken Consort (wo die Flöte die zweite Stimme in Vierfusslage spielt). Soloricercaten von Aurelio Virgiliano; obligate Traversostimmen für diesen Typus im frühen 17. Jahrhundert in den Werken von Monteverdi, Prätorius, Schein, u. a.

Barock

Jacques-Martin Hotteterre spielt eine dreiteilige Flöte
Williamsburg Flutist.ogg
Colonial Williamsburg Flötist spielt eine Sonderform der dreiteiligen Flöte

Die barocke, einklappige, Traversflöte kam zum Ende des 17. Jahrhunderts als französische Weiterentwicklung der klappenlosen Renaissance-Flöte auf. Der Grund war ein geändertes Klangideal. Die neuen dreiteiligen leicht konisch gebohrten Flöten klingen in der Grundoktave wesentlich kräftiger, sind in "französischer Stimmung" (a ca 390-400hz) und sind nicht zuletzt aufgrund der dis-Klappe prinzipiell in allen Tonarten zu spielen. Erkauft wurde dies durch eine deutlich eingeschränkte Beweglichkeit und einen deutlich geringeren Tonumfang (knapp 2 Oktaven d1 bis etwas c3 oder d3). Literatur: Solosonaten, Duette, Solosonaten mit Continuo, Triosonaten, vereinzelter Gebrauch in größeren Ensembles. Ausschließlich französische Musik von Jacques-Martin Hotteterre und Zeitgenossen. Möglicherweise ist die Triosonate für zwei Flöten von Johann Sebastian Bach ursprünglich für dreiteilige Traversflöten geschrieben.

Im Hochbarock waren die Flöten durch die Unterteilung des Mittelstücks später vierteilig. Die Bohrung war konisch, d. h. das Kopfstück hatte einen größeren Innendurchmesser als der Fuß. Wichtige Flötenbauer waren etwa Hotteterre, Naust, Rippert, Rottenburgh, Bressan, Stanesby, Denner, Oberlender, Palanca, Quantz, Lot u. a.

Zum Anpassen der Stimmung, die von Ort zu Ort variierte, verfügten viele der Flöten über mehrere austauschbare Mittelstücke. Die neue Bohrung und dazu eine Klappe (für dis/es) ermöglichten ein technisch problemloseres chromatisches Spiel und ein weiteres Spektrum gut funktionierender Tonarten (günstigste Tonarten: D-Dur und h-Moll). Der Tonumfang reichte vom d1 bis zum a3, wobei Quantz in seinem Versuch einer Anweisung die Flöte traversière zu spielen das e3 als den höchsten brauchbaren Ton bezeichnete.

Repertoire: französische Suiten & Sonaten, Duos (u. a. Hotteterre, de la Barre, Blavet), italienische Sonaten, Concerti (Vivaldi, Locatelli,… ), Deutsche Musik (Bach, Händel, Telemann - u. a. 12 Solofantasien - Quantz), Kammermusik, Orchesterpartien.

Klassik und Romantik

Im Laufe der Zeit wurden die Orchester immer größer und lauter, wodurch bei Flötisten speziell auf den britischen Inseln der Wunsch nach einem lauteren, durchsetzungsfähigeren sowie flexibler und einfacher spielbaren Instrument aufkam. Zur Zeit Mozarts war die einklappige Flöte mit im Vergleich zur Traversflöte nur leicht vergrößerten Grifflöchern und manchmal leicht ovalem Mundloch weiterhin das Standardinstrument, das erwartet wurde, wenn eine Komposition eine Querflöte verlangte. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts wurden immer mehr Klappen serienmäßig montiert, da viel hochvirtuose Musik komponiert wurde, die durch Einsatz von Halbtonklappen sehr viel leichter spielbar wurde. Es gab alle erdenklichen Klappenvariationen. Mehr oder weniger durchgesetzt hatten sich in Frankreich die fünfklappige Flöte (Es, kurze F-Klappe, Gis, B, C) und in England die sieben- oder achtklappige Flöte (wie in Frankreich, zusätzlich Klappen für tief Cis und C sowie manchmal eine lange F-Klappe). In Deutschland, Österreich und Italien gab es die wohl größte Vielfalt, hier waren Flöten mit 14 oder mehr Klappen sowie viele verschiedene Systeme, die meist nach ihrem Erfinder benannt waren ("nach Meyer", "Schwedlerflöte", "System Ziegler" usw.), keine Seltenheit. In den meisten Fällen handelte es sich, abgesehen von den aus England bekannten acht "Standardklappen", um Trillerklappen oder redundant angelegte Klappen zur Erleichterung bestimmter Passagen.

Moderne Kopie einer typischen britischen Querflöte um 1860, Modell "Pratten's Perfected"

Besonders in England stieg im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts die Nachfrage nach lauteren und durchsetzungsfähigeren Instrumenten. Um dies zu erreichen, vergrößerte man die weiterhin konische Innenbohrung der Flöte sowie Anblasloch und Grifflöcher teilweise radikal. Dadurch ging die Möglichkeit, viele Töne statt durch Klappen durch Gabelgriffe zu spielen verloren, wodurch eine große Anzahl von Klappen obligatorisch wurde. Weiterhin wurde das Instrument und seine Stimmung deutlich schwerer zu kontrollieren und erforderte einen teilweise völlig neuen Ansatz sowie sehr viel mehr Luft. Auf der anderen Seite entstand dadurch ein völlig neuer Querflötenklang, der teilweise mit dem Klang der Oboe verglichen wurde. Wegbereiter dieser Bewegung waren vor allem die englischen Flötisten Charles Nicholson sowie einige Jahre später Robert Sidney Pratten, die die Entwicklung der weit gebohrten und mit großen Grifflöchern und Anblasloch ausgestatteten Querflöte vorantrieben und kultivierten. Noch heute sind viele historische Instrumente erhalten, die die Aufschrift "Nicholson's Improved" oder "Pratten's Perfected" tragen. Theobald Böhm hörte während eines Englandaufenthalts ein Konzert Nicholsons, dessen unverwechselbarer und vor allem lauter und dynamischer Ton, der mit kontinentaleuropäischen Instrumenten schlicht nicht zu erreichen war, ihn letztendlich zur Entwicklung seiner zylindrischen neuen Querflöte verleitete, die heute in nahezu jedem Orchester gespielt wird.

Die weit gebohrten und mit großen Grifflöchern ausgestatteten Flöten der Klassik und Romantik erlebt heute eine Renaissance in der Folkmusik, vor allem im Irish Folk ist sie sehr verbreitet und es gibt zahlreiche Instrumentenbauer, die sich auf den Bau dieser "alten" Instrumente spezialisiert haben und teilweise ob der großen Nachfrage bis zu zehnjährige Wartelisten für ihre Instrumente führen.

Böhm-Flöte

Der Flötist und Instrumentenbauer Theobald Böhm gab der Querflöte ihre heutige Form (wieder zylindrisch). 1832 entwickelte dieser ein chromatisches Klappensystem, das die Anbringung der Tonlöcher allein nach akustischen Gesichtspunkten ohne Rücksicht auf die Greifbarkeit ermöglichte. Heute sind fast alle modernen Flöten sogenannte Böhmflöten. Dieses System wurde auch auf andere Holzblasinstrumente (zum Beispiel die Klarinette) übertragen.

Verwendung verschiedener Instrumententypen

Spielerin

Barocke wie auch Renaissance-Flöten erfreuen sich in Form von Nachbauten historischer Instrumente wieder wachsender Beliebtheit. Die Traversflöte wird als Zweitinstrument von Querflötisten und Blockflötisten geschätzt und findet vorrangig in der Alten Musik Verwendung.

Bis weit in das 19. Jahrhundert hinein war die traditionelle Bauweise, nunmehr mit meist mehreren Klappen ausgestattetes, zeitgleich mit der Böhm-Flöte im Einsatz. Als Material diente in der Regel Holz, vornehmlich Grenadill oder später auch Bakelit.

Regional blieb aber auch ein der Renaissance-Flöte ähnelnder Bautyp bis in die Gegenwart hinein in Gebrauch, die Schwegelpfeife.

Darüber hinaus gibt es noch die so genannten Spielmannsflöten, auch Trommelpfeifen genannt. Diese beruht ebenfalls auf dem Prinzip der Querpfeifen ohne Klappen. Sie haben den gleichen Lochaufbau wie die Renaissanceflöten, mit dem Unterschied, dass die Spielmannsflöten noch ein Loch für den rechten kleinen Finger haben. Das heißt die Flöte hat sieben Löcher. Die Griffweise ist immer noch ähnlich wie bei den Renaissanceflöten oder den Blockflöten. Der Tonumfang ab dem d1 ungefähr drei Oktaven. Sie werden heute z. B. von Spielmannszügen und in der Militärmusik eingesetzt.

Querflöten anderer Kulturen

Indische Bansuri

Querflötenartige Instrumente sind auch in anderen Kulturen bekannt, so die Ryūteki in Japan, die Bansuri in Indien, die Dizi, Xindi und Koudi in China und Irish Flute in Irland. Bei der modernen "irischen" Querflöte handelt es sich um ein meist klappenloses Instrument, das vornehmlich aus Holz hergestellt wird und eine Weiterentwicklung der Zeit vor Böhms Neuentwicklung darstellt, das im Hinblick auf Intonation und Spielbarkeit ohne Klappen optimiert wurde. Mit dem Aufkommen der Böhmflöte ist eine größere Anzahl von Instrumenten in herkömmlicher Bauweise zu niedrigen Preisen abgegeben worden und wurde damit einer breite Bevölkerungsschicht zugänglich, so dass die Querflöte zu einem beliebten Instrument in Irland wurde. Auf dieser Grundlage setzte eine eigenständige Entwicklung der irischen Querflöte ein. Mittlerweile werden neben Holz auch Instrumente aus Metall und Kunststoff und sogar eine Tin Whistle mit Querflöten-Wechselkopfstück angeboten. Die Irish Flute ist wie die Tin Whistle traditionell in D gestimmt, kommt aber auch in anderen Stimmungen vor.

Pädagogik

Wie wohl die meisten anderen Instrumente kann man auch die Querflöte privat, an Musikschulen, Konservatorien oder Musikhochschulen erlernen. Aufgrund des schwierigen Ansatzes ist von einem autodidaktischen Studium dieses Instruments grundsätzlich abzuraten und zumindest Anfangsunterricht dringend empfehlenswert, da eine einmal falsch eingeübte Ansatztechnik nur schwer zu korrigieren ist.

Die Anschaffung eines Instruments sollte unbedingt in Absprache mit dem zukünftigen Lehrer erfolgen. Gerade im unteren Preissegment ist zur Auswahl eines geeigneten Instruments Fachkenntnis erforderlich. Beliebte Schülerinstrumente bieten z. B. die Hersteller Pearl und Yamaha an. Eine gute Alternative stellt die Anschaffung eines hochwertigen gebrauchten Instruments dar.

Aufgrund der empfindlichen Mechanik verursachen moderne Querflöten regelmäßig Wartungskosten. Insbesondere müssen die Polster der Klappe von Zeit zu Zeit erneuert und die Mechanik gereinigt und nachjustiert werden. Die Generalüberholung eines Instruments kann ebenfalls erhebliche Kosten verursachen.

Die beruflichen Aussichten als Instrumentalist nach einem professionellen Instrumentalstudium sind als eher schwierig einzuschätzen. Die Querflöte erfreut sich einer sehr großen Beliebtheit und der Bedarf an Orchestermusikern ist vergleichsweise gering.

Literatur

  • Johann Joachim Quantz: Versuch einer Anweisung, die Flöte traversiere zu spielen (1753), Nachdruck 1983, Bärenreiter Faksimile, ISBN 3-7618-0711-2
  • Raymond Meylan: Die Flöte (Unsere Musikinstrumente), 1974, Schott’s Söhne, ISBN 3-7957-2347-7
  • Gustav Scheck: Die Flöte und ihre Musik, 1983, Schott’s Söhne, ISBN 3-7957-2765-0
  • James Galway: Die Flöte. Frankfurt a.M. : Ed. Bergh, 1988, ISBN 3-550-00220-3 (Yehudi Menuhins Musikführer)
  • Carin Levine, Christina Mitropoulos-Bott: Die Spieltechnik der Flöte, Bärenreiter
  • Gabriele Busch-Salmen, Adelheid Krause-Pichler: Handbuch Querflöte, Bärenreiter, 1999, ISBN 3-7618-1344-9
  • Jochen Gärtner: Das Vibrato unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse bei Flötisten. Regensburg: Bosse, 1974. - 168 S.
  • Hanns Wurz: Querflötenkunde. - Baden-Baden : Piepenstock, 1988. ISBN 3-921633-00-1
  • Ursula Pešek, Zeljko Pešek: Flötenmusik aus drei Jahrhunderten. Bärenreiter 1990. ISBN 3-7618-0985-9
  • Herbert Kölbel: Von der Flöte, Bärenreiter, 1966, ISBN 3-7618-0061-4
  • Martin Gümbel: Lern- und Spielbuch für [Quer-]Flöte, Kassel; Basel; London; New York: Bärenreiter 1958/1974², BA3340
  • Martin Gümbel: Neue Spieltechniken in der Querflötenmusik nach 1950, Kassel; Basel; London; New York: Bärenreiter 1974
  • Robert Dick: Neuer Klang durch neue Technik. Erläuterungen und Übungen zu neuen Spielweisen auf der Flöte. Frankfurt: Zimmermann, 1993. ISBN 3-921729-58-0
  • Carin Levine & Christina Mitropouos-Bott: Die Spieltechnik der Flöte Bd. 1 + 2, Kassel, Bärenreiter 2002/2004
  • Gefion Landgraf: Die Querflöte. Schott Music, 2007. ISBN 978-3-7957-2366-8

Siehe auch

Weblinks


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