Große Nordische Expedition

Große Nordische Expedition
Eines der wichtigsten Einzelergebnisse der Expedition war die kartografische Erfassung und Darstellung des nordöstlichen Teils Asiens. Im Jahr 1754 veröffentlichte das Geografische Departement der Sankt Petersburger Akademie der Wissenschaften eine Karte mit dem Titel Nouvelle Carte des Découvertes faites par des Vaisseaux Russiens, die auch die Schiffsrouten Vitus Berings und Alexei Iljitsch Tschirikows festhielt. Die neugewonnenen geografischen Informationen fanden großen Anklang in ganz Europa und wurden schnell verbreitet. Eine englische Übertragung der Karte mit dem Titel The Russian Discoveries fertigte der Londoner Kartograf Thomas Jefferys an (hier als Nachdruck aus dem posthum von Robert Sayer herausgegebenen American Atlas aus dem Jahr 1776).

Die Zweite Kamtschatkaexpedition war eine zwischen 1733 und 1743 durchgeführte Forschungs- und Entdeckungsreise unter der Leitung des Marineoffiziers Vitus Bering, deren Teilnehmer Sibirien erforschten, die nördlichen Küsten des Russischen Reiches vermaßen und Seewege vom ostsibirischen Ochotsk nach Nordamerika und Japan erkundeten.

Zu den unter zum Teil beachtlichen Strapazen gewonnenen Ergebnissen der Expedition gehören die Entdeckung Alaskas, der Aleuten, der Kommandeurinseln und der Beringinsel, die genaue kartografische Erfassung der nördlichen und nordöstlichen Küsten Russlands und der Kurilen, die Widerlegung der Legende von der Existenz sagenhafter Länder im Nordpazifik und die ethnografische, historische und naturwissenschaftliche Erforschung Sibiriens und Kamtschatkas. Mit dem Scheitern einer Umrundung der nordöstlichen Spitze Asiens auf dem Seeweg zerschlug sich der seit Beginn des 16. Jahrhunderts gehegte Wunsch einer wirtschaftlichen Nutzung der Nordostpassage.

Mit über 3.000 direkt und indirekt beteiligten Personen war die Zweite Kamtschatkaexpedition eines der größten Expeditionsvorhaben der Geschichte. Die Gesamtkosten des vom russischen Staat finanzierten Unternehmens beliefen sich auf die für damalige Zeiten unvorstellbar hohe Summe von geschätzten 1,5 Millionen Rubeln, was ungefähr einem Sechstel der Einnahmen Russlands im Jahr 1724 entsprach.[1] Mit Bezug auf ihren Umfang und ihre Bedeutung wird die Expedition auch als „Große Nordische Expedition“ bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte: Erste wissenschaftliche Erkundungen Sibiriens und Berings erste Expedition

Der Beginn der systematischen geografischen Erkundung und wissenschaftlichen Erforschung des östlichen Teils Asiens im 18. Jahrhundert geht auf die Initiative des ab 1689 in Russland regierenden Zaren Peter I. (1672–1725) zurück. Dieser war auf seiner in den Jahren 1697 und 1698 unternommenen Studienreise durch verschiedene Länder Europas zur Schaffung einer eigenen Akademie der Wissenschaften angeregt worden. In den Jahren 1723/24 nahm dieser Plan konkrete Gestalt an. Um auf wissenschaftlichem Gebiet Anschluss an das übrige Europa zu erlangen und die Ausbildung eigener Fachleute auf eine dauerhafte Grundlage zu stellen, entschied Peter, ausländische Gelehrte nach Russland zu berufen und eine eigene russische Akademie in Sankt Petersburg zu schaffen.

Zeitgenössische Abbildung des Hauptgebäudes der russischen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg. Tafel Durchschnitt von der Kayserlichen Bibliothec, und Kunstkammer gegen Morgen aus einer 1741 erschienenen Serie von 12 Radierungen, der ersten Gemeinschaftsarbeit aus der künstlerischen Werkstatt der Petersburger Akademie.

Im Dezember 1725 wurde diese Einrichtung feierlich eröffnet. Junge, zumeist deutschsprachige Wissenschaftler bildeten im ersten Jahrzehnt nach ihrer Gründung den personellen Kern der Akademie. Eine ihrer Aufgaben bestand in der Ausrichtung und wissenschaftlichen Begleitung von Expeditionen in bislang unbekannte Teile des russischen Kaiserreichs. Noch zu Lebzeiten Peters fand die Reise des deutschen Mediziners Daniel Gottlieb Messerschmidt (1685–1735) statt, der zwischen 1720 und 1727 West- und Zentralsibirien bereiste und dabei Untersuchungen zur Geografie, Mineralogie, Botanik, Zoologie, Ethnografie, Philologie sowie zur Wirtschaft und zum Handel anstellte. Heute gilt Messerschmidts Expedition als Auftakt zur wissenschaftlichen Erforschung Sibiriens.

Kurz vor seinem Tod im Februar 1725 unterzeichnete der Zar den Befehl zu einer weiteren großen Expedition gen Osten. Peter war im Laufe seines Lebens mehrmals mit Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) zusammengetroffen und war von diesem bei ihrem letzten Treffen in Bad Pyrmont 1716 mit der Frage konfrontiert worden, ob es eine Landverbindung zwischen der nordöstlichen Spitze Asiens und Nordamerika gebe. Diese Frage besaß unter anderem vor dem Hintergrund der Diskussion über den Ursprung der Menschheit beträchtliche Relevanz. Wollte man den Glauben an den gemeinsamen Ursprung aller Menschen nicht aufgeben, so stellte sich für den Fall, dass Asien und Nordamerika nicht miteinander verbunden waren, die Frage, auf welchem Weg der Mensch in die Neue Welt gelangt war. Um abschließende Gewissheit über die Existenz einer Landverbindung zwischen den beiden Kontinenten zu erlangen, schickte Peter der Große 1719 die beiden russischen Geodäten Iwan Jewreinow (1694–1724) und Fjodor Luschin (gest. 1727) an den östlichen Rand seines Reiches. Da Jewreinows und Luschins Expedition jedoch zumindest hinsichtlich der Beantwortung der Frage nach der Landverbindung erfolglos blieb, gab Peter 1724 den Auftrag zu einer erneuten Entdeckungsreise, der sogenannten „Ersten Kamtschatkaexpedition“.[2]

Geleitet wurde dieses von 1728 bis 1730 dauernde Unternehmen von dem dänischen Kapitän Vitus Jonassen Bering (1681–1741), der seit 1704 als Marineoffizier in der kaiserlich-russischen Flotte diente. Mit seinem an der Mündung des Kamtschatkaflusses gebauten Schiff St. Gabriel brach Bering in den Jahren 1728 und 1729 zweimal nacheinander in nordöstlicher Richtung auf und erreichte auf einer nördlichen Breite von 67 Grad einen Punkt, an dem sich die Küste nicht weiter nach Norden erstreckte. Aufgrund der schlechten Wetterbedingungen gelang es ihm jedoch beide Male nicht, das nordamerikanische Festland zu sichten. Trotz der neuen Erkenntnisse zur Geografie der nordöstlichen Küste Sibiriens wurde der von Bering nach seiner Rückkehr angefertigte Expeditionsbericht kontrovers diskutiert. Da die Beantwortung der Frage nach der genauen Lage Nordamerikas immer noch ausstand, schlug Bering selbst eine weitere Forschungsreise vor, die „Zweite Kamtschatkaexpedition“.

Die Expedition

Planungen und Vorbereitungen

Berings Expeditionsplan und die beiden Seeabteilungen

Ölgemälde eines unbekannten Meisters, entstanden Mitte des 18. Jahrhunderts. Das Bild wurde lange Zeit für ein Porträt des Entdeckers Vitus Jonassen Bering gehalten. Nach einer Exhumierung Berings im Jahr 1991 und einer anschließenden forensischen Untersuchung geht man jedoch heute davon aus, dass der dänische Schriftsteller Vitus Pedersen Bering († 1675), ein Onkel des Entdeckers, dargestellt ist.

Im Zentrum der neuen Expeditionspläne Berings standen die Vermessung der nördlichen Küsten des russischen Reiches, der Ausbau des Hafens von Ochotsk als Zugang zum Pazifischen Ozean, die Suche von Seewegen nach Nordamerika und Japan, die Erschließung der sibirischen Bodenschätze und schließlich die Absicherung der russischen Herrschaft im östlichen Teil Asiens. Die Rahmenbedingungen für dieses gigantische Vorhaben erwiesen sich als äußerst günstig. Die ab 1730 regierende Zarin Anna Iwanowna (1693–1740) war bestrebt, das Werk Peters des Großen fortzusetzen und die territoriale und ökonomische Expansion ihres Reiches weiter voranzutreiben. Mit dem Ukas vom 17. April 1732 erging ein Erlass der Zarin zur Aussendung einer neuen Expedition, dem am 2. und 15. Mai 1732 zwei Ukasse des russischen Senats an das Admiralitätskollegium zur Vorbereitung des Unternehmens und zur Einsetzung von Vitus Bering als dessen Leiter folgten. Ein Ukas des Senats vom 2. Juni 1732 verpflichtete die Sankt Petersburger Akademie der Wissenschaften zur Abfassung von Instruktionen für den wissenschaftlichen Teil der Reise. Ein weiterer Ukas des Senats an Bering vom 27. Dezember 1732 schließlich betraf die Organisation und die Aufgaben der Expedition.

Zur Erfüllung ihrer Ziele wurde die Expedition in drei Gruppen mit jeweils einer oder mehreren Abteilungen untergliedert. Die Aufgabe der nördlichen Gruppe bestand in der Vermessung und kartografischen Erfassung der nördlichen Küste Russlands zwischen dem am Weißen Meer gelegenen Hafen Archangelsk und dem Fluss Anadyr in Ostsibirien. Die Erfüllung dieser Aufgabe stellte die Grundlage für die Beantwortung der Frage nach der Nordostpassage als Verbindung Europas mit dem Pazifik dar und zielte darauf ab, eine Alternative zu den teuren Landtransporten im russischen Chinahandel und eine nördliche Seeroute nach Indien zu finden. Die pazifische Gruppe der Expedition bestand aus zwei Abteilungen. Die erste, von Vitus Bering selbst geleitete Abteilung, sollte von Ochotsk aus Kamtschatka erkunden und sich dann auf die Suche nach dem legendären „Joao-da-Gama-Land“ (auch „Compagnieland“) machen. Dieses war nach dem portugiesischen Seefahrer Joao da Gama benannt worden, der im Jahr 1589 behauptet hatte, nördlich von Japan Land entdeckt zu haben. Vom „Joao-da-Gama-Land“ aus sollte Berings Gruppe anschließend weiter nach Osten bis zur Küste Nordamerikas vordringen. Die zweite pazifische Abteilung stand unter der Leitung des dänischen Kapitäns Martin Spangberg (gest. 1757 oder 1761), der Bering bereits auf der Ersten Kamtschatkaexpedition zur Seite gestanden hatte und die Aufgabe erhielt, von Ochotsk aus den Seeweg nach Japan und China zu erkunden.

Die akademische Abteilung und ihre Instruktionen

Gmelin

Die akademische Abteilung der Expedition wurde von drei Professoren der Sankt Petersburger Akademie der Wissenschaften angeführt. Zur Erforschung der Tier- und Pflanzenwelt sowie der Bodenschätze der bereisten Gebiete berief die Akademie den württembergischen Naturforscher und Botaniker Johann Georg Gmelin (1709–1755). Gmelin hatte in Tübingen studiert und war mit einer Arbeit zur chemischen Zusammensetzung eines Heilwassers promoviert worden. Auf Drängen seines ehemaligen akademischen Lehrers Georg Bernhard Bilfinger (1693–1750) folgte Gmelin diesem 1727 nach Russland. Dort erhielt er im Jahr 1731 einen Lehrstuhl für Chemie und Naturgeschichte.

Zur Durchführung ethnologischer und historischer Studien wählte die Akademie den deutschen Historiker und Geografen Gerhard Friedrich Müller (1705–1783) aus. Müller hatte in Rinteln und Leipzig studiert und war 1725 über die Vermittlung eines Studienfreundes nach Sankt Petersburg gekommen. 1730 wurde er zum außerordentlichen, ein Jahr später zum ordentlichen Professor der Geschichte berufen. Aus seiner intensiven Beschäftigung mit der russischen Geschichte ging 1732 der erste Band der Sammlung rußischer Geschichte hervor. Aufgrund seines überheblichen Auftretens als Sekretär der Kanzlei geriet Müller mit anderen Akademiemitgliedern in Streit. Deshalb beruhte seine Teilnahme an der Expedition nicht allein auf dem Wunsch, auf der Reise direkten Zugang zu den geschichtlichen Quellen zu haben, sondern auch darauf, Abstand von Sankt Petersburg zu gewinnen.

Croyère

Auf Vorschlag des noch von Peter dem Großen nach Sankt Petersburg berufenen Astronomen Joseph Nicolas Delisle (1688–1768) betraute die Akademie der Wissenschaften dessen jüngeren Bruder Louis De l'Isle de la Croyère (1690–1741) mit astronomisch-geografischen und physikalischen Messungen. Louis diente der Akademie zunächst als Adjunkt für Astronomie. 1727 berief ihn die Akademieleitung zum Professor und schickte ihn auf eine drei Jahre dauernde Vermessungsreise nach Archangelsk und zur Halbinsel Kola, so dass er bereits vor Beginn der Reise nach Sibirien Expeditionserfahrungen gesammelt hatte. Dennoch gehörte Croyère zu den umstrittensten Teilnehmern der akademischen Abteilung, weil seine Fähigkeiten später sowohl von Gmelin als auch von Müller stark angezweifelt wurden.

Die Teilnehmer der akademischen Gruppe unterstanden als einzige nicht dem Kommando Berings, sondern der Sankt Petersburger Akademie. Jeder der Professoren erhielt genaue Weisungen über das zu absolvierende Forschungsprogramm. Die Instruktionen für Croyère und die ihn begleitenden Geodäten verfasste sein Bruder Joseph Nicolas. Gmelin schrieb die Instruktionen für seine naturgeschichtlichen Forschungsarbeiten selbst. Ergänzende Anweisungen erhielt er von dem Anatomen Johann Georg Duvernoi (1691–1759), der wie Georg Bernhard Bilfinger zu seinen ehemaligen akademischen Lehrern in Tübingen gehörte. Unter anderem wollte Duvernoi wissen, ob die Menschen in Sibirien ihre Ohren bewegen könnten, ob ihre Gaumenzäpfchen einfach, gespalten oder dreizipfelig seien oder ob auch die sibirischen Männer Milch in den Brüsten hätten.[3] Der Physiker Daniel Bernoulli (1700–1782) verfasste für Croyère und Gmelin Instruktionen zur Durchführung einer Reihe von physikalischen Messungen. Der Historiker Müller entwarf seinen Arbeitsplan selbst. Seine wichtigsten Ziele bestanden in der Erforschung der Geschichte aller während der Expedition bereisten Städte und der Sammlung möglichst vieler Sprachproben von sibirischen Volksgruppen, mit denen er zusammentreffen würde. Sonderinstruktionen erhielten die beiden zur akademischen Abteilung gehörenden Maler Johann Christian Berckhan (gest. 1751) und Johann Wilhelm Lürsenius (gest. nach 1770). Die Akademie wies die Forscher außerdem an, Berichte in russischer und lateinischer Sprache über den Stand und die Ergebnisse der Expedition anzufertigen. Zur Durchführung ihrer Arbeiten wurden den Teilnehmern der akademischen Abteilung zahlreiche astronomische, geodätische und physikalische Messinstrumente zur Verfügung gestellt. Der sibirische Gouverneur und die Statthalter waren gehalten, den Forschern alle erforderliche Unterstützung zukommen zu lassen.

Die Reisen der drei Expeditionsgruppen (1733–1743)

Die akademische Abteilung

Nachdem die beiden pazifischen Abteilungen unter Martin Spangberg und Vitus Bering Sankt Petersburg bereits im Februar und April 1733 in Richtung Osten verlassen hatten, machte sich die akademische Gruppe am 8. August 1733 auf den Weg. Neben den drei Akademiemitgliedern Gmelin, Müller und Croyère gehörten zu der akademischen Gruppe die russischen Studenten Stepan Krascheninnikow, Alexei Grolanow, Luka Iwanow, Wassili Tretjakow und Fjodor Popow, der Student und Übersetzer Ilja Jaontow (gest. 1739), die Geodäten Andrei Krassilnikow (1705–1773), Moisei Uschakow (gest. vor 1743), Nikifor Tschekin und Alexandr Iwanow (gest. 1738), der Instrumentenmacher Stepan Owsjanikow (gest. 1738) sowie die Maler Johann Christian Berckhan und Johann Wilhelm Lürsenius. Zu ihrem Schutz wurden zwölf Soldaten, ein Korporal und ein Trommler abkommandiert. Als Transportmittel zu Land dienten Pferde; auf den Flüssen wurden Lastkähne eingesetzt.

Ihre Reiseroute führte die akademische Abteilung zunächst über Nowgorod, Kasan, Jekaterinburg und Tjumen bis Tobolsk, wo sie im Januar 1734 ankamen. Im Mai trennten sich Gmelin und Müller von dem übrigen Teil der Gruppe, der unter die Leitung Croyères gestellt wurde, und reisten bis Dezember 1734 den Irtysch aufwärts über Semipalatinsk, Kusnezk nach Tomsk und weiter nach Jenisseisk. Über Krasnojarsk und Udinsk erreichten sie Anfang März 1735 Irkutsk. Dort ließen sie einen Teil ihres Gepäcks zurück und machten sich auf, das Gebiet um den Baikalsee zu erkunden. Sie studierten das Handelstreiben in der russisch-chinesischen Grenzstadt Kjachta in Transbaikalien und statteten den Bergwerken von Argun einen Besuch ab. Den Winter verbrachten sie wieder in Irkutsk. Müller beschäftigte sich im örtlichen Archiv mit der Durchsicht und Abschrift von Dokumenten und Gmelin studierte die im Sommer gesammelten Pflanzen.

Blick auf Irkutsk. Federzeichnung aus dem Jahr 1735.

Das nächste Reiseziel war Jakutsk, wo die Teilnehmer der akademischen Abteilung mit Bering zusammentreffen und gemeinsam nach Kamtschatka weiterreisen sollten. Nach ihrer Abreise aus Irkutsk reisten die beiden Gelehrten zunächst den vereisten Fluss Angara entlang bis Ilimsk, wo sie das Osterfest feierten. Als die Lena im Mai eisfrei war, setzten sie ihre Reise mit Booten stromabwärts fort und erreichten Jakutsk im September 1736. Hier waren inzwischen auch fast alle Mitglieder der beiden pazifischen Abteilungen versammelt und so hatten Gmelin und Müller große Probleme, überhaupt eine Unterbringung zu finden. Zu allem Unglück brach am 8. November 1736 in Gmelins Unterkunft Feuer aus. In seinen später verfassten Reiseerinnerungen beschrieb er die nächtliche Situation:

Um neun Uhr hörte man Sturm läuten, und es hieße, daß Feuer ausgekommen wäre; bald darauf wurde gesagt, es brennte das Haus, darin ich wohnte. Wir eilten alle dahin; aber alle Hülfe war vergeblich […] Wer konnte bestürzter seyn als ich? da ich mich auf einmahl aller Hülfsmittel zu künftigen Wahrnehmungen, vornehmlich der Bücher und Instrumenten, aller meiner vorher verfertigten Aufsätze auf einmal beraubet sahe[4]

Aus dem ausgebrannten Haus ließen sich nur einige Bücher sowie Gmelins Barschaft retten; zum Teil waren die Münzen durch die Hitze geschmolzen. Der Verlust der botanischen Schriften traf Gmelin besonders hart. Sofort nach dem Brand setzte er ein Schreiben an den Senat in Sankt Petersburg auf und bat um Ersatz für die verlorenen Bücher und wissenschaftlichen Instrumente.

Ihren Instruktionen zufolge sollten die Mitglieder der akademischen Gruppe von Jakutsk aus direkt nach Kamtschatka aufbrechen. Als sie jedoch von Bering erfuhren, dass der auf Kamtschatka benötigte Proviant dort noch nicht eingetroffen war, entschieden sie, zunächst den Studenten Stepan Krascheninnikow vorauszuschicken. Dieser erhielt den Auftrag, in Bolscherezk als dem südlichsten Ort der Halbinsel für geeignete Quartiere zu sorgen und dann einen botanischen Garten mit einheimischen Wildkräutern anzulegen, um Gmelins spätere Arbeit zu erleichtern. Für die Erforschung Kamtschatkas trugen Gmelin und Müller dem Studenten ein umfangreiches Arbeitsprogramm auf. Krascheninnikow sollte

einen Anfang mit den Wahrnehmungen des Wetters machen, die Ebbe und Fluth des Kamtschatkischen Meeres fleißig aufzeichnen, den feuerspeyenden Berg und die warmen Länder, Fische, vierfüßige und beydes, im Wasser und auf dem Lande lebende Tiere, Vögel, auch alles, was die See auswirft, fleißig sammlen und beschreiben und alle Nachrichten, die von Kamtschadalen, Korjaken und Kurilen zu bekommen wären, sowohl in Ansehung ihrer Lebensart, Kleidung, Götzendienstes, Sitten und Gebräuchen, Handels und Wandels, als auch ihrer Erzählungen von der Abkunft, durch sichere Kundschaften zusammen bringen und auf das genaueste beschreiben[5].

Schließlich, so begründete Gmelin die Entscheidung in seinem Reisebericht, sei schon genügend Zeit verflossen und weder Müller noch er hätten sonderliche Lust, „ewige Bürger von Sibirien zu werden“[6].

Stepan Petrowitsch Krascheninnikow wurde nach dem Ende der Expedition Professor an der russischen Akademie der Wissenschaften und veröffentlichte 1755 sein Werk Описание земли Камчатки (Beschreibung des Landes Kamtschatka).

Am 9. Juli 1737 reiste Krascheninnikow zusammen mit den Expeditionsteilnehmern der pazifischen Abteilung unter der Führung von Vitus Bering nach Ochotsk ab. Auf der anschließenden Schiffsreise über das Ochotskische Meer entging Krascheninnikow beim Untergang des Schiffes Fortuna nur knapp dem Tod und verlor seine Vorräte und sein Reisegepäck. Notdürftig richtete er sich in Bolscherezk, dem an der Westküste der Halbinsel gelegenen damaligen Handelszentrum Kamtschatkas, ein und erforschte während der nächsten knapp vier Jahre auf insgesamt fünf Routen die Tier- und Pflanzenwelt der Halbinsel, zeichnete Karten und stellte eine Vielzahl wissenschaftlicher Untersuchungen an. Im September 1740 kam der Arzt und Naturforscher Georg Wilhelm Steller (1709–1746) auf Kamtschatka an. Steller hatte nach seinem Studium zunächst als Lehrer am Waisenhaus August Hermann Franckes (den heutigen Franckeschen Stiftungen) in Halle gearbeitet. Ohne Aussicht auf eine akademische Karriere in Preußen und angelockt von Nachrichten über die Zweite Kamtschatkaexpedition war er in russische Dienste getreten und im November 1734 in Sankt Petersburg angekommen. Nachdem Anfang 1735 eine Erweiterung des wissenschaftlichen Stabes der Expedition beschlossen worden war, reiste er der akademischen Abteilung hinterher, um als Assistent Gmelins botanische Studien durchzuführen. Anfang 1739 traf er im sibirischen Jenisseisk auf Gmelin und Müller. Diese hatten inzwischen entschieden, nicht selber nach Kamtschatka zu reisen und schickten an ihrer Statt Steller auf die Reise nach Osten. Als dieser am 8. Oktober 1740 schließlich in Bolscherezk eintraf, informierte er sich zunächst auf der Grundlage eines ausführlichen schriftlichen Berichtes Krascheninnikows über dessen bisherige Arbeit. Da im hereinbrechenden Winter kaum botanische Arbeiten durchzuführen waren, unternahm Steller gemeinsam mit Krascheninnikow einen Abstecher in eine nahe gelegene Siedlung der einheimischen Itelmenen, bevor er Anfang 1741 mit Hundeschlitten zu einer fast zwei Monate dauernden Reise durch den Süden der Halbinsel aufbrach. Nach seiner Rückkehr erreichte ihn ein Schreiben Berings, in dem er aufgefordert wurde, diesen als Arzt auf der Seeexpedition nach Nordamerika zu begleiten. Im Jahr 1742 erhielt auch Krascheninnikow den Befehl, Kamtschatka zu verlassen, traf dann in Sibirien mit Gmelin und Müller zusammen und kehrte gemeinsam mit beiden 1743 nach Sankt Petersburg zurück.

Die nördliche Gruppe

Die nördliche Gruppe stand vor der Aufgabe, die gesamte Küste zwischen Archangelsk und der heutigen Beringstraße zu vermessen und kartografisch zu erfassen. Grundlage hierfür war die seit dem 16. Jahrhundert diskutierte Idee von der Existenz einer Nordostpassage und damit einer nördlichen Seehandelsverbindung zwischen Europa und China. Eine solche Route durch das Nordpolarmeer wäre für den russisch-chinesischen Handel erheblich kostengünstiger gewesen als die aufwändigen Landtransporte durch Zentralasien. Peter I. hatte die Idee einer Suche nach der Nordostpassage während seiner Regentschaft aufgegriffen und seinen Berater Fjodor Saltykow (gest. 1715) mit der Entwicklung detaillierter Pläne für die Erkundung des nördlichen Küsten des Zarenreichs beauftragt. Die von Saltykow in den Jahren 1713 und 1714 entwickelten Vorschläge wurden zur Grundlage des Expeditionsplanes für die nördliche Gruppe der Großen Nordischen Expedition. Dieser sah vor, im Landesinneren am Ob und an der Lena Schiffe zu bauen, die dann bis zu den jeweiligen Flussmündungen segeln und von dort aus die Küste erkunden sollten. Ein in Tobolsk am Ob gebautes Schiff sollte von der Mündung aus nach Osten segeln und mit einem an der Lena gebauten Schiff zusammentreffen, das seinerseits nach Westen segeln sollte. Ein drittes, ebenfalls an der Lena gebautes Schiff erhielt den Auftrag, ostwärts bis nach Kamtschatka zu fahren. Zur Versorgung und besseren Orientierung der einzelnen Gruppen war die Errichtung von Magazinen und Signaltürmen entlang der Küstenlinie vorgesehen.

Zwischen Karasee und Laptewsee liegt die Halbinsel Taimyr, deren nördlichsten Punkt der Russe Semjon Tscheljuskin im Frühjahr 1742 erreichte.

Die Erfüllung ihrer Aufgaben stellte sich für die Expeditionsteilnehmer der nördlichen Gruppe schon bald als schwierig und verlustreich heraus. Allein vier Anläufe brauchte Dmitri Owzyn (gest. 1757), bis er nach der 1734 erfolgten Fertigstellung seines Schiffes in Tobolsk schließlich im Jahr 1737 aus westlicher Richtung kommend die Mündung des Jenissei erreichte. Einer von Leutnant Wassili Prontschischtschew (1702–1736) geführten Gruppe gelang es erst im zweiten Anlauf, die Halbinsel Taimyr zwischen Laptewsee und Karasee aus östlicher Richtung kommend zu umfahren. Sowohl Prontschischtschew als auch seine ihn begleitende Frau und ein Großteil der Mannschaft verloren bei diesem Unternehmen ihr Leben. Drei Jahre später unternahm Kapitän Chariton Laptew einen neuen Versuch, die Taimyrhalbinsel von Osten aus zu umrunden. Zunächst erreichte er zusammen mit seiner Mannschaft die Chatangabucht, wo sie einfache Unterkünfte und Proviant zum Überwintern vorfanden. Als sie im nächsten Jahr wieder aufbrachen, wurde ihr Schiff jedoch vom Packeis eingeschlossen und zerdrückt. Nachdem Laptew zunächst eine von seinem Steuermann Semjon Tscheljuskin (um 1700–nach 1760) angeführte Gruppe zu Fuß zur Erkundung der Insel losgeschickt hatte, brach er im April 1741 selber in Begleitung eines Matrosen und eines jakutischen Führers auf. Während der nächsten Monate durchquerten Tscheljuskin und Laptew die Taimyrhalbinsel und vermaßen deren Küste. Tscheljuskin erreichte dabei im Frühjahr 1742 deren nördlichsten Punkt, das später nach ihm benannte Kap Tscheljuskin. In ihren an das Sankt Petersburger Admiralitätskollegium gerichteten Berichten stimmten später beide darin überein, dass die Seeroute um die Halbinsel aufgrund des Packeises nicht für den Schiffsverkehr geeignet sei.

Das dritte Schiff unter der Führung von Leutnant Peter Lassenius (auch Lassinius, gest. 1735) sollte 1735 von der Lena aus ostwärts aufbrechen. Allerdings blieben Lassenius und seine Besatzung schon im Mündungsgebiet der Lena im Eis stecken und versuchten zu überwintern. Beim Eintreffen einer Hilfsexpedition im Frühjahr 1736 waren 42 der ursprüngliche 52 Expeditionsteilnehmer bereits gestorben, unter ihnen auch Lassenius. Daraufhin entsandte Bering eine neue Gruppe unter dem Kommando von Dmitri Laptew (gest. nach 1762), einem Cousin Chariton Laptews, an die nördliche Küste Sibiriens. In östlicher Richtung vorstoßend erreichte Dmitri Laptew im Sommer 1739 den Fluss Indigirka, bevor sein Schiff vom Eis eingeschlossen wurde. Nach einer Überwinterung ließ Laptew kleinere Boote bauen, um im Eis besser manövrieren zu können, und gelangte auf diese Weise 1740 bis zur Mündung des Flusses Kolyma. Nachdem er erneut im Eis überwintern musste, entschied Laptew sich schließlich, auf dem Landweg bis zur Mündung des Anadyr am südlichen Rand der Tschuktschenhalbinsel weiterzureisen. Im Ergebnis stand damit fest, dass die schwierigen klimatischen Bedingungen eine wirtschaftliche Nutzung der Nordostpassage nicht zuließen. Dennoch gelang den Teilnehmern der nördlichen Gruppe die bis auf die Halbinsel Kola und die Tschuktschenhalbinsel vollständige kartografische Erfassung der nördlichen Küsten Sibiriens. Die erste Bewältigung der Nordostpassage in westöstlicher Richtung gelang dagegen erst am Ende des 19. Jahrhunderts, als der schwedische Polarforscher Adolf Erik Nordenskiöld mit seinem Dampfer Vega 1878/79 durch das nördliche Eismeer bis zur Beringstraße vorstieß.

Die pazifischen Abteilungen

Die Japanreisen Spangbergs
Ausschnitt aus der 1700 entstandenen Karte L'Asie von Guillaume Delisle (1675–1726), dem älteren Bruder des Expeditionsteilnehmers Louis De l'Isle de la Croyère. Östlich der Mündung des Flusses Amur hat Delisle das legendäre Land Jesso („Terre d'Yeco“) eingezeichnet, das im Süden direkt an Japan anschließt. Delisles Unsicherheit über die genaue Lage Jessos zeigte sich unter anderem darin, dass er es auf anderen Karten mit Kamtschatka gleichsetzte (siehe dazu die weiter unten befindliche Karte aus dem Jahr 1723).

Die erste pazifische Abteilung unter der Leitung des dänischen Kapitäns Martin Spangberg (auch: Spanberg) war damit beauftragt worden, den Seeweg nach Japan zu erkunden und damit einen direkten Handelskontakt zwischen Japan und dem russischen Kaiserreich zu ermöglichen. Spangberg stand seit 1720 im Dienst der russischen Marine und hatte Vitus Bering bereits zwischen 1728 und 1730 auf der Ersten Kamtschatkaexpedition begleitet. Im Jahr 1732 wurde er als Teilnehmer der Zweiten Kamtschatkaexpedition bestimmt. Neben der Erkundung einer Seeroute von Kamtschatka zur Mündung des Amur und weiter nach Japan bestand seine Aufgabe in der Suche nach dem Land „Jesso“ (auch „Jedso“ oder „Jeso“) von dem angenommen wurde, dass es womöglich mit Japan verbunden sei.

Nach seiner Ankunft in Ochotsk ließ Spangberg dort zwischen 1734 und 1737 zwei Schiffe bauen. Im Juni 1738 liefen die Brigantine Erzengel Michail unter dem Kommando Spangbergs und die Doppelschaluppe Nadeshda (russ. für „Hoffnung“) unter Leutnant William Walton gemeinsam mit der noch von der Ersten Kamtschatkaexpedition stammenden St. Gabriel unter Alexander Scheltinga mit südlichem Kurs aus dem Hafen von Ochotsk aus. Von der Nadeshda und der St. Gabriel musste Spangberg sich aufgrund von Schäden schon bald trennen und so erreichte er allein mit der Erzengel Michail die zur Südgruppe der Kurilen gehörende Insel Urup, bevor er sich aufgrund ungünstiger Wetterbedingungen zur Rückreise entschied. Dabei bestimmte er die geografische Lage von 31 weiteren Kurileninseln, bis er wieder auf Kamtschatka eintraf, wo er überwinterte.

Nach dem Bau eines neuen Schiffes und der Reparatur der übrigen unternahm Spangberg im Mai 1739 einen erneuten Anlauf. Dabei geriet er in einen Sturm, der die Schiffe trennte. Unabhängig voneinander erreichten Walton und Spangberg im Juni die japanische Insel Honshū. Dabei kam es zu ersten Kontakten mit japanischen Fischern und später auch zum Austausch von Handelsgütern und Geschenken. Nach weiteren Erkundungsfahrten kehrten alle Teilnehmer der pazifischen Abteilung unter Spangberg Ende August 1739 über Kamtschatka nach Ochotsk zurück. Da Spangberg seine Aufgabe der Erkundung und kartografischen Erfassung des Seeweges nach Japan erfolgreich gelöst hatte, schickte Bering ihn in Begleitung von Walton zur Berichterstattung nach Sankt Petersburg zurück.

In Sankt Petersburg wurden Spangbergs Ergebnisse jedoch angezweifelt, und so machte er sich im Mai 1742 mit vier Schiffen erneut nach Japan auf. Im Rahmen dieser Reise erreichte Alexander Scheltinga die Ostküste der Insel Sachalin, die er für das legendäre „Jesso“ hielt. Spangberg selbst musste erfolglos umkehren und reiste im August 1745 ohne offiziellen Befehl nach Sankt Petersburg zurück, weshalb er degradiert und bis Ende 1747 unter Arrest gestellt wurde.

Die Amerikareisen Berings und Tschirikows

Acht Jahre nach Beginn der Expedition konnte Bering eines der wichtigsten Ziele des Unternehmens, die Erkundung des Seeweges nach Nordamerika, in Angriff nehmen. Unter der Leitung des russischen Schiffsbaumeisters Adrei Kusmin (gest. 1744) war im Jahr 1737 in der Nähe des Flusses Ochota am Ochotskischen Meer mit dem Bau von zwei Paketbooten begonnen worden. Der Bau der beiden Schiffe ging nur langsam voran, weil Baumaterialien ausblieben und schwierige Witterungsbedingungen die Arbeiten verzögerten. Im Sommer 1739 kam das Segeltuch auf 40 Pferden in Ochotsk an und Anfang November 1739 waren die Zimmermannsarbeiten beendet. Mitte des Jahres 1740 wurden die beiden Paketboote zu Wasser gelassen und auf die Namen der beiden Apostel Peter und Paul getauft. Am 6. August 1740 war der Bau schließlich beendet und rund einen Monat später, am 8. September, liefen die beiden Schiffe aus Ochotsk aus und segelten nach Bolscherezk auf Kamtschatka, wo sie überwinterten.

Guillaume Delisle vermutete das legendäre „Joao-da-Gama-Land“ oder „Compagnieland“ von der Mündung des Flusses Amur aus in südöstlicher Richtung (in der Karte rechts oben unter der Titelkartusche als „Terre de la Compagnie“ eingezeichnet). Ausschnitt aus dem Atlasblatt Carte d'Asie aus dem Jahr 1723.

Am 29. Mai 1741 stachen das Flaggschiff St. Peter unter dem Kommando von Vitus Bering und die St. Paul unter dem Befehl von Alexei Tschirikow von Petropawlowsk aus in See und nahmen Kurs Ost-Südost, um das legendäre „Joao-da-Gama-Land“ (auch „Compagnieland“) zu suchen. Louis De l'Isle de la Croyère hatte Berings Offizieren auf einem 1741 abgehaltenen Vorbereitungstreffen eine Karte seines Bruders präsentiert, in der die Lage dieses legendären Landes eingezeichnet war. Tatsächlich war mit dem „Joao-da-Gama-Land“ aber wohl die Inselgruppe der Kurilen gemeint und so segelten Bering und Tschirikow bis Mitte Juni ohne Aussicht auf Erfolg südwärts. Nachdem man schließlich beschlossen hatte, den Kurs auf Nord-Nordost zu ändern, trennte ein Sturm die beiden Schiffe.

Am 16. Juli sichtete die Mannschaft der St. Peter auf 58° 14' nördlicher Breite Land – es war Alaska. Der Bering zugeteilte Naturforscher Georg Wilhelm Steller schrieb dazu in der Rückschau:

Nicht weniges Vergnügen hatte man nunmehr, da wir unterm Lande waren, und die mit sich streitenden Affekten der hohen Einbildung von sich und künftigen Belohnungen und die pathetischen Reden anzuhören. Einige wollten sogleich dem Lande sich nähern und Hafen aufsuchen. Andere stellten dieses sehr gefährlich vor. Aber ein jeder handelte für sich, und niemand stellte dem Herrn Kapitän-Kommandeur etwas vor. Die Beratschlagungen und Kommission, so man am Lande sonst wegen Kleinigkeiten gepflogen, wurden hier in dem wichtigsten Geschäfte und dem Hauptpunkt der zehn Jahre gedauerten kamtschatkischen Expedition nunmehr unterlassen, und man sah nichts Gemeinschaftliches und Einiges unter uns, als daß wir in einem Fahrzeug zusammen eingeschlossen waren.[7]
„Kap St. Elias“ auf Kayak Island.

Am 20. Juli, dem nach dem biblischen Propheten Elija benannten Eliastag, ankerte die St. Peter vor einer der Küste vorgelagerten Insel, dem heutigen Kayak Island. In der irrigen Annahme, eine Landspitze erreicht zu haben, wurde der Landeplatz „Kap St. Elias“ getauft. Während die Mannschaft die Wasservorräte der St. Peter auffüllte, wurde Steller in Begleitung des Kosaken Foma Lepichin an Land abgesetzt. Er stieß zunächst auf eine verlassene Feuerstelle und Reste einer Mahlzeit und entdeckte dann einen Vorratskeller, in dem er mit geräuchertem Fisch gefüllte Vorratsbehälter aus Baumrinde, Riemen aus Pflanzenfasern, Pfeile, sowie verschiedene Gräser und Kräuter fand. Bei seiner weiteren Erkundung der Insel sah er Rauch aufsteigen, Menschen begegnete er allerdings nicht. Anschließend sammelte Steller Pflanzen. Ein Diademhäher, den sein Begleiter erlegt hatte und den Steller bereits in einem Buch über die nordamerikanische Tier- und Pflanzenwelt gesehen zu haben meinte, überzeugte ihn schließlich, wirklich in Nordamerika gelandet zu sein. Doch Kapitän Bering, der eine Wetterverschlechterung befürchtete und schon allzu viel Zeit bei der Suche nach dem „Joao-da-Gama-Land“ verloren hatte, drängte schon nach kurzer Zeit wieder zum Aufbruch. Verbittert notierte Steller später in seinem Reisebericht:

Die Zeit, welche hier zu Untersuchungen angewendet ward, hatte mit den Zurüstungen ein arithmetisches Verhältnis; zehn Jahre währte die Vorbereitung zu diesem großen Endzweck, zehn Stunden wurden der Sache selbst gewidmet.[8]
Sven Larsson Waxell, erster Offizier auf der St. Peter, hielt die erste Begegnung mit den Ureinwohnern Alaskas in einer Zeichnung fest. Das Bild zeigt einen Unangan mit federgeschmückter Kopfbedeckung in einem Kajak.

Am Morgen des 21. Juli verließ die St. Peter die Insel wieder und segelte zwei Wochen lang an der Küste Alaskas entlang. Inzwischen war auf dem Schiff die Mangelkrankheit Skorbut ausgebrochen. Am 30. und 31. August ließ Bering vor einer kleinen Inselgruppe ankern, um die Wasservorräte aufzufüllen. Dort wurde der erste an Skorbut gestorbene Matrose Nikita Schumagin bestattet. Nach ihm wird die Inselgruppe noch heute als Schumagininseln bezeichnet. Hier kam es Anfang September 1741 auch zu einer ersten Begegnung mit den Ureinwohnern, den Alëuten oder Unangan.

Auf der Rückfahrt geriet die St. Peter in schlechtes Wetter und heftige Stürme. Ein Großteil der Mannschaft sowie Kapitän Bering selbst war schwer an Skorbut erkrankt. Darüber hinaus wurden die Wasservorräte knapp. Am 4. November 1741 kam Land in Sicht. Steller schrieb:

Wie groß und ausnehmend die Freude bei allen über diesen Anblick gewesen, ist nicht zu beschreiben. Die Halbtoten krochen hervor, um solches zu sehen, und jedermann dankte Gott herzlich für diese große Gnade.[9]

Als am 5. November zwei Ankerseile rissen und das Schiff auf ein Riff auflief, war die Entscheidung gefallen, an der Küste zu überwintern. Anstatt jedoch auf Kamtschatka, wie zunächst angenommen, war die Besatzung der St. Peter auf einer Insel mehr als 500 Kilometer östlich des Festlandes gelandet. Obwohl es auf der von Polarfüchsen, Seeottern und Rebhühnern bevölkerten Insel ausreichend Nahrung gab, verstarben einige der an Skorbut erkrankten Expeditionsteilnehmer, unter ihnen auch Vitus Bering. Einen Tag nach seinem Tod, am 9. Dezember 1741, wurde er auf der später nach ihm benannten Beringinsel bestattet. Mit Frühlingsbeginn verbesserte sich die Lage der Gestrandeten, die den Winter in Erdhütten überstanden hatten. Steller ließ der Nahrung vitaminreiche Kräuter hinzufügen und so erholten sich die Skorbutkranken wieder. Aus den Resten der St. Peter wurde ein neues Boot gezimmert und Steller untersuchte in der Zwischenzeit die Tier- und Pflanzenwelt der Insel. Nach dem Aufbruch in Richtung Kamtschatka am 13. August 1742 erreichte er gemeinsam mit 45 überlebenden Besatzungsmitgliedern und seinen Beschreibungen der später nach ihm benannten Stellerschen Seekuh im Gepäck nach dreizehntägiger Seereise den Hafen von Petropawlowsk.

Tschirikow war nach der Trennung der beiden Schiffe mit der St. Paul in Richtung Nordost weitergesegelt. Er erreichte Nordamerika am 15. Juli 1741 und damit einen Tag vor Bering. Am 17. Juli schickte er in der Nähe der späteren Stadt Sitka ein Beiboot mit dem Steuermann Awram M. Dementjew und zehn Mann der Besatzung zu einer Erkundung an Land. Als die Männer nach sechs Tagen noch nicht zurückgekehrt waren, entsandte Tschirikow seinen Bootsmann Sidor Saweljew mit drei weiteren Besatzungsmitgliedern in dem zweiten Beiboot an Land. Doch auch diese kehrten nicht zurück. Am darauffolgenden Tag kam es zu einem Kontakt mit einigen Ureinwohnern, die sich der St. Paul mit Kajaks näherten. Da Tschirikow über kein weiteres Beiboot verfügte, mit dem er das Schicksal seiner verschwundenen Besatzungsmitglieder hätte aufklären können, entschied er sich am 27. Juli zum Aufbruch. Das Schicksal der 15 Männer blieb bis heute im Dunkeln.

Auch die Rückreise von Tschirikows Gruppe geriet zu einem Überlebenskampf. Die frischen Nahrungsmittel gingen zur Neige und die Wasservorräte waren aufgebraucht. Am 9. September gelang es den Männern, bei einer weiteren Begegnung mit einigen Unangan vor der Insel Adak Trinkwasser gegen Messer einzutauschen. Im Verlauf der weiteren Reise blieb ihnen jedoch nichts anderes als Regenwasser. Tschirikow selbst erkrankte so stark an Skorbut, dass er nicht mehr auf Deck gehen konnte und das Kommando an seinen Steuermann Iwan Jelagin (gest. 1766) abgeben musste. Unter Jelagins Führung erreichte die St. Paul im Oktober 1741 schließlich ihren Zielhafen Petropawlowsk auf Kamtschatka. Von den ursprünglich 75 Mann kamen nur noch 51 zurück; alle Offiziere bis auf Tschirikow und Jelagin waren unterwegs gestorben. Am 10. Oktober 1741, dem Tag ihrer Ankunft auf Kamtschatka, starb auch der Astronom Louis De l'Isle de la Croyère an den Folgen seiner Skorbuterkrankung.

Eine im nächsten Jahr unternommene Fahrt blieb weitestgehend erfolglos. Tschirikow, der nach Berings Tod als Expeditionsleiters nachgerückt war, begabt sich über Ochotsk nach Jakutsk, um dort weitere Anweisungen aus Sankt Petersburg abzuwarten. Auf seinen Vorschlag, eine weitere Fahrt nach Nordamerika zu unternehmen, ging das Admiralitätskollegium jedoch nicht ein. Im September 1743 wurde die Zweite Kamtschatkaexpedition offiziell für beendet erklärt.

Die Ergebnisse und ihre Rezeption durch das gelehrte Europa

Eines der am raschesten in Europa rezipierten Ergebnisse der Zweiten Kamtschatkaexpedition war die kartographische Erfassung der nördlichen und nordöstlichen Küsten Sibiriens sowie Kamtschatkas, der Inselkette der Kurilen und Japans. Im Jahr 1745 erschien der von der Sankt Petersburger Akademie der Wissenschaften herausgegebene Atlas Rossijskoj, der eine Generalkarte Russlands im Maßstab von ungefähr 1 : 8,9 Millionen sowie 19 Spezialkarten des Russischen Kaiserreichs enthielt. Neun Jahre später veröffentlichte die Petersburger Akademie die Karte Nouvelle Carte des Découvertes faites par des Vaisseaux Russiens aux côtes inconnues de l'Amérique Septentrionale avec les Pais adiacents[10] (circa 1 : 14 Mill.), die auch in einer russischsprachigen Ausgabe erschien und später mehrfach nachgedruckt wurde. Mit den während der Expedition gewonnenen Erkenntnissen war es erstmals möglich geworden, eine genauere Vorstellung von der gesamten Küstenlinie des russischen Reiches zu gewinnen, und auch die Legende von der Existenz sagenhafter Länder wie dem „Joao-da-Gama-Land“ oder dem Land „Jesso“ war widerlegt. Der Traum von einer wirtschaftlichen Nutzung der Nordostpassage hatte sich zerschlagen.

Im Gegensatz zu der Veröffentlichung der neu erworbenen geographischen Kenntnisse erstreckte sich die Publikation der übrigen Expeditionsergebnisse über einen längeren Zeitraum und war von zahlreichen Hindernissen geprägt. Folkwart Wendland, der die Informationsverbreitung anhand mehrerer Beispiele nachgezeichnet hat, führt dies sowohl auf den „zeitweise desolaten Zustand der Petersburger Akademie“ als auch auf die restriktive Informationspolitik der russischen Regierung zurück.[11] Diese hatte allen Expeditionsteilnehmern ein strenges Veröffentlichungsverbot auferlegt und behandelte die eingesandten Berichte der Forscher als Verschlusssache. Die kaiserlich-russische Akademie der Wissenschaften sollte die alleinige Verfügungsgewalt über die neuen Erkenntnisse haben, weil diese unter enormen Anstrengungen erworben worden waren und ihnen darüber hinaus eine hohe wirtschaftspolitische und strategische Bedeutung beigemessen wurde.[12] Auf diese Weise erschienen die Publikationen der Expeditionsteilnehmer in einem Zeitraum zwischen 1747 und 1793, zum Teil unerlaubt und bei weitem nicht vollständig.

Titelblatt des neunten Bandes aus Müllers Sammlung Rußischer Geschichte, Sankt Petersburg 1764.

Zwischen 1732 und 1764 veröffentlichte Gerhard Friedrich Müller seine Forschungsergebnisse in insgesamt neun Bänden der Monographienreihe Sammlung rußischer Geschichte. Er hatte bis zu seiner Rückkehr nach Sankt Petersburg im Jahr 1743 eine Vielzahl regionaler Archive besucht und dort Unmengen von Dokumente durchgesehen, kopiert und – wenn auch nur in geringerem Ausmaß – zugleich wissenschaftlich ausgewertet. Dabei waren ihm unter anderem Papiere in die Hände gefallen, die den Beleg dafür enthielten, dass die Beringstraße schon lange Zeit vor der Durchfahrung durch Vitus Bering von dem kosakischen Pelztierjäger und Händler Semjon Deschnjow (um 1605–1673) durchquert worden war. Müller, der schon vor seinem Aufbruch nach Sibirien ein gespanntes Verhältnis zum Leiter der Petersburger Akademie Johann Daniel Schumacher (1690–1761) gehabt hatte, arbeitete nach seiner Rückkehr unter erschwerten Bedingungen. Schumacher und der russische Schriftsteller und Naturwissenschaftler Michail Wassiljewitsch Lomonossow (1711–1765) hielten Müller für unpatriotisch und warfen ihm vor, seine Arbeit nicht schnell genug zu erledigen. Gleichzeitig wurde Müller mit Aufgaben überhäuft. Obwohl er sich im Jahr 1747 verpflichtete, Zeit seines Lebens in Russland zu bleiben, eskalierte der Streit 1750 und Müller wurde für ein Jahr von der Liste der Professoren der Akademie gestrichen. Diese Arbeitsbedingungen besserten sich erst nach seiner Aufnahme in den Führungsstab der Geographischen Abteilung der Akademie im Jahr 1753. Aufgrund seiner herausragenden Leistungen als Historiker gilt Müller heute als „Vater der sibirischen Geschichtsschreibung“. Der Naturforscher Karl Ernst von Baer (1792–1876) urteilte im 19. Jahrhundert über Müllers im Rahmen der Zweiten Kamtschatkaexpedition erworbene Verdienste: „Wären damals nicht unter Müllers Leitung Abschriften aus allen Sibirischen Archiven genommen worden, so wären diese Nachrichten längst für immer verloren gegangen“[13]

Darstellung der auf der Halbinsel Kola, in Westsibirien und im Altaigebirge verbreiteten Asiatischen Pfingstrose (Paeonia anomala L.) von Johann Wilhelm Lürsenius, der die akademische Gruppe als Zeichner begleitete. Nach seiner Rückkehr nach Sankt Petersburg im Jahr 1743 arbeitete Lürsenius im Auftrag der Akademie der Wissenschaften an der Bebilderung von Gmelins Flora Sibirica.

Der Naturforscher Johann Georg Gmelin veröffentlichte die botanischen Ergebnisse seiner Reise in dem mehrbändigen Werk Flora Sibirica sive historia plantarum Sibiriae (zumeist kurz Flora Sibirica). Während er die Publikation des ersten und den zweiten Bandes in den Jahren 1747 und 1749 noch selbst besorgen konnte, übernahm nach seinem Tod sein Neffe Samuel Gottlieb Gmelin (1744–1774) in den Jahren 1768 und 1769 die Herausgabe des dritten und des vierten Bandes. Die Veröffentlichung des bereits in Manuskriptform vorliegenden fünften Bandes konnte nie realisiert werden. In seiner Beschreibung der sibirischen Pflanzenwelt erwähnt Gmelin insgesamt 1.178 Arten, die durch knapp dreihundert Kupferstiche nach den Vorlagen der Zeichner Johann Christian Berckhan, Johann Wilhelm Lürsenius und Johann Cornelius Decker ergänzt wurden. Neben dieser Beschreibung der Pflanzen und ihrer detailreichen bildlichen Darstellung sind die von Gmelin während der Expedition gewonnenen Erkenntnisse auf dem Gebiet der Geobotanik hervorzuheben, aufgrund derer Gmelin heute als einer der Mitbegründer der Pflanzengeographie gilt. Neben der Flora Sibirica veröffentlichte Gmelin, der 1749 einen Ruf als Professor für Botanik und Chemie an der Universität Tübingen erhalten hatte, entgegen den Vereinbarungen mit der russischen Akademie der Wissenschaften einen detaillierten Bericht über die Reisen der akademischen Gruppe. Dieser erschien in den Jahren 1751 und 1752 in vier Bänden unter dem Titel Reise durch Sibirien, von dem Jahr 1733 bis 1743 im Verlag der Witwe Abraham Vandenhoecks in Göttingen. Der Mathematiker Leonhard Euler, mit dem Gmelin korrespondierte, schickte aus Berlin eines der „corpora delicti“ an die Kanzlei der Petersburger Akademie unter Johann Daniel Schumacher, der sich in seinen bereits zuvor gehegten Zweifeln an der Vertrauenswürdigkeit Gmelins bestätigt sah. Im gelehrten Europa dagegen geriet die Veröffentlichung der Reise durch Sibirien zu einem großen Erfolg. Aus heutiger Sicht liegt der Wert der Reisebeschreibung nicht allein in der Vielzahl der in ihr enthaltenen völkerkundlichen und geowissenschaftlichen Beobachtungen, sondern auch in den Informationen zum Reiseverlauf der akademischen Gruppe.

Stepan Krascheninnikow, der an der Expedition als Student teilgenommen hatte, erhielt nach seiner Rückkehr eine Professur an der Sankt Petersburger Akademie der Wissenschaften. Im Auftrag der Akademie hielt er seine Forschungsergebnisse in dem zweibändigen Werk Opisanie Zemli Kamcatki (dt. „Beschreibung des Landes Kamtschatka“) fest, dessen Veröffentlichung im Jahr 1755 er jedoch nicht mehr erlebte, da er kurz zuvor starb. Mit welch großem Interesse die Expeditionsergebnisse von der gelehrten Welt Europas aufgenommen wurden, lässt sich anhand der Publikationsgeschichte dieses Werkes ablesen. Neun Jahre nach der russischen Erstausgabe erschien eine gekürzte englische Übersetzung, auf deren Grundlage 1766 eine deutsche Übersetzung entstand. Ein Jahr später erschien – ebenfalls auf der Grundlage der gekürzten englischen Ausgabe – eine französische Fassung. Weitere zwei Jahre später publizierte der französische Astronom Abbé Jean Chappe d’Auteroche (1722–1769) eine neue französische Übersetzung auf der Grundlage des russischen Originals. 1770 erschien die erste niederländische Übersetzung und ein Jahr später eine deutsche Übersetzung der französischen Ausgabe von Chappe d'Auteroche. Im Jahr 1786 schließlich folgte eine gekürzte zweite Auflage des russischsprachigen Originals.

Eine Kamtschadalische Winterhütte von innen. Illustration aus Stellers Beschreibung von dem Lande Kamtschatka.

Neben Krascheninnikow schrieb auch der Arzt und Naturforscher Georg Wilhelm Steller einen Bericht über seine Reise durch Kamtschatka. Dieses 1774 unter dem Titel Beschreibung von dem Lande Kamtschatka lange nach Stellers Tod von Johann Benedict Scherer veröffentlichte Werk enthält neben exakten geographischen und naturkundlichen Beschreibungen auch ausführliche Passagen über die Bewohner Kamtschatkas. Eine Besonderheit des Werkes liegt in der deutlichen Stellungnahme, mit der Steller die Unterdrückung der einheimischen Volksgruppe der Itelmenen durch die Kosaken verurteilt. Diese Position hatte Steller schon während seines Aufenthaltes auf der Halbinsel an den Rand eines Hochverratsprozesses gebracht, als er sich in einer nach Sankt Petersburg versandten Protestnote über das Verhalten des russischen Kommandanten Wassili Chemetevski gegenüber den Itelmenen beschwerte. Bemerkenswert ist jedoch nicht allein der für die damalige Zeit ungewöhnliche Respekt Stellers gegenüber der fremden Kultur der Ureinwohner, sondern auch seine wissenschaftliche Vorgehensweise. Anders als Gmelin und Müller, die während ihrer Reise eine Bibliothek von mehreren hundert Bänden mit sich führten, reiste Steller nur mit leichtem Gepäck. Darüber hinaus versuchte er sich an die Ernährungsgewohnheiten der von ihm untersuchten Völker anzupassen und bediente sich auf seinen Reisen durch Kamtschatka itelmenischer Boote und Hundeschlitten. Sein Interesse an der Naturheilkunde der Itelmenen und der Frage, warum die Ureinwohner im Gegensatz zu den Expeditionsteilnehmern nicht an Skorbut litten, retteten Steller während seiner Teilnahme an der Schiffsreise der pazifischen Gruppe unter Bering letztendlich das Leben. In seinem Nachwort zu dem 1996 erschienenen Neudruck von Stellers Beschreibung von dem Lande Kamtschatka hebt der deutsche Ethnologe Erich Kasten die Teilnahme Stellers am Leben der von ihm untersuchten Völker hervor und macht in dessen Forschungstätigkeit „erste Ansätze zu der heute geführten Debatte um indigenes Wissen oder „native knowledge“ im Ressourcen-Management in zirkumpolaren Gebieten“ aus.[14]

Eine besondere Rolle in der Rezeption des Stellerschen Werkes spielte der deutsche Naturforscher und Geograph Peter Simon Pallas (1741–1811). Ihm wurde von der russischen Akademie der Wissenschaften die Leitung einer zwischen 1768 und 1774 durchgeführten Expedition anvertraut, die ihn vom mittleren Ural über Westsibirien bis zur kaspischen Senke führte. Im Rahmen der Vorbereitung auf dieses Unternehmen stieß Pallas auf Materialien der Zweiten Kamtschatkaexpedition. Dabei erkannte er, dass ein Teil der Dokumente noch nicht ausgewertet und veröffentlicht worden war. Um das unter enormen Anstrengungen gewonnene Wissen vor dem Vergessen zu retten, gab Pallas in den Jahren 1781 und 1793 insgesamt vier Werke Stellers heraus, darunter dessen Topographische und physikalische Beschreibung der Bering-Insel und das während der Seereise mit Bering verfasste Tagebuch. Darüber hinaus veröffentlichte er, teilweise in kommentierter und bearbeiteter Form, weitere Arbeiten Stellers in seinen beiden Zeitschriften Stralsundisches Magazin und Neue Nordische Beyträge. Über die reine Herausgebertätigkeit hinaus verwendete Pallas die von der Petersburger Akademie verwahrten Sammlungsobjekte und Dokumente der Zweiten Kamtschatkaexpedion aber auch für seine eigenen Veröffentlichungen, wie etwa für die Flora Rossica oder die Zoographia Rosso-Asiatica. Mit der Veröffentlichung der biographischen Skizze Zuverläßige Nachrichten von den letzten Schicksalen des Herrn Georg Wilhelm Steller leistete er einen wichtigen Beitrag zur Lebensgeschichte des deutschen Naturforschers, dessen genaue Todesumstände bis heute immer wieder Anlass für Spekulationen gegeben haben.

Bezüglich des Gesamtbildes der Expeditionsergebnisse zieht Folkwart Wendland das folgende Fazit: „Die Ergebnisse der Großen Nordischen Expedition waren grandios und beeindrucken uns auch heute noch wegen ihrer Komplexität, der Einsatzbereitschaft und des Mutes der vielen bekannten und unbekannten Expeditionsteilnehmer und Helfer“, räumt jedoch gleichzeitig ein, dass „auf Grund der im einzelnen ungenügenden Vorbereitung, Durchführung und inkonsequenten Leitung, gerade der pazifischen Gruppe Berings, große Fehler gemacht wurden, die viele Menschen unnötigerweise das Leben kosteten“.[15]

Neuere Forschungen zur Zweiten Kamtschatkaexpedition

Seit der Öffnung russischer Archive für ausländische Historiker in den 1990er Jahren hat die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Zweiten Kamtschatkaexpedition neuen Aufschwung genommen. Gemeinsam mit Forschern der heute in Moskau beheimateten Russischen Akademie der Wissenschaften und der dänischen Universität Århus beschäftigen sich die Franckeschen Stiftungen, die im 18. Jahrhundert enge kulturelle, religiöse und wissenschaftliche Beziehungen zu Russland unterhielten, intensiv mit der Geschichte der deutsch-russischen Wissenschaftsbeziehungen im 18. Jahrhundert. In diesem Zusammenhang entstand unter anderem die Publikationsserie „Quellen zur Geschichte Sibiriens und Alaskas aus russischen Archiven“, in der die Franckeschen Stiftungen gemeinsam mit dem Archiv der Russischen Akademie der Wissenschaften bislang unveröffentlichte Dokumente und Manuskripte der Expeditionsteilnehmer in wissenschaftlich-kritischen Ausgaben publizierten. Gleichzeitig wurden russisch-deutsche Ausstellungsprojekte realisiert und Workshops mit deutschen und russischen Wissenschaftlern veranstaltet. Im Jahr 2005 fand an Bord eines Schiffes auf dem sibirischen Fluss Ob eine wissenschaftliche Tagung mit dem Titel „300 Jahre akademische Forschung zu Jugra – von Müller bis Steinitz“ statt, in deren Rahmen auch einige Stationen der Expedition angesteuert wurden.

Während die meisten der während der Expedition gesammelten Objekte im Laufe der Jahrhunderte verloren gingen oder über unterschiedliche europäische Länder verstreut wurden, lagern heute noch zahlreiche handschriftliche Dokumente im Archiv der Russischen Akademie der Wissenschaften und im Russischen Staatsarchiv für alte Urkunden (RGADA) in Moskau. Ein besonderer Fund gelang dem Mitarbeiter der Franckeschen Stiftungen und Herausgeber der Reihe „Quellen zur Geschichte Sibiriens und Alaskas aus russischen Archiven“, Wieland Hintzsche, der 2001 ein verschollen geglaubtes Reisetagebuch Georg Wilhelm Stellers in Sankt Petersburg fand.[16] Es handelt sich dabei um den rund 330 Seiten umfassenden ersten Teil des Stellerschen Tagebuches, den dieser zwischen Dezember 1737 und Februar 1739 abfasste. Neben den naturwissenschaftlichen Beobachtungen enthalten diese wiederentdeckten handschriftlichen Notizen Informationen zu dem alltäglichen Leben auf der Reise und gewähren neue Einblicke in Stellers Reisevorbereitungen in Moskau.

Brief Anna Christina Berings an ihren Vater Matthias Pülse (geschrieben in Ochotsk am 5. Februar 1740)

Die russische Forscherin Natascha Ochotina Lind und der dänische Historiker Peter Ulf Møller fanden bei ihrer Arbeit im Moskauer Archiv der auswärtigen Politik des russischen Kaiserreiches (AVPRI) bislang unbekannte Briefe der Familie Vitus Berings. Diese Briefe – und hier vor allem die Informationen, die seine Frau Anna Christina Bering betreffen – eröffnen Einblicke in das bislang unbekannte Privatleben Berings.[17] Anna Christina Bering begleitete ihren Mann auf der Zweiten Kamtschatkaexpedition bis nach Ochotsk und korrespondierte während der Reise unter anderem mit ihrem Vater, dem Vyborger Kaufmann Mathias Pülse (auch Pylse oder Piilse), und ihrem 1721 geborenen zweiten Sohn Jonas, der das Gymnasium in Reval besuchte, während zwei seiner jüngeren Geschwister gemeinsam mit den Eltern an der Expedition teilnahmen. Eine Auswahl dieser Briefe wurde inzwischen in einem von Lind und Møller herausgegebenen Sammelband aus dem Jahr 2003 veröffentlicht.[18]

Ein besonderer Schwerpunkt des Interesses liegt auf der Person und dem Werk Gerhard Friedrich Müllers, dessen Geburtstag sich 2005 zum 300. Mal jährte. Hervorzuheben ist hierbei insbesondere die in diesem Zusammenhang vorgenommene Neubewertung der völkerkundlichen Aspekte der Expedition. Gudrun Bucher konnte anhand einer Untersuchung der 1740 von Müller verfassten Instruktionen an Johann Eberhard Fischer (1697–1771) darlegen, dass der Beginn der wissenschaftlichen Ethnologie, der bislang im Allgemeinen auf die Arbeiten von August Ludwig von Schlözer (1735–1809) in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zurückgeführt wurde, Müller zugeschrieben werden muss.[19] Müller hatte bei der Sankt Petersburger Akademie der Wissenschaften aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes Ende des Jahres 1737 um seine Abberufung von der Expedition nachgesucht. Der daraufhin nach Sibirien entsandte Rektor des Sankt Petersburger Akademischen Gymnasiums Johann Eberhard Fischer wurde von Müller mit umfangreichen Instruktionen ausgestattet. Der letzte und mit 923 Einzelpunkten bei weitem umfangreichste Teil dieser Instruktionen bezog sich auf die von Fischer vorzunehmenden ethnologischen Studien. Folgt man Bucher, so muss dieses detaillierte – wenn auch von Fischer kaum erfüllte – Forschungsprogramm zur systematischen Beschreibung der sibirischen Völker und ihrer Sprachen heute als Beginn der modernen Ethnologie gewertet werden.

Literatur

Moderne Ausgaben schriftlicher Quellen
  • Dokumente zur 2. Kamčatkaexpedition 1730–1733: Akademiegruppe, bearbeitet von Wieland Hintzsche und Natasha Ochotina Lind unter Mitarbeit von Heike Heklau, Halle 2004, ISBN 3-931479-63-3 (Quellen zur Geschichte Sibiriens und Alaskas aus russischen Archiven, Band 4,2)
  • Georg Wilhelm Steller: Briefe und Dokumente 1739, bearbeitet von Wieland Hintzsche, Halle 2001, ISBN 3-930195-67-4 (Quellen zur Geschichte Sibiriens und Alaskas aus russischen Archiven, Band 3)
  • Georg Wilhelm Steller, Stepan Krašeninnikov, Johann Eberhard Fischer: Reisetagebücher 1735 bis 1743, bearbeitet von Wieland Hintzsche, Halle 2000, ISBN 3-930195-64-X (Quellen zur Geschichte Sibiriens und Alaskas aus russischen Archiven, Band 2).
  • Georg Wilhelm Steller: Briefe und Dokumente 1740, bearbeitet von Wieland Hintzsche, Halle 2000, ISBN 3-930195-61-5 (Quellen zur Geschichte Sibiriens und Alaskas aus russischen Archiven, Band 1)
  • Doris Posselt (Hrsg.): Die große nordische Expedition: von 1733 bis 1743. Aus Berichten der Forschungsreisenden Johann Georg Gmelin und Georg Wilhelm Steller. Mit 82 zeitgenössischen Abbildungen und 2 Routenkarten, München 1990, ISBN 3-406-33596-9 (Lesefreundliche Ausgabe, die die interessantesten und typischsten Textpassagen in moderner Schreibung und Zeichensetzung wiedergibt).
  • Carol Urness (Hrsg.): Bering's voyages: the reports from Russia, Fairbanks 1986, ISBN 0-912006-22-6 (Übersetzung von Gerhard Friedrich Müllers 1758 als dritter Band seiner „Sammlung rußischer Geschichte“ erschienenen Nachrichten von Seereisen, und zur See gemachten Entdeckungen mit Kommentaren, Illustrationen und Karten).
  • Peter Ulf Møller / Natasha Okhotina Lind (Hrsg.): Until death do us part: the letters and travels of Anna and Vitus Bering, translated by Anna Halager, Fairbanks 2007, ISBN 978-1-88996-394-5.
  • Sven Waxell, The American Expedition, translated by M. A. Michael, London, Edinburgh, Glasgow, 1952.
Karten
  • Wieland Hintzsche und Thomas Nickol (Hrsg.): Monumenta Sibiriae: Quellen zur Geschichte Sibiriens und Alaskas aus russischen Archiven, Gotha 1996, ISBN 3-623-00480-4 (Enthält 19 lose Karten in einer Mappe und ein Beiheft mit Erläuterungen).
Darstellungen
  • Peter Ulf Møller / Natasha Okhotina Lind (Hrsg.): Under Vitus Bering's Command. New perspectives on the Russian Kamchatka Expeditions, Århus 2003, ISBN 87-7288-932-2 (Sammelband mit Aufsätzen eines international besetzten Forscherkreises. Die Mehrzahl der Aufsätze entstand im Zusammenhang eines 1998 in Kopenhagen abgehaltenen Workshops zum Thema. Der Band enthält sowohl englisch- als auch russischsprachige Beiträge, die durch Abstracts in der jeweils anderen Sprache ergänzt werden. Einige der Beiträge beruhen auf neueren Quellenstudien, die erst durch die Öffnung russischer Archive für ausländische Historiker in den 1990er Jahren möglich wurden. Unverzichtbar ist die von Peter Ulf Møller zusammengestellte Bibliografie).
  • Folkwart Wendland: Das Russische Reich am Vorabend der Großen Nordischen Expedition, der sogenannten zweiten Kamtschatka Expedition, in: Doris Posselt (Hrsg.): Die große nordische Expedition: von 1733 bis 1743. Aus Berichten der Forschungsreisenden Johann Georg Gmelin und Georg Wilhelm Steller, München 1990, ISBN 3-406-33596-9, S. 332–384.
  • Raymond H. Fisher, Bering's Voyages. Whither and Why, Seattle and London, 1977.
Biographien von Expeditionsteilnehmern
  • Tatjana Fjodorova, Birgit Leick Lampe, Sigurd Rambusch und Tage Sorensen, Martin Spangsberg: A Danish Explorer in Russian Service, Esbjerg, ohne Jahr (englisch mit deutschem Resümee auf S. 274–285).
  • Vasilii A. Divin, The Great Russian Navigator, A. I. Chirikov, translated and annotated by Raymond H. Fisher, Fairbanks 1993 (manchmal zu subjektiv Russisch).
  • P. Lauridsen, Vitus Bering: The Discoverer of Bering Strait, translated by J. E. Olson, Chicago 1889, Reprint Freeport/NY 1969.
  • Lütgen, Kurt, Vitus J. Bering, Balve 1976 (Jugendbuch).
  • Erik Amburger, Vitus Berings Nachkommen in Russland, in: Personalhistorisk Tidsskrift 3 (1936), S. 35–38.
Ausstellungskataloge
  • Terra incognita Sibirien: die Anfänge der wissenschaftlichen Erforschung Sibiriens unter Mitwirkung deutscher Wissenschaftler im 18. Jahrhundert; eine Ausstellung der Franckeschen Stiftungen zu Halle in Zusammenarbeit mit dem Archiv der Russischen Akademie der Wissenschaften St. Petersburg, Halle (Saale) 1999 (Schmaler Band, der die Tafeln der Wanderausstellung stark verkleinert und mit knappen Erläuterungen versehen wiedergibt).
  • Wieland Hintzsche (Hrsg.): Die Große Nordische Expedition: Georg Wilhelm Steller (1709−1746); ein Lutheraner erforscht Sibirien und Alaska; eine Ausstellung der Franckeschen Stiftungen zu Halle, [12. Mai 1996 bis 31. Januar 1997], Gotha 1996, ISBN 3-623-00300-X (Opulent bebilderter und umfassender Ausstellungskatalog mit einführenden und sehr anschaulich geschriebenen Texten zu den unterschiedlichen Aspekten der Expedition).

Weblinks

Georg Thomas von Asch. Ölgemälde von Kirill Golowatschewski aus dem Jahr 1780. Von 1771 bis zu seinem Tod schickte Asch zahlreiche Materialien aus Russland nach Göttingen. Heute steht ein Teil der seltenen Bücher, Karten und Manuskripte der „Sammlung Asch“ auf den Seiten des russisch-amerikanischen Projektes „Meeting of frontiers − Встреча на границах“ online zur Verfügung.[20]

Einer der größten Bestände an wissenschaftshistorisch bedeutsamen Schriften und Karten zur Entdeckung und Erschließung des nordostasiatischen Raumes im 18. Jahrhundert befindet sich im Besitz der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB Göttingen). Ein Teil dieser Materialien, die durch die Vermittlung des ehemaligen Göttinger Studenten Baron Georg Thomas von Asch (1729–1807) und den Göttinger Gelehrten August Ludwig von Schlözer (1735–1809) nach Deutschland gelangten, wurde in den Jahren 2001 und 2002 im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projektes „Digitalisierung der seltenen Bücher, Karten und Manuskripte zur Erforschung Sibiriens aus der Sammlung Asch“ eingescannt und online zugänglich gemacht. Angeboten werden die Materialien auf dem Webserver des Göttinger Digitalisierungszentrums (GDZ) als digitale Sammlung mit der Kurzbezeichnung „Sibirica“ sowie auf dem Webserver der Library of Congress im Rahmen des Projektes „Meeting of Frontiers“.

Digitalisate der Sammlung „Sibirica“ (Auswahl)

  • Gerhard Friedrich Müller: Sammlung rußischer Geschichte, 9 Bände, Sankt Petersburg 1732–1764 (später fortgesetzt von Ewers und von Engelhardt), online abrufbar über das Digitalisierungszentrum der SUB Göttingen (enthält als Band 3: Nachrichten von Seereisen, und zur See gemachten Entdeckungen, die von Rußland aus längst den Küsten des Eißmeeres und auf dem Ostlichen Weltmeere gegen Japon und Amerika geschehen sind, Sankt Petersburg 1758).
  • Johann Georg Gmelin: Flora Sibirica sive historia plantarum Sibiriae, 4 Bände, Petropoli 1747–1769, online abrufbar über das Digitalisierungszentrum der SUB Göttingen.
  • Johann Georg Gmelin: Leben Herrn Georg Wilhelm Stellers, Frankfurt 1748, online abrufbar über das Digitalisierungszentrum der SUB Göttingen.
  • Johann Georg Gmelin: Reise durch Sibirien, von dem Jahr 1733 bis 1743, 4 Bände, Göttingen 1751–1752, online abrufbar über das Digitalisierungszentrum der SUB Göttingen.
  • Stepan Petrowitsch Krascheninnikow: Opisanie Zemli Kamcatki, 2 Bände, Sankt Petersburg 1755, online abrufbar über das Digitalisierungszentrum der SUB Göttingen.
  • Georg Wilhelm Steller: Beschreibung von dem Lande Kamtschatka, dessen Einwohnern, deren Sitten, Nahmen, Lebensart und verschiedenen Gewohnheiten, hrsg. von Johann Benedict Scherer, Frankfurt a. M. [u.a.] 1774, online abrufbar über das Digitalisierungszentrum der SUB Göttingen.

Anmerkungen

  1. Hintzsche / Nickol, Die Große Nordische Expedition, S. 200.
  2. In bewusster Abgrenzung zu der traditionellen, etwa von Raymond H. Fisher in seiner 1977 erschienenen Schrift Bering's voyages: whither and why vertretenen Auslegung über die Suche nach einer Landverbindung als wichtigstem Ziel der Ersten Kamtschatkaexpedition hebt Carol Urness die kartographische Erfassung des östlichen Russlands als Hauptzweck der Reise hervor. Vgl. Carol Urness: The First Kamchatka Expedition in Focus, in: Møller / Lind (Hrsg.), Under Vitus Bering's Command, Århus 2003, S. 17–31 (Zusammenfassung der Thesen ihres 1987 erschienenen Buches Bering's First Expedition: A re-examination based on eighteenth-century books, maps, and manuscripts).
  3. Hintzsche / Nickol, Die Große Nordische Expedition, S. 78.
  4. Johann Georg Gmelins Reise durch Sibirien von dem Jahr 1733–1743, Teil 2, Göttingen 1751, S. 446. Online abrufbar über das Digitalisierungszentrum der Niedersächsischen Staats- und Universitätsblibliothek Göttingen.
  5. Johann Georg Gmelins Reise durch Sibirien von dem Jahr 1733–1743, Teil 2, Göttingen 1751, S. 538f. Online abrufbar über das Digitalisierungszentrum der Niedersächsischen Staats- und Universitätsblibliothek Göttingen.
  6. Johann Georg Gmelins Reise durch Sibirien von dem Jahr 1733–1743, Teil 2, Göttingen 1751, S. 538. Online abrufbar über das Digitalisierungszentrum der Niedersächsischen Staats- und Universitätsblibliothek Göttingen.
  7. Georg Wilhelm Steller, Tagebuch seiner Seereise aus dem Petripauls Hafen in Kamtschatka bis an die westlichen Küsten von Amerika, und seiner Begebenheiten auf der Rückreise, hier zitiert nach Posselt, Die große nordische Expedition, S. 242.
  8. Georg Wilhelm Steller, Tagebuch seiner Seereise aus dem Petripauls Hafen in Kamtschatka bis an die westlichen Küsten von Amerika, und seiner Begebenheiten auf der Rückreise, hier zitiert nach Posselt, Die große nordische Expedition, S. 251.
  9. Georg Wilhelm Steller, Tagebuch seiner Seereise aus dem Petripauls Hafen in Kamtschatka bis an die westlichen Küsten von Amerika, und seiner Begebenheiten auf der Rückreise, hier zitiert nach Posselt, Die große nordische Expedition, S. 272.
  10. Das Digitalisat eines 1758 angefertigten Nachdrucks der Akademie-Karte ist online abrufbar über das Projekt Gallica der Französischen Nationalbibliothek in Paris unter der Adresse http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b6700199v.
  11. Folkwart Wendland, Das Russische Reich am Vorabend der Großen Nordischen Expedition, in: Doris Posselt (Hrsg.): Die große nordische Expedition, München 1990, S. 332–384, hier S. 369.
  12. Folkwart Wendland, Das Russische Reich am Vorabend der Großen Nordischen Expedition, in: Doris Posselt (Hrsg.): Die große nordische Expedition, München 1990, S. 371.
  13. Hier zitiert nach Folkwart Wendland, Das Russische Reich am Vorabend der Großen Nordischen Expedition, in: Doris Posselt (Hrsg.): Die große nordische Expedition, München 1990, S. 365.
  14. Erich Kasten: Nachwort, in: Beschreibung von dem Lande Kamtschatka von Georg Wilhelm Steller, hrsg. von Erich Kasten und Michael Dürr, Neudruck der Ausgabe von 1774, Bonn 1996, ISBN 3-86097-031-3, S. 281–294, hier: S. 292. Der Band ist online abrufbar als PDF-Dokument über den von Kasten und Dürr betriebenen Server siberian-studies.org.
  15. Folkwart Wendland, Das Russische Reich am Vorabend der Großen Nordischen Expedition, in: Doris Posselt (Hrsg.): Die große nordische Expedition, München 1990, S. 368.
  16. Dazu Wieland Hintzsche: The Travel Journals of Georg Wilhelm Steller, in: Møller / Lind, Under Vitus Bering's Command, Århus 2003, S. 171–178, sowie der Bericht in der deutschsprachigen Ausgabe der Zeitschrift National Geographic vom August 2001, S. 108–111.
  17. Dazu Natasha Ochotina Lind: The First Pianist in Okhotsk. New information on Anna Christina Bering, in: Møller / Lind, Under Vitus Bering’s Command, Århus 2003, S. 51–62.
  18. The Bering Letters from Okhotsk, February 1740, in: Møller / Lind, Under Vitus Bering’s Command, Århus 2003, S. 237–269.
  19. Vgl. Gudrun Bucher: „Von Beschreibung der Sitten und Gebräuche der Völcker“: die Instruktionen Gerhard Friedrich Müllers und ihre Bedeutung für die Geschichte der Ethnologie und der Geschichtswissenschaft, Stuttgart 2002, ISBN 3-515-07890-8 sowie dies.: Gerhard Friedrich Müller's Instructions and the Beginning of Scientific Ethnography, in: Møller / Lind, Under Vitus Bering's Command, Århus 2003, S. 135–144.
  20. Library of Congress, Meeting of Frontiers: Collections from Goettingen State and University Library (SUB) − The Georg von Asch Collection.

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