Gruselfilm

Gruselfilm

Der Horrorfilm ist ein Filmgenre, das beim Zuschauer Gefühle der Angst, des Schreckens und Verstörung auszulösen versucht. Oftmals, aber nicht zwangsläufig, treten dabei übernatürliche Akteure oder Phänomene auf, von denen eine zumeist lebensbedrohliche und traumatische Wirkung auf die Protagonisten ausgeht. Die deutsche Bezeichnung Gruselfilm wird tendenziell eher für ältere Horrorfilme verwendet. Eine besonders auf den Schrecken der Gewalt setzende Form ist der Splatterfilm.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale und Techniken

Zwar kann es auch bei anderen Filmen zu Reaktionen wie Angst, Schrecken oder Verstörung kommen – etwa bei einem Dokumentarfilm über medizinische Operationen. Doch erst, wenn die Erzeugung derartiger Affekte zum eigentlichen Ziel des Films wird, handelt es sich um einen Horrorfilm.

„When there’s no more room in hell, the dead will walk the earth.“ – Friedhöfe sind in Horrorfilmen ein beliebtes Mittel zur Erzeugung von Unbehagen.

Ein häufig anzutreffendes Merkmal des Horrorfilms ist die oftmals übernatürliche bzw. nicht immer wissenschaftlich erklärbare Bedrohung der Protagonisten. Dadurch unterscheidet sich der Horrorfilm vom Thriller, dem er allerdings nahesteht. Typische übernatürliche Gegenspieler im Horrorfilm sind Vampire, Werwölfe, Gespenster, Zombies, Außerirdische, Monster, Mutanten oder außer Kontrolle geratene Geschöpfe (z. B. Golems). Es existieren jedoch auch zahlreiche Horrorfilme, die ganz ohne übernatürliche Akteure und Phänomene auskommen, etwa der „Slasherfilm“, bei dem die Bedrohung zumeist von menschlichen, aber psychopathischen Mördern ausgeht.

Trotz ihrer größtenteils unrealistischen Bösewichterpalette gelten für die im Horrorfilm kreierten, fiktiven Welten dennoch die Gesetze und der Rationalismus unseres Alltags. So sind anders als in Märchen- und Fantasyfilmen die Dämonen im Horrorfilm kein normaler, selbstverständlicher Bestandteil der Handlung, kommen aber trotzdem darin vor.

Hans D. Baumann definiert das Genre wie folgt: „Horror ist eine Gattung der Phantastik, in deren Fiktionen das Unmögliche in einer Welt möglich und real wird, die der unseren weitgehend gleicht, und wo Menschen, die uns ebenfalls gleichen, auf diese Anzeichen der Brüchigkeit ihrer Welt mit Grauen reagieren.“[1]

Damit der Effekt des Grauens entstehen kann, versucht der Horrorfilm in der Regel, eine starke emotionale Identifikation des Zuschauers mit den bedrohten Protagonisten zu erzeugen. Noch stärker als andere fiktive Filmgenres ist der Horrorfilm darauf angewiesen, dass der Zuschauer das Filmgeschehen mit den Augen der Filmpersonen betrachtet. Dies kann, muss sich aber nicht zwangsläufig in entsprechender Kameraführung – etwa in Form von Point-of-View-Shots – widerspiegeln.

Dramaturgisch lebt der Horrorfilm von der paradoxen Gegenüberstellung von Ausnahme und Regel. Wenn die Regel erwartet wird, regiert die Ausnahme, und umgekehrt: Das Sicherheit verheißende Naturgesetz wird vom grauenvollen Wunder unterbrochen, oder das unbarmherzige Naturgesetz stellt sich gegen das erhoffte Wunder. In der getäuschten Erwartung, dass etwas „mit rechten Dingen“ vor sich geht, überschneiden sich die Vorstellungen von Naturgesetzlichkeit und sozialer Normalität.

Eine Spielart des Horrorfilms ist der Psycho-Horror. Im Gegensatz zum klassischen Horrorfilm, in dem die Schreckwirkung mit der beschriebenen, v. a. übernatürlichen Rollenpalette erzielt wird, arbeitet der Psycho-Horror mit einer allgegenwärtigen, eher diffusen Bedrohung. Diese äußert sich immer wieder durch unerwartete Gefahrensituationen, deren Ursache jedoch vorerst oder gar dauerhaft im Dunkeln bleibt (Beispiel: The Blair Witch Project, 1999). Das Entsetzen basiert hier, wie allgemein im Horrorfilm, auf der Angst vor dem Unbekannten. Zum Beispiel fühlt sich der Zuschauer ausgeliefert, wenn die meisten Einstellungen so subjektiv gehalten sind, dass ihm der objektive, distanzierte Überblick verweigert wird.

Die Erwartung des Unheimlichen wird durch verschiedenste filmische Stilmittel bedient. Nicht in jedem erfolgreichen Horrorfilm müssen Blutfontänen spritzen und Menschenfresser wüten. Viel eher fürchten sich die Zuschauer, wenn Drehbuch und Interpretation, Bildgestaltung, Kameraführung und Filmschnitt, Klangeffekte und Musikuntermalung, Gezeigtes und Weggelassenes so im Einklang zueinander stehen, dass auch Alltäglichkeiten einen unheimlichen Touch bekommen.

