Großmama

Großmama
Schema einer Ahnentafel

Die Großeltern bzw. die Großmutter und der Großvater sind in der Generationenfolge die Eltern der Eltern eines Kindes, also im Regelfall vier Personen. Diese werden auch Opa und Oma genannt, beziehungsweise verniedlichend als Omi und Opi bezeichnet. Im süddeutschen Sprachraum sind auch die Bezeichnungen Omama und Opapa gebräuchlich, im alpinen deutschen Sprachraum auch noch Ahnl und Ähnl.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Die Bezeichnungen „Großvater“ bzw. „Großmutter“ sind Analogien zum französischen "grand père" bzw. "grand mère" und haben das frühere Wort „Ahne“ bzw. „Ähnl“ verdrängt. Im Schweizerdeutsch heißen sie noch Neni (Großvater) und Nana/Nani (Großmutter). Auf Lëtzebuergesch (Luxemburgisch) werden die Großeltern mit Boma und Bopa betitelt. Mit dem „O” bzw. dem „A” (Ä) als Abkürzung für (ehemals) „alder, elder, older” (s. auch Ahnen) sind der „ältere” Papa und die „ältere” Mama gemeint.

Im Niederdeutschen sind auch die Begriffe Ellermutter (auch: Eldermutter) für die Großmutter, sowie Eldervater für den Großvater üblich. Der Begriff Ellermutter wurde auch außerhalb des niederdeutschen Sprachraums durch das Grimmsche Märchen Der Teufel mit den drei goldenen Haaren bekannt.

Wenn man sich auf die Großeltern bezieht, spricht man auch von den Großeltern väterlicher- und mütterlicherseits. In manchen Sprachen, wie beispielsweise Hochchinesischen und dem Schwedischen, werden die Großeltern väterlicherseits und mütterlicherseits unterschiedlich benannt. Die Großmutter mütterlicherseits heißt in Schweden: Mormor (übersetzt: Muttermutter); die Großmutter väterlicherseits dagegen: Farmor (übersetzt: Vatermutter).

Großeltern, Kinder und Enkelkinder sind in gerader, also in direkter Linie miteinander verwandt (Großeltern sind für die Enkelkinder Verwandte in gerade Linie zweiten Grades, siehe § 1589 BGB).

Die Benennung als „Oma“ bzw. „Opa“ benutzen Kindern bisweilen umgangssprachlich auch für nichtverwandte ältere Personen. Herablassende Äußerungen Jugendlicher wie: „Schau dir den ollen Opa an!“ bringen auch sehr unvorbildlich Erwachsene hervor. Wenn sie - auch gerade im professionellen Feld - jeden Opa oder Oma anreden, einfach ungefragt dutzen, kann es abwertend sein.

„Leihomas“ sind ältere Frauen, die gegen Entgelt zeitweilig Kinder betreuen und mit ihnen Aktivitäten ausüben, wie es normalerweise eine Oma tut. Es gibt auch Leihoma-Agenturen, die Leihomas vermitteln.

Verwandtschaftsbeziehungen

  • Die Eltern der Großeltern heißen Urgroßeltern.
  • Weibliche Großeltern heißen Großmutter.
  • Männliche Großeltern heißen Großvater.
  • Geschwister der Großeltern heißen Großtante beziehungsweise Großonkel (veraltet Großohm).
  • Kinder der Großeltern sind die eigenen Eltern sowie Onkel oder Tante.
  • Die Kinder der Enkel sind Urenkel.

Siehe auch Verwandtschaftsbeziehung

Soziale Rolle von Großeltern

Großeltern spielen bei der Erziehung und Beaufsichtigung der Enkel in vielen Kulturen eine wichtige Rolle. Untersuchungen zeigten verschiedene Formen der Großelternschaft auf, die vom Geschlecht der Großeltern, von der räumlichen Distanz, vom Alter der Enkelkinder, von Krisensituationen wie etwa einer Scheidung der Eltern sowie von der Einstellung der Eltern zu den Großeltern abhängen.[1]

Im Rahmen des Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe (SHARE) wurden Personen über 50 Jahre, die Enkelkinder unter 15 Jahren hatten, in elf europäischen Staaten und in Israel befragt, inwieweit sie Enkel betreuen. Über 60 Prozent der befragten Großmütter und knapp die Hälfte der befragten Großväter hatten im vorangehenden Jahr mindestens einmal ein Enkelkind betreut.[2] Nach Ergebnissen einer Studie, die unter anderem das Vienna Institute of Demography (VID) veranstaltete, betreuen Großeltern in nordeuropäischen Ländern im Allgemeinen nur gelegentlich - während Kinder in südeuropäischen Ländern regelmäßig in der Woche durch die Großeltern beaufsichtigt werden.[3]

Bei einer Untersuchung in der Schweiz bezeichneten über 90 % der befragten Enkel und Großeltern die Beziehung untereinander als wichtig. Die Mehrheit der Enkel charakterisierte ihre Großeltern als liebevoll und großzügig, eine Minderheit als streng und ungeduldig. Als besonders wertvoll wurde genannt, dass Großeltern für ihre Enkel da waren, ihnen zuhörten und Zeit für sie hatten.[4] Die Befragung der Enkel ergab, dass für eine lebendige Beziehung eine relativ gute körperliche und psychische Gesundheit der Großeltern erforderlich ist und dass die entscheidender ist als ihr tatsächliches Alter.[5]

Da in den Industrienationen ein zunehmender Anteil älterer Personen an der Gesamtbevölkerung und eine längere Lebenszeit von Individuen zu beobachten ist und ein Teil der Rentner ihre Zeit für die Betreuung von Enkeln einsetzt, ist die Untersuchung der Rolle von Großeltern bei der Kindererziehung zunehmend von Interesse.[6] Tendenziell bieten Großeltern mütterlicherseits größere Unterstützung,[7] und ein geringer geografischer Abstand geht meist mit größerer Unterstützung durch die Großeltern einher.[6] Mehrere Studien belegen eine positive Wirkung der Betreuung durch Großeltern auf den Spracherwerb der Enkel.[8]

Großeltern leisten insbesondere in Krisenzeiten wie Arbeitslosigkeit, Unfällen oder chronischer Krankheit wichtige Unterstützung durch praktische Hilfe und emotionale Zuwendung.[7] Auch in der Unterstützung von Eltern behinderter Kinder gilt ihre Rolle als sehr wichtig. In Einzelfällen wird bezüglich der Großeltern behinderter Kinder festgestellt, Eltern würden den Einfluss der Großeltern durch die Eltern als Einmischung oder als allzu große Besorgtheit empfinden oder meinen, dass Großeltern den Schwierigkeiten der Eltern zu wenig Verständnis entgegenbringen. Die Gesellschaft biete Großeltern oft wenig Hilfe bei der Erfüllung ihrer Rolle. [6]

In afrikanischen und karibischen Staaten leben viele Kinder bei ihren Großeltern, teils weil die Eltern zur Erwerbstätigkeit in eine weit entfernte Stadt ziehen, teils verursacht durch die Notwendigkeit aufgrund von AIDS.[7]

Deutschland

Laut 2002 veröffentlichten Ergebnissen einer Umfrage des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA), betreut fast jeder fünfte Deutsche im Alter zwischen 40 und 85 Jahren regelmäßig seine Enkelkinder.[7]

Pläne der Bundesregierung für eine Großelternzeit sehen für berufstätige Großeltern unter bestimmten Umständen einen gesetzlichen Anspruch auf Arbeitsfreistellung zur Betreuung der Enkel vor.

Vereinigte Staaten

In den Vereinigten Staaten waren 1995 die Hälfte aller Großeltern unter 60 Jahre und ein Viertel unter 55 Jahre alt.[9] Von 1970 bis 1997 war dort ein deutlicher Anstieg der Haushalte mit einem Großelternteil als Haushaltsvorstand zu verzeichnen.[10] Von diesen Haushalten waren 1997 waren zwei Drittel Drei-Generationen-Haushalte. Im übrigen Drittel wohnte kein Elternteil; dies stand oft im Zusammenhang mit Scheidung, Drogenabhängigkeit, psychischer Erkrankung, Gefängnisstrafe oder Tod der Eltern.[10] Studien zeigen, dass Großeltern es als belastend erleben, wenn sie in solchen Fällen die volle Erziehungsverantwortung für ihre Enkel übernehmen müssen.[11]

Tagsüber werden 16 % aller Vorschulkinder bei ihren Großeltern betreut.[7]

Großeltern haben in den Vereinigten Staaten kein eigenes Besuchsrecht; so können die Eltern ihnen bei Scheidung der Eltern oder bei Konflikten zwischen Eltern und Großeltern den Kontakt zu den Kindern verweigern. Allerdings ist eine Berücksichtigung des Kindeswohls vorgesehen.[12]

Relevanz in der Menschheitsgeschichte

Studien über die Rolle der Großmutter in der Geschichte der Menschheit zeigen durchgehend einen positiven Einfluss auf die Existenzbedingungen der Familie, etwa in Form einer Verbesserung der Ernährungssituation der Kinder oder der Verringerung der Sterblichkeit bei Neugeborenen, und führte oft zu einer größeren Anzahl von Schwangerschaften der Mütter. Großmüttern wird aufgrund solcher Beobachtungen eine Rolle bei der evolutionsgenetischen Entwicklung der Menschheit zugesprochen.[7]

Großeltern in Kultur, Literatur und Kunst

Heidi und Alpöhi, Roman von Johanna Spyri

In einigen Romanen und Märchen spielt die Beziehung zwischen Großvater oder Großmutter und Enkel eine wesentliche Rolle. Bekannte Beispiele sind:

Beispiele für Gemälde und Kunstwerke zum Thema Großeltern und Enkel:

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. ftp://ftp.unizh.ch/sozpsy/public_html_alt/teach/ss01/hrs/soziale_ressourcen.pdf#page=2
  2. Karsten Hank, Isabella Buber: Grandparents caring for their grandchildren: Findings from the 2004 Survey on Health, Ageing and Retirement in Europe. In: Mannheim Research Institute for the Economics of Ageing. 2007. Abgerufen am 3. Juni 2008. (PDF) Zitiert nach Was leisten Großeltern heute?. In: Demografische Forschung aus erster Hand, Jahrgang 4, Nr. 4. 2007. Abgerufen am 27. Mai 2008. (PDF)
  3. Was leisten Großeltern heute?. In: Demografische Forschung aus erster Hand, Jahrgang 4, Nr. 4. 2007. Abgerufen am 27. Mai 2008. (PDF)
  4. Von Grosseltern und Enkelkindern. NZZ Online, 25. Februar 2007. Abgerufen am 3. Juni 2008.
  5. François Höpflinger, Cornelia Hummel, Valérie Hugentobler: Enkelkinder und ihre Grosseltern. Intergenerationelle Beziehungen im Wandel. Seismo-Verlag (Zürich) 2006. 132 Seiten. ISBN 978-3-03777-041-2. Zitiert nach Rezension durch Harald Uhlendorff. In: socialnet Rezensionen. 22. März 2007. Abgerufen am 3. Juni 2008.
  6. a b c Parents’ Place – The role of grandparents. Abgerufen am 28. Mai 2008. (Englisch)
  7. a b c d e f Annette Schäfer: Großeltern – die unentbehrliche Generation. Abgerufen am 29. Mai 2008. (PDF) Veröffentlicht in: Psychologie Heute 9/2006, S. 32
  8. Großeltern und Enkelkinder: Sozialwissenschaftliche Perspektiven und Forschungsergebnisse hinsichtlich einer selten untersuchten Beziehung. Abgerufen am 3. Juni 2008.
  9. Jan Glenda Phillips Reynolds, James V. Wright, Betty Beale: The roles of grandparents in educating today's children. In: Journal of Instructional Psychology. Dezember 2003. Abgerufen am 28. Mai 2008. (Englisch)
  10. a b Jan Blustein, Sewin Chan, Frederico C. Guanais: Elevated depressive symptoms among caregiving grandparents. In: Health Services Research. Dezember 2004. Abgerufen am 28. Mai 2008. (Englisch)
  11. J. C. jr. Glass, T. L. Huneycutt: Grandparents parenting grandchildren. Educational Gerontology, Nr. 28, S. 139–161, 2002. Zitiert nach Harald Uhlendorff: Grosseltern und Enkelkinder. Abgerufen am 2. Juni 2008. Aufsatz entstanden auf der Grundlage eines Vortrages des Autors bei der Tagung "Jugendkultur Altenkultur – Fachtag für generationenverbindende Kulturarbeit", veranstaltet von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (Bonn) und dem Projektebüro "Dialog der Generationen" (Berlin), am 22. Juni 2007 in Leipzig-Grünau.
  12. Grandparent Visitation. In: Psychology Information Online. Abgerufen am 28. Mai 2008. (Englisch)

Literatur

  • François Höpflinger, Cornelia Hummel, Valerie Hugentobler: Enkelkinder und ihre Grosseltern. Intergenerationelle Beziehungen im Wandel. Seismo-Verlag, 132 S., 2006. ISBN 3-03777-041-4
  • Gertrud Ennulat: Enkelkinder forden uns heraus. 167 Seiten. Klett-Cotta, München. 2., Aufl. 2004. ISBN 3-608-93756-0
  • Marie-Luise Marx: Großeltern als Ersatzeltern ihrer Enkelkinder. Ein vernachlässigtes Problem der Sozialpolitik. 225 Seiten. Kohlhammer W, Stuttgart. 1997. ISBN 3-17-006769-9
  • Fritz Oser, T. Bascio, R. Blakeney, C. Maielloe: Weshalb Kinder und Jugendliche Werteallianzen mit ihren Grosseltern bilden. i. V.
  • Peter Schwob: Großeltern und Enkelkinder. Zur Familiendynamik der Generationsbeziehung. Asanger Roland Verlag. 2002. 114 Seiten. ISBN 3-89334-127-7
  • Helga Gürtler, Wenn aus Eltern Großeltern werden. In: Das Online-Familienhandbuch (abgerufen am 29. März 2007)
  • Rolf Oerter, online Text zum Vortrag "Großeltern heute: Hilfe oder Hemmnis?" .

Weblinks


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