Großsachsen

Großsachsen
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Hirschberg an der Bergstraße
Hirschberg an der Bergstraße
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Hirschberg an der Bergstraße hervorgehoben
49.4994444444448.6622222222222126Koordinaten: 49° 30′ N, 8° 40′ O
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Karlsruhe
Landkreis: Rhein-Neckar-Kreis
Höhe: 126 m ü. NN
Fläche: 12,35 km²
Einwohner: 9405 (31. Dez. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte: 762 Einwohner je km²
Postleitzahl: 69493
Vorwahl: 06201
Kfz-Kennzeichen: HD
Gemeindeschlüssel: 08 2 26 107
Gemeindegliederung: 2 Ortsteile
Adresse der Gemeindeverwaltung: Großsachsener Straße 14
69493 Hirschberg an der Bergstraße
Webpräsenz:
Bürgermeister: Manuel Just (parteilos)
Lage der Gemeinde Hirschberg an der Bergstraße im Rhein-Neckar-Kreis
Karte
Die Breitgasse mit alten Fachwerkhäusern.

Hirschberg an der Bergstraße ist eine Gemeinde mit rund 9400 Einwohnern im Rhein-Neckar-Kreis im Nordwesten Baden-Württembergs. Sie ist Teil der Metropolregion Rhein-Neckar, einem Ballungsraum mit 2,4 Millionen Einwohnern.

Die heutige Gemeinde entstand am 1. Januar 1975 durch Vereinigung der beiden bis dahin selbstständigen Gemeinden Großsachsen und Leutershausen an der Bergstraße (vor dem 10. April 1964 Leutershausen). Beide gehörten jahrhundertelang zur Kurpfalz.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Lage

Hirschberg liegt im Norden des Rhein-Neckar-Kreises unweit der Grenze zu Hessen. Direkte Nachbarorte sind Hohensachsen im Norden und Rippenweier im Osten, die beide zur Großen Kreisstadt Weinheim gehören, die Stadt Schriesheim im Süden und die Gemeinde Heddesheim im Westen. Nächstgrößere Städte in der Nähe sind Heidelberg 12 Kilometer südlich und Mannheim 16 Kilometer westlich.

Gemeindegliederung

Die Gemeinde Hirschberg an der Bergstraße besteht aus den ehemals selbständigen Gemeinden Großsachsen und Leutershausen an der Bergstraße. Zu Großsachsen gehören die Häuser Am Leutershausener Weg, Belzbuckel und Kohlbach. Des Weiteren liegt auf der alten Gemarkung von Großsachsen die Wüstung Marbach.[2]

Geologie und Naturraum

Das Gemeindegebiet liegt an den westlichen Ausläufern des kristallinen Odenwaldes an der badischen Bergstraße am Rand der Oberrheinischen Tiefebene zwischen 100 und 455 Meter Höhe. Großsachsen wurde am Ausgang des Apfelbachtals angelegt. Der Bach ist im Ortsgebiet verdohlt und fließt westlich als Landgraben der Weschnitz zu.

In der Rheinebene verläuft der nördliche Neckarschwemmkegel. Im nördlichen Teil befinden sich Tonböden mit Ackerzahlen bis 58. Nach Süden hin herrschen Lehmböden vor und es werden Ackerzahlen bis 93 erreicht. Im Bereich der Bergstraße sind noch bessere Böden, hauptsächlich Löss, mit Werten bis 99. Angebaut wird insbesondere Obst, Wein und Tabak.

Die Gemarkung östlich der B 3 ist Teil des Naturparks Neckartal-Odenwald. Fast alle unbebauten Flächen des Naturparks gehören zum Landschaftsschutzgebiet Bergstraße-Nord, das als bedeutungsvolle Erholungslandschaft, die geprägt ist vom Übergang der Rheinebene zum Odenwald, 1997 unter Schutz gestellt wurde.[3]

Das Gemeindegebiet erstreckt sich über 1235 Hektar. Davon sind 23,8 Prozent Siedlungs- und Verkehrsfläche, 42,1 Prozent werden landwirtschaftlich genutzt und 33,1 Prozent sind bewaldet.[4]

Klima

Das Klima der badischen Bergstraße ist ganzjährig sehr mild; die frühe Blüte begünstigt in Hirschberg eine ertragreiche Landwirtschaft (Obst, Wein, Tabak). Die nächstgelegene Klimastation in Heidelberg maß zwischen 1971 und 2000 eine Durchschnittstemperatur von 11,1 °C und eine Niederschlagsmenge von 745 mm pro Jahr. Der wärmste Monat ist der Juli mit durchschnittlich 20,1 °C, der kälteste der Januar mit 2,5 °C. Temperaturen über 30 °C sind im Hochsommer keine Seltenheit. Die meisten Niederschläge fallen im Juli und der trockenste Monat ist der Februar.[5]

Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Heidelberg 1971–2000
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Temperatur (°C) 2,5 3,6 7,3 10,5 15,2 17,8 20,1 19,8 15,9 11,1 6,0 3,6 Ø 11,1
Niederschlag (mm) 48 44 53 49 77 79 81 56 64 64 68 63 Σ 745

Geschichte

Ortsnamen

Der Name Sachsenheim leitet sich wahrscheinlich von einem Sahst oder Sachso ab, der sich in der Gegend von Hohensachsen niederließ. Über Großsachsenheim wandelte sich der Ortsname zu Großsachsen. Leutershausen wurde ursprünglich Husun genannt, was „zu den Häusern“ bedeutet. Mit der Schenkung Liuthars bürgerte sich die Form Liuthereshusen ein, die sich über Leitershusen zu Leuttershausen wandelte. Der neuzeitliche Name Hirschberg nimmt Bezug auf das ehemalige Geschlecht der Hirschberger.

Villa Rustica 2008.

Frühgeschichte

Die ältesten Funde aus Großsachsen stammen aus der La-Tène-Zeit (etwa 500 v.Chr.), als das Gebiet von den Kelten bewohnt war. Unter römischer Herrschaft führte eine wichtige Heer- und Handelsstraße von Heidelberg über die wichtige Stadt Lopodunum (Ladenburg), Hauptort der Civitas Ulpia Sueborum Nicrensium und Garnisonsort, und über das Gebiet von Großsachsen hinweg zum Main und Taunus. Am Apfelbach bewirtschafteten die Römer ein Landgut (Villa Rustica). Später siedelten hier im Zuge der Völkerwanderungen auch Alemannen und Franken. Im Norden Großsachsens wurden Reihengräber aus der Merowingerzeit gefunden.

Ersterwähnung

Im Jahr 779 wurde Sahsenheim im Lorscher Codex erstmals erwähnt, womit die drei Orte Lützelsachsen, Hohensachsen und Großsachsen gemeint waren. Die Endung -heim deutet auf eine Gründung während der fränkischen Landnahme hin. Eine genaue Unterscheidung der drei Sachsenorte fand in den Urkunden auch in der Folgezeit zunächst nicht statt. Erst 877 wurden sie erstmals in Sahsenheim minor (Lützelsachsen), Sahsenheim superior (Hohensachsen) und Sahsenheim major (Großsachsen) unterschieden.

Leutershausen wurde 877 als Husa zum ersten Mal erwähnt, als der Adelige Liuthar seinen Besitz dem Kloster Lorsch schenkte. In dessen Codex wurde der Ort 897 Liuthereshusen genannt. Für die spätere Gründung spricht auch die, im Vergleich zu den Sachsenorten, damals kleine Gemarkung. Im 10. Jahrhundert war Leutershausen Sitz der Lorscher Verwaltung über den Ort selbst, Lützelsachsen, Hohensachsen, Großsachsen und Hege. Die Lorscher Herrschaftsrechte gingen Ende des 12. Jahrhunderts als pfälzisches Lehen an Markward von Annweiler. Die Lehenshoheit wurde von Kaiser Heinrich VI. beansprucht, fiel aber nach dessen Tod zurück an die Pfalzgrafen. Nach dem Aussterben der Lehensträger im 13. Jahrhundert unterstand Großsachsen unmittelbar der Kurpfalz.

Brocken des Bergfrieds der Hirschburg.
Brunnen, etwa 1610
Großsachsen, Leutershausen und Umgebung 1907.
Evangelische Kirche Großsachsen 1760.

