Große Karoo

Große Karoo
Blick über den Karoo-Nationalpark
Blick über die Kleine Karoo
Eingang zum Karoo-Nationalpark bei Beaufort-West

Die Karoo (auch Karroo, früher Karru) ist eine Halbwüstenlandschaft in den Hochebenen des Landes Südafrika, nördlich der Großen Randstufe. Unterschieden wird Kleine Karoo, Große Karoo und Obere Karoo. Mit einer Ausdehnung von 500.000 km² umfasst die Karoo fast ein Drittel des Territoriums der Republik Südafrika.

Inhaltsverzeichnis

Begriff und Ausdehnung des Gebietes

Der Name Karoo kommt von kurú (trocken) aus der Sprache der San, die einst hier lebten und jagten. In Hinsicht auf die geographische Ausdehnung des Karoo-Begriffs sind die folgenden Teilaspekte zu beachten und voneinander zu unterscheiden.

Die Karoo als Landschaft im traditionellen Verständnis ist eine südafrikanische Trockenregion innerhalb der Provinzen Westkap, Ostkap und Nordkap und wird durch die spezifische kapländische Strauchvegetation als Halbwüste geprägt. Üblicherweise wird in zwei Regionen unterschieden.

Die Grosse Karoo wird im Westen vom Massiv der Zederberge und im Osten durch die Winterberge und Schneeberge begrenzt. Im Norden bilden die Bergketten vom Roggeveld-, Koms-, Nieuweveldberge und Sneeuberg und im Süden die Höhenzüge der Witteberge, Groot Swartberge und die Grootwinterhoekberge die natürliche Begrenzung. Südlich dieser Region schließt sich die Kleine Karoo an. Diese wird wiederum an ihrer südlichen Flanke von den küstennahen Langebergen und Outeniqua-Bergen begrenzt.

Die Grosse Karoo besitzt eine West-Ost-Ausdehnung von über 750 Kilometern und ist etwa 110 Kilometer breit.

Nach modernen Auffassungen werden auch Landschaften nördlich der hier beschriebenen Grossen Karoo, ab Teekloof-Pass, Fraserburg und Snyderspoort im südöstlichen Teil vom Distrikt Namakwa bis zum Oranje-Fluss als zur Karoo-Region gehörend betrachtet und mit dem Begriff Nama-Karoo (früher Obere Karoo) belegt.[1]

Ferner gibt es die so genannte Sukkulentenkaroo (früher als Bokkeveld-Karoo bezeichnet), die sich im Norden der Provinz Westkap entlang der Küste hinzieht und eine Fläche von etwa 110.000 Quadratkilometer einnimmt. Es handelt sich dabei um einen vegetationstopographischen Begriff. Dieser Vegetationsraum besitzt einen südöstlichen Ausläufer, der sich östlich der Zederberge mit der Landschaft der Grossen Karoo überschneidet.

Mit dem Landschaftsnamen verbunden gibt es den bekannten Karoo-Nationalpark bei Beaufort West, der ein weit engeres und abgegrenztes Schutzgebiet darstellt. Weiterhin existiert ein Tankwa-Karoo-Nationalpark bei Tweefontein.

Aus dem Blickwinkel vegetationstopographischer Gliederungen spricht man vom Vegetationsgebiet Strauchkaroo, mit dem eine typische Pflanzengesellschaft der ariden Gebiete im Westkap, Nordkap, Ostkap und im Free State verbunden ist. Diese Zone nimmt etwa ein Drittel vom Staatsgebiet Südafrikas ein.

  • Der Karoo-Begriff im geologischen Verständnis ist von typischen Gesteinsabfolgen (Sedimente) der Karoo-Supergruppe geprägt. Die davon betroffenen Gebiete sind insgesamt bedeutend grösser als die hier beschriebene Landschaft Karoo und werden in Südafrika zusammenfassend als Karoo-Basin bezeichnet. Es erstreckt sich vom Westkap über Lesotho in den nordwestlichen Teil Südafrikas und besteht aus den Ablagerungen eines riesigen ehemaligen Binnensees. Die Gesteinsstruktur der oberen Schichten ist ausgesprochen porös, weil sie aus Sandsteinen und Konglomeraten besteht. Durch schnelles Versickern verringern sich die Mengen an Oberflächenwasser im naturgemäß niederschlagsärmsten Teil von Südafrika noch zusätzlich. Diese klimatischen und geologischen Voraussetzungen sind die Ursache für die spezifischen Lebensbedingungen der Pflanzen- und Tierwelt im Karoo-Gebiet.[2][3]

Geschichte und Wirtschaft

Die Karoo blieb bis 1800 von außerafrikanischen Siedlern nahezu unberührt. Bis dahin durchquerten große Herden von AntilopenZebras und anderen großen Wildtieren die Gras bewachsenen Flächen der Region. Khoi und San‚ welche zu den letzten Nachfahren des Steinzeitmenschen des südlichen Afrikas zählen‚ durchwanderten die Karoo in ihrer gesamten Ausdehnung. Weder Europäer noch afrikanische Bantu waren aufgrund der trockenen klimatischen Verhältnisse an einer Besiedelung interessiert. Die beiden ethnischen Hauptgruppen‚ die in der Karoo ansässig waren‚ unterschieden sich signifikant in ihrer Lebensführung: Die Khoi züchteten Schafe und Rinder‚ während San als Jäger und Sammler lebten. (Der Begriff Buschmann wurde von den Holländern geprägt und gilt wie der Begriff Hottentotte für Khoi als politisch unkorrekt). Mit der Besetzung der Karoo durch Europäer wurde das sensible klimatische Gleichgewicht aufgrund von übermäßiger Schafzucht und dem damit verbundenen Abgrasen der Weiden verändert. Die Landschaft nahm langfristig Schaden und die halbwüstenartigen Areale dehnten sich erheblich aus. Dieser Prozess begann zum Ende des 18. Jahrhunderts mit der Herdenhaltung des Merinowollschafs. Die Bodenerosion verstärkte sich nach dem 2. Weltkrieg durch die Ausbreitung der Karakulschafherden (Persianerfell) aus Namibia.[4]

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Eisenbahnnetz vom südlich gelegenen Worcester in die Karoo ausgedehnt. Anschlüsse an BotswanaSüdwestafrikaJohannesburgRhodesien und weit darüber hinaus folgten. Diese Veränderung hatte weitreichende soziale‚ ökonomische und ökologische Folgen.

Während des 2. Burenkrieges (1899-1902) wurden die Karoo an zahllosen Fronten in den Konflikt mit einbezogen. In einem blutigen Guerillakrieg gab es auf beiden Seiten hohe Verluste. Viele heute verlassene Blockhütten können an strategischen Punkten in der Großen Karoo besichtigt werden.

Heute bildet die Schafzucht immer noch das wirtschaftliche Rückgrat der Karoo. Dort wo künstliche Bewässerung möglich ist, existieren alternativ andere landwirtschaftliche Formen. Weitere wirtschaftliche Bereiche wurden durch Farmen mit Wildtieren sowie den Ausbau des Tourismus eröffnet. Seit Ende des 20. Jahrhunderts werden verstärkte Anstrengungen für den Naturschutz unternommen.

Am nordwestlichen Rand der Karoo, im Distrikt Namakwa werden bei Okiep und Nababeep Kupfererze gewonnen. Der moderne Kupferbergbau hat seine Wurzeln in voreuropäischen Schürfungen und Metallverarbeitungen der eingeborenen Bevölkerung. Deren Kupfergeschirr erregte im Tauschhandel die Aufmerksamkeit der Europäer. Der Gouverneur der Kapprovinz Simon van der Stel beauftragte daraufhin eine Expedition in das Namaqualand. In deren Folge kam es ab 1852 zum organisierten Kupfererzbergbau durch Weiße.[5]

Klima

Sie ist von den Bergketten des Randgebirges umgeben. Die feuchten Seewinde regnen sich bereits an den Luv-Seiten der Berghänge ab, so dass das Land hinter den Bergen weitgehend trocken bleibt.
Deshalb ist das Klima arid, mit Niederschlägen unterhalb von 500 Millimetern im Jahr und weniger als 200 Millimetern im wüstenartigen Nordosten. Im östlichen Teil fällt der wenige Niederschlag vor allem im Sommer. In den weiter westlichen und nördlichen Gebieten fällt der Niederschlag eher im Winter. Während die Sommer heiß sind, können die Winter sehr kalt sein.

Vegetation, Fauna

Neben dem benachbarten Fynbos-Gebiet beherbergt die Karoo weitere typische Pflanzenarten der Flora des südlichen Afrikas. Bekannt ist die Karoo für die Vielfalt sukkulenter Arten, insbesondere der Mittagsblumengewächse. Bei ausreichendem Winterregen überziehen sich die Ebenen mit blühenden Pflanzenteppichen, ähnlich dem Namaqualand.

Ein Teil der Groß Karoo bei Beaufort West ist seit 1979 als Karoo-Nationalpark geschützt. Hier lebt auch Großwild wie Elenantilope, Spießbock, Kap-Bergzebra und das Spitzmaulnashorn. Die Karoo ist auch Heimat einer Reihe von Reptilien. Hier sind beispielsweise die Areolen-Flachschildkröte sowie die kleinste Schildkrötenart überhaupt, die Gesägte Flachschildkröte beheimatet.

Geologie

Für das Ökosystem in der Karoo sind die geologischen Voraussetzungen eine wichtige Grundlage. Der Untergrund besteht aus Sedimentgesteinen, hauptsächlich Sandsteine und Pelite. Der geologische Schichtenaufbau ist Teil des wesentlich größeren Karoo-Hauptbeckens. Die porösen Gesteine leiten Niederschlagswasser schnell in tiefer Schichten und begünstigen neben klimatischen Faktoren die Trockenheit der Region.

Literatur

  • Gustav Fritsch: Südafrika bis zum Zambesi. I. Abteilung Das Land mit seinen pflanzlichen und tierischen Bewohnern. Leipzig, Prag (G. Freytag, F. Tempsky) 1885
  • Ernst Klimm / Karl-Günther Schneider / Bernd Weise: Das südliche Afrika. Wissenschaftliche Länderkunden; Bd. 17. Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 1980, ISBN 3-534-04132-1
  • Nick Norman / Gavin Whitefield: Geological Journeys. Cape Town (Struik Publishers) 2006 ISBN 1-77007-062-1
  • A.W. Rogers / A.L. Hall / P.A. Wagner / S.H. Haughton: The Union of South Africa. Handbuch der Regionalen Geologie. VII. Bd. Abt. 7a, Heidelberg 1929

Einzelnachweise

  1. Klimm / Schneider / Weise: Das südliche Afrika. S. 37, 94-98
  2. Rogers / Hall / Wagner / Haughton: The Union of South Africa. S. 7-12
  3. Klimm / Schneider / Weise: Das südliche Afrika. S. 104-109
  4. Klimm / Schneider / Weise: Das südliche Afrika. S. 48-49
  5. Klimm / Schneider / Weise: Das südliche Afrika. S. 120-121

Weblinks


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