Ursprung und Symbolik

Ein Horror-Melodram im Londoner Adelphi Theatre, 1816

Historisch stammt der Horrorfilm vom Bühnen-Melodrama des 19. Jahrhunderts ab, das sich oft an Schauerromanen orientierte. Eine deutsche Variante war das Schicksalsdrama der Romantik, zum Beispiel Der vierundzwanzigste Februar (1808) von Zacharias Werner. An frühen Verfilmungen solcher Stücke wie Der Müller und sein Kind (1911) oder Jacob Flecks Verfilmung von Grillparzers Die Ahnfrau (1910) lässt sich dies belegen. Diese Herkunft zeigt sich in traditionellen Vanitas-Symbolen (wie Schädeln, Schatten, alten Büchern, verstaubten Gebrauchsgegenständen oder der Parallelsetzung von Leichen mit „toten“ Bildern und Schriften), in stereotypen Rollen und nicht zuletzt in der unheimlichen Begleitmusik. Typischerweise gibt es im Horrorfilm ähnlich wie im Bühnenmelodram die klassischen Figuren der „jungfräulichen Braut“, des „Helden und Bräutigams“, dazu meist eine vaterähnliche Figur sowie den bösen Antagonisten. Für das Horror-Genre charakteristisch ist etwa der Wissenschaftler, der die Übertretung physikalischer Gesetze bestätigt, wodurch das volle Ausmaß der Bedrohung erst deutlich wird. Am Beispiel der Dracula-Verfilmungen zeigt sich dieses Muster deutlich: Minna wird von Jonathan Harker, ihrem Verlobten, mit Hilfe von Dr. van Helsing, einem Gelehrten, aus den Klauen des Vampirs Dracula befreit.

Aufgrund der Kontinuität des gotischen Baustils im angelsächsischen Raum vom 13. bis zum 19. Jahrhundert sind dort Häuser dieser Bauart überall anzutreffen und konnten zum Sinnbild des Uralten werden. Zahlreiche Horrorfilme spielen in einem gotischen Haus, das mit seinen vertikalen Linien, Treppenfluchten und Fluren schaurige Attraktivität ausstrahlt, wie bereits Sigmund Freud in seinem Aufsatz Über das Unheimliche (1919) feststellte. Im Rahmen der Vanitas-Symbole gehört das Haus ebenso wie das (verlassene) Zimmer zum Typus der „leeren Form“. Es überdauert seine Bewohner. Beispiele für Filme, in denen das Haus eine wichtige Rolle spielt, sind Das Haus auf dem Geisterhügel (House On Haunted Hill, 1958), Psycho (1960), Bis das Blut gefriert (The Haunting, 1963) The Shining (1980) und Stephen Kings Haus der Verdammnis (2002).

Geschichtliche Entwicklung

Der klassische Horrorfilm

Die Geschichte des Horrorfilms reicht fast so weit zurück wie die Geschichte der Filmkunst überhaupt. Mary Shelleys Roman Frankenstein wurde bereits 1910 als Stummfilm das erste Mal verfilmt – siehe Frankenstein (1910). Im Jahr 1922 wurde mit Nosferatu, eine Symphonie des Grauens von Friedrich Murnau erstmals Bram Stokers Roman Dracula verfilmt, obwohl der berühmte Vampir wegen Streitigkeiten über die Rechte an dem Stoff in Graf Orlok umbenannt werden musste. Murnaus Nosferatu gilt nicht zuletzt aufgrund seiner expressionistischen Atmosphäre als Meilenstein und Meisterwerk des Horrorgenres. Andere wichtige und stilbildende Horrorfilme der Stummfilmzeit waren der von Robert Wiene gedrehte Das Cabinet des Dr. Caligari (1920) und Der Golem, wie er in die Welt kam (1920) von Paul Wegener und Carl Boese. Auch Das Phantom der Oper (1925) gilt als wichtiger Film des Genres.

Der in den 1930er Jahren sich rasch durchsetzende Tonfilm brachte die Möglichkeit, Horrorfilme noch realistischer zu inszenieren, als es bis dahin möglich war. Als wichtigste Werke dieser Zeit gelten Dracula (1931) mit Bela Lugosi in der Rolle des Blutsaugers sowie Frankenstein (1931) mit Boris Karloff als Monster – beide Interpretationen wurden fortan zum klassischen Bild, das man mit den Figuren „Dracula“ und „Frankenstein“ verband (obwohl Frankenstein ja eigentlich nur der Wissenschaftler war, nicht das Monster selbst). Insbesondere letzterer Film galt damals, obwohl er nach heutigen Maßstäben keine Gewaltdarstellungen beinhaltet, beim Publikum als außerordentlich brutal und verstörend. Nicht weniger gelungen als die Inszenierung von 1931 erscheint den meisten Kritikern der 1935 erschienene Nachfolgefilm Frankensteins Braut (The Bride of Frankenstein), ebenfalls mit Boris Karloff in der Hauptrolle.

Einen anderen, letztlich nicht weniger einflussreichen Strang des Horrorfilms initiierte der 1932 erschienene White Zombie von Victor Halperin, der erstmals die durch Voodoo-Zauber behexten Zombies als Akteure inszenierte. Auch dieser Film regte, von den späteren Zombiefilmen der 70er und 80er Jahre ganz abgesehen, bereits in den 30er und 40er Jahren zu einer ganzen Reihe von Fortsetzungen mit Titeln wie Revolt of the Zombies (1936, ebenfalls von Halperin), King of the Zombies (1941), I Walked With a Zombie (1942) oder Dead Men Walk (1943) an, die jedoch weder dem Stoff noch dem Genre – und noch weniger dem Gruselbedürfnis des Publikums – Neues hinzufügen konnten.

Sowohl im Falle des meist in Haiti oder ähnlichen Gebieten situierten Zombiefilms wie auch im Fall Draculas, der sein Schloss im rumänischen Transsilvanien hatte, oder im Fall der in den 30ern ebenfalls populären Mumienfilme, die meist in Ägypten spielten (etwa Die Mumie, 1932) – die Bedrohung, das „Andere“, kam im klassischen Horrorfilm meist aus exotischen Ländern. Nicht selten bedrohte dieses Böse nicht so sehr den Helden selbst, sondern seine Braut, die darum mit allen Mitteln gerettet werden musste. Fast immer musste das Böse dabei restlos zerstört werden, damit die Ordnung der Gesellschaft mit ihren klassischen, konservativen Rollen- und Moralvorstellungen wiederhergestellt werden konnte.

Einer der einflussreichsten Horrorfilme der 1940er Jahre war Der Wolfsmensch (The Wolf Man, 1941), der die Thematik des Werwolfs populär machte. Im Anschluss hieran prägte der Produzent Val Lewton beginnend mit dem Film Katzenmenschen (Cat People, 1942) den so genannten „denkenden“ Horrorfilm, der den Schrecken vorrangig in der Vorstellung des Zuschauers entstehen lässt und ihn nicht in platter Form direkt auf der Leinwand zeigt. Generell wurden während des Zweiten Weltkrieges nur wenige Horrorfilme veröffentlicht. Einer der wenigen größeren Erfolge dieser Zeit war der unmittelbar nach Kriegsende veröffentlichte Traum ohne Ende (Dead of Night, 1945), ein surrealistischer Episodenfilm, in dem Alptraum und Wirklichkeit zunehmend ineinander verschwimmen.

Die 1950er Jahre

Die Themen des klassischen Horrorfilms erfuhren in den 1950er Jahren, außer ihrer neuen optischen Aufbereitung durch den Farbfilm, keine substanziellen Umbrüche. Im Mittelpunkt standen überlieferte Stoffe wie Dracula (so etwa in Horror of Dracula, 1958) oder Frankenstein, die sich jedoch immer weiter von ihren Vorlagen entfernten und oft nur noch einzelne Figuren und Motive übernahmen (The Curse of Frankenstein, dt.: Frankensteins Fluch, 1957; The Revenge of Frankenstein, dt.: Frankensteins Rache, 1959). Aber auch Mumien (The Mummy, dt.: Die Rache der Pharaonen, 1959) waren zu sehen, außerdem kamen Werwölfe nun zunehmend in Mode – Beispiele hierfür sind The Werewolf (1956), I was a Teenage Werewolf (1957) oder The Curse of the Werewolf (dt.: Der Fluch von Siniestro, 1959).

Ansonsten waren Horrorfilme in dieser Zeit oftmals eine etwas gruseligere Variante des Science-Fiction-Films. Insbesondere außerirdische Monster (The Quatermass Experiment, 1955) und durch radioaktive Strahlung entstandene Mutanten kamen in der Nachkriegszeit zum Zuge. Ein unfreiwillig komisches Beispiel für derartige Monster-Streifen ist ein B-Movie von 1956 mit dem Titel It Conquered the World, dessen außerirdischer Protagonist, eine Art Softeis-Kegel mit buschigen Augenbrauen, in einer Höhle in Kalifornien lebt, um von dort aus die Herrschaft über den Planeten Erde anzutreten.

Die 1960er Jahre

Wesentlich breiter als die für das Genre eher unbedeutenden 50er waren die 1960er Jahre gefächert. Klassische Gruselfilme wie Bis das Blut gefriert (The Haunting, 1963), der sich um ein Spukhaus dreht, oder der stimmungsvoll inszenierte (damals aber gänzlich unbekannt gebliebene) Low-Budget-Film Tanz der toten Seelen (Carnival of Souls, 1962) zeigten das Genre vor allem von seiner im ersten Fall zwar recht klassischen, beide Male aber außerordentlich cineastischen Seite.

Das Bild des Mainstream-Horrorfilms der 60er war zudem von den britischen Hammer-Filmen geprägt, die bereits seit den 50ern einige stimmungsvolle, atmosphärisch inszenierte „Gothic-Horror“-Streifen produzierten, so etwa den Zombiefilm Nächte des Grauens (The Plague of the Zombies, 1966). Oft spielten Christopher Lee und/oder Peter Cushing die Hauptrollen in den bis in die 70er Jahre hinein produzierten Hammer-Filmen, die später zunehmend in Klamauk ausarteten (Dracula jagt Minimädchen, 1972). Roman Polański parodierte die meist recht klassischen Sujets dieser Mainstream-Filme mit seiner 1967 gedrehten Horrorkomödie Tanz der Vampire. Roger Corman brachte einen Zyklus von Edgar-Allan-Poe-Verfilmungen in die Kinos (z. B. Der Rabe – Duell der Zauberer, 1963), im Zuge derer sich Vincent Price als einer der weiteren Stars des Genres etablieren konnte.

Auf der anderen Seite brachten die 60er Jahre aber auch einige bedeutende Erneuerungen des Genres. Alfred Hitchcock drehte in den 60ern gleich zwei Filme, die – obgleich sie als untypische Vertreter des Horrorfilms angesehen werden müssen – zugleich als zwei seiner Meisterwerke gelten können: Die psychologisch dichte, düstere Charakterstudie um den schizophrenen Serienmörder Norman Bates mit dem Titel Psycho, sowie der mit zahlreichen Schockeffekten aufwartende, äußerst wirkungsvoll inszenierte Klassiker Die Vögel von 1963.

Der vielleicht wichtigste Meilenstein des Horrorfilms der 60er Jahre war jedoch Die Nacht der lebenden Toten (Night of the Living Dead, 1968) des damals noch gänzlich unbekannten Regisseurs George A. Romero, der das Genre des Zombiefilms zwar nicht erfand, jedoch entscheidend veränderte: Zombies waren nun nicht mehr willenlose, durch schwarze Magie erweckte Voodoo-Geschöpfe, sondern eigenständig agierende Untote, die sich von Menschenfleisch ernähren und die Zivilisation als Ganzes bedrohten. So kam der Antagonist nun nicht mehr aus einer anderen Zeit oder einer anderen Welt, sondern war in der normalen Lebenswelt situiert, die er jedoch fundamental ins Wanken brachte. Die Grenzen zwischen den Bösen und den vermeintlichen Helden verschwammen, auch Happy Ends sind seit den Filmen der 60er immer seltener anzutreffen. Häufig ist die Bedrohung derart übermächtig, dass den Protagonisten nur die Wahl zwischen Flucht und Tod bleibt.

Das Maß der gezeigten Brutalität erreichte in den 60er Jahren, insbesondere bei Romero, einen (wenn auch nur vorläufigen) Höhepunkt: Ausführlich zeigte Romero seine Zombies, wie sie sich rohes menschliches Fleisch in den Mund stopfen. Aber bereits der 1963 erschienene, heute als Kultfilm geltende Blood Feast von Herschell Gordon Lewis (viereinhalb Tage Drehzeit, 24.000 Dollar)[2] deutete früh die zunehmende Brutalität an, die dann vor allem in den späten 70er sowie vor allem in den 80er Jahren zum Hauptmerkmal des Horrorfilms werden sollte. Damit ist der Film paradigmatisch und durch die spätere Konventionalisierung Ausnahme – mit nicht narrativ motivierten „Zeigemomenten“, die gleichwohl „funktional auf die Rezeption ausgerichtet“ sind.[3] Dem Schock des „Autors“ innerlich zuvorzukommen gerät dem „Leser“ zum Mittelpunkt.[4]

Diese Entwicklung des amerikanischen Horrorfilms in Richtung Gewaltdarstellung wurde im von Mario Bava begründeten italienischen Horrorfilm bereits vorweggenommen. Es war vor allem „Bavas Bereitschaft, in der Darstellung von Sexualität und Gewalt effektbetont zu Werke zu gehen“[5], die nicht nur zahlreiche Nachahmer im eigenen Land, sondern auch im internationalem Horrorfilm fand. Bava setzte den Grundstein seiner Popularität mit dem Überraschungserfolg Die Stunde, wenn Dracula kommt (1960) mit Barbara Steele, die später einer der wenigen weiblichen Stars des Genres wurde. Obwohl der Film in der Tradition des „Gothic-Horror“ als Kostümfilm über Wiederauferstandene gedreht wurde, erzeugte er durch seine Inszeneriung „ein für die damaligen Verhaltnisse ungewöhnlich intensives Klima der Verunsicherung und Bedrohung“[5]. Mit stilbildenden Filmen wie Blutige Seide (1964), in denen er Kriminalgeschichten mit intensiver Gewaltdarstellung, freizügiger Sexualität und einer stark ästhetisierten Inszenierung verband, begründete Bava nicht nur ein eigenes italienisches Horrorsubgenre, den Giallo, sondern setzte auch einen Grundstein für die erfolgreichen amerikanischen Slasher-Filme der 1970er- und 1980er-Jahre.

Bei Tobe Hooper oder Wes Craven wähnte man sich im Kinosaal dann nicht wie bei Hitchcock von einem Meister mit angenehmer Angst geführt, als vielmehr in der Hand eines „unzurechnungsfähigen Mitteilenden (Vonderau).[6]

Die 1970er Jahre

Typisch für den Horrorfilm der frühen 1970er Jahre ist die Beschäftigung mit dem Okkultismus, etwa dem Phänomen des Exorzismus (Der Exorzist, 1973) oder der Wiedergeburt Satans, die sowohl in Roman Polańskis bereits 1967 gedrehtem Meisterwerk Rosemaries Baby wie auch in dem 1976 erschienenen Klassiker Das Omen im Zentrum der Handlung steht. Dario Argentos 1977 erschienener Suspiria, der sich durch eine besonders künstlerische Bildkomposition auszeichnet, handelt von Hexen, die sich dem Satan verschrieben haben. Wenig beachtet, da im selben Jahr veröffentlicht wie der Kassenschlager Der Exorzist, ist Nicolas Roegs psychologisch tiefes, surrealistisches Horror-Drama Wenn die Gondeln Trauer tragen (1973) mit Donald Sutherland und Julie Christie in den Hauptrollen, verfilmt nach der Erzählung Don't Look Now (Dreh dich nicht um) von Daphne du Maurier.

Mit Der weiße Hai begann 1975 auch der „Tierhorror“ populär zu werden. Von Hunden (Cujo, 1983) über Wölfe, Krokodile und Schlangen (Anaconda, 1997) bis hin zu Taranteln (Tarantula, 1955), Ameisen (Formicula, 1953; Phase IV, 1974), Nacktschnecken (Slugs, 1988) und Spinnen (Arachnophobia, 1990) war nahezu jede Tierart schon einmal als Bösewicht in einem Horrorfilmen vertreten.

1976 entstand mit dem Film Carrie – Des Satans jüngste Tochter eine weitere Nische innerhalb des Genres. Wurden bis in die 70er Jahre hinein meist Klassiker der Horrorliteratur verfilmt, so war Carrie die Verfilmung eines zeitgenössischen Schriftstellers. Stephen Kings Bücher waren seitdem immer wieder Quelle für zahlreiche Horrorfilme (z.B. The Shining, 1980 oder Es, 1990), in den nächsten Jahren wurden auch andere Horrorbücher verfilmt (etwa Clive Barkers Buch Cabal, 1990). Meist scheiterten diese Filme jedoch an dem hohen Anspruch und der Detailfreudigkeit der Vorlage.

Bereits 1974 begründete Tobe Hooper mit dem brutal und wirkungsvoll inszenierten, obgleich auf sichtbare Bluteffekte verzichtenden Blutgericht in Texas (The Texas Chainsaw Massacre, auch: Das Kettensägenmassaker) einen ersten Vorläufer des Slasherfilms. Der (in Deutschland indizierte) Film handelt von einer Gruppe Jugendlicher, die in die Fänge einiger degenerierter, sadistischer und kannibalistisch veranlagter Rednecks gerät und der Reihe nach abgeschlachtet wird. Hoopers Werk zeichnet sich vor allem durch eine rasante und extrem subjektiv geprägte Kameraführung aus – sowie durch das minutenlange, markerschütternde Schreien der weiblichen Hauptdarstellerin auf der Flucht vor ihrem mit einer Motorsäge bewaffneten Mörder.

Die Figur des psychopathischen Schlächters wurde 1977 von Wes Craven in Hügel der blutigen Augen (The Hills Have Eyes) aufgegriffen – auch hier war die Handlung in der Wüste des amerikanischen Hinterlandes situiert. Anders als bei Texas Chainsaw Massacre ging die Gefahr hier jedoch nicht von einer einzelnen Psychopathen-Familie aus, sondern von der Bevölkerung eines ganzen Dorfes, die – arbeitslos und von den Behörden im Stich gelassen, womöglich noch radioaktiv verseucht – von grenzenlosem Hass auf die restliche Welt beseelt ist.

Das Subgenre des Slasher- oder Schlächter-Films wurde dann vor allem von John Carpenter 1978 erschienenem Halloween – Die Nacht des Grauens geprägt. Das Muster des psychopathischen, sadistischen Serienmörders diente als Vorlage für eine ganze Reihe von Filmen und Filmserien wie Freitag der 13. (1980) oder A Nightmare on Elm Street (1984). Die Bösewichter dieser Slasherfilme, etwa der mit einer Krallenhand und einem rot-grünen Ringelpulli bewaffnete Freddy Krueger aus der Nightmare-Reihe, das psychopathische Heimkind Michael Myers mit seiner berühmten Gesichtsmaske aus der Halloween-Reihe oder der ebenfalls maskierte Jason Voorhees aus Freitag der 13. haben sich mittlerweile tief ins kollektive Gedächtnis der westlichen Kultur eingegraben. Insbesondere im Umfeld des Halloween-Festes sind entsprechende Verkleidungen im Handel und werden von „Fans“ zu diesem Anlass getragen.

Als eines der wichtigsten oder zumindest einflussreichsten Werke der an Horrorfilmen ohnehin reichen 70er gilt erneut ein Film von George A. Romero mit der Fortsetzung seines ersten Zombiefilms Nacht der lebenden Toten, dem 1978 erschienenen Dawn of the Dead (dt.: Zombie, auch Zombies im Kaufhaus). Die Handlung dreht sich um eine Gruppe von Überlebenden einer umfassenden Zombie-Epidemie, die sich in einem mit Waren angefüllten Einkaufszentrum verschanzen, um den menschenfressenden Zombies zu entkommen. Ließ sich bereits der Vorgänger, in dem Lynchjustiz und Rassismus thematisiert werden, als politisch engagiertes Werk interpretieren, so zeigt sich hier noch deutlicher der gesellschaftskritische Kontext der links geprägten 70er Jahre. Romero zeigt Zombies wie Menschen gleichermaßen als von Konsumwahn und blindem Materialismus getriebene Halbtote, wobei hier die Lage der Menschen gegenüber der Zombie-Epidemie bereits völlig aussichtslos ist, während in Nacht der lebenden Toten die Menschen am Ende noch die Oberhand behielten. Das Projekt der kapitalistischen Zivilisation erscheint letztendlich nicht mehr rettbar, was durch die Übernahme des Kaufhauses durch die Zombies am Ende symbolisiert wird.

Die 1980er Jahre

Im Bereich der eher kommerziell orientierten Horrorfilme dominierten in den Kinos und im Fernsehen der 1980er Jahre vor allem Fortsetzungsreihen – sowohl von erfolgreichen Filmen der späten 70er wie Halloween oder Freitag der 13., als auch von neuen Filmen wie Tobe Hoopers 1982 gedrehtem Poltergeist, Wes Cravens rasch populär gewordenem Nightmare – Mörderische Träume (A Nightmare on Elm Street, 1984) oder Chucky – Die Mörderpuppe (1988).

Im Stil der 80er: Statisten eines Zombie-Films während des Drehs von Meat Market 3 (2006).

Besonders durch die Etablierung des Heimvideo-Marktes wuchs parallel zum Mainstream des Unterhaltungskinos ein immer größer werdender Underground-Markt für Horrorfilme an, der im B-Movie-Bereich seit dem überraschenden Erfolg von Romeros Dawn of the Dead zu einer geradezu überwältigenden Schwemme von mitunter äußerst brutalen, oft ausschließlich an Ekeleffekten orientierten Splatterfilmen führte. Unzählige, meist mit wenig Aufwand und Einfallsreichtum gedrehte Filme etablierten die an der Ästhetik der Zombiefilme Romeros orientierte Genre-Abart des Gore-Films, der sich vor allem durch explizite und ausgedehnte Zurschaustellung körperlicher Gewalt, zerstörter Körper und hervorquellender Gedärme auszeichnet. Beispiele für den Zombiefilm der 80er Jahre sind Bruno Matteis Die Hölle der lebenden Toten (Hell of the Living Dead, auch: Virus, 1980) oder Umberto Lenzis Großangriff der Zombies (Nightmare City, 1980).

Oft verband sich das Horrorgenre auch mit den in den 60er und 70er Jahren aufgekommenen Stilmitteln des Exploitation-Films, der sich unter anderem durch eine oft reißerische Inszenierung von brutaler Gewalt, Folterungen und anderer Grausamkeiten auszeichnet. Dies zeigt sich insbesondere am Genre des Kannibalenfilms, das sich aus den Settings und Stilmitteln der Mondofilme der 60er Jahre entwickelt hatte und durch eine besonders extreme Darstellung von Splatter- und Gore-Effekten auszeichnete. Ihre an den Abenteuerfilm angelehnte Dramaturgie bezogen die Filme dieses Genres in der Regel aus dem Aufeinandertreffen von kannibalistischen Ureinwohnern und weißen Touristen, gelegentlich auch vermischt mit Elementen des Softpornos. Zwei der bekanntesten Filme dieses insgesamt recht kurzlebigen Genres, das nach einem Popularitätshöhepunkt um 1980 herum fast vollständig wieder von der Bildfläche verschwand, sind Ruggero Deodatos 1980 gedrehter Cannibal Holocaust (Nackt und zerfleischt) und Umberto Lenzis Cannibal Ferox (Die Rache der Kannibalen, 1981). Unter anderem die extremen Gewaltdarstellungen und oftmals realen Tiertötungen brachten die Kannibalenfilme sowohl in die Mediengewaltdebatten der 80er Jahre als auch auf die Indizierungsliste der BPJM.

Aus der Masse der unzähligen relativ unoriginell und meist aus kommerziellen Motiven heraus produzierten Splatter- und Gore-Filme der 80er Jahre ragte – neben ohnehin ernsthafteren Produktionen wie Romeros Day of the Dead (1985) oder Filmen wie Hellraiser (1987) – vor allem Sam Raimis Splatterfilm Tanz der Teufel (engl.: The Evil Dead, 1981) heraus, der trotz seines niedrigen Budgets zu einem Kultfilm des Genres avancierte. Verantwortlich dafür war nicht zuletzt die innovative und experimentelle, extrem subjektivierte Kameraführung, die teilweise sogar die Perspektive des bösen Antagonisten einnahm, den man gerade deshalb nicht zu Gesicht bekam. Zudem bestach der Film durch einen eigentümlichen selbstironischen Charme, ohne deshalb bereits zur Komödie zu werden. Der Erfolg von Tanz der Teufel brachte mehrere Fortsetzungen hervor, die jedoch trotz des erhöhten Budgets an den Erfolg des ersten Teils nicht mehr heranreichen konnten.

Die 1990er Jahre

Während der reine Splatter- und Gorefilm in den Videotheken weiterlebte, wurde der Kinoerfolg dieser Filme mit Splatter-Parodien wie Peter Jacksons Braindead (Neuseeland 1992) oder der dritte Teil der „Tanz der Teufel“-Reihe, Armee der Finsternis (USA 1993), zum Anfang der 1990er Jahre zunächst beendet. Dafür übernahm der erfolgreiche Psychothriller Elemente der Inszenierung von expliziter Gewalt und schaurigen Settings. Erfolgsfilmen wie Das Schweigen der Lämmer (USA 1991) und Sieben (USA 1995), die die Aufklärung von besonders abscheulichen Serienmorden zeigen, setzten dabei jedoch nicht ausschließlich auf Goreelemente sondern vor allem auf eine effektive Inszenierung, die die meisten Schrecken allein in den Gedanken der Zuschauer entstehen ließen.

Mit Bram Stoker’s Dracula (USA 1992) von Francis Ford Coppola und Mary Shelleys Frankenstein (UK, J & USA 1994) wurden in den 1990er auch erfolgreich die Kreaturen der Gothic Novel wiederbelebt. Wie bereits die Titel andeuten bezogen sich diese Verfilmungen jedoch nicht alleine auf die filmische Tradition dieser Figuren sondern sie versuchten sich in einer werkgetreuen Umsetzung der Orginalstoffe, die mit Starschauspielern und umfangreicher Ausstattung verfilmt wurden. Weitere Variationen der klassischen Figuren folgten in Filmen wie Interview mit einem Vampir (USA 1994) und Mary Reilly (USA 1996).

Mit Scream (USA 1996) fand das Subgenre des Slasherfilms erneut ein großes Publikum in den Kinosälen. Wes Cravens Film spielte vor allem mit der Kenntnis dieses Subgenres beim Zuschauer: Er lässt die Protagonisten über die Genreklassiker diskutieren und stellt die Regeln des Slasherfilms vor, um sie im Verlauf des Filmes immer wieder zu bestätigen oder zu brechen. Zwei erfolgreiche Fortsetzungen und auch Serien wie Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast (USA 1997), Düstere Legenden (USA 1998) und Final Destination (USA 2000) folgten, die meist ebenso Rückbezüge auf die Klassiker des Genres enthielten.

Aktuelle Entwicklungen

Ein großer Teil des im neuen Jahrhundert kommerziell wieder erfolgreichen Horrorfilms war von Hommagen und Remakes sowohl amerikanischer als auch asiatischer Filme geprägt. An amerikanischen Horrorfilmen wurden dabei vor allem die Filme der 70er und 80er Jahre wiederverwertet – Beispiele dafür sind Michael Bay’s Texas Chainsaw Massacre (2003) und The Hills Have Eyes (2006) von Alexandre Aja, der zuvor bereits durch den Slasherfilm High Tension (Haute Tension, 2001) bekannt wurde. George Romeros Dawn of the Dead von 1978 erfuhr gleich zwei Neufassungen: einmal in dem rasant inszenierten Remake von Zack Snyder, Dawn of the Dead (2004), das andere Mal in der Horror-Parodie Shaun of the Dead aus demselben Jahr. Der asiatische Horrorfilm fand durch den Videoverleih und amerikanische Remakes ein internationales Publikum. So wurden u. a. erfolgreiche japanische Filmserien wie Ringu (1998) und Ju-on (2000) als Ring (2002) und The Grudge (2004) neu verfilmt.

Mit dem Zusammentreffen der beiden Figuren Freddy Krueger aus der Nightmare-Reihe und Jason Voorhees aus der Freitag der 13.-Reihe in dem Film Freddy vs. Jason (2003) wurden im Zeichen des Franchise zudem Filmreihen der 80er Jahre fortgesetzt. Auch die Halloween-Reihe wurde mit Halloween: Resurrection (2002) weiter am Leben erhalten. Fortgesetzt wurde auch die Tradition des Slasherfilms: Nachdem die für die Wiederbelebung des Genres verantwortliche Scream-Reihe mit Scream 3 (2000) abgeschlossen wurde, versetzten zahlreiche Filme, etwa Wrong Turn (2003), wieder Teenager in Todesgefahr. Am Stil der 70er und 80er orientierten sich ultraharte Filmemacher wie Rob Zombie, James Wan, Eli Roth und unter anderem auch Leigh Whannell mit Filmen wie Haus der 1000 Leichen (2003), Saw (2004) oder Hostel (2005). Die Prognosen Michael Hanekes dürften sich insofern bewahrheitet haben (Funny Games, Ö 1997).

Mit dem bereits 1999 gedrehten The Sixth Sense und The Others (2001) wurde aber auch der Geisterfilm neu belebt. Neben dem vielbeachteten Remake von Dawn of the Dead ging das neue Jahrtausend außerdem mit weiteren erfolgreichen Zombiefilmen einher: 28 Days Later (2002) und die Videospielverfilmung Resident Evil (2002) brachten den Zombiefilm wieder an die Spitzen der Kinocharts. „Altmeister“ George A. Romero setzte 2005 seine Zombie-Reihe mit dem Film Land of the Dead fort, der die Untoten hier als intelligente und mit Bewusstsein begabte Akteure inszeniert, die als Ausgestoßene einen revolutionären Kreuzzug in eine der Metropolen der überlebenden, hinter Stacheldraht verbarrikadierten Menschen unternehmen.

Wirkungsforschung und Reglementierung

Horrorfilme rufen wie kaum ein anderes Filmgenre (ausgenommen vielleicht die Pornografie) zwiespältige Reaktionen und zum Teil deutliche Ablehnung hervor. So gelten Horrorfilme, vor allem in den blutigen Varianten des Splatter- und Gore-Films, vielen Rezipienten als geschmacklos, wenn nicht pervers oder krank („Einvernahme zwischen sadistischen Gleichgesinnten“, Vonderau[7]). Unabhängig von einer ästhetisch-künstlerischen, moralisch-sittlichen oder psychologischen Bewertung des Phänomens lässt sich allerdings feststellen, dass die Gewaltdarstellung ohne didaktische Komponente eine lange kulturelle Tradition besitzt. Gerade aufgrund ihrer Darstellung starker Affekte betrachtete der Philosoph Platon die Tragödie in der Politeia als staatsgefährdend und desorientierend. Platons Schüler Aristoteles versuchte sie gegen diesen Vorwurf in Schutz zu nehmen, indem er argumentierte, dass der Nachvollzug starker Emotionen eine Art Reinigung (Katharsis) bewirken könne (Poetik).

Auch heute noch gehen viele Wirkungstheorien entweder davon aus, dass der Zuschauer von bereits vorhandenen Aggressionen befreit werde („Katharsis-Hypothese“), oder dass er sich umgekehrt an Gewalt gewöhnt oder gar zu Gewalttaten angeregt werde („Konditionierungs-Hypothese“ bzw. Stimulus-Response-Modell). Die Beurteilung des Zusammenhangs von medialer und realer Gewalt ist jedoch in der Wissenschaft sehr umstritten, wie sich gegenwärtig auch an der ähnlich gelagerten Diskussion um sogenannte „Killerspiele“ beobachten lässt. Als gesellschaftlicher Konsens gilt, dass insbesondere jüngere Kinder Probleme haben, die Konfrontation mit medialer Gewalt adäquat emotional zu verarbeiten, auch wenn über die genauen Folgen diesbezüglich Uneinigkeit herrscht.

Die Darstellung von Gewalt im Film wird in nahezu allen Gesellschaften – jedoch mit recht unterschiedlicher Ausprägung – reglementiert und gegebenenfalls zensiert, teils weil sie an tief verankerte soziale Normen und Tabus rührt, teils weil man verhindern will, dass sich die Gewaltdarstellungen auf die Jugend negativ auswirkt. Deshalb werden einige Horrorfilme dem Publikum nur in gekürzten Fassungen und/oder unter bestimmten Altersbeschränkungen gezeigt. In Deutschland hat sich hierbei über die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) sowie die ähnlich funktionierende SPIO ein allgemeiner Kodex zur Abstufung von Altersfreigaben herausgebildet. Die meisten Horrorfilme sind in Deutschland erst ab 16 oder, in härteren Fällen, ab 18 Jahren freigegeben, um Minderjährige vor der emotional verstörenden und psychisch traumatisierenden Wirkung allzu brutaler filmischer Gewalt zu schützen.

Wenn ein Film als jugendgefährdendes Medium eingestuft wird, darf er nicht mehr offen vertrieben oder beworben werden und gilt dann als indiziert, d. h er darf Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nicht mehr zugänglich gemacht werden. Der einschlägige Gesetzesparagraf, der in solchen Fällen zur Anwendung kommt, ist in Deutschland §131 des Strafgesetzbuches, der den Straftatbestand der „Gewaltdarstellung“ bzw. genauer der Gewaltverherrlichung oder Gewaltverharmlosung regelt. Vertrieb und Weitergabe indizierter Filme an Minderjährige können strafrechtlich verfolgt und mit Freiheitsstrafen von bis zu einem Jahr belegt werden.

Die gelegentlich kritisierte Praxis der Kürzung, Indizierung – in Deutschland über die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien organisiert – und gegebenenfalls Beschlagnahmung – in Deutschland durchgeführt durch die Staatsanwaltschaften – von Horrorfilmen dient vor allem dem Jugendschutz, ist jedoch naturgemäß stark umstritten.

Literatur

  • Georg Seeßlen und Fernand Jung: Horror. Grundlagen des populären Films. Marburg: Schüren 2006. ISBN 3-89472-430-7
  • Hans. D. Baumann: Horror. Die Lust am Grauen. Weinheim: Beltz 1989. ISBN 3-407-85096-4
  • Jan C. L. König: Herstellung des Grauens. Peter Lang, Frankfurt am Main 2005. ISBN 3-63154-675-0
  • Norbert Stresau: Der Horror-Film. Von Dracula zum Zombie-Schocker. München: Heyne 1989. ISBN 3-453-86098-5
  • Ronald M. Hahn/Rolf Giesen/Volker Jansen: Das neue Lexikon des Horrorfilms. 2000 Filme von Dracula bis Monster AG, von Freitag der 13. bis Scream. Alles über die dunkle Seite des Kinos. Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf 2007. ISBN 3-89602-507-4
  • Ursula Vossen: Horrorfilm. Stuttgart: Reclam 2004. ISBN 3-15-018406-1
  • James Marriott & Kim Newman: Horror, Meisterwerke des Grauens von Alien bis Zombie. Tosa Verlag 2006. ISBN 978-3-85003-154-7

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Hans. D. Baumann: Horror. Die Lust am Grauen. Weinheim: Beltz 1989, S. 109.
  2. Vonderau, S. 138.
  3. Vonderau, S. 136 FN 13. Vonderau, S. 140 f.
  4. Vonderau, S. 142.
  5. a b Marcus Stiglegger: Die Stunde, wenn Dracula kommt. In: Ursula Vossen: Filmgenres: Horrorfilm. Stuttgart: Reclam 2004, S. 153–156. ISBN 3-15-018406-1.
  6. Patrick Vonderau: „In the hands of a maniac“ – Der moderne Horrorfilm als kommunikatives Handlungsspiel. In: montage/av 11/2/2002. 2002, S. 135 f. Abgerufen am 19. Februar 2009. (PDF, in Anlehnung an John Landis)
  7. Vonderau, S. 143.

Weblinks


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