Hirschberger

1142 wurde erstmals das edelfreie Geschlecht der Hirschberger erwähnt, das seinen Sitz auf einer Burg oberhalb von Leutershausen hatte. Dort befinden sich heute im Wald die spärlichen Reste zweier Burgen, dem Schanzenköpfle und der etwas tiefer gelegenen Hirschburg. Aufgrund der Datierung von Scherbenfunden geht man davon aus, dass das Schanzenköpfle die ursprüngliche Hirschburg war und die Burg darunter später von einem Zweig der Familie, den Strahlenbergern, errichtet wurde. Sie übertrugen den Namen Strahlenburg im 13. Jahrhundert auf ihren neuen Stammsitz bei Schriesheim. Die Hirschburg wurden von einem Ministerialengeschlecht der Pfalzgrafen übernommen, die sich ebenfalls „von Hirschberg“ nannten. Sie hatten als Lehensleute grundherrschaftlichen Besitz und Rechte in Leutershausen, bis sie 1611 ausstarben.[6]

Mittelalter und Neuzeit

Ab 1369 ist Großsachsen als Sitz des kurpfälzischen Gerichtsbezirk Äpfelbacher Zent, zu der auch Leutershausen gehörte, bezeugt, der allerdings nach 1475 nach Schriesheim verlegt wurde. 1409 wurde Großsachsen Kurpfälzer Zollstation und einer der ertragreichsten Landzollstationen im Oberamt Heidelberg.

Im Dreißigjährigen Krieg und im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurden beide Orte verwüstet. Nach dem Aussterben der Hirschberger 1611 fiel das Lehen über Leutershausen an die Kurpfalz zurück. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde es vom bayerischen Kurfürsten erneut ausgegeben und von verschiedenen Adeligen ausgeübt bis es um 1700 an die Grafen von Wiser ging, die bis 1716 das Schloss Wiser erbauten, welches sich bis heute im Privatbesitz der Familie befindet.

Mit dem Reichsdeputationshauptschluss fielen die beiden Gemeinden 1803 zusammen mit dem gesamten rechtsrheinischen Teil der Kurpfalz in den Machtbereich des Großherzogtums Baden und wurden dort dem Amt Weinheim angegliedert. 1849 fand während der Revolution bei Großsachsen ein Gefecht der Aufständischen mit preußischen Truppen statt. 1892 wurden in Leutershausen Wasserleitungen verlegt und 1912 gab es elektrischen Strom.

Politisch waren seit 1871 die Liberalen die stärkste Strömung. Während der Weimarer Republik dominierten in Leutershausen das Zentrum und in die Großsachsen die Deutschnationalen. 1933 erhielt die NSDAP 46 bzw. 55 Prozent der Stimmen.

Das Amt Weinheim, zu dem die beiden Ortschaften gehörten, wurde 1936 aufgelöst und dem Bezirksamt Mannheim angeschlossen. 1964 genehmigte die Landesregierung den Antrag Leutershausens, den Ortsnamen offiziell in Leutershausen an der Bergstraße umzubenennen. Mit der Kreisreform 1973 erfolgte die Eingliederung in den neugebildeten Rhein-Neckar-Kreis. Am 1. Januar 1975 schlossen sich Großsachsen und Leutershausen im Rahmen der baden-württembergischen Gebietsreform zur neuen Gemeinde Hirschberg an der Bergstraße zusammen.

Religionen

Leutershausen und Großsachsen gehörten im Mittelalter zur Pfarrei Hohensachsen. Als Leutershausen eine selbständige Pfarrei wurde, war es auch für den Teil Großsachsens südlich des Apfelbachs zuständig, während der nördliche Teil bei Hohensachsen verblieb. 1556 führte Kurfürst Ottheinrich die Reformation ein und auch alle folgenden Religionswechsel der Kurpfalz mussten die Gemeinden mitmachen. Im 18. Jahrhundert waren die Reformierten in der Mehrheit. In Großsachsen waren zu dieser Zeit 20 Prozent katholisch. Im 19. Jahrhundert stieg der Anteil leicht an, während in Leutershausen die Katholiken bereits 1807 mit fast 40 Prozent eine starke Minderheit stellten. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg ihr Anteil durch die Aufnahme von Vertriebenen in Großsachsen auf ein Drittel und in Leutershausen auf 51 Prozent im Jahr 1961. Heute gibt es in beiden Ortsteilen je eine Pfarrei beider Konfessionen. Die evangelische Gemeinde gehört zum Kirchenbezirk Ladenburg-Weinheim der Evangelischen Landeskirche in Baden und die katholische Gemeinde gehört zum Dekanat Heidelberg-Weinheim des Erzbistums Freiburg.

In Großsachsen und Leutershausen gab es erstmals im 16. Jahrhundert Juden und dann wieder seit dem Ende des 17. Jahrhunderts. Der Höchststand lag in Großsachsen 1807 mit 47 und in Leutershausen, wo es auch eine Synagoge gab, um 1864 mit 165 jüdischen Einwohnern. Anschließend gab es eine Abwanderung in die Städte und 1930 löste sich die Gemeinde in Großsachsen auf. 1933 gab es insgesamt noch 55 Juden, die aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgungen rasch auswanderten oder in die Städte zogen. Mindestens zehn von ihnen wurden später deportiert und ermordert.[7][8][9]

Einwohnerentwicklung

Nach dem Rückgang der Bevölkerung durch die Kriege im 17. Jahrhundert gab es ein stetiges Wachstum bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Während der Industrialisierung gab es dann einen Rückgang durch die Abwanderung nach Mannheim ehe die Zahl der Einwohner wieder anstieg. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen beide Gemeinden viele Evakuierte und Vertriebene auf, wodurch die Bevölkerung bis 1950 um mehr als 60 Prozent zunahm. Bis 1956 folgte wieder ein leichter Rückgang, ehe es die zunehmende Motorisierung ermöglichte, dass viele Arbeitnehmer aus den umliegenden Städten nach Hirschberg zogen, die dann an ihren Arbeitsplatz pendelten.[10]

Jahr 1439 1577 1818 1852 1905 1950 1967 2007
Großsachsen 370 525 951 1111 1255 2043 2470 3337
Leutershausen 475 1083 1379 1778 3387 4908 6088

Politik

Rathaus von 1993. Das Glockenspiel mit Glocken aus Meißener Porzellan ertönt dreimal täglich.
Das alte Rathaus in Leutershausen.
Alter Grenzstein mit Hirschgeweih.

Gemeinderat

Der Gemeinderat hat 20 Sitze und wird in direkter Wahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Hinzu kommt der Bürgermeister als Gemeinderatsvorsitzender. Nach dem baden-württembergischen Kommunalwahlrecht hat der Wähler die Möglichkeit des Kumulierens und Panaschierens. Die nächste Gemeinderatswahl findet turnusgemäß 2009 statt. Seit der Kommunalwahl 2004 setzt sich der Gemeinderat wie folgt zusammen:

Gemeinderat 2004
Partei Sitze
CDU 7
FWV 5
GLH 4
SPD 3
FDP 1
Wahlbeteiligung: 65,8 %

Bürgermeister

Der Bürgermeister wird für acht Jahre direkt gewählt. Seit Gründung der Gemeinde war Werner Oeldorf von 1975 bis 2007 Bürgermeister. Zu seinem Nachfolger wurde im April 2007 Manuel Just gewählt.

Wappen

Die Blasonierung des Wappens lautet: In von Silber und Rot gespaltenem Schild vorn ein blauer Wellenbalken, daraus wachsend ein roter Apfel an grünem Stiel, darunter ein schwarzes Fleckenzeichen (wie das Sternzeichen Widder), hinten eine aufrechte, linke, fünfendige silberne Hirschstange. Es wurde 1977 verliehen und verweist auf die alten Wappen der vormals selbständigen Gemeinden. Vorn ist der Apfelbach über dem Fleckenzeichen Großsachsens zu sehen. Die fünfendige Hirschstange verweist auf das ausgestorbene Geschlecht der Hirschberger, deren Burgruine über Leutershausen liegt. Die Flagge ist Rot-Weiß.[11]

Partnergemeinden

1986 wurde der Partnerschaftsvertrag mit Brignais, in der Nähe von Lyon in Frankreich, unterzeichnet. Kurz danach kam Schweighausen im Elsass hinzu. Seit 1991 gibt es eine Partnerschaft mit Niederau im Landkreis Meißen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Villa rustica Hirschberg-Großsachsen
Das Schloss von 1716.
Die Vordergasse, im Hintergrund die Wallfahrtskirche.

Die Überreste eines römischen Gutshofs (villa rustica) wurden 1984–87 vom Landesdenkmalamt freigelegt. Das Badehaus musste abgetragen werden, der Grundriss des mehrräumigen Hauptgebäudes mit einem vorgelagerten Zierteich wurde konserviert und ist der Öffentlichkeit zugänglich. Zusätzlich wurden viele Münzen, Haarnadeln, Spielsteine und Würfel, ein verzierter Messergriff und ein Edelstein-Ring gefunden.[12]

Die Ruine auf dem Schanzenköpfle liegt in 400 Metern Höhe auf einem Sporn der Hohen Waid südöstlich von Leutershausen. Das Plateau auf dem künstlich geformten Hügel ist von einer Ringmauer umschlossen. Vom Schanzenköpfle führt ein Hohlweg zur 500 Meter nordwestlich entfernten, tiefergelegenen Ruine Hirschburg. Sie befindet sich in 300 Metern Höhe auf einem Bergvorsprung. Auf dem Plateau liegen die Reste des runden Bergfrieds aus Granit-Bruchstein.

Das Schloss der Grafen von Wiser wurde 1710–16 von Johann Jakob Rischer erbaut. Die Fassade ist im oberitalienischen Stil der Zeit im Übergang von Renaissance zu Barock gehalten. Der mit einem Walmdach versehene kubische Bau besaß ursprünglich eine Kuppel, die aber 1801 wegen Einsturzgefahr durch einen klassizistischen Giebel und 1929 durch eine einfache Attikazone ersetzt wurde. Im 1730 vollendeten Schlosspark sind elf Statuen erhalten, die unter anderen griechische Gottheiten, die Jahreszeiten, Putten und die personifizierte Kurpfalz darstellen. Das Ensemble vervollständigen das Wirtschaftsgebäude, eine Zehntscheune, eine Remise, die Orangerie und die Loretokapelle, in der sich früher die Schwarze Madonna befand. Die Anlage wurde 1989 unter Denkmalschutz gestellt.[13]

Die katholische Wallfahrtskirche St. Johannes Baptist wurde 1905–07 in neugotischem Stil nach den Plänen von Ludwig Maier in Leutershausen errichtet. Der von Franz Hausch geschaffene Haupt- und die beiden Seitenaltäre gelten als besondere Werke der Holzschnitzerei. Zuvor befand sich eine katholische Kirche neben der Loretokapelle. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts führte die Gemeinde einen Grundstückstausch mit dem Grafen von Wiser durch, um den Neubau errichten zu können. Er befindet sich auf den Grundmauern eines alten Hirschberger Lehenshofes. Aus der alten Kirche übernommen wurden unter anderen eine vergoldete Monstranz und eine Kreuzreliquie von 1760 sowie die Schwarze Madonna. Wallfahrten zu ihr sind seit der Weihe der Loreto-Kapelle 1742 belegt.[14]

Die evangelische Kirche in Leutershausen mit angrenzendem Bibelgarten steht erhöht auf einem Hügel über dem Ort. Der Turm stammt aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Zwei Hirschberger Wappen an seiner Fassade erinnern an seine Erbauer. Das spitze Zeltdach wurde 1811 aufgesetzt. Das dreiachsige Langhaus wurde nach Plänen von Rabaliatti bis 1783 erbaut und der polygonale Chor folgte 1898.[15]

Die evangelische Kirche in Großsachsen geht zurück auf eine Kapelle von 1496 an gleicher Stelle. Der heutige Bau stammt aus den Jahren 1760–62 und ist eine Querhauskirche, was typisch für reformierte Gotteshäuser des 18. Jahrhunderts ist. Der barocke Turm mit seiner charakteristischen Zwiebelhaube wurde zum Wahrzeichen Großsachsens.[16]

Die katholische Christkönig-Kirche wurde 1965 in Sichtbetonbauweise auf einer Anhöhe im Neubaugebiet von Großsachsen erbaut. Der runde, abgesetzte Turm ist mit einem Kreuz bekrönt und hat eine Höhe von fast 30 Metern. 1980 erhielt er fünf Glocken, die mit dem Geläut der evangelischen Kirche abgestimmt sind. Der Kirchensaal erhebt sich über einem parabelförmigen Grundriss und schließt mit einem tiefgezogenen Satteldach.

Die Synagoge in Leutershausen wurde 1867/68 am Schriesheimer Tor errichtet. Nachdem die meisten jüdischen Familien aufgrund der nationalsozialistischen Repressionen Leutershausen verlassen hatten, gelangte die Synagoge per Vertrag im Mai 1938 an die Gemeinde Leutershausen, wodurch sie den Zerstörungen der Novemberpogrome 1938 entging. 1972 wurde die Synagoge unter Denkmalschutz gestellt und dient seit 2001, nach einer aufwendigen Restaurierung, als Kultur- und Begegnungsstätte.[17]

Der Ortsteil Großsachsen, vorne die evangelische Kirche, im Hintergrund der Odenwald.

Freizeit

Die größten Feste sind das Straßenfest in Leutershausen alljährlich im Juli, die Gassenkerwe in Großsachsen im August sowie die Storchenkerwe in Leutershausen im September.

Sport

Überregional bekannter wurde Leutershausen durch die sportlichen Erfolge der Handballmannschaften der SG Leutershausen, die mehrmals Deutsche Meisterschaften und Vizemeisterschaften im Hallen- und Feldhandball gewinnen konnte.

Seit 1999 findet das Radrennen Odenwald-Bike-Marathon immer im September in Hirschberg statt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Hirschberg ist eine Pendlergemeinde. Mehr als 90 Prozent der Einwohner finden Arbeit in den umliegenden Städten, insbesondere Weinheim und Mannheim, und pendeln täglich an ihren Arbeitsplatz.[18] Entlang der Eisenbahnlinie und der Autobahn hat Hirschberg Gewerbegebiete, in denen rund 1000 Arbeitsplätze zur Verfügung stehen.

Ein Zug der OEG in Straßenlage der B 3 in Großsachsen.

Verkehr

Durch beide Ortsteile führt die Bundesstraße 3 nach Weinheim beziehungsweise Heidelberg. Die parallel verlaufende, in den 1960ern gebaute, Bundesautobahn 5 ist mit dem eigenen Anschluss Hirschberg leicht erreichbar.

Die Main-Neckar-Eisenbahn ist etwas abseits geführt und hat zwischen Großsachsen und Heddesheim den nach beiden Gemeinden benannten Bahnhof Großsachsen-Heddesheim.

In Seitenlage zur B 3, in der Ortsdurchfahrt teilweise in Straßenlage, führt die Oberrheinische Eisenbahn (OEG) in einem Rundkurs entlang der Bergstraße nach Weinheim und Heidelberg sowie weiter nach Mannheim. Buslinien führen nach Weinheim, Heddesheim und in den Odenwald. Hirschberg gehört zum Tarifgebiet des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar.

Medien

Über das Hirschberger Gemeindeleben berichten die Rhein-Neckar-Zeitung, die Weinheimer Nachrichten und der Mannheimer Morgen.

Bildung

Drei konfessionelle Kindergärten gibt es in Hirschberg. In Großsachsen ist eine Grundschule. Die Martin-Stöhr-Schule in Leutershausen, eine Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule, ist seit 2008 eine offene Ganztagsschule. Die Gemeinde betreibt eine Bücherei mit Filialen in beiden Ortsteilen und in Leutershausen gibt es eine katholische öffentliche Bücherei. Die Volkshochschule Badische Bergstraße hat eine Zweigstelle in Leutershausen.

Literatur

  • Staatl. Archivverwaltung Baden-Württemberg in Verbindung mit d. Städten u.d. Landkreisen Heidelberg u. Mannheim (Hrsg.): Die Stadt- und die Landkreise Heidelberg und Mannheim: Amtliche Kreisbeschreibung.
    • Bd 1: Allgemeiner Teil. Karlsruhe 1966
    • Bd 3: Die Stadt Mannheim und die Gemeinden des Landkreises Mannheim. Karlsruhe 1970
  • Hans Huth: Die Kunstdenkmäler des Landkreises Mannheim: Ohne Stadt Schwetzingen. München 1967
  • Adolf M. Hirn, Gabriele Süskind (Red.), Jürgen Schütz (Hrsg.): Der Rhein-Neckar-Kreis. Stuttgart 1991, ISBN 3-8062-0597-3

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Bevölkerungsstand
  2. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band V: Regierungsbezirk Karlsruhe Kohlhammer, Stuttgart 1976, ISBN 3-17-002542-2. S. 367–369
  3. Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg
  4. Statististisches Landesamt Baden-Württemberg, Stand: 31. Dezember 2004
  5. www.klimadiagramme.de
  6. Rainer Kunze: Die Hirschberg-Waldecker und ihre Burgen. In: Mannheimer Geschichtsblätter Neue Folge Bd. 5/1998. Sigmaringen, ISBN 3-7995-0959-3, S. 9–32
  7. Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum: Leutershausen
  8. Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum: Großsachsen
  9. Arbeitskreis Ehemalige Synagoge Leutershausen
  10. Kreisbeschreibung Bd. 3 S. 481/679: Einwohnerzahlen bis 1967
  11. Herwig John, Gabriele Wüst: Wappenbuch Rhein-Neckar-Kreis. Ubstadt-Weiher 1996, ISBN 3-929366-27-4, S. 66
  12. Villa Rustica bei Großsachsen auf der Seite der Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet
  13. www.hirschberg-journal.de
  14. Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Johannes Baptist
  15. Evangelische Kirche Leutershausen
  16. Evangelische Kirche Großsachsen
  17. Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
  18. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stand: 30. Juni 2006

Weblinks